Gerade ist das Buch “Generation Doof” erschienen. In dem SpOn Interview wird die kommende Generation Superdoof erwähnt. Sehr passend, wie ich finde, weil sie kommen wird. Und keiner tut was dagegen, im Gegenteil.
Erst war der Pisaschock,

weil Deutschlands Schüler so miserabel abgeschnitten haben. Alle haben groß erzählt, was man und wie man es ändern sollte. Getan hat sich ein wenig, will man meinen. Und auch tatsächlich, die letzte Erhebung brachte ein paar Punkte mehr ein als davor.
Dann kam aber der nächste Dämpfer. Deutschland ist zu dick, das hat auf den ersten Blick nichts mit Bildung zu tun, auf den zweiten aber schon, denn je besser die Schulbildung, desto geringer das (statistische) Risiko für Übergewicht. Schlaue wissen, wie man sich richtig ernährt, sagten die Medien. Das auch die “soziale Schicht” mit Übergewicht korreliert ist mE fast dasselbe.
Auch seit Jahren gibt es schon die Diskussion und etliche, gute Initiativen, schon früher anzufangen und besonders die Naturwissenschaften und ihre Faszination schon im Kindergarten zu verankern. Das erscheint nur logisch, dient es doch als (eine) Grundlage, um die weitere teilweise suboptimale Schullaufbahn gut zu überstehen. Wer schon im Kindergarten Chemie, Bio und Physik schnuppert, ist auch trotz des Schulcurriculums auf den Geschmack gekommen, bildet sich freiwillig weiter, wird schlau, ernährt sich gesund, bleibt nicht-übergewichtig und ist gut für die Statistiken und die Wirtschaft. So die Theorie der Politiker, die ja nicht ganz so abwegig ist.
So weit so gut, wenn da nicht die andere Seite wäre, die der Finanzierung.
Kibiz (Kinderbildungsgesetz) ist das Streitthema des Tages. Eine grundlegende Änderung der Kindergartenregelungen, um mehr Unter-dreijährigen einen Platz im Kindergarten zu geben und den Müttern die Chance zu geben, der Wirtschaft zu dienen
Real bedeutet das aber, noch mehr Kinder in die ohnehin schon überfüllten Kindergärten gepfercht, noch mehr Arbeit für die MitarbeiterInnen und letztlich weniger Qualität. Die Kinder werden nur noch beaufsichtigt, die vorher so groß geforderten Fördermaßnahmen, die Wissenschaftsprojekte, alles das wird keinen Platz haben und niemand wird dafür Zeit haben. Der vorher so groß eingeforderte Grundstein der weiteren Bildung ist damit zu einem Sandkörnchen geschrumpft. Dabei heißt es eigentlich “KinderBildungsgesetz”
Aber so sieht deutsche Bildungspolitik aus. Und morgen jammern sie wieder alle, wie dumm (und dick?) die Kinder doch sind.

Nachtrag: Übrigens streiken in diesen Tagen in einigen Städten die Mitarbeiter und Eltern für die Kinder (und eine minimal bessere oder zumindest gleichbleibende Entlohnung).

Kommentare (4)

  1. #1 Don Quijote
    Februar 20, 2008

    Generation X, Generation Golf, Generation Praktikum, Generation Chips, Generation Superdoof. Generationen scheinen sich inzwischen im Jahresrhythmus abzulösen.

    Da könnte man glatt ein Spiel daraus machen: Welche Generation fehlt uns denn noch? (Sorry, Chris für das leichte Abdriften ins Off-Topic aber ich konnte nicht widerstehen)

  2. #2 Chris
    Februar 20, 2008

    Nein, Du hast ja vollkommen recht. Das Buch ist ja eine ganz bewußte Anlehnung an Generation Golf. Ich hoffe, es kommt die Generation “Wir haben es dennoch geschafft”.

  3. #3 Mandy
    Februar 21, 2008

    Ich finde es im Grunde sehr gut wenn die Fördermöglichkