Hier ist ja mal wieder nicht so viel los. Zeit, für ein paar Anekdoten aus der Welt der Wissenschaft. Diesmal gibt es viele mit einem kleinen (ENG) dahinter, für die Links, die auf Englischsprachige Seiten führen …


  • tree of dna.pngWissenschaftsblogger Carl Zimmer hat ein neues Buch (Science Ink). Es sieht spektakulär aus und ich würde es gerne mal durchblättern, aber kaufen werde ich es mir sicher nicht – es beinhaltet lauter Fotos von Tattoos aus der Welt der Wissenschaft, z.B. die Galapagosfinken, Einsteins berühmteste Gleichung oder eine Formel, die beschreibt welche Kraft ein Mensch braucht, um ein Fahrrad in Bewegung zu setzen – letzteres findet sich auf dem Bein eines Profi-Radfahrers. Hier ist eine schöne Diashow mit Kommentaren (ENG).
  • In den USA ist eine als ausgestorben angenommene Art wieder aufgetaucht (ENG): der Neunpunktige Marienkäfer, Coccinella novemnotata. Man hatte angenommen, dass er seit 1982 ausgestorben war …
  • Das momentan größte Krokodil der Welt misst – wow – 6,20 Meter!
  • Ein neues Zeitraffervideo von Terje Sørgjerd: The Water. Als nächstes will er uns Aufnahmen vom Mt. Everest zeigen …
  • Eine neue Studie zeigt, dass das Schauen der amerikanischen Fernsehserie “Lie to Me” (“Belüge mich,” läuft momentan bei VOX), in der mit Hilfe von Psychologie Lügner entlarvt werden, dazu führt, dass man Lügen nicht mehr von der Wahrheit unterscheiden kann. Ehrlich! Hier ist die komplette Studie als PDF (ENG):
    Lie to Me viewers … were more likely than control participants to misidentify honest interviewees as deceptive. Watching Lie to Me decreases truth bias thereby increasing suspicion of others while at the same time reducing deception detection ability.
  • Matt Ridley, Journalist und Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher, hielt vor kurzem die Angus Millar Lecture 2011 zum Thema “Wissenschaftliche Häresie.” Darin erklärt er, wieso er die Gefahr von Globaler Erwärmung anzweifelt. Ich würde ihm zwar in den Details widersprechen, aber er hat ein paar gute Argumente und erklärt, wieso es so wichtig ist, wissenschaftliche Daten anzuzweifeln. Die Rede in ihrer Gesamtheit gibt es hier (ENG).
  • Wo wir gerade bei Pseudowissenschaften sind: Eric hat auf seinem Blog AFFE seine Gedanken zu den aktuellen Kreationismus-Debatten, die zunehmend auch in den deutschen Medien geführt werden, aufgeschrieben und ruft zur Diskussion auf.
  • Zu guter letzt, hier eine wirklich gelungene Infografik zur statistischen Wahrscheinlichkeit, dass gerade DU (genau, du, ich rede mit dir) existierst. Zwar eher unterhaltsam als 100%ige Mathematik (ich bin sicher, man hätte noch einen Haufen weitere Variablen dazu nehmen können), aber es ist spannend, eine Zahl zu sehen, die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit jeder von uns auf diesen Planeten gekommen ist. (In dem Sinne hier auch eine nette Grafik, mit der man berechnen kann, als wievielter Mensch man auf diese Welt kam.) Die berechnete Wahrscheinlichkeit ist laut Autor Ali Binazir die gleiche wie die, dass “2 Millionen Menschen an einem Tisch sitzen und Würfel mit einer Billion Seiten werfen, und dabei alle die gleiche Zahl erwürfeln.” — Klick aufs Bild zum Vergrößern (ENG).

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    Abbildung von visual.ly

Kommentare (43)

  1. #1 Eric
    November 10, 2011

    Von hier kommt also das plötzliche Interesse an meinem Kreationistenmist. Ich bin mir immer noch nicht so sicher, ob das alles so eine gute Idee war mit dem Post, aber trotzdem danke für den Link.

    Ich finde dieses Schaubild übrigens ziemlich toll.

  2. #2 Wb
    November 10, 2011

    Die berechnete Wahrscheinlichkeit ist laut Autor Ali Binazir die gleiche wie die, dass “2 Millionen Menschen an einem Tisch sitzen und Würfel mit einer Billion Seiten werfen, und dabei alle die gleiche Zahl erwürfeln.”

