Die Spiele sind eröffnet. Mit einer Rede voller Höhen (wo er Anekdoten erzählte) und Tiefen (wo er über seine Forschung berichtete) hat Chemie-Nobelpreisträger und AAAS-Präsident Peter Agre am Donnerstagabend den Startschuss für das AAAS-Jahrestreffen in San Diego gegeben. Doch noch bevor das erste Symposium startet, stehen die Teilnehmer vor einer großen Herausforderung.

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Das futuristische Convention Center von San Diego: Ort der AAAS-Jahrestagung 2010 (Foto: Stirn)

Die lautet: Was in diesem Wust von Wissenschaft soll ich mir wann anhören. Und das ist gar nicht so einfach, wie allein schon die nackten Zahlen zeigen:

  • 147 Symposien (ich übernehme die Zahl jetzt mal ungeprüft aus der Pressemitteilung) verteilen sich auf die dreieinhalb Tage. Manche sind eineinhalb Stunden lang, andere drei, einige gehen den ganzen Tag. Knapp 20 parallel stattfindende oder sich überschneidende Sessions sind keine Seltenheit.
  • Hinzu kommen gut 30 Pressekonferenzen, die einem völlig anderen Rhythmus folgen als die Symposien.
  • Vier Pressefrühstücke, unzählige Mittagessen, Empfänge und eine Handvoll Partys wollen besucht werden.
  • Ach ja, Zeit zum Bloggen und vor allem zum Schreiben sollte auch noch gefunden werden, schließlich muss man als Freiberufler dieses Abenteuer auch irgendwie refinanzieren.
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Man gibt sich vielsprachig, schließlich ist das hier Südkalifornien (Foto: Stirn)

Und dann die großen Fragen:

  • Höre ich mir Vorträge an, von denen ich thematisch bereits eine Ahnung habe, um das Wissen zu vertiefen und bei der nächsten Geschichte mehr Hintergrundwissen zu haben. Oder gehe ich zu Symposien, die mir bislang thematisch völlig fremd waren – schließlich will man ja seinen Horizont erweitern?
  • Höre ich mir Vorträge an, die mich wirklich interessieren? Oder gehe ich zu den Themen, die bei den Redaktionen wahrscheinlich auf großes Interesse stoßen werden. Wegen der Refinanzierung, aber das hatten wir ja schon. Und warum gibt es eigentlich keine Sessions, auf die beide Punkte zutreffen?
  • Höre ich mir nur die Pressekonferenzen an, schließlich reicht das ja für einen schnellen, unbefriedigenden Artikel. Oder die ganzen dreistündigen Sessions, für eine schöne hintergründige Geschichte? Oder im Idealfall beides? Nur wo bleibt dann die Vielfalt?

Erfahrene AAAS-Gänger empfehlen, im Voraus für jeden Tag einen genauen Plan zu machen. Der geschätzte Kollege C. hat vorhin während der Tiefen der präsidentiellen Ansprache zum Beispiel seine Termine für morgen fein säuberlich herausgesucht.

Ist irgendwie nicht mein Ding. Ich lasse mich auf so Konferenzen lieber treiben. Schaue mal hier und mal da rein, bleibe dort länger, wo es gerade interessant ist, oder verlassen öde Vorträge auch früher. Kann mitunter etwas stressig werden und ist auf den ersten Blick vielleicht unbefriedigend, aber hat bislang immer funktioniert. Und von der Angst, irgendwo etwas Wichtiges zu verpassen, muss man sich einfach lösen. Das lässt sich einfach nicht vermeiden. Das zeigen allein schon die nackten Zahlen.

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