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Morgen fliege ich nach Saudi-Arabien. Ich bin zu einem Symposium an die King Abdullah University for Science and Technology (KAUST) eingeladen und gebe dort einen Vortrag über meine aktuelle Forschung. Ein Freund von mir, UIi Stingl, ist dort Professor für Meereswissenschaften.


Die KAUST wurde vor neun Monaten eröffnet, sie ist buchstäblich ein Milliardenprojekt. Die Uni liegt rund 80 Kilometer nördlich von Jeddah, direkt am roten Meer. Freie wissenschaftliche Forschung in einem Land, das von Religionswächtern und eingeschränkten Menschen- und Freiheitsrechten geprägt ist? Es geht offenbar – hinter hohen Mauern auf einem 36 Quadratkilometer grossen Campus und mit politischer und finanzieller Unterstützung der Königs.

Man kann Saudi-Arabien nicht ohne weiteres bereisen. Der Tourismus beschränkt sich auf Pilgerreisen nach Mekka. Um ein Visum zu erhalten brauch man eine offizielle Einladung. Desweiteren ist die Kommuniaktionspolitik der KAUST – um es vorsichtig auszudrücken – eher konservativ. Ich kenne keinen Journalisten, der vor Ort berichtet hat. Sabrina Metzger, Doktorandin für Geowissenschaften an der ETH Zürich, war für einige Zeit an der KAUST und hat in einer Artikelserie ein paar Eindrücke geschildert:

In the Company of King Abdullah
KAUST – The new paradise for researchers?
Through the eyes of a European woman
Saudi-Arabia – rough diamond for tourists
Back in cold Zurich again

Die Pressefreiheit gehört zu den eingeschränkten Rechten in Saudi-Arabien. Ich hoffe, ich komme in den vier Tagen and der KAUST überhaupt dazu, hier zu berichten. Wahrscheinlich wird weniger über Land und Leute dabei sein, als über die Forschungsbedingungen und das Leben auf dem Campus. Ich lande morgen Abend in Jeddah und werde noch vor der Einreise von Offiziellen der Universität in Empfang genommen.

Je nach dem wie lange die Einreisemodalitäten dauern, kann ich bei vorhergesagt über 40ºC in einem hoffentlich klimatisierten Raum das Fussballspiel gegen Ghana anschauen. Bei einem frisch gepressten Saft anstelle eines frisch gezapften Biers.

jeddah weather.jpg

Kommentare (9)

  1. #1 Ulrich
    22. Juni 2010

    Ich kann nur sagen: Ich freue mich auf einen Bericht. Mich würde ja interessieren, wer dort aller studiert, welche Bedingungen dort vorherrschen (in wissenschaftlicher Hinsicht als auch abseits davon) usw.
    Ich denke, Saudi Arabien ist ein Schlüsselland und daher wäre es wichtig, dass dieses Land vorwärts kommt. (d.h. weniger Religion, mehr Bildung)

  2. #2 david
    23. Juni 2010

    Hallo Tobias

    sei mir nicht böse, aber Saudi-Arabien geht gar nicht und Deine Reise wird an diesem schon verharmlosend gesagt “Unrechtsstaat” nichts ändern 🙁

    https://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/thomas_m_eppinger_das_land_meiner_traeume/

    auch nett 🙁

    https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,695181,00.html

  3. #3 david
    23. Juni 2010

    bitte verstehe mich nicht falsch, ich möchte Dich nicht verurteilen!

  4. #4 anonymous
    23. Juni 2010

    @david
    Solange er nur jeden der sich fuer Forschung ueber sicherere Impfungen einsetzt mehr oder weniger versteckt als Moerder an unschuldigen Kindern verunglimpft, solange ist er doch auf unserer Seite, und solche Engel haben einen Freischein und koennen sich auch von solchen Regimen kaufen lassen – er wird schon einen guten Grund finden.

  5. #5 soph
    23. Juni 2010

    Ich las vor einiger Zeit einen journalistischen Bericht (oder ein Blog?), den ich jetzt nicht mehr finde, über einen Besucher der KAUST. Damals war sie wohl noch ganz am Anfang, jedenfalls klang aber durchaus Repression auch innerhalb des KAUST-Campus durch (“keiner der dort beschäftigten Forscher will sich offiziell oder inoffiziell zur KAUST äußern”).

    Ich persönlich würde tatsächlich nie an der KAUST forschen, vor allem wohl weil ich eine Frau bin (und vielleicht ist auch ein bisschen “die Trauben sind zu sauer ” dabei, weil ich wohl auch nie eingeladen würde). Für ein paar Tage besuchen aber wohl schon 😉 .

    Ich glaube auch nicht an den langfristigen Erfolg dieser Einrichtung. Zum einen, weil kein Transfer des Wissens oder der gesellschaftlichen Einstellungen ins umliegende Land stattfinden wird. Der Militärstützpunkt Guantanamo Bay besteht seit Jahrzehnten in Kuba, und das Land runderherum ist weder demokratischer noch kapitalistischer geworden (na gut, bei der Demokratisierung ist der Stützpunkt ja auch wirklich kein Vorbild) …

    Andererseits denke ich, dass zu wirklich erfolgreicher Forschung egalitäre, demokratische Strukturen notwendig sind, sowie der Wille zu harter Arbeit. Beides scheint laut oben genannten Berichten von Sabrina Metzger nicht explizit gefördert zu werden… Da hilft es meiner Meinung nach auch nicht, Spitzenforscher zu verpflanzen.

    Aber es wird auf jeden Fall interessant, das die nächsten paar Jahre oder Jahrzehnte zu beobachten.

  6. #6 Marie
    23. Juni 2010

    David, ich denke nicht, dass Tobias mit seiner Teilnahme an einem Symposium in Saudi-Arabien einen „Unrechtsstaat“ (Zitat), ändern will und kann. Wo ist aus seinem Beitrag ein solches Motiv der Reise erkennbar?

    Anonymous, Tobias referiert dort seine Arbeit; worauf gründet deine Vermutung, dass er sich dafür hat/wird (möglicherweise gar politisch!) „kaufen“ lassen?

    Ich finde deinen Kommentar aber so was von abartig!

  7. #7 Torben
    23. Juni 2010

    david und anonymous,
    hab 2005 an einer Tagung in New Orleans meine Doktorarbeit über marine Mikroorganismen präsentiert und wurde über ein Stipendiaten-Programm amerikanischer Sponsoren dieser Tagung finanziert.
    Mein großartiger Plan, durch meinen Vortrag die damalige Bush-Administration zu stürzen, ist leider gescheitert. Wahrscheinlich habe ich mich von den falschen Leuten “kaufen” lassen. Ach ja, und gegen die Todesstrafe in den USA konnte ich auch nichts ausrichten……ihr beiden seid so wizig….herrlich!!

  8. #8 Torben
    23. Juni 2010

    ich wollt eigentlich was ganz anderes schreiben…
    Tobias, ich bin gespannt auf deine Erfahrungen – so geschafft 🙂

  9. #9 Mekka-Pilgerfahrt
    20. Dezember 2012

    Ergänzend zum Artikel noch der Hinweis, dass Mekka und Medina nur Muslimen offen stehen. Also Tourismus im “westlichen” Sinne gibt es eigentlich gar nicht, nur Pilgerreisen. Siehe auch https://www.arabien.org/mekka dazu.