Und das meine ich weder ironisch, noch mit jendem anmaßend-trotzigen Stolz, mit dem an sich unhaltbare Positionen gern verteidigt werden. Ich lasse Frauen den Vortritt, helfe ihnen in den Mantel, biete Schwangeren meinen Platz in der U-Bahn an, halte meiner Frau die Autotür auf und trage selbstverständlich die schwereren Einkaufstaschen. Ich tue das nicht, weil ich Frauen für unfähig oder zu schwach halte, sondern weil ich es so gelernt habe. Zu meiner Zeit nannte man das schlicht “Höflichkeit” oder “gutes Benehmen”. Doch das ist, wie ich selbst weiß, ziemlich altmodisch – es fällt unter die Kategorie des “benevolent sexism”, des wohlmeinenden Sexismus.

Ehrlich gesagt, bis vor Kurzem hatte ich von dieser speziellen Form des Sexismus noch nicht mal gehört; auch die Kategorien “moderner Sexismus” und “Neosexismus” waren mir zwar von den Geisteshaltungen, die sie beschreiben, durchaus bekannt – die Nomenklatur kannte ich jedoch noch nicht. Sexismusforschung ist allerdings nicht mein Gebiet, obwohl ich nicht nur anerkenne, sondern aus tiefer Überzeugung unterstütze, dass Gleichstellung und Gleichbehandlung der Geschlechter ein unmittelbar wichtiges Lern- und Erziehungsziel ist.

Ich sollte vielleicht mal verraten, warum mir solche Gedanken überhaupt durch den Kopf gehen: In der aktuellen Ausgabe von Psychology of Women Quarterly ist ein Paper mit dem Titel Seeing the Unseen: Attention to Daily Encounters With Sexism as Way to Reduce Sexist Beliefs erschienen (das zumindest aktuell auch als Pdf frei verfügbar ist, darum verlinke ich es mal <hier), das sich vor allem mit dem Problem beschäftigt, dass es bei Männern – im Gegensatz zu Frauen – nicht genügt, ihren Blick für die alltäglichen Sexismen zu schärfen; Verhaltensanpassung sind um so wahrscheinlicher, je mehr Männer dazu bewogen werden können, sich auszumalen, welche Gefühle und Reaktionen dieses Verhalten bei Frauen auslöst.

Doch während diese Bewusstmachung bei modernem Sexismus (= die Überzeugung, dass sexstische Verhaltensmuster heute keine Rolle mehr spielen, etwa: “Heute ist das doch längst kein Problem mehr”) und Neosexismus (= das Ablehnen von Maßnahmen gegen Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts, also: “Dieser ganze Gleichberechtigungskram geht mir gegen den Strich!”) einen gewissen, korrigierenden Effekt zeige, sei der wohlmeindende Sexismus (der Frauen als besonders schützenswert, damit aber auch als dem Mann nicht ebenbürtig ansieht und dadurch zu ihrer Benachteiligung beiträgt) schwerer zu bewältigen – nicht zuletzt, weil er ja in positive Gesten verpackt daher kommt: Die Autorinnen Janet Swim und Julia Becker gehen davon aus, dass Männer “mit geringerer Wahrscheinlichkeit die schädlichen Implikationen des wohlmeinenden Sexismus erkennen, was die Vermutung nahelegt, dass der positive Tonfall solcher Vorfälle deren fundamentalen Sexismus überdeckt.”

Bis hierher würde ich kaum zu widersprechen wagen – vorausgesetzt, dass die “schädlichen Implikationen” tatsächlich nachweisbar sind und nicht einfach automatisch postuliert werden. Diese Unterscheidung jedenfalls würde ich – als sich outender “wohlmeinender Sexist”, der allerdings alle Schuld auf seine jahrzehntelange soziale Konditionierung schiebt – doch machen wollen. Denn es ist eine Sache, einer Frau seinen Platz im Bus anzubieten, eine ganz andere, zu verkünden, dass “meine Frau es nicht nötig hat, zu arbeiten” und ihr damit sehr deutlich den Platz am heimischen Herd zuweisen will. Und auch Frauen werden zugeben, das es ein Unterschied ist, ob Mann ihnen die Wünsche an den sprichwörtlichen Augen abliest (meist ist es eher ein sorfältiges Einfühlen, dass diese unausgesprochene Wunscherfüllung ermöglicht), oder ob er einfach über ihre Köpfe hinweg entscheidet, was “das Beste” für sie sei – und wenn’s nur das Hauptgericht auf der Restaurant-Speisekarte wäre.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin mir sicher, dass es diesen innerlich herablassenden, gönnerhaft verniedlichenden Sexismus gibt, und dass er in seiner diskriminierenden Wirkung den anderen Sexismen in nichts nachsteht. Das Problem ist, dass er erstens schwerer zu definieren ist, zweitens aber nicht kategorisch nur auf die Benachteiligung der Frau zu beschränken ist. Wenn mich eine Kollegin als den einzigen Mann im Betrieb bittet, die Bilderrahmen in ihrem neuen Büro aufzuhängen, weil man(n) dazu eine Schlagbohrmaschine braucht (die ich auch erst beim Baumarkt ausleihen muss) – bin ich dann wohlwollend sexistisch, wenn ich dieser Bitte nachkomme? Oder nur kollegial höflich? “Frauen und Kinder zuerst” mag zwar eine antiquierte Ritterlichkeit ausdrücken – aber eine Benachteiligung der Frauen ist darin nicht unbedingt zu erkennen. Und einer Dame am Taxistand – oder, wie in New York üblich, beim Taxiwinken auf der Straße – den Vortritt zu lassen, wird von jener (vor allem, wenn’s regnet) gewiss auch nicht in jedem Fall als herabwürdigend empfunden. Nicht jede Sonderstellung der Frau ist zwingend schon ein Verstoß gegen die Gleichstellung. Und soziale Umgangsformen dienen nicht nur der Feststellung von Rangordnungen.

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Kommentare (100)

  1. #1 Hendrik
    14. Juni 2011

    Den letzten Absatz finde ich sehr spannend: hier kommt nämlich gleichermaßen Sexismus zum tragen (Generalisierte Annahme: Mann hat ja immer eine Bohrmaschine und weiß damit umzugehen)
    Erschwerend kommt zu alledem noch hinzu, dass es ja durchaus auch Frauen gibt, die eben diese Verhaltensweisen für gegeben, wenn nicht gar notwendig betrachten. Diese bilden dann das andere Extrem gegenüber Extrem(istischen) Feminist_innen (die sich tatsächlich beschweren wenn man ihnen an der Tür den Vortritt lässt). Alles in allem ein sehr interessantes, sehr komplexes Thema, das im sog. Geschlechterkampf leider allzu rasch (von allen Beteiligten) auf Allgemeinplätze niedergeschlagen wird, um einen Punkt zu machen.

  2. #2 Grundumsatz
    14. Juni 2011

    Wenn mich eine Kollegin als den einzigen Mann im Betrieb bittet, die Bilderrahmen in ihrem neuen Büro aufzuhängen, weil man(n) dazu eine Schlagbohrmaschine braucht[…]

    Interessantes Beispiel. Wenn man das als Sexismus definiert, dann geht er eindeutig von der Frau aus. Darin besteht einer der großen Widersprüche des Feminismus (bzw. der Gleichberechtigung): Wenn es der Frau nützt, dann nimmt sie derlei “Sexismus” durchaus wohlwollend hin.

    Andererseits wäre sie wohl schwer beleidigt wenn man sie bitten würde, mal eben das Büro zu putzen, weil sie ja die einzige Frau im Betrieb ist.

    Das es Grenzen zwischen, sagen wir mal, Galanterie oder Höflichkeit und Sexismus gibt, ist klar. Die Dekonstruktion jeglicher Unterschiede zwischen den Geschlechtern ist aber auch keine Lösung.

  3. #3 brody
    14. Juni 2011

    wirklich wunderbarer letzter Absatz – was wohl auch an den schwindelmachenden Absätzen davor liegt.

    (… nebenbei, genau aus den genannten Gründen habe ich mich mal geweigert, in einer WG ein Loch in eine Wand zu bohren – was damit quittiert wurde, einen Holzbohrer zu verwenden, der dann konsequent an einem verdeckt veputzten Stahlträger abgearbeitet wurde)

    Gibt es eigentlich auch die Möglichkeit, das sich Frau durch “wohlmeinenden Sexismus” geschmeichelt fühlt, wenn man(n) ihr auf zivilisierte Weise signalisiert, ihr “Geschlecht” wahrzunehmen.
    In gewisser Weise schmerzt es ja Mann wie Frau, ihrem Geschlecht nach nicht wahrgenommen zu werden um nicht zu letzt dann daraus zu schliessen, dem “Geschlecht nicht gerecht zu werden”.

  4. #4 Wurgl
    14. Juni 2011

    Uns Männern bleibt noch ein letztes Rückzugsgebiet wo wir unseren wohlmeinenden Sexismus ungestört ausleben dürfen: Beim Fluchen in einer Männerrunde. Deshalb wohlmeinender Sexismus, weil in Anwesenheit von Frauen dieses Fluchen in ein leises Knurren mutiert.

    Übrigens sind auch Frauen sexistisch. So wie die Dame an einem Schalter einer australischen Autoverleihfirma, die besonders intensiv im (internationalen) Führerschein meiner Tochter herumgeblättert hat als sie lesen durfte, dass Töchterlein mit ihren 55kg Lebendgewicht auch 40-Tonner mit Hänger fahren darf. (Besonders intensiv laut Aussage einer australischen Bekannten die sie begleitet hatte, den laut deren Aussage gucken die üblicherweise nur ganz kurz drauf.)

  5. #5 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    Klar, es gibt den gutmeinenden jovialen “Sexisten”, der bspw. die Frauenquote will, im Arbeitsleben Minder-, Mangel- und Fehlleistungen weiblicher Untergebener bestmöglich übersieht und – an und für sich vernünftig – aufsteht und Damen Platz macht, wenn es eng wird mit den Sitzgelegenheiten. Es darf auch aufgestanden werden, wenn eine Dame den Raum betritt. – All das kann als Sexismus verstanden werden – ist es aber aus Sicht des Schreibärs dieser Zeilen natürlich nicht, denn der Sexismus setzt neben einer Andersbehandlung die Zuweisung eines anderen Werts voraus. Diskriminieren, also unterscheiden, tut dies nicht und ist somit OK – auch wenn die Soziologen der letzten 40 Jahre ziemlich viel getan haben um sinnvolles Unterscheiden, nun, zu diskriminieren.
    Man darf den Brüdern (und natürlich auch Schwestern, huch!) natürlich nicht glauben; glaubte man ihnen, bestände die Gesellschaft nur noch aus X-Isten.