    Jaja, dieses Spiel mit angeblichen Wahrscheinlichkeiten…

    Nervt ab, nervig, nerfick! – Richtig ist, dass soo betrachtet alles sehr unwahrscheinlich ist. – Wie wahrscheinlich ist es bspw., dass ein Irrer irgendwo genau diesen Kommentar erfasst? – Und ansonsten gilt natürlich für das Erkenntnissubjekt: Die Wahrscheinlichkeit ist genau 1, dass Du so existierst wie Du existierst. – Und von außen betrachtet hält man zur Frage nach der Existenzwahrscheinlichkeit eines bestimmten Individuums am besten den Kopf zu.

    MFG
    Wb

  3. #3 Nils
    November 10, 2011

    @Eric:
    Ich hatte erst überlegt, dich zu fragen, ob ich den Artikel verlinken darf, aber du rufst bei dir ja direkt zur Diskussion auf. 😉 Ich finde den Artikel von dir gut. Und solange jeder über die Thematik diskutiert und nicht über die Leute, die diskutieren, kann sowas ein interessantes Gespräch werden.
    Bei deinem Punkt 1 würde ich schon etwas widersprechen. Mal schauen, ob bei dir so etwas wie eine Diskussion anfängt, dann steige ich mit ein.

  4. #4 rolak
    November 10, 2011

    Der Lie2Me-Effekt klingt für mich ähnlich dem des Schulfaches Psychologie. Mit dem üblichen ‘Freud für Anfänger’ wird dann keinem Mißstand mehr nachgegangen, sondern alles unter ‘Kindheitstrauma’ abgehakt.
    Typischer Fetendialog: ‘Das ist ein hochaggressives A*loch, schmeiß ihn raus’ – ‘Nein, nicht doch, er hatte soooo eine schwere Kindheit’. Mittlerweile vermute ich, daß das von den soeben Besprochenen ein Großteil mittlerweile derart verinnerlicht hat, daß sie es als Freibrief für jegliches Danebenbenehmen ansehen…

  5. #5 Wb
    November 10, 2011

    Eric hat natürlich grundsätzlich recht, aber was nervt sind halt die vielen unpräzisen bis falschen Nebenaussagen, sowas z.B. ist merkwürdig: “Punkt 2 führt auf, dass das akzeptieren einer bestimmten wissenschaftlichen Theorie keine „Glaubensfrage“ ist, sie ergibt schlicht und ergreifend aus den Bedingungen die ein naturwissenschaftliches Weltbild mit sich bringt.”

    DENN Theorien stehen sozusagen im Wettbewerb solange sie empirisch adäquat sind und bleiben [1], Theorien dürfen gerne geglaubt werden. Man spricht auch bei der Annahme von wissenschaftlichen Ergebnissen von “Verstehen” (ein Verstehen, das beim jeweiligen Erkenntnissubjekt einsetzt) oder “Vertrauen” (Schönsteins Formulierung, gefällt immer noch recht gut), nicht aber von Wissen. Zumindest sollte man das nicht tun, sonst wäre es Szientismus. Und wir wollen ja keine gläubigen Szeintisten sein oder werden!

    MFG
    Wb

    PS: Andere Mängel können bei Bedarf nachgeliefert werden, aber Eric hat im Groben natürlich recht… (“Wenn es nach mir ginge, müsste man überhaupt nichts zu diesem Thema sagen, weil sich diese ganzen Fragen im Grunde genommen gar nicht stellen sollten.” hat seinen Charme.)

    [1] vgl. auch Konstruktiver Empirismus, van Fraasen

  6. #6 derBright
    November 10, 2011

    Würfel einfach hundert mal, schreib das Ergebnis auf, und rechne hinterher aus, wie wahrscheinlich es war, genau dieses Ergebnis zu erreichen. Und trotzdem hast Du es im ersten Versuch geschafft.

  7. #7 Eric
    November 10, 2011

    Wb: Eventuelle Mängel meiner Argumentation können gerne an mich herangetragen werden. Ich kann zwar nicht versprechen, dass ich sie alle sofort verstehen werde, aber ich werde mich auf jeden Fall mit ihnen auseinandersetzen. Ich will mir ja nicht nochmal vorwerfen lassen müssen “apodiktisch” zu sein, so wie es in einer gewissen Email stand, die diesen ganzen Kram überaupt ausgelöst hat.

    Die von Ihnen zitierte Passage ist in der Tat etwas missverständlich, allerdings fällt mir im Moment noch keine bessere Formulierung ein. Es merke nur gerade wieder, warum ich viel lieber über Affenknochen und Stammbäume rede als über solche Themen.