    HTH
    Dr. Webbaer

  6. #6 YeRainbow
    14. Juni 2011

    nennt es doch einfach beim Namen: Vorurteil.

    Vorurteile beruhen auf ungeprüften Vorannahmen, die mitunter zutreffen (können), mitunter auch nicht.
    Da muß man dann schon genauer hingucken.

    Einer SChwangeren einen Sitzplatz anzubieten ist kein vorurteil (ihr Körper leistet SChwerstarbeit). Für eine Kollegin die Bohrmaschine auszuleihen, um sie zu entlasten, ist VIELLEICHT eine Entlastung, weil sie nach Feierabend zu ihren Bratzen nach Hause muß. Kann schon sein, sie hat begrenzte Ressourcen.

    Einem erwachsenen Menschen die Tür aufzuhalten KANN herablassend sein, wenn er sich herabgesetzt fühlt. Einzelfall- schwer kalkulierbar.

    ist halt n hierarchisches Ding.
    Individuen, die sich für “hierarchisch hochstehend” halten, sind nicht bereit, von hierarchisch-niedrigen Personen “Hilfe” geleistet zu bekommen.

    Verhaltensbiologisch völlig normal.

  7. #7 Christian Reinboth
    14. Juni 2011

    Stelle beim Lesen des Textes fest, dass ich offenbar nicht nur ein “wohlmeinender Sexist” bin, weil ich im Zug natürlich jederzeit für eine Schwangere aufstehen würde, sondern auch noch ein “Neosexist”, weil ich gerade im Zusammenhang mit Quotierungssystemen schon so viel Unsinn erlebt habe, dass ich schon reflexartig zurückzucke, wenn das Thema irgendwo auf den Tisch kommt. Bezeichnenderweise habe ich noch nie erlebt, dass es wegen “wohlmeinender” (wohl eher “höflicher”) Behandlung Beschwerden gab…

  8. #8 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    @Reinboth
    Wichtich ist halt zu verstehen, dass die Andersbehandlung anderer auf Grund der Gruppenzugehörigkeit an sich nicht -istisch ist und auch nicht sein kann. – Erst die Zuweisung eines Wertes macht das Istische und Verwerfliche bzw. besser: ist eine notwendige (vs. “ausreichende”) Bedingung hierfür.

    Just for the record, manche kommen hier mit dem Artikel 3, §3 des GG durcheinander. – So weit, dass jeder für sich bundesdeutsche Staatspflichten persönlich zu übernehmen hat ist es zum Glück aber noch nicht, lol.

    MFG
    Dr. Webbaer

  9. #9 Irene
    14. Juni 2011

    Ich bin eine gleichberechtigte Frau und halte es trotzdem für rüpelhaft, wenn mir jemand die Tür auf den Kopf fallenlässt oder in der Straßenbahn für Schwangere nicht aufsteht. Im Gegenzug halte ich auch Männern die Tür auf (eine Selbstverständlichkeit für mich) und biete ihnen in der Straßenbahn einen Sitzplatz an, wenn ich sehe, dass sie das nötiger haben als ich (wegen eines Gipsbeins, zum Beispiel).

    Am schlimmsten finde ich übrigens jene Sorte von jovialen Mannsbildern, die sich einen Spaß daraus machen, mit Hinweis auf die Gleichberechtigung zuzusehen, wie frau sich mit schweren Lasten o.ä. abmüht.

  10. #10 miesepeter3
    14. Juni 2011

    @Jürgen Schönstein

    Weiter so – wenn Höflichkeit gegen Männer ok ist, kann sie gegenüber Frauen nicht sexistisch sein. Wer das anders sieht, wäre wohl gerne sexistisch, traut sich aber nicht.

  11. #11 Thomas J
    14. Juni 2011

    @Webbi

    Wenn Sie mir doch mal erklären würden, was es für Gründe geben könnte, dass Männer den Frauen und nicht Menschen anderen Menschen die Türe aufhalten sollten…

    Ohne Begründung, wird mit so einer Handlung automatisch gewertet.

  12. #12 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    @miese
    “Höflichkeit” ist natürlich schon ein zweifelhaftes Konzept, nein, es geht aus Sicht des Schreibärs dieser Zeilen einerseits um rein praktische Erwägungen (“Männchen oft stärker.”, “Junger oft stärker als Älterer”, “Dicker oft langsamer als Schlanker.” etc.) und ander(er)seits um die gute alte Tradition, a.k.a. Stil, nichts schlechtes an sich, nichts Istisches; vielleicht tradiert, aber eben oft noch da. – Wer hier Probleme entwickelt und die Menschen (oder Bären) in istische Schubladen packt, hat die Welt nicht verstanden.

    MFG
    Dr. Webbaer

  13. #13 Thomas J
    14. Juni 2011

    @Webbaer

    ach so… weils Tradition ist, am Tisch aufzustehen, wenn die frisch gepuderte Dame vom Abörtchen zurückekehrt…

    klar, Tradition ist cool, bärenmässig cool sogar.

  14. #14 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    @Thomas J
    Wenn Sie Ihre Einwände in verständliche Wortwahl gießen könnten, stände Dr. W womöglich gerne bereit auszuhelfen; so allerdings bleibt die Einwandsbehandlung offen und unscharf. – Zum Türenaufhalten vielleicht noch: Es ist physikalisch einfacher eine Türm geöffnet zu halten als sie zufallen zu lassen und von einem Folgenden wiederum öffnen zu lassen. Die zusammen geleistete Arbeit wäre geringer beim Offenhalten.

    Das mit der Höflichkeit (vs. Freundlichkeit) ist verstanden worden?

    MFG
    Dr. Webbaer

  15. #15 miesepeter3
    14. Juni 2011

    @Dr.Webbaer

    Ich halte, wenn die Situation es möglich macht, auch jüngeren männlichen Türnutzern dieselbe auf, auch wenn diese stärker schlanker oder sonstwas sind. Ich halte das 1. für höflich und 2. für praktisch. Würde das so auch bei einem weiblichen Türnutzer aus den gleichen Gründen so halten.

  16. #16 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    @miese
    Loge!, Sie machen’s aber aus Freundlichkeit und aus den oben beschriebenen Erwägungen heraus, auch die gute alte Tradition mag hier hineinspielen, Sie machen’s aber nicht, weil Sie höflich, somit im Wortsinne reaktionär und feudalistisch sind. Fürwahr!, Kleinigkeiten, aber eben doch in diesem stark ideologisierten Kontext möglicherweise erwähnenswert. Oder auch nicht.

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich nun langsam ausklinkt)

  17. #17 Bullet
    14. Juni 2011

    Was ist eigentlich in meiner Kindheit schiefgegangen, wenn ich Männern UND Frauen die Tür aufhalte? Und werde ich als “wohlmeinender Sexist” gebrandmarkt, wenn ich dabei beobachtet werde, wie ich einer Frau die Tür aufhalte, weil der* Beobachter leider nicht merkt, daß ich 10 Sekunden später auch einem Mann die Tür aufhalte?
    An Rainbow anknüpfend: für mich ist “dick schwanger” und “nur ein Bein” gleichermaßen hilfemotivierend, aber ich nehme auf Frauen ihres Geschlechtes wegen nur ungerne “Rücksicht”. Das hat auch einen Grund: zu oft hörte ich Klagen der Damen, daß sie die Galanterie der Herren vermissen, die noch vor wenigen Jahrzehnten so schön und auch üblich war, und daß die Kerle mal wieder Benehmen lernen sollten. (Überflüssig zu erwähnen, daß genannte Damen deutlich unterhalb der 30er-grenze herumwackeln, oder?)
    Und … war jemals irgendeine Frau ähnlich höflich zu mir? Dieser Rollenkrempel widert mich eh an – aber wer seines Geschlechtes wegen von mir etwas fordert, der hat schlechte Karten.

    @Jürgen: nicht falsch verstehen. Du darfst Radhelm tragen, und du darfst Frauen die Tür aufhalten und diese dann dem Kerl dahinter vor den Kopp knallen lassen (auch wenn du das so weder gesagt noch gemeint hast *g*). Ich für mich mußte Erfahrungen machen, die mir besonders freundliche Handlungen Frauen gegenüber, lediglich weil sie Frauen sind, unmöglich machen. Da ist natürlich auch eine Portion Sturheit dabei, keine Frage. Aber mit den richtigen Argumenten geht auch das. (Na los, das war ‘ne Steilvorlage. Macht schon!)

    *geschlechtsneutral

  18. #18 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    @bullet

    Und … war jemals irgendeine Frau ähnlich höflich zu mir?

    Könn’Se nicht erwarten bei diesem Auftreten. – Das besorgen dann wohl andere, Irgendwie muss der Laden denn aber doch weiterlaufen, wenn man nicht gänzlich auf Aussenmittel umstellen will.

    SCNR
    Dr. Webbaer

    PS: Das mit der Höflichkeit ist verstanden worden?

  19. #19 Helmut E.
    14. Juni 2011

    “Benevolent sexism” stützt sich tatsächlich auf Studien. Ich habe das Thema in Sozialpsychologie kennengelernt und kann mich dunkel an eine Studie erinnern in der Jobbewerberinnen vor einem Leistungstest geprimed wurden. Jene Bewerberinnen, die mit “wohlwollendem” Sexismus konfrontiert waren (z.B. keine Sorge, wenn sie als Frau mit diesen Aufgaben Probleme haben, ihre männlichen Kollegen werden dafür Verständnis haben), schnitten durchschnittlich schlechter ab, während feindseliger Sexismus teilweise sogar anspornend gewirkt hat. Es geht hier um erlernte Hilflosigkeit bzw. Attribution.

    Wenn man einer schwangeren Frau im Bus den Sitzplatz überlässt, hat das wohl nichts mit Sexismus zu tun. Der Frau die Autotüre aufzuhalten? Naja, in meinen Augen ein Grenzfall. Warum kann sie die nicht selbst aufmachen? Ist sie behindert? Zumindest wird es ihr damit tagtäglich suggeriert.
    Man sollte imho seinen Partner als gleichwertigen Menschen betrachtet, dann ist man auf der sicheren Seite und kommt gar nicht auf solche Ideen. Meine Frau kann selbst Autotüren öffnen oder Einkaufstüten tragen. Was auch wichtig ist, schliesslich bin ich sehr oft nicht vor Ort um das für sie zu erledigen.

  20. #20 Philipp G.
    14. Juni 2011

    Wenn man “political correctness” als Verhalten definiert, bei dem man jede(n) gleich behandelt, gleich welcher Subgruppe er nun angehört – sei es eine Ethnie, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion oder Geschlecht – dann durchbricht “wohlmeinender Sexismus” dieses Verhaltensmuster.

    Zumindest für mich ist das ganz klar Flirtverhalten, mit dem ich sage “es ist mir aufgefallen, das du weiblich bist, und du bist was besonderes für mich”. Und gerade in Partnerschaften ist das doch eine nette Art und Weise, über den ganzen Tag hinweg Aufmerksamkeit zu zeigen. Man muss nur drauf achten, das es nicht ermüdend wird, weder für einen selbst noch für die Partnerin.

  21. #21 Helmut E.
    14. Juni 2011

    @Phillip
    Mit dieser Definition stellt sich wieder die Frage “was ist weiblich”? Wenn man nicht selbst die Autotür öffnen kann? Das ist doch stigmatisierend.
    Man kann seiner Partnerin auch ohne Sexismus spüren lassen, dass sie weiblich ist.

  22. #22 KommentarAbo
    14. Juni 2011

  23. #23 WolfgangK
    14. Juni 2011

    Der ursprünglich von mir freudig begrüßte Umbruch vom “Heimchen am Herd” zur selbständigen gleichberechtigten Frau hat soviele Unsicherheiten in dem derzeitigen Geschlechter-Verhältnis geboren, dass deren Zusammenleben eigentlich nur noch verwundert. Es wird wohl noch Jahrzehnte dauern, bis es sich einigermaßen normalisiert hat. Um es derzeit auf einen einfachen Nenner zu bringen: wenn man einer Frau nicht die Tür aufhält, ist man ein Flegel oder Ignorant, tut man es doch, ist man sexistisch, wenn auch neuerdings wohlwollend. Die Erpressung duch solche emotionalen Zwickmühlen sind meines Erachtens auch ein Grund, warum man den Rest seines Lebens lieber als Single verbringt, auch wenn man nachts manchmal hochschreckt mit den Worten “So geht das nicht weiter!”. Zum Glück hört es aber niemand. Loriot hatte wohl doch recht, als er schrieb: “Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen!”

  24. #24 MisterX
    14. Juni 2011

    Oh mein Zeus, leute die mir mit sowas wie sexismus oder sonst irgend einer komischen Definition davon kommen haben schonmal eine extrem verzerrte Wahrnehmung, die nur auf Schubladendenken ausgerichtet ist.
    Es ist mir doch total schnuppe ob ich einem Mann, Frau oder irgend einem Tier helfe. Wenn ich sehe das jemand Hilfe braucht, und sei es ein Alien aus der Andromeda Galaxie, dann helf ich auch. Alles andere wäre für mich eine Art bevormundung.

    gruß

  25. #25 KommentarAbo
    14. Juni 2011

  26. #26 MisterX
    14. Juni 2011

    @Philipp G.

    Stimmt, als eine Art flirtverhalten wäre das natürlich etwas anderes. Aber wie du schon gesagt hast sollte man da auch nich immer extra drauf hinweisen.

  27. #27 Philipp G.
    14. Juni 2011

    @Helmut:

    Mit dieser Definition stellt sich wieder die Frage “was ist weiblich”? Wenn man nicht selbst die Autotür öffnen kann? Das ist doch stigmatisierend.
    Man kann seiner Partnerin auch ohne Sexismus spüren lassen, dass sie weiblich ist.

    In dem Falle ist die Grundbedeutung vom Autotür öffnen nicht “Du kannst sie dir nicht selbst öffnen” sondern “Du bist mir wichtig, darum mache ich mir die Mühe und öffne dir die Autotür”.

    Wenn man die Frage nach der Grenzziehung so weit treibt wie du, kann man sich auf fragen, was an Flirtverhalten noch erlaubt und nicht sexistisch ist – Blumen kaufen und Restauranteinladungen unterstellen, das die beflirtete Person nicht dazu in der Lage ist, das selbst zu finanzieren.
    Komplimente unterstellen, das die Person ein niedriges Selbstbewusstsein hat, das der Päppelung bedarf.
    Und Körperkontakt erst: Das unterstellt, das die die Person unter Umständen Anlehnungsbedürfniss hat! Usw.

    Man kann immer was finden, was an jedem gegebenen Verhalten unter Umständen auch als sexistisch oder degradierend ausgelegt werden könnte.
    Es kommt da meiner Erfahrung nach sehr stark auf die Sender- Empfängerbeziehung an.

    Bei keiner von den Frauen, denen ich bisher Türen geöffnet, in Mäntel geholfen oder Blumen gekauft habe, bestand irgendeine Art von Zweifel, das sie das genau so gut selbst gekonnt hätten. Sonst wären sie auch nicht attraktiv gewesen.

    Und es bestand auch kein Zweifel, das wir uns gegenseitig als vollwertige, erwachsene Individuen ernst genommen haben.

    Aber letztendlich ist Flirt- und Beziehungsverhalten etwas höchst individuelles – da soll jeder sehen, womit er/sie sich am wohlsten fühlt. Natürlich im Austausch mit dem Partner.

  28. #28 Jürgen Schönstein
    14. Juni 2011

    Zum Türaufhalten: Diese Geste, wie auch das Platzanbieten, Taschentragen etc. ist eben nicht Ausdruck sozialer Dominanz. Ganz im Gegenteil: Mit solchen “Gefälligkeiten” wird bei uns hominiden Primaten typischer Weise das Wohlwollen des Ranghöheren erbettelt (drum haben Chefs ja auch meist ihre eigenen – oft eifrig “freiwilligen” -Türaufhalter, Stuhlbesorger, Taschenträger etc.). Und anderen den Vortritt lassen hilft, den sozialen Zusammenhalt zu fördern; nicht zuletzt, weil es – wie der WB richtig bemerkt hat – eine Energie sparende Komponente in dieser Höflichkeit gibt. Ich fürchte aber, dass es zu kurz greift, solche Gesten nur nach ihrem formalen (physischen) Ablauf zu bewerten – die Intention spielt m.E. eine weitaus größere Rolle. Wenn ich meiner Frau beispielsweise die Autotür aufhalte, dann unterstelle ich doch nicht “Du bist zu schwach, um das selbst zu tun”, sondern ich will Ihr signalisieren “Du kannst Dich jederzeit auf mich verlassen” (hat gewiss was mit Paarbindung zu tun). Es ist die geiche “vertrauensbildende Maßnahme”, die auch den Chefs, den Kollegen, den Nachbarn (und all diese Begriffe sind im generischen Maskulinum, einer Besonderheit der deutschen Sprache, die alle grammatische Geschlechtsformen einschließt, also auch die weibliche) erwiesen wird. Sozialverhalten dient auch der Förderung des Gruppenzusammenhalts – es auf Rangordnung zu reduzieren, greift gewiss zu kurz.

  29. #29 rnlf
    14. Juni 2011

    Ein anderer Punkt ist meiner Meinung nach übrigens die schreckliche Vergewaltigung der Sprache durch die krampfhafte Umschreibung des generischen Maskulinums. Wir hatten vor Jahren in der Uni ein Dokument in Gruppenarbeit zu verfassen. In der Gruppe befanden sich drei Männer und zwei Frauen. Einer der Männer bestand darauf, dass es sexistisch sei, nur die männliche Form zu benutzen, also wurde an alles ein “und -Innen” angehängt. Die beiden Frauen in der Gruppe fanden das genauso nervig wie wir, trotzdem bestand es darauf.

    Wer ist in dieser Runde der Sexist? Der eine, der um jeden Preis jede “Ungerechtigkeit”, verursacht durch sprachliche Diskreminierung beackern will? Oder gar die Frauen, die sich sexistisch ihrem eigenen Geschlecht gegenüber verhalten haben?

    Ich halte übrigens auch Türen auf (egal welchen Geschlechts die Person, der aufgehalten wird, ist), ich trage die schweren Einkaufstüten, weil vor lauter Sexismusdebatte vergessen wird, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Männer, auf Grund genetischer Veranlagung oder Interessenlag, mehr Muskelmasse besitzen als Frauen.

    Was nützt es IRGENDWEM, diesen Umstand zu leugnen? Meine Freundin jedenfalls beschwert sich eher, wenn ich mal NICHT die Taschen trage. Ich fürchte, sie ist Sexistin und würdigt Frauen herab, weil sie damit ausdrückt, dass Frauen die Taschen nicht tragen könnten. Muss ich mich jetzt, zwecks Gleichberechtigung von ihr trennen?

  30. #30 Theres
    14. Juni 2011

    @ rnlf
    Nein, eine Sexistin wäre eher eine Frau, die meint, dass Männer genau dazu da sind, zum Taschen tragen, Türen öffnen und bezahlen (das ist ganz wichtig) ;-)))
    Ich kann eine solche Diskussion nicht mehr ernst nehmen, tut mir Leid.

  31. #31 miesepeter3
    14. Juni 2011

    @Theres

    “Ich kann eine solche Diskussion nicht mehr ernst nehmen, tut mir Leid.”

    Tut das irgend jemand hier?

  32. #32 Dr. Webbaer
    14. Juni 2011

    (…) trotzdem bestand es darauf.

    Eijeiei, und es heißt wohl auch deshalb heute auch nicht mehr Sexist oder Sexistin, sondern Sexist_in.

    MFG
    Dr. Webbaer

  33. #33 Grundumsatz
    14. Juni 2011

    weil vor lauter Sexismusdebatte vergessen wird, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Männer, auf Grund genetischer Veranlagung oder Interessenlag, mehr Muskelmasse besitzen als Frauen.?

    Trage einer erschöpften Frau die Taschen, und sie ist einmal zufrieden, lehre sie das Hanteltraining, und sie wird nie wieder erschöpft sein.

    -altes chinesisches Sprichwort

  34. #34 rnlf
    14. Juni 2011

    @Grundumsatz: Also müssen jetzt alle Frauen, im Namen der Gleichberechtigung, Hanteltraining machen und sich dicke Oberarme antrainieren? Egal, ob sie das wollen oder nicht? Da bin ich lieber Sexist und lasse sie selbst entscheiden, was sie tut, als sie – ganz im Sinne der Gleichberechtigung – zu zwingen, Hanteltraining zu machen und, obwohl sie es nicht will, muskulöse Oberarme zu bekommen?

  35. #35 Locman
    14. Juni 2011

    @Grundumsatz
    also eigentlich ist das j amit fischen und fischen, aber lustig umgestellt.
    das problem hierbei ist, das es einfach genetisch festgelegt ist, das männer größer, stärker, agressiver und auch gewalttätiger sind (tendenziell jedenfalls), das lässt sich denk ich nicht durch hanteln beheben.
    ob das vor- oder nachteile sind sei dahingestellt, aber es gibt eindeutig unterschiede zwischen mann und frau!
    das ist ein großes problem der gleichberechtigungsdebatte, das wird zu sehr außer acht gelassen denke ich…

    ps
    ich kann nichts dafür, das ich mehr geld bekomme fürs kisten tragen, ich kann einfach mehr kisten tragen!

  36. #36 Theres
    14. Juni 2011

    … ob das vor- oder nachteile sind sei dahingestellt, aber es gibt eindeutig unterschiede zwischen mann und frau!

    :-))) 😀

  37. #37 radicchio
    14. Juni 2011

    aber es gibt eindeutig unterschiede zwischen mann und frau!

    frauen sind ganz anders! und zwar schon von natur aus.

    spaß beiseite: was ich seltsam finde, ist dass einigen anwesenden offenbar in sachen flirten nichts anderes einfällt, als tür aufhalten, in den mantel helfen u.ä.
    finde ich ziemlich ziemlich abgedroschen und einfallslos. oder das rgument, man(n) müsse durch sein flirtverhalten die frau ihrer weiblichkeit versichern. hallo? ich bin ziemlich sicher, dass frauen schon selbst am besten wissen, dass sie frauen ist und ihr frausein nicht durch tür aufhalten hergestellt wird.

  38. #38 Grundumsatz
    15. Juni 2011

    Also müssen jetzt alle Frauen, im Namen der Gleichberechtigung, Hanteltraining machen und sich dicke Oberarme antrainieren?

    Mein zugegebenermaßen etwas verklausulierter Einwand bestand eigentlich in der Frage, ob ich der Frau die Taschen tragen soll, weil ich stärker bin. Oder ob ich sie zur Arbeit fahren soll, weil ich besser fahren kann. Oder ob ich für sie denken soll, weil ich einen höheren IQ habe. (Nehmen wir einfach an, es wäre so. :))

    Sonderlich emanzipiert/gleichberechtigt klingt das ja nun nicht.

  39. #39 Ulfi
    15. Juni 2011

    Auch ich kann einem meiner Vorredner nur zustimmen: Hält man die Tüt auf, wird man angeranzt, wagt man es, es nicht zu tun, geht die Welt unter. Bleibt wirklich nur, freiwillig bis zum Ende seines Lebens Single zu bleiben* 🙂

    *oder seine bisexuelle Ader zu entdecken

  40. #40 radicchio
    15. Juni 2011

    Auch ich kann einem meiner Vorredner nur zustimmen: Hält man die Tüt auf, wird man angeranzt, wagt man es, es nicht zu tun, geht die Welt unter.

    vielleicht kennst du einfach nur die falschen leute, Ulfi.

    Mein zugegebenermaßen etwas verklausulierter Einwand bestand eigentlich in der Frage, ob ich der Frau die Taschen tragen soll, weil ich stärker bin. Oder ob ich sie zur Arbeit fahren soll, weil ich besser fahren kann. Oder ob ich für sie denken soll, weil ich einen höheren IQ habe.

    tja, Grundumsatz, da bringst du es auf den punkt: du weißt ja gar nicht, ob du stärker bist, besser fahren kannst oder einen höheren IQ hast. du nimmst es an bzw. implizierst es, wenn du einer frau diese dinge abnimmst. erschwerend kommt hinzu, dass manchen frauen so ein verhalten schmeichelt und sie dadurch korrumpiert werden, dem system “sexismus” zuzustimmen. sie halten es dann eher für normal, dass frauen auch in anderen situationen sonderbehandlungen erfahren, weil sie dinge nicht / schlechter können und halten dieses unvermögen dann für einen teil ihrer identität “als frau”.

    Mein zugegebenermaßen etwas verklausulierter Einwand bestand eigentlich in der Frage, ob ich der Frau die Taschen tragen soll, weil ich stärker bin.

    die antwort ist eigentlich ganz einfach: wenn du einem mann, der (vermeintlich) schwächer ist, die taschen nicht tragen würdest, dann trag sie auch nicht für eine frau.

  41. #41 rnlf
    15. Juni 2011

    Ich denke, zumindest bei der Körperkraft ist die Wahrscheinlichkeit, dass “Mann” stärker ist, als “Frau” durchaus gegeben. Und was dazu kommt, man erkennt es normalerweise am äußeren. Es gilt zwar nicht im aussagenlogischen Sinn “für alle”, aber im Schnitt sind Männer breiter, stabiler und kräftiger gebaut als Frauen. Deshalb finde ich es auch absolut legitim, für meine Freundin schwere Dinge zu tragen. Und ich habe ehrlich gesagt bei keiner meiner vorherigen Freundinnen Probleme bekommen, wenn ich das getan habe oder Türen aufhalte, insofern kann ich Ulfis Probleme nicht nachvollziehen.

    Was Intelligenz oder Fahrtalent angeht, finde ich hingegen allein die Vorstellung, es könnten signifikante Unterschiede bestehen, lächerlich. Hier liegt es sicher an Erziehung und anderen sozialen Faktoren, dass beispielsweise in der Wissenschaft immer noch so viel mehr Männer arbeiten…

  42. #42 Andrea N.D.
    15. Juni 2011

    @Jürgen:
    Schöner Artikel, grade erst entdeckt.
    Bei den “wohlmeinenden Sexisten” gibt es einen weiteren Aspekt: Das andere Geschlecht könnte sich darüber aufregen. Ein Beispiel, bei dem ich mich überhaupt nicht diskriminiert fühle, sind Frauenparkplätze in Tiefgaragen (damit wir uns sicherer fühlen). Manche Männer regen sich darüber jedoch auf, weil sie jetzt weiter zum Ausgang gehen müssen. Ein ewiges Gezerre und Geplärre …
    Und es ist jetzt ziemlich offensichtlich, wer tatsächlich nicht einparken kann (bis ein ziemlich eindeutig als Mensch männlichen Geschlechts indentifzierbares Individuum in einen schräg geparkten Wagen, der auf einem “Frauenparkplatz” steht, steigt …Na gut, seine Frau/Freundin/Mutter/Schwester/Tochter/Nachbarin/Bekannte könnte das Auto ja ursprünglich geparkt haben …).

  43. #43 radicchio
    15. Juni 2011

    Ich denke, zumindest bei der Körperkraft ist die Wahrscheinlichkeit, dass “Mann” stärker ist, als “Frau” durchaus gegeben.

    eine wahrscheinlichkeit sagt aber nichts über das individuum aus. wenn sie allein den unterschied zwischen frau / mann annehmen, nicht aber z.b. den innerhalb der gruppe “mann” / “frau”, handelt es sich leider um sexismus, denn sie ziehen ihre schlussfolgerung über die körperkraft allein aus dem geschlecht der betreffenden person.
    daher muss die fragen lauten: würden sie die tasche auch einem “schwächeren” mann tragen, oder würden sie in diesem fall denken, soll er sich halt anstrengen.

    für legitim halte ich es, jemandem zu helfen, der tatsächlich zu schwach für etwas ist. wenn er oder sie eine sache mit etwas anstrengung bewältigen kann, dann soll er / sie es auch tun. es gibt keinen grund, einer frau eine anstrengung abzunehmen, nur weil sie eine frau ist.

  44. #44 rnlf
    15. Juni 2011

    Würde es sich bei dem Mann um meinen Lebensgefährten handeln, würde ich genauso tragen helfen.

    rnlf

    PS: Könntest DU bitte aufhören, mich zu SIEzen? Da krieg ich Krämpfe, wenn ich im Netz gesiezt werde.

  45. #45 Thomas R.
    15. Juni 2011

    Ich finde es immer problematisch, wenn Freundlichkeit als Sexismus bezeichnet wird. Ist es denn unvorstellbar, einfach freundlich zu jemandem zu sein, ohne diesem dadurch gleich Schwäche und Minderwertigkeit zu unterstellen?

    Wenn ich einem älteren Herrn in der vollen Bahn meinen Sitzplatz anbiete, versündige ich mich dann an seiner ganzen Generation? Er ist nicht offensichtlich krank oder schwach, er würde die Bahnfahrt schon auch stehend überleben, ist vielleicht von Russland nach Hause gelaufen, wer weiß? Wie kann ich es da wagen, hier in der Bahn zu Eindruck zu erwecken, er sei mir unterlegen, indem ich ihm meinen Sitzplatz anbiete?

  46. #46 Dr. Webbaer
    15. Juni 2011

    Ich finde es immer problematisch, wenn Freundlichkeit als Sexismus bezeichnet wird. Ist es denn unvorstellbar, einfach freundlich zu jemandem zu sein, ohne diesem dadurch gleich Schwäche und Minderwertigkeit zu unterstellen?

    Es wird halt von bestimmter Seite so argumentiert, dass Freundlichkeit (das passende Wort hier) immer auch die sozialen Gegebenheiten zu berücksichtigen hat, und ebenso wie Unfreundlichkeit den keim des Ismus in sich trägt. – Man kann dem hiesigen Inhaltemeister nur dankbar sein diesen Sachverhalt aufgegriffen zu haben.

    MFG
    Dr. Webbaer

  47. #47 YeRainbow
    16. Juni 2011

    Schon kleine Kinder zeigen recht deutlich, wie gut sie die Angemessenheit von Hilfestellung erkennen.
    ein müdes Kleinkind läßt sich problemlos und gern tragen. Ein quicklebendiges wird vehement gegen die Bewegungseinschränkung protestieren.

    Und das ist der Knackpunkt.

    Übrigens haben Menschen einen häufig guten Riecher, was die Intention des “Hilfeleistenden” betrifft. Gibt natürlich auch Mißverständnisse.

  48. #48 Bullet
    16. Juni 2011

    @YeRainbow:
    “Angemessenheit”. Jepp. Großer Knackpunkt.