  8. #8 Wb
    November 10, 2011

    @Eric
    Sie haben ja sicherlich sofort festgestellt, dass Onkel Wb nur ein paar Späßchen gemacht hat, auf Ihre Kosten. – Nö, also das “richtige” Verhältnis des Menschen zur modernen Wissenschaftlichkeit ist nicht so leicht vorzustellen, der KE ist ja auch nur eine Sicht, eine Theorie, auf die wissenschaftliche und institutionalisierte Sachbearbeitung und Forschung, der KE ist aber sympathisch; zumindest für den Webbaeren. – Die Wissenschaft ist ein kulturelles Konstrukt und ähnelt so auch ein wenig den Weltanschauungen, wobei die Betonung auf ‘ähnelt’ liegt, d.h. i.p. Folgerichtigkeit machen die Kreationisten und anderswie Esoterischen keine Fehler.

  9. #9 Wb
    November 10, 2011

    Nachtrag
    “(…) d.h. i.p. Folgerichtigkeit machen die Kreationisten und anderswie Esoterischen keine Fehler.” sofern sie die Empirie zK nehmen und in der Theoretisierung hinreichend flexibel sind. Also Erde 6.000 Jahre alt und so geht eher nicht…

  10. #10 rolak
    November 10, 2011

    Öhmm Eric – mißverständlich finde ich die angesprochene Formulierung nicht, da in dem Webärschen Gegenkonstrukt mehrerer gleichwertiger Theorien bestenfalls eine bevorzugt werden kann, akzeptiert werden kann in diesem Fall nur die Gleichwertigkeit.
    Das Einzige, was schmalen Geistern Probleme bereiten könnte, ist das fehlende ‘sich’ in der Mitte von ‘ergibt schlicht’ 😉

  11. #11 MartinB
    November 10, 2011

    @Eric
    Meienr Ansicht nach versagt deine Argumentation schon im Ansatz:
    “um die Sache möglichst einfach zu gestalten, halten wir einfach fest, dass ein göttliches Wesen eine allmächtige Entität ist die sich unserer direkten Wahrnehmung entzieht.”
    Genau das würde ja ein Kreationist abstreiten, der das Wirken einer göttlichen Entität direkt im Schöpfungsakt wissenschaftlich unerklärlicher Lebewesen sieht. Mit dieser Annahme setzt du letztlich voraus, was du beweisen willst.

  12. #12 Nils
    November 10, 2011

    Ach Mensch, jetzt wird hier über Kreationismus diskutiert und ich hatte so gehofft, jemand redet mit mir über Klima …

  13. #13 MartinB
    November 10, 2011

    Sorry – aber Klima kann ich nicht so gut…

  14. #14 rolak
    November 10, 2011

    Der Klima, Nils?

    Zur ersten Grobeinschätzung von Ridleys Text führt imho ein Guglhupf bzgl der Verlinkung bzw Wiedergabe (z.B. übrigens da hinten in D für Menschen mit ENG-Problem), zur feineren Bewertung ein Lesen (enthält alles, incl GalileoGambit), zum Überblick reicht auch Deine zutreffende Kurzzusammenfassung “und erklärt, wieso es so wichtig ist, wissenschaftliche Daten anzuzweifeln”. Das ist zwar pointiert bis überspitzt formuliert, inhaltlich allerdings imho eine Binsenweisheit, Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens – mit Sicherheit aber keine umwälzende neue Erkenntnis mit epochalen Auswirkungen auf die Wissenschaft.

  15. #15 Nils
    November 10, 2011

    @rolak:
    Ich würde ja gerne auf deine Beiträge eingehen, aber ich … verstehe sie einfach nicht. Auch nicht nach mehrfachem Lesen. Aber danke für den Link.

    Anscheinend gibt es hier eine Übersetzung des Textes von Matt Ridley. (Übersetzung ist allerdings ohne Gewähr, ich kenne den Text nur auf Englisch.)

  16. #16 Wb
    November 10, 2011

    Zum Klima: Die Datenlage inklusive Theoretisierung ist unzureichend, man erfasst und gewichtet seit 1880, wir könnten hier sicherlich einer Mode unterliegen, wie bspw. beim Waldsterben (gab’s nur in D), Erdölende & “Ende des Wachstums” (Club of Rome und andere Apokalyptiker), Ozonloch, Schweine-, Hühner- und Pferdegrippe wie auch beim Hundehusten…

    Bei unzureichend erfassten Datenlagen wie auch bei neuer modischer Theoretisierung empfiehlt Dr. Webbaer erst einmal agnostisches Verhalten. Die betrachteten Systeme sind hoch komplex und entziehen sich einstweilen der humanen (vs. ursuiden) Erkenntnis. Schaun mer mal.