  49. #49 radicchio
    16. Juni 2011

    Schon kleine Kinder zeigen recht deutlich, wie gut sie die Angemessenheit von Hilfestellung erkennen.

    kleine kinder zeigen noch recht deutlich … denn ihr begriff von angemessenheit bezieht sich rein darauf, ob sie etwas schon können, nicht aber auf konventionen, die man der höflichkeit halber angepasst lächelnd über sich ergehen lässt, weil protest als affront aufgefasst werden könnte.

    ein müdes Kleinkind läßt sich problemlos und gern tragen. Ein quicklebendiges wird vehement gegen die Bewegungseinschränkung protestieren.

    eine quicklebendige frau protestiert im allgemeinen nicht, wenn ihr jemand in den mantel hilft. wäre sie ein kleinkind, würde sie es vielleicht tun.

  50. #50 rnlf
    16. Juni 2011

    Also von Freundinnen höre ich öfter, dass sie sich freuen, wenn Männer solche Gesten machen. Die fühlen sich nicht diskreminiert, wenn ihnen jemand in den Mantel hilft, sondern sehen es als nette Geste. Ich glaube auch nicht, dass irgendwer denken würde, dass sie den Mantel nicht auch allein anziehen könnte. Und wenn sie es wirklich nicht will (weil z.B. der Mann unsympathisch ist) wird vermutlich jede Frau etwas dagegen sagen.

    Mir will irgendwie nicht in den Kopf, warum eine gute Behandlung von Freunden (egal ob weiblich oder männlich) irgendeine Form von Sexismus sein soll. Mann will, dass der andere sich wohl fühlt, also macht man nette, kleine Gesten.

    Man bekommt regelrecht das Gefühl, dass Freundlichkeit ein Verbrechen ist. Und hinterher rennen alle zum Psychater, weil sie diese “kalte” Gesellschaft krank macht. Naja.

  51. #51 Dr. Webbaer
    16. Juni 2011

    Man bekommt regelrecht das Gefühl, dass Freundlichkeit ein Verbrechen ist.

    Unfreundlichkeit ist auch kein “Verbrechen” oder X-Ismus.

    Das ist vielleicht die wirkliche Erkenntnis, die aus diesem durchaus aus bestimmter Sicht folgerichtigen Werk der beiden jungen oder jung aussehenden Damen zu extrahieren ist.

    Wer nicht versteht, dass es ein Glaubensystem beim Ausübenden der Freundlich- oder Unfreundlichkeit benötigt, damit dementsprechend kategorisiert werden kann, der schreibt halt so einen Mist. – Den man aber dankend annehmen darf – um antithetisch zu lernen!

    MFG
    Dr. Webbaer

    PS: Klar – “Und hinterher rennen alle zum Psychater, weil sie diese “kalte” Gesellschaft krank macht.” – sowas führt gesellschaftlich oft zur ethischen Orientierungslosigkeit und kann individuell so enden.

  52. #52 Helmut E.
    16. Juni 2011

    Mir will irgendwie nicht in den Kopf, warum eine gute Behandlung von Freunden (egal ob weiblich oder männlich) irgendeine Form von Sexismus sein soll.

    Wer hat das behauptet? Sexismus ist die Unterstellung geschlechtlicher Unterschiede. Wenn du all deinen Freunden die Autotüre aufhältst, bist du freundlich. Wenn du sie nur Frauen aufhältst, bist du ein Sexist. Nun verständlicher?
    Das Beispiel mit der Autotüre finde ich sehr passend, weil die geschlechtliche Unterscheidung total willkürlich passiert. Es kann keine Diskussion aufkommen, ob Frauen vielleicht körperlich zu schwach wären (wie bei den schweren Taschen).

    Wenn nun psychologische Studen belegen, dass “wohlwollender Sexismus” für Frauen leistungshemmend wirkt (sogar hemmender als feindseeliger Sexismus), ist das nicht ein guter Grund, dieses Thema ernster zu nehmen? Sonst dienen auf SB doch auch Studien als Quelle der Erkenntnis.

    Welchen Eindruck bekommen Kinder wenn sie ständig beobachten, dass Frauen anders behandelt werden. Welchen Eindruck bekommen vor allem die Mädchen? “Pech gehabt. Im falschen Geschlecht auf die Welt gekommen. Wir sind wohl zu doof für alles, aber zum Glück gibts Papa weil Mama allein nicht mal eine Glühbirne wechseln könnte.” So wird den Kleinen von Generation zu Generation das passende Rollenverständnis mit auf den Weg gegeben.

  53. #53 Dr. Webbaer
    16. Juni 2011

    Helmut,
    zu “Sexismus ist die Unterstellung geschlechtlicher Unterschiede.”, es gibt geschlechtliche Unterschiede, Sexismus ist die Beimessung eines Wertes zu diesen Unterschieden.

    HTH
    Dr. Webbaer

  54. #54 Bullet
    16. Juni 2011

    @Radicchio:

    eine quicklebendige frau protestiert im allgemeinen nicht, wenn ihr jemand in den mantel hilft.

    Wetten, du kennst niemanden, der jemanden kennt, der schon einmal gesehen hat, wie eine Frau einer Frau oder eine Frau einem Mann in den Mantel geholfen hat? Wenns nur Freundlichkeit ist, die das in-den-Mantel-helfen evoziert – dann sind Frauen wohl … ziemlich unfreundlich?

  55. #55 miesepeter3
    16. Juni 2011

    @Helmut

    “Welchen Eindruck bekommen vor allem die Mädchen? “Pech gehabt. Im falschen Geschlecht auf die Welt gekommen. Wir sind wohl zu doof für alles….”

    Endlich mal einer, der weiß, wo`s langgeht. Weil Papi lieb zu Mami ist, weiß das Töchterchen, dass es im falschen Geschlecht zur Welt gekommen ist. Das ist ja besser als jede Aufklärung.
    Hat Papi bei Euch zu Hause seinem Kumpel Ehefrau öfter mal auf die Schiulter geklopft, um geschlechtsneutrale Anerkennung auszudrücken?

  56. #56 Bullet
    16. Juni 2011

    @Miesepeter:

    Hat Papi bei Euch zu Hause seinem Kumpel Ehefrau öfter mal auf die Schiulter geklopft, um geschlechtsneutrale Anerkennung auszudrücken?

    Was eigentlich kein Problem ist. Oder findest du das anders?

  57. #57 miesepeter3
    16. Juni 2011

    @Bullet

    “Oder findest du das anders?”

    Ja.

  58. #58 radicchio
    16. Juni 2011

    @Helmut E.
    100% d’accord.

    zu “Sexismus ist die Unterstellung geschlechtlicher Unterschiede.”, es gibt geschlechtliche Unterschiede, Sexismus ist die Beimessung eines Wertes zu diesen Unterschieden.

    @webbaer
    jede geschlechtsspezifisch unterschiedliche behandlung beinhaltet eine wertung: nämlich die, dass es eine ungleichheit gibt – eine norm und die abweichung davon. diese wertung erzeugt bei den beteiligten eine systemzustimmung, die zu folge hat, dass sie auch anderen (nicht freundlich intendierten) ungleichbehandlungen eher zustimmen.

    @Bullet
    *blubb*

  59. #59 radicchio
    16. Juni 2011

    nämlich die, dass es eine ungleichheit gibt

    nachtrag:
    die botschaft diese differenzierung lautet “so wie ich bin, kannst du nicht sein”, weil du anders bist. deshalb wirst du anders behandelt.
    fragt man männer (und frauen), was einen mann ausmacht, kommen antworten wie:
    “männlichkeit heisst selbstbewusstsein im denken, reden und in ihren taten.”
    und im subtext:
    “da frauen keine männer sind, sind sie automatisch weniger selbstbewusst im denken, reden und tun. sie sind immer das »andere«.”

  60. #60 Bullet
    16. Juni 2011

    @radicchio:

    @Bullet
    *blubb*

    Hört sich so an, als hätte ich die Wette gewonnen. Oder hast du schlicht nicht verstanden, was ich meine?
    Andersherum: welche freundlichen Gesten haben denn dann Frauen für Männer übrig?

  61. #61 Bullet
    16. Juni 2011

    @miesepeter:

    “Oder findest du das anders?”
    Ja.

    Wie … dürfen Männer ihren Frauen nicht anerkennend auf die Schulter klopfen?

  62. #62 michael
    16. Juni 2011

    @Bullet
    > dürfen Männer ihren Frauen … .

    Wieviele hast Du denn ?

  63. #63 Thomas J
    16. Juni 2011

    @michael

    nebeneinander… oder gleichzeitig? :))

  64. #64 Dr. Webbaer
    16. Juni 2011

    @radicchio

    jede geschlechtsspezifisch unterschiedliche behandlung beinhaltet eine wertung: nämlich die, dass es eine ungleichheit gibt – eine norm und die abweichung davon. diese wertung erzeugt bei den beteiligten eine systemzustimmung, die zu folge hat, dass sie auch anderen (nicht freundlich intendierten) ungleichbehandlungen eher zustimmen.

    Wer Menschen oder Verkehrsschilder, also Sachlagen, anders behandelt, wertet nicht. Das muss schon verstanden werden, Eine Andersbehandlung lässt sich nicht in eine Wertung übersetzen, es liegt kein Lehrsystem vor und kein Ismus, wenn Dr. Webbaer primär Ihnen diese Nachricht zukommen lässt…

    Das mit der “Systemzustimmung” kann gar nicht mehr kommentiert werden, wirkt aber auf den ersten Blick beklemmend, lol.

    MFG
    Dr. Webbaer

  65. #65 Radicchio
    16. Juni 2011

    @einbahnstraße, dein beitrag ist doof aber komisch.

  66. #66 Dr. Webbaer
    16. Juni 2011

    @radicchio
    Eine Andersbehandlung, ob ein Mehr oder Weniger an Freundlichkeit bspw. wie im hier beschriebenen Beispielfall, ist kein Ismus – Ismen sind Lehrsysteme, quasi Ideologien. – Ismen benötigen also Meinungsäußerungen.

    Wenn Sie nur beobachteten, aber nie gehörten Personen einfach einen X-Ismus zuschreiben wollen, nur zu, allerdings läge dann bei Ihnen das Problem. Womöglich sogar ein Ismus, lol.

    Dr. W schreibt Ihnen das, weil Sie bisher durchaus in der Lage waren abstrakt zu denken, also in diesem Kontext, und Sie sind ja auf dem verkorksten Sexismus-Trip, ist das ziemlich selten!

    MFG
    Dr. Webbaer

  67. #67 Radicchio
    16. Juni 2011

    Ismen sind Lehrsysteme, quasi Ideologien.

    eben. dem ganzen liegt sehr wohl eine ideologie zugrunde. nämlich die von der differenz der geschlechter. daraus leiten sich freundlichkeiten genauso ab wie unfreundlichkeiten. nun kann man natürlich einwenden, dass es ja unterschiede gibt. nur rechtfertigen diese keine sonderbehandlung wie autotür aufhalten. eine völlig wertfreie und “unschuldige” freundlichkeit wäre dies nur, wenn jeder, der das auto steuert, jedem beifahrer die tür öffnet. bezeichnend ist übrigens, dass alle diese freundlichkeiten auf die körperkraft bzw. das vermeintliche schutzbedürfnis mithin die implizierte hilflosigkeit der frau abzielen. das bedeutet, es wird unter dem vorwand der freundlichkeit männliche überlegenheit demonstriert und die frau auf eine korrumpierende weil schmeichelnde art und weise auf einen unterlegenen platz verwiesen.

    comprende?

    Ismen benötigen also Meinungsäußerungen.

    wir äußern hier doch alle meinungen. falls sie diese nicht meinen:
    natürlich basiert diese ideologie auch auf meinungen, nämlich der, dass frauen “anders” sind – noch vor kurzen durfte mann noch offen das wort “minderwertiger” in den mund nehmen – und folglich anders zu behandeln sind.

    hier ist übrigens ein sehr interessanter artikel darüber:
    https://www.aspekt.sk/desat.php?desat=113

    ziemlich lang, aber sehr aufschlussreich.

  68. #68 Dr. Webbaer
    16. Juni 2011

    nun kann man natürlich einwenden, dass es ja unterschiede gibt. nur rechtfertigen diese keine sonderbehandlung wie autotür aufhalten.

    Wenn Unterschiede beim Objekt in bestimmten Fällen keine unterschiedlichen Handlungen beim Subjekt bedingen dürfen, wenn dann von dritter Seite X-Ismen behauptet werden und vom handelnden Subjekt stattdessen erwartet wird, dass es vorab die gerade gesellschaftlich akzeptierten Handlungsregeln zu kennen hat, dann ist ein Zustand erreicht, dem man allgemein Orwellsche Dimensionen zuspricht, lol.

    Schwer zu sagen, was Sie hier leiden lässt, Onkel W hat jetzt nicht die Zeit für eine Einzelbehandlung, vielleicht deshalb mal eine Hausaufgabe: Nehmen wir an, Sie sind für ein Scoring-System in der Wirtschaft verantwortlich und ermitteln bestimmte Korrelationen zwischen Eigenschaften des Kreditnehmernamens und den Zahlungsausfällen. Nun werden Sie gebeten Ihr Scoring-System für die Schätzung der Kreditnehmerbonität (vor Vertragsabschluss) entsprechend anzupassen und Sie implementieren in der Folge entsprechend.

    Wären Sie (oder Ihr Weisungs-Geber) dann aus Ihrer Sicht X-Ist? Falls ja: Welcher Klassen vermutlich?

    MFG
    Dr. Webbaer

  69. #69 Radicchio
    17. Juni 2011

    webbaer, ich habe es hinreichend erläutert.

    Nehmen wir an, Sie sind für ein Scoring-System in der Wirtschaft verantwortlich und ermitteln bestimmte Korrelationen zwischen Eigenschaften des Kreditnehmernamens und den Zahlungsausfällen.

    das ist ein völlig untaugliches beispiel, da es bei einem scoring um tatsächlich relevante eigenschaften geht. nun haben frauen aber nicht die eigenschaft, autotüren nicht öffnen oder mäntel nicht anziehen zu können, sondern wir haben es bei derlei freundlichkeiten mit einer reinen symbolhandlung zu tun, deren symbolgehalt ich dargelegt habe. wem diese symbolische botschaft nicht klar ist, der wird natürlich nicht begreifen können, dass es freundlichkeiten gibt, die lediglich gut gemeint sind.

    lies einfach den verlinkten artikel.

  70. #70 Dr. Webbaer
    17. Juni 2011

    @Radicchio
    Sie machen wohl nicht gerne Ihre Hausaufgaben, gell?
    Ansonsten: Das Beispiel war gut gewählt, denn eine automatisierte (!) Auswertung der Namensdaten wird sicher zu “Rassismus”, Diskriminierung wegen lokaler Herkunft innerhalb eines Landes, Altersdiskriminierung, “Sexismus”, Diskriminierung wegen Religionszugehörigkeit, der Bildung (akademische Titel) und der sozialen Herkunft (Adelstitel) [1] führen. – Weil die Auswertung automatisiert ist, muss die Auswertung selbst mehrfach x-istisch sein.

    Es handelte sich um ein Gleichnis und ein Gedankenexperiment, das haben Sie gut verstanden, immerhin.

    Tja, also der Mensch (vs. Bär) funktioniert ähnlich in seinem Verhalten. Er muss nicht immer bestimmte Vorlieben und Gewohnheiten ideologisiert haben, um von außen messbar scheinbar x-istisch zu handeln.

    Womit Dr. W abschließend wieder beim Kernvorwurf an die Soziologenmasse ist: Dort werden X-Isten entwickelt, die es in der Praxis nicht gibt, sondern nur in den eigenen Soziologen-Projektionen: der malevolenter Soziologe

    Der Soziologe als selbst soziologischer Problemfall. – Benevolenter Sexismus, Neo-Sexismus und “Stereotype”, die Wortwahl zeigt wohin es gehen soll…

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] Man kann unter Zuhilfenahme ergänzender “Dritt-Datenbasen” viel aus Namen herausholen. – Legendär zum Beispiel die Aufregung vor zig Jahren, die das öffentliche Bekanntwerden eines “Ü”-Scoring mit sich brachte, lol.

  71. #71 Bullet
    17. Juni 2011

    @radicchio: ich bin jetzt etwas verwirrt.
    du schreibst:

    eine völlig wertfreie und “unschuldige” freundlichkeit wäre dies nur, wenn jeder, der das auto steuert, jedem beifahrer die tür öffnet.

    Seh ich völlig genauso. Du schreibst auch:

    es wird unter dem vorwand der freundlichkeit männliche überlegenheit demonstriert und die frau auf eine korrumpierende weil schmeichelnde art und weise auf einen unterlegenen platz verwiesen.

    D’accord aussi. Demzufolge wäre es dann, um diesem Mechanismus mal das Genick zu brechen, notwendig, daß sich alle Beteiligten genau dieses Umstandes bewußt werden und aktiv in Fällen, in denen es eben um genau dieses “männliche Überlegenheit demonstrieren” geht, eben nicht ins alte Klischee fallen. Das hieße: sei unabhängig, komm alleine klar. Die Tür ist nicht aus Granit. (Meine Dame ist in dieser Hinsicht übrigens mE vorbildlich: sie will die schweren Einkaufstaschen selber schleppen, denn a) möchte sie nicht “abhängig sein, und b) muß sie ja möglicherweise schon morgen alleine durchs Leben kommen, und damit hätte sie schon genug Probleme – da wären dann Fragen wie “und wer trägt jetzt die Einkaufstüte?” besser überflüssig.)
    Umso unverständlicher finde ich, daß du weiter oben im Mantelbeispiel offenbar völlig selbstverständlich hinnimmst, daß Frauen diese “Demonstration männlicher Überlegenheit” mal eben so mir-nichts-dir-nichts nutzen, um …. hm …. ihre Bequemlichkeit zu unterstützen? (Das ist jetzt sehr spekualtiv – ich hab tatsächlich keine Ahnung, warum manche Frauen sich so hofieren lassen.) Das ist ja gerade, was mich so stört: es gibt Frauen, die solches männliches Verhalten geradezu fordern und grantig werden, wenn man sich ihnen gegenüber eben nicht wie erwartet verhält, sondern “nur” unverbindlich normal höflich ist.
    Allerdings hab ich den von dir verlinkten Artikel jetzt auch gelesen – und da wird ja auch sowas ähnliches angesprochen. Aber deine Stellungnahme dazu hab ich zumindest nicht gelesen.

  72. #72 rnlf
    17. Juni 2011

    Ich weiß nicht, wie man auf die Idee kommen könnte, dass Türen aufhalten irgendwas mit männlicher Überlegenheitsdemonstration zu tun haben könnte? Wenn jemand des einen Geschlechts jemanden des anderen Geschlechts nett/interessant/attraktiv findet, möchte man demjenigen das Leben möglichst bequem machen.

    Interessant ist übrigens auch, dass hauptsächlich Männer (abgesehen von hardliner Feministinnen) im Alltag sich Sorgen darüber machen, ob dieses oder jenes Verhalten sexistisch ist oder nicht und dann mit aller Macht versuchen, Gleichberechtigung auf jeder Ebene durchzusetzen. Ist es nicht schon Sexismus, wenn MANN versucht, FRAU vorzuschreiben, dass die gefälligst gleichberechtigt zu sein hat, und zwar in jeder hinsicht? Wenn eine Frau es gut findet, dass Männer ihr die Tür aufhalten, ihr in den Mantel helfen oder die Taschen tragen, welches Recht haben dann irgendwelche anderen Männer, ihnen diese Bequemlichkeit zu verbieten oder als schlecht darstellen zu wollen?

    Man muss nicht in allem die schlimmstmögliche Intention vermuten. Und obwohl ich meiner Freundin heute die Einkaufstaschen reintrage, bin ich überzeugt davon, dass sie es auch alleine schaffen würde (wenn sie müsste) und es sich dabei um keinerlei Abhängigkeit handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendeine Frau jemals am Ende einer Beziehung darüber Gedanken gemacht hat, wer jetzt bloß die bösen Taschen tragen und die Türen aufhalten soll.

    Meine Freundin tut auch Dinge für mich, die mir das Leben einfacher machen, achtet z.B. darauf, dass ich mein Geld nicht ständig zum Fenster rauswerfe. Ist das jetzt eine Demonstration ihrer Macht? Will sie das Geld für sich? Will sie mir zeigen, wie unfähig ich bin? Will sie mich abhängig von ihren Ratschlägen machen? Wohl kaum. Sie will mich davor bewahren, am Ende des Monats nix zu essen mehr zu haben. Wollt ihr ihr das auch verbieten, so wie ihr mir verbieten wollt, als Gegenleistung Dinge zu tun, die mir leichter fallen?