    HTH
    Wb

  17. #17 rolak
    November 10, 2011

    Ich würde Besserung versuchen, Nils, sogar konkret angehen, wenn ich nur wüßte, woran es hapert. Der Scherzlink zum Fußballer wars doch wohl nicht oder?

    Die drei Punkte von eben waren:

    • suchen, wo die Rede wie präsentiert wird (bezeichnend)
    • lesen, was gesagt wird (nichts Neues in der sattsam bekannten Sammlung [kein GW|kein AGW und GW ist harmlos|doch AGW aber harmlos])
    • Vergleich mit Deiner Zusammenfassung (treffend, beschreibt auch eine Banalität)

    Vielleicht ist dieser Kommentar von vorgestern verständlicher, der Ridleys Text seziert. Entwarnung: Von mir ist er nicht 😉

  18. #18 Nils
    November 10, 2011

    @rolak:
    Vielleicht liegt es an den ganzen Abkürzungen? 😉 nein, ich meinte auch eher den ersten Kommentar zu “Lie to me.” Keine Ahnung, was da genau die Aussage war. Tut mir leid.
    Der weitere Link war aber auch wieder interessant. Danke. Ich weiss da auch nicht genug zu, aber ein paar der Argumente von Mr. Ridley konnte ich wirklich nicht nachvollziehen. Welche Rolle soll denn die Temperatur von vor Tausenden von Jahren spielen? Es geht um die Geschwindigkeit mit der sie sich verändert! Es ist fast so als wären Teil 1 und Teil 2 seiner Rede von zwei verschiedenen Leuten geschrieb – und Teil 1 finde ich ziemlich gut …

  19. #19 nihil jie
    November 10, 2011

    @derBright

    Würfel einfach hundert mal, schreib das Ergebnis auf, und rechne hinterher aus, wie wahrscheinlich es war, genau dieses Ergebnis zu erreichen. Und trotzdem hast Du es im ersten Versuch geschafft.

    mein blick auf die ganze Geschichte entspricht auch dem Beispiel. hätten, wir Menschen, jetzt 2 paar Arme, 2 paar beine, 3 paar Augen usw… und würden genau solche Wahrscheinlichkeitsüberlegungen aufstellen, würde sich auch so manch einer fragen, wie wahrscheinlich es ist dass wir so sind wie wir gerade sind 🙂

  20. #20 Wb
    November 10, 2011

    @nihil jie
    Wenn man die Gesamtbeschreibung des Menschen (vs. Bären) in der Lage wäre in Informationsgehalt, als Bitwert, auszudrücken, könnte man diesen Wert als Divisor nutzen und wäre dann alibinazirmäßig glücklich – sofern man noch ein Maß für die allgemeine Entropie hat, lol.

  21. #21 Wb
    November 10, 2011

    Welche Rolle soll denn die Temperatur von vor Tausenden von Jahren spielen?

    Naja, sie könnte die zeitgenössische Theoretisierung in Frage stellen. – Genau deshalb passen diejenigen, die auf den Klimamodellen, die nur in IT gegossen existieren, keinen direkten realen Bezug haben, sitzen, diese auch an: wg. Rückwärtsrechnungen bzw. um Angreifbarkeit zu meiden…

    Es gibt ja im hoch komplexen Klimasystem – Zitat Maxeiner: “Das komplexe System Klima setzt sich dabei aus fünf kaum minder komplexen Subsystemen zusammen: Der Atmosphäre, den Ozeanen, der Kyrosphäre (die irdischen Eismassen) der Lithosphäre (die Erdkruste und Gesteinshülle) und der Biosphäre (die Erdoberfläche mit all ihren Lebensformen). Wir wissen von jedem dieser Systeme nur sehr ungenügend, wie sie funktionieren.” – etliche Unwägbarkeiten, die möglicherweise nicht konstante Sonnenleistung, gemessen in Erdnähe, ist noch nicht einmal erwähnt.

    MFG
    Wb

  22. #22 rolak
    November 10, 2011

    Tja Nils, wenns an den Abk liegt, dann liegts an meiner Faulheit – und dagegen anzugehen wird verdammt hart 😉

    Nicht Karo 7 sondern Pick5 verwies auf eine Studie, nach der bei Zuschauern der Serie “Lie To Me” (btw nach der bekannten 0190er-Werbung viel schöner übersetzt mit *Lüg* *Mich* *An*), also einer Schmal-Ausbildung Gestik/Mimikdiagnose, das Wertungsspektrum bei der Einschätzung von Menschen in Richtung ‘Lügner’ verengt wird.
    Nun meine ich einen ähnlichen Effekt beobachtet zu haben, der durch eine Schmal-Ausbildung Psychologie ervorgerufen wird: Die Verengung des Ursachenspektrums bei psychischen Auffälligkeiten in Richtung ‘Kindheitstrauma’.