    Und dazu kommt noch, dass ich mich Männern gegenüber anders verhalte. Und das hat den einfachen Grund, dass die Erwartungshaltung unterschiedlich ist. Die meisten Frauen freuen sich über solche Gesten der Aufmerksamkeit, die meisten Männer würden mich schief angucken. Und ich sehe daran nichts verwerfliches. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Erwartungen. Dass einige (scheinbar) mit dem Geschlecht korrelieren: na und? Es zwingt ja niemand irgendwen zu irgendwas.

    Wenn ein Freund umzieht, biete ich auch meine Hilfe beim Umzug an. Obwohl er es auch ganz allein schaffen würde. Aber ich in meinem pösen Irgendwasismus mache ihn von mir abhängig, in dem ich helfe. So ein Blödsinn, echt.

  73. #73 Dr. Webbaer
    17. Juni 2011

    Ist es nicht schon Sexismus, wenn MANN versucht, FRAU vorzuschreiben, dass die gefälligst gleichberechtigt zu sein hat, und zwar in jeder hinsicht?

    Klar, der typische sexistische Soziologe berät andere nicht “sexistisch” zu sein, was witzig ist, aber Realität.

  74. #74 Bullet
    17. Juni 2011

    @rnlf:

    Wenn eine Frau es gut findet, dass Männer ihr die Tür aufhalten, ihr in den Mantel helfen oder die Taschen tragen, welches Recht haben dann irgendwelche anderen Männer, ihnen diese Bequemlichkeit zu verbieten oder als schlecht darstellen zu wollen?

    Diese Frage ist perfide.
    Diese Beispielfrau darf gut finden, was sie will. (Und ich darf sie nebenbei dann auch als Kackbratze bezeichnen.)
    Was sie nicht darf, ist maulen, wenn Männer ihr gegenüber so nicht handeln.
    Es ist also nicht so, daß Männer ihr diese “Bequemlichkeit” verbieten wollen könnten. Aber vielleicht die Bequemlichkeitserwartungshaltung! Und das trennst du nicht.

  75. #75 Dr. Webbaer
    17. Juni 2011

    @bullet

    Was sie nicht darf, ist maulen, wenn Männer ihr gegenüber so nicht handeln.

    Sie darf auch “maulen”, aber sie sollte keinen ideologisierten Überbau für ihre persönliche Anspruchshaltung entwickeln und sich dementsprechend äußern, denn dann wäre es wirklich X-Ismus. – Sogar einer, der einem Bärendienst entspricht. 🙂

    Fürwahr!, womöglich sind’s Kleinigkeiten, vielleicht sollte so etwas nicht angemerkt werden, aber anscheinend ist die diesbezügliche Gesamtbildung allgemein unterentwickelt und es lohnt sich doch, vielleicht kann der eine oder andere erreicht werden. 🙂

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich jetzt ausklinkt, wichtiges Thema btw)

  76. #76 JV
    17. Juni 2011

    Manchmal habe ich das Gefühl, immer Sexist zu sein, egal was ich tue… Ich halte übrigens auch Männern die Tür auf, warum auch nicht?

  77. #77 radicchio
    17. Juni 2011

    Das ist ja gerade, was mich so stört: es gibt Frauen, die solches männliches Verhalten geradezu fordern und grantig werden, wenn man sich ihnen gegenüber eben nicht wie erwartet verhält, sondern “nur” unverbindlich normal höflich ist.

    genau das ist ja das problem dabei: positiver sexismus korrumpiert, weil er schmeichelt und die frau als etwas besonderes darstellt. und wer wäre nicht gern besonders und hofiert? das meinte ich übrigens mit systemzustimmung, es gibt frauen, die die geschlechterdifferenz praktizieren indem sie für sich selbst “andere” behandlung fordern (dazu gehört für mich auch “andere” ansprache, aber das ist ein ganz anderes thema). gleichberechtigung (nicht zu verwechseln mit gleichheit) bedeutet aber, das es keine geschlechtsbedingte sonderbehandlung gibt, positive ebensowenig wie negative.

    @ mlf

    Wenn jemand des einen Geschlechts jemanden des anderen Geschlechts nett/interessant/attraktiv findet, möchte man demjenigen das Leben möglichst bequem machen

    verständlich. ich habe da einige sehr effiziente vorschläge: den müll rausbringen, das bad putzen, den abwasch machen. fetzt nicht? sehen sie, so ernst isses dann wohl doch nicht mit dem bequem machen. türen aufhalten ist ein ziemlich billiges ticket und nichts weiter als eindruck schinden.

    Ist es nicht schon Sexismus, wenn MANN versucht, FRAU vorzuschreiben, dass die gefälligst gleichberechtigt zu sein hat, und zwar in jeder hinsicht?

    nö wieso, das bedeutet doch nichts anderes, als dass der mann auch gleichberechtigt sein will. wobei ich “vorschreiben” problematisch finde, denn dazu hat ja letztlich nur der gesetzgeber eine legitimation.

    Wenn eine Frau es gut findet, dass Männer ihr die Tür aufhalten, ihr in den Mantel helfen oder die Taschen tragen, welches Recht haben dann irgendwelche anderen Männer, ihnen diese Bequemlichkeit zu verbieten oder als schlecht darstellen zu wollen?

    beide haben das gleiche recht, etwas wie auch immer zu “finden”. sie kann es gut finden, er kann es schlecht finden. wenn frau z.b. die bequemlichkeit einfordert, das klo geputzt zu bekommen, fragt auch niemand, welches recht ein mann hätte das kloputzen schlecht darzustellen.

    Man muss nicht in allem die schlimmstmögliche Intention vermuten.

    aber man kann sich darüber klar werden, was hinter verhaltensregeln und höflichkeitsritualen steckt, auch wenn man selbst diese intentionen nicht teilt. das ermöglicht es, solche verhaltensregeln zu “entschärfen”. wenn z.b. immer derjenige die tür aufhält, der zuerst dort ist oder auf desssen seite die klinke ist, dann würde es sich um keine sonderbehandlung handeln.

    Meine Freundin tut auch Dinge für mich, die mir das Leben einfacher machen, achtet z.B. darauf, dass ich mein Geld nicht ständig zum Fenster rauswerfe.

    das ist ja sehr nett von ihr. sexistisch wäre es nur, wenn es eine geschlechtsspezifische vorstellung gäbe, dass männer genrell nicht mit geld umgehen können und sich daraus ein automatismus entwickelt hätte.

    die meisten Männer würden mich schief angucken.

    dann machen sie das also nur, um gut anzukommen und nicht um es anderen bequem zu machen? *gg*

  78. #78 rnlf
    17. Juni 2011

    @radicchio: Ich bringe genauso den Müll raus und putze das Klo. Die Beispiele wollte ich aber nicht bringen, weil mir ziemlich klar war, dass daraus dann eine neue Debatte entsteht, weil irgendwer mir unterstellt hätte, weil ich das so betone, dass ich es eigentlich für Frauenaufgaben halten würde.

    Und warum darf es keine Besserbehandlung geben? Wenn in Stellenausschreibungen Sätze stehen wie “bei gleicher Qualifikation werden Bewerber mit Behinderung bevorzugt”, spricht auch keiner davon, dass das eine Diskreminierung wäre oder man die gehandicapte Person in irgendeine Art Abhängigkeit treiben wollte…

  79. #79 Stefan
    17. Juni 2011

    Wer Gleichheit bzw. Gleichberchtigung will muss auch einige Privilegien abgeben, die üblicherweise von Vorteil für einen waren.

    Gleichberechtigung is für mich…gleiches Recht.
    MIr kommt manchmal wirklich so vor, als hätte dieses einfache Wort eine neue Bedeutung.

    Dann kommen so merkwürdige Kommentare zu Tage, wie ich sie vor einigen Monaten mit einer Feministin in unserer Firma hatte.
    Thema Wehrpflicht. Meine Argumentation war, das es ja keine Gleichberechtigung ist, wenn nur Männer einen Zwangsdienst (Zivildienst/Wehrpflicht haben).
    Eigentlich ein Killerargument, gegen das man nicht Gegenargumentieren kann.
    Weit gefehlt.
    Natürlich ist es aus Feministinnensicht gerecht, da Frauen ja ohnehin allgemein Benachteiligt werden, da sie Kinder bekommen.

    Besonders ausgeprägt ist das Verhalten..”erst ich..ich bin was besonders” bei jungen Frauen.
    Wachsen Gendermaingestreamt regelrecht wie die Alphamädchen auf.
    Von Gleichberchtigung reden die gar nicht mehr, sondern sie gehen von einer gegebenen Sonderstellung auf..zumindestens benehmen sie sich oft so.

  80. #80 Radicchio
    17. Juni 2011

    Und warum darf es keine Besserbehandlung geben?

    ich habe nun schon 3x erklärt, warum einseitige “besserbehandlung” für ein geschlecht sexistisch ist. lies einfach. ich schreibe es nicht nochmal.

    Wenn in Stellenausschreibungen Sätze stehen wie “bei gleicher Qualifikation werden Bewerber mit Behinderung bevorzugt”, spricht auch keiner davon, dass das eine Diskreminierung wäre oder man die gehandicapte Person in irgendeine Art Abhängigkeit treiben wollte…

    richtig. du hast es sogar selbst erkannt: die GEHANDICAPTE person. frauen sind aber nicht gehandycapt. sie WERDEN gehandycapt, wenn man sie qua andersbehandlung in die zweite reihe verweist. auch das habe ich bereits erklärt.
    es wäre schön, wenn du nicht immer wieder zurück auf “los” gehen würdest.

  81. #81 rnlf
    17. Juni 2011

    Nein, hast du nicht. Du hast behauptet, dass es so ist. Das ist alles.

    Und warum reicht es nicht, Menschen mit Behinderung die gleichen Chancen zu garantieren? Die Besserbehandlung könnte in dem Fall auch als Ausgrenzung auf grund äußerer Merkmale o.ä. verstanden werden. Tut aber keiner.

    Von “Korruption” der Frauen durch freundliche Behandlung kann ich nichts feststellen. Oder unterstellst du ihnen so geringe Intelligenz, dass sie nicht merken, wenn sie im großen Stil manipuliert werden?

  82. #82 Radicchio
    17. Juni 2011

    nee, mlf. ich bin nicht der erklärbär.

  83. #83 Rnlf
    17. Juni 2011

    Nee, und der Lesebär auch nicht, wie es scheint.