    Allerdings entsprang der Kommentar zugegebenermaßen weniger dem Drang, eine Aussage machen zu wollen als einer der üblichen von teil massiven Bilderfluten begleiteten Assoziationskaskaden. Mehr an psychischer Auffälligkeit habe ich nicht zu bieten und nein, es ist kein Kindheitstrauma. Aber zumindest in diesen^^ Ausmaßen recht selten, ward mir von berufener Seite versichert (das ‘^^’ kam original vom Therapeuten) als ich meinte mich untersuchen lassen zu müssen nachdem ich verblüfft feststellte, daß es bei anderen nicht genauso ist.

  23. #23 Stefan W.
    November 11, 2011

    Die Entdeckung von Viren und Bakterien hat uns davon befreit zu glauben, Gott wolle uns für irgendwas bestrafen, oder uns testen. Das große Rätsel Krankheit ist nicht mehr – es gibt viele kl., konkrete Rätsel.

    In dem Moment, da man gewahr wird, dass der strafende Gott nur eine Illusion war hat man nun 2 Möglichkeiten: Man wählt den Schwung der Aufklärung, und stellt fest, dass auch Erdbeben, Vulkan, Überschwemmung und Dürreperiode keine Gottesstrafen sind, dass die ganze Vergötterung eine Projektion des Unverstandenen in eine menschenähnliche Figur ist, und wirft es mit Verve auf den Müllhaufen der Geschichte, bzw. in die Museen, für die Kinder zum Gruseln, und zum Lernen.

    Oder man macht den großen Lügenrückzug, deutet alles um, stellt die Fragen ganz neu: “wieso gerade ich?” und stellt sich ein wenig doof, so als hätte es die Aufklärung gar nicht gegeben, als hätte nie wer gesagt, die Krankheiten kämen von Gott, die Heuschrecken, der Untergang von Sodom und Ghommorrah.

    Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen. Bacon, »der Vater der experimentellen Philosophie«[1], hat die Motive schon versammelt. Er verachtet die Adepten der Tradition, die »zuerst glauben, daß andere wissen, was sie nicht wissen; und nachher, daß sie selbst wissen, was sie nicht wissen. Leichtgläubigkeit jedoch, Widerwille gegen den Zweifel, Unbesonnenheit im Antworten, Prahlerei mit Bildung, Scheu zu widersprechen, Interessiertheit, Lässigkeit in eigener Forschung, Wortfetischismus, Stehenbleiben bei bloßen Teilerkenntnissen: dies und Ähnliches hat die glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge verhindert, und ihn statt dessen an eitle Begriffe und planlose Experimente verkuppelt: die Frucht und Nachkommenschaft einer so rühmlichen Verbindung kann man sich leicht vorstellen.

    Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, https://www.braungardt.com/Philosophy/Adorno/DA.htm

    Wenn man verkennt, dass die Religion einst dem Menschen die Welt erklären sollte, dann macht man sich vielleicht verdient um die Rettung der Religion für die Jetztzeit, man tut ihr aber Unrecht, behandelt sie unwissenschaftlich und ahistorisch.

    Religion in einer Zeit des Unwissens – und ich rede nicht von einem graduellen Unwissen, wie man es immer hat, sondern von einem fundamentalen Unwissen in der Art, dass man sich den Launen der Natur hilflos ausgeliefert sah, ist m.E. keine Schande.

    Aber heute, mit einem satten Bauch und Zugang zum Wissen der Welt für Jedermann in Europa, und für viele Menschen in Nord- und Südamerika, in Asien und selbst in Afrika – da ist Religion kein Reflex mehr auf die Angst, hilfloser Spielball höherer Mächte zu sein, sondern alberner Trotz.

    Mit der Beendigung der Religion hat man alleine noch nicht gewonnen. Das persönliche Schicksal bleibt als existenzielle Erfahrung von Ängsten und Sehnsüchten begleitet. Die Fragen nach Ursachen und Zusammenhängen klären sich nicht von selbst, und spontane Neubildungen von Religionen, und mehr noch von Versatzstücken, die wir von Religionen kennen, sehen wir allenthalben.