  84. #84 Bullet
    18. Juni 2011

    @rnlf:

    Oder unterstellst du ihnen so geringe Intelligenz, dass sie nicht merken, wenn sie im großen Stil manipuliert werden?

    Frag doch mal das nächste Prinzeßchen, das du findest. Du wärest vielleicht überrascht…

  85. #85 Dr. Webbaer
    18. Juni 2011

    @rnlf

    Die Besserbehandlung könnte in dem Fall auch als Ausgrenzung auf grund äußerer Merkmale o.ä. verstanden werden. Tut aber keiner.

    Hmm? – Im Blogartikel wird doch genau diese Besserbehandlung als “benevolenter Sexismus” erkannt und gebrandmarkt (OK, natürlich nicht vom hiesigen Inhaltemeister, aber eben von den zwei wissenschaftlich bemühten Damen).

    Diejenigen, die Quotenregelungen fordern, würden idT glaubwürdiger wirken, wenn sie diese bspw. auch für Müllarbeiter fordern würden…

    Allgemein wird der Sexismus falsch verstanden, es liegt bspw. kein Sexismus vor, wenn nur Frauen Kinder bekommen können und das jemand feststellt, Radicchio.

    MFG
    Dr. Webbaer

  86. #86 Bullet
    18. Juni 2011

    es liegt bspw. kein Sexismus vor, wenn nur Frauen Kinder bekommen können und das jemand feststellt, Radicchio.

    Das ist genauso unbestreitbar korrekt wie die Erinnerung, daß radicchio nicht Unterschiede an sich bemängelt, sondern Andersbehandlung aufgrund von Unterschieden (die eine Andersbehandlung nicht zwingend erfordern). Von daher ist dein Beispiel leider wieder eine Niete.

  87. #87 Dr. Webbaer
    18. Juni 2011

    @bullet
    Darum hat Onkel Webbaer bereits weiter oben extra für Leute wie Sie, also für IT-Nahe oder so Eingeschätzte, diesen Versuch vorgeschlagen, in dem ein (“hirnloser”, jedenfalls auf das Humane bezogen) Algorithmus an Hand von einfachen Namensdaten und vorangegangenen geschäftlichen Erfolgen ein Bewertungssystem entwickelt, das Andersbehandlung bedingt, wobei der hirnlose Entscheidungsträger keine X-Ismen [1] in sich tragen kann.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] im Sinne von Unterscheidungssystemen mit Wertzuweisung, gerne auch abwertend und “stereotypisiert” – soz. das Thema des Blogeintrags

  88. #88 Dr. Webbaer
    18. Juni 2011

    Nachtrag:
    Beachten Sie vielleicht auch diesen kommentarischen Meinungsbeitrag des freundlichen, aber immer klaren Helmut E.: “Sexismus ist die Unterstellung geschlechtlicher Unterschiede.”

  89. #89 YeRainbow
    18. Juni 2011

    ich zitiere: “Frag doch mal das nächste Prinzeßchen, das du findest. Du wärest vielleicht überrascht…”

    ja, wer im Karpfenteich fischt, was wird der wohl an der Angel haben? Im übrigen empfehle ich Euch gern einerseits Dr. Möbius: Über den physiologischen SChwachsinn des Weibes (sehr lesenswert – jedoch nicht leicht zu lesen) sowie Gerd Brantenberg: Die Töchter Egalias.

    wer letzteres liest und sich über ungerechtigkeit empört, hole fix die Lektüre Möbius nach. Dürfte hilfreich sein.

  90. #90 Radicchio
    18. Juni 2011

    Das ist genauso unbestreitbar korrekt wie die Erinnerung, daß radicchio nicht Unterschiede an sich bemängelt, sondern Andersbehandlung aufgrund von Unterschieden (die eine Andersbehandlung nicht zwingend erfordern). Von daher ist dein Beispiel leider wieder eine Niete.

    danke, bullet. und das *blubb* von oben nehme ich zurück.

  91. #91 Dr. Webbaer
    18. Juni 2011

    @Radicchio
    Sie haben sich hier aber dümmlich oder zumindest nachlässig eindeutig positioniert.

    Nun wäre Dr. W wirklich der Letzte, der den ersten Stein werfen würde, aber es besteht nun Erläuterungsbedarf, wie verstehen Sie Sexismus und X-Ismus eigentlich?

    MFG
    Dr. Webbaer

  92. #92 Radicchio
    18. Juni 2011

    jede geschlechtsspezifisch unterschiedliche behandlung beinhaltet eine wertung: nämlich die, dass es eine ungleichheit gibt – eine norm und die abweichung davon. diese wertung erzeugt bei den beteiligten eine systemzustimmung, die zu folge hat, dass sie auch anderen (nicht freundlich intendierten) ungleichbehandlungen eher zustimmen.

    dieser satz ist selbstverständlich im kontext dieses stranges zu verstehen: wir reden über unterschiedliche behandlung im sinne von frauen die tür aufhalten oder in den mantel helfen. überdies habe ich mehrmals eine eindeutige erklärung geliefert, um welche art von behandlung es sich handelt.
    selbstverständlich müssen frauen und männer z.b. medizinisch hin und wieder anders behandelt werden und das ist kein sexismus. als gegenargument beispielsweise einzuwenden, dass frauen in der schangerschaft anders behandelt werden, ist dämliche sophisterei, bringt hier niemanden weiter, sondern gängelt die mitdiskutanten, jedesmal unabhängig vom strangthema irgendwelche in- und exklusionen zu veranstalten, damit nicht irgendein klein-fritzchen daher kommt mit der nachricht: im keller brennt noch licht.

  93. #93 Grundumsatz
    18. Juni 2011

    Passend zum Thema:

    Eine Polin wartet eben auf Komplimente, und wenn sie die nicht bekommt, dann welkt sie. Und wenn Polinnen durch deutsche Einkaufszentren gehen und nicht ein einziges Mal angeguckt werden, dann fühlen sie sich durchsichtig und glauben jedesmal, es stecke böser Wille dahinter.

    https://www.n-tv.de/politik/Die-wahre-Exotik-liegt-in-Warschau-article3596026.html

  94. #94 YeRainbow
    19. Juni 2011

    hübsch, wie sich eigene Erwartungen mit dem Vorurteil verbinden können… Eine Polin= alle Polinnen… hüstel…

  95. #95 Bullet
    19. Juni 2011

    @YeRainbow:

    ich zitiere: “Frag doch mal das nächste Prinzeßchen, das du findest. Du wärest vielleicht überrascht…”

    ja, wer im Karpfenteich fischt, was wird der wohl an der Angel haben?

    Richtich. Deswegen “Prinzeßchen” und nicht “Frau”.

  96. #96 YeRainbow
    22. Juni 2011

    Hi, Bullett….
    bei der Betrachtung ist das Problematische daran, daß alles vom Menschen gelernt werden muß. Auch das Prinzeßchen hats mal so gelernt…
    Das Prinzip “selbst schuld” ist somit hinfällig, wenn man die Dinge langfristig betrachtet.

    Wo das Falsche gelernt wurde, könnte prinzipiell auch etwas Richtiges gelernt werden. Ist ein strukturelles Problem.
    Bitte achte bei Deinen Töchtern gut drauf…

  97. #97 Bullet
    22. Juni 2011

    @YR:

    Das Prinzip “selbst schuld” ist somit hinfällig, wenn man die Dinge langfristig betrachtet.

    Kann ich so nicht bestätigen. Uns Homos soll ja angeblich ein Hirn gewachsen sein. Dieses wiederum soll angeblich dazu in der Lage sein zu lernen – was im Endeffekt bedeutet, Erlerntes durch Neu-Erlernen überschreiben zu können. Daß das Prinzeßchen es so gelernt hat, bewahrt es nicht davor, dafür abgekanzelt zu werden, daß es dieses Erlernte verteidigt. Du hast natürlich insofern recht, als daß es besser wäre, gar nicht erst umlernen zu müssen. Läßt sich aber leider nie vermeiden.

  98. #98 radicchio
    22. Juni 2011

    Auch das Prinzeßchen hats mal so gelernt…
    Das Prinzip “selbst schuld” ist somit hinfällig, wenn man die Dinge langfristig betrachtet.

    im gegenteil. zu der zeit, wo prinzesschen das lernt, ist sie ein kind. man kann von einem kind nicht erwarten, rollenvorbilder im bezug zur eigenen person zu reflektieren. von erwachsenen kann man das aber sehr wohl erwarten. und da man immer nur sich selbst, aber nicht die anderen ändern kann, gilt “selbst zuständig / verantwortlich” sehr wohl.

  99. #99 Bullet
    22. Juni 2011

    Dammit. Jetzt hab ich erst beim Lesen von Radis Kommentar gesehen, daß ich in meinem Satz den signifikanten Teil einfach nicht geschrieben hab.
    Es hätte heißen sollen: “dafür abgekanzelt zu werden, daß es dieses Erlernte im Erwachsenenalter noch verteidigt.”
    Was dann allerdings nahtlos in seinen Kommentar übergeht.
    (Immerhin war ich Erster. *fg*)

  100. #100 ichhalt
    29. Oktober 2011

    Der Autor scheint den Benevolenten Sexismus nicht richtig verstanden zu haben. Damit dass man für schwangere Frauen aufsteht hat das nichts zu tun. Denn das macht man nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie körperlich beeinträchtigt ist – für einen Mann, der ähnlich stark beeinträchtigt ist würde man schließlich auch aufstehen.
    Benevolenter Sexismus zeigt sich in Situationen, in denen man einer Frau – nur aufgrund ihres Geschlechts – Arbeit abnimmt oder glaubt sie unterstützen zu müssen, in Situationen in denen sie dem Mann eigentlich ebenbürtig ist.
    Dass das eine Anklage an den Mann sein soll ist ebenso falsch. Es ließ sich nämlich in der Forschung wiederholt nachweisen, dass gerade Frauen stärker benevolent sexistische Ansichten teilen als Männer. Genau aus dem Grund, dass es sehr subtil ist und für die Frau angenehm und schmeichelnd. Den wenigsten Frauen und Männern ist es bewusst, dass es die Frau schwächt und es wird selbstverständlich somit nicht als herabwürdigend empfunden. Deshalb auch der nahme “wohlwollender” Sexismus. Hier geht es in keiner Weise um eine Schuldzuweisung!
    Ich finde, der letzte Absatz zeigt viel mehr, dass dem Autor der Benevolente Sexismus nicht kar geworden ist und dass er die Studie wohl nicht genug studiert hat.