    Aber die Execution der Religion ist der Anfang, ist der notwendige Ausgangspunkt. Die Religion ist die Blaupause des Selbstbeschiß, um es wenig blumig auszudrücken – an ihr sieht man, welche Wege das Wunschdenken einschlägt, der Gruppenzwang läßt sich studieren, die Zwanghaftigkeit. Das geht schlecht, wenn man selbst noch Religion als Wegzehrung im Gepäck hat; man ist dann befangen.

  24. #24 derBright
    November 11, 2011

    @nihil jie

    hätten, wir Menschen, jetzt 2 paar Arme, 2 paar beine, 3 paar Augen usw… und würden genau solche Wahrscheinlichkeitsüberlegungen aufstellen, würde sich auch so manch einer fragen, wie wahrscheinlich es ist dass wir so sind wie wir gerade sind

    So isses. Alles andere ist Spiegelfechterei.

  25. #25 Wb
    November 11, 2011

    Erinnert den Schreiber dieser Zeilen auch [1] an eine Täterbeschreibung aus einer Spielfilmszene: Der Täter sei schwarz, übergewichtig, habe kurze Haare und trage casual. – Allerdings recherchiert der Inspektor in der Rapperszene, wo (im Film) alle so aussehen. – Kann man sich mal bildlich so vorstellen, nicht unwitzig.

    [1] bezogen auf die allgemeine Entropie

  26. #26 Wb
    November 11, 2011

    Aber die Execution der Religion ist der Anfang, ist der notwendige Ausgangspunkt.

    Ah, Herr Wagner, guten Morgen!, kleiner Widerspruch: Die Religionen dürfen gerne so angepasst sein oder werden, dass sie in keinem Widerspruch stehen zu Erkenntnissen der modernen Wissenschaftlichkeit. Der Katholik hat dann auch, der letzte Papst Pius war’s wohl, bezogen auf die ET Anpassungen vorgenommen, es war wohl auch von einem Irrtum kirchlicherseits die Rede…

    Wichtig ist also die Fähigkeit einer Religion sich in moderner Gesellschaft zu integrieren, als Sinn- und Ethikstifter können Religionen ganz ausgezeichnet wirken, wie andere Weltanschauungen natürlich auch. – Ganz schlecht natürlich, wenn die Religion klare Handlungsanweisungen für das Individuum mit sich führt, die einerseits der modernen Wissesnchaftlichkeit diametral gegenüberstehen und andererseits auch auf Ungläubige oder Noch-Nicht-Gläubige angewendet werden sollen…

    MFG
    Wb

  27. #27 Nils
    November 11, 2011

    Georg Hoffmann hat bei Primaklima übrigens die Klimaaspekte der Rede von Matt Ridley genauer angeschaut und ist entsetzt darüber, welchen Quatsch er da liest: Matt Ridley zur Klimasensitivität – Scheitern auf sehr niedrigem Niveau

  28. #28 Andrea N.D.
    November 11, 2011

    @derBright:
    “Würfel einfach hundert mal, schreib das Ergebnis auf, und rechne hinterher aus, wie wahrscheinlich es war, genau dieses Ergebnis zu erreichen. Und trotzdem hast Du es im ersten Versuch geschafft.”

    Mehr ist dazu auch nicht zu sagen.

  29. #29 Wb
    November 11, 2011

    Nachtrag:
    Im Google-Cache finden sich noch Reste des Familie Rahmstorf-Carbonkunst-Vertriebs: https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:https://www.rahmstorf.eu/co2pins/background.htm

    Wurde mittlerweile gelöscht, nicht ohne Grund sicherlich…

  30. #30 Sim
    November 11, 2011

    Ich möchte hier auch noch meinen Unmut über diese Plakat äußern, das ist echt selten blöd. Wahrscheinlichkeiten rückwerts berechnen wollen. Aua, das geht gar nicht.

    In dem Zusammenhang hat sogar Dawkins mal nen Bock geschossen als er mal sinngemäß meinte “Die Wahrscheinlichkeit tot zu sein ist viel höher als lebendig zu sein” und solche Scherze. Also wenn ich mir den Kopf darüber zerbrechen kann, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ich tot bin… dann bin ich nicht tot.

  31. #31 Sim
    November 11, 2011

    Nachtrag:
    Nee moment jetzt fällts mir wieder ein. Er meinte sowas wie: Es gibt mehr Menschen die nie geboren wurden und werden als die, die geboren wurden und werden. Was auf eine Art und Weise schon stimmt auf andere Art und Weise aber völlig hohl ist.

  32. #32 Nils
    November 11, 2011

    Da die Wahrscheinlichkeitsrechnung und -grafik am Ende ja nicht so viel Zuneigung findet, hier ein kleiner Film, der die gleiche Aussage zu machen versucht: Viel Spaß!

  33. #33 Stefan W.
    November 11, 2011

    Wichtig ist also die Fähigkeit einer Religion sich in moderner Gesellschaft zu integrieren, als Sinn- und Ethikstifter können Religionen ganz ausgezeichnet wirken, wie andere Weltanschauungen natürlich auch

    Wenn man Ethik und Sinn gering schätzt, dann mag man sie der Religion überlassen. Aber auch da berufen sich religiöse Menschen auf Asse, die sie aus dem Ärmel ziehen, die sie selbst in diese Ärmel gesteckt haben, soll heißen: Sie spielen falsch.

    Wieso soll jmd. über Ethik und Sinn reden können, der an Gespenster glaubt? Da spinnt er ebenso rum, wie wenn er mit Handauflegen zu heilen trachtet.

  34. #34 rolak
    November 11, 2011

    Gut Nils, ich hatte heimlich gehofft, daß Georg einen angemessenen Verriß unternimmt – fühle mich nämlich trotz mittlerweile reichlich Angelesenem nicht in der Position, meine Wertung so krass zu formulieren, wie sie intern gedacht wird; könnte ja auch ein durch Wissenslücken bedingter falscher Eindruck sein. Dagegen sähe dann allerdings Georgs Überschrift noch sehr kuschelig aus 😉 Bin gespannt auf seinen post, doch erst noch die aufgelaufenen mails abarbeiten…

    Aber zurück zum Hier und Jetzt: Du erwähntest weiter oben eine Partitionierung in Teil 1 und 2 – meintest Du (lesson1..6)(remaining)?

  35. #35 Wb
    November 11, 2011

    @Sim

    In dem Zusammenhang hat sogar Dawkins mal nen Bock geschossen als er mal sinngemäß meinte “Die Wahrscheinlichkeit tot zu sein ist viel höher als lebendig zu sein” und solche Scherze.

    Yup!, Dawkins macht derartige Fehler & haut manchmal Sachen raus… [1] – Haben Sie zufällig einen Zitatverweis zur Hand?

    MFG
    Wb

    [1] “Ich schätze die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes auf etwa zwei Prozent”, sagt Dawkins trocken beim Interview. (Quelle)

  36. #36 MartinB
    November 11, 2011

    @Nils
    Einen ähnlichen Punkt hat vor langer Zeit mal Hoimar v. Ditfurth gemacht ine inem Essay der, wenn ich mich recht entsinne “der Club der Überlebenden” hieß – darim ging es um die Wahrscheinlichkeit, dass alle unsere Vorfahren all die vielen Unglücksfälle und Krankheiten etc. überlebten.

  37. #37 Nils
    November 11, 2011

    @rolak:
    Nein, ich meinte eher diese Aufteilung in “Was ist Pseudowissenschaft?” und “Warum ich nicht an Globale Erwärmung glaube.” Mir schien da schon ein ziemlicher, inhaltlicher Bruch zu sein.

    @Martin:
    Genau. Ich finde solche Beispiele auch gar nicht schlecht. Es ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt was alles passiert sein muss (und was nicht passiert sein darf) damit Homo sapiens heute existiert.

  38. #38 Wb
    November 11, 2011

    Allein die Tatsache, daß es uns gibt, läßt uns dem exklusivsten aller Klubs angehören: dem der Überlebenden. (Zusammenhänge – Der exklusivste Klub der Welt, 1974, S. 49)

    Mal von der Zweifelhaftigkeit des zweifachen Superlativs i.p. Semantik abgesehen: Jedes Erkenntnissubjekt kann jederzeit zu diesem Schluss gelangen, d.h. so richtig sexy und ‘beeindruckend” scheint diese Folgerichtigkeit wirklich nicht.

  39. #39 nihil jie
    November 11, 2011

    kurze rede langer sinn… wenn einem die lehre über Wahrscheinlichkeiten in so einem Fall nicht weiter hilft, gibt es nur eins was einem weiterbringen kann. man muss sich darum bemühen nach den einzelnen Stadien einer Entwicklung zu suchen um sie chronologisch ein zu ordnen und zu untersuchen 😉 es geht dabei auch um das Gesamtbild und das lässt es sich mit derartigen Überlegungen, die auf Wahrscheinlichkeit basieren, nicht herleiten… in dem Fall evolutionärer Vorgänge ist das Gesamtbild nur durch das chronologische zusammensetzen einzelner Stadien erreichbar. aber das ist nur meine derzeitige Meinung darüber… wenn es was neues besseres gäbe werde ich es so annähmen.

  40. #40 rolak
    November 12, 2011

    Hmmmm Nils, ist das nicht dieselbe Aufteilung? Immerhin geht es direkt nach Lesson#6 los mit

    Using these six lessons, I am now going to … The issue is climate change.

    Im Folgenden selbstverständlich nur meine Meinung:

    Ok, es startet mit einer Gegenüberstellung (science|pseudoscience), an der mir nur das ‘was’ bei ‘alchemy’ auffällt, doch geschenkt, Anthroposophen und deren Spagyrik sind vielleicht in GB nicht so präsent wie hierzulande.
    Danach kommen die Lektionen:

    1. Leichtgläubigkeit der Medien
      Darin outet er sich als Held des rationalen Widerstandes, weil er sich nicht der Meinung eines Haufens Vollpfosten (ET made crop circles) angeschlossen hat. Starke Leistung.
      Beschrieben wird allerdings die Leichtgläubigkeit des sensationsgeilen Publikums und die Umsatzorientiertheit der Medien.
    2. Aufklärung geht Pseudowissenschaftlern am A** vorbei
      Das ist überraschend und aus dem beschriebenen publikumsbindenden cliffhanger gelernt? Eine Binsenweisheit für Glaubenssysteme.
    3. Wir können beides sein. Newton=Alchemist
      Er sagt, daß in der Medizin Pseudo/Wissenschaft nicht sauber getrennt werden könne, bringt aber eine beides betreibende Person als Beispiel (Falls die Daten so stimmen, zu Gordon finde ich nicht viel, weiß also nicht, ob er wie Semmelweis ein Pionier der EBM war).
      Und der Newton-Klopfer^^ Was bitte ist so merkwürdig daran, daß im Laufe eines Paradigmenwechsels Personen Elemente des ‘vorher’ als auch des ‘nachher’ in sich vereinen?
    4. Der Häretiker hat manchmal recht.
      Jetzt mal ganz abgesehen davon, daß die Wortwahl bezeichnend ist, da die Gleichsetzung Wissenschaft|Glaubenssystem zumindest billigend in Kauf genommen wird – was bitte ist so erhellend an der Erkenntnis, daß Denker unangepaßter Gedanken Gegenwind verspüren? Immerhin hat in beiden angeführten Fällen die sich stabilisierende Faktenlage die Wissenschaft zügig überzeugt.
      Zusätzlich ist die gesamte Formulierung eine unangemessene Überhöhung – selbstverständlich haben Abweichler manchmal recht (das wäre dann übrigens das oben schon erwähnte GalileoGambit) doch die sind halt nur ein verschwindender Anteil. Und die ach so gemeinen Schwierigkeiten (nein, das soll gegebenenfalls geschehene unsachlichen Attacken nicht entschuldigen) fußen auf dem unverzichtbaren “Außergewöhnliche Behauptungen benötigen außergewöhnlich gute Belege”.
    5. Beachte den confirmation bias
      Steht als vorgeblich gelernte Lektion in krassem Gegensatz zum Inhalt des zweiten, klimatischen Teils, in dem er eben nicht Daten nach Relevanz, sondern Interpretationen nach Gusto wählt.
    6. Jede langfristige Prognostik ist Bullshit.
      Erstaunlich, wie erklärt sich dann u.a. das weiter unten folgende “We are on the blue line, not the red line”, also das Ersetzen einer Prognostik durch eine andere? Nun, vielleicht meinte er ja nicht ‘jede’, sondern ‘mir nicht passende’.

    Oder zusammengefasst: Eine derartige Sammlung von Inkohärenz und Ungenauigkeit bei (nach dem was ich so höre) einem doch anderweitig klar denkenden Menschen müffelt nach einem erneuten Beleg für die Inkompatibilität zwischen Glauben und Wissenschaft.

    btw: Woher kommen eigentlich die ganzen Sternchen ‘*’ im wattsupwiththat-Nachdruck (und anderswo auch)?

  41. #41 Nils
    November 12, 2011

    @rolak:
    Tja, dann hatte ich dich erneut nicht verstanden. Für mich teilt sich der Text in die 6 Lessons und dann in den angewandten Teil. Und der erste Teil war sehr schön erzählt. Da finde ich es egal ob ich das alles schon weiß oder nicht, es sind wichtige Aspekte, die er erwähnt.

  42. #42 Redfox
    November 15, 2011
  43. #43 Dr. Webbaer
    November 16, 2011

    @Redfox
    Ischt ja auch eine schockierende Rückrechnung, die jeden Statistiker in Entsetzen zu bringen vermag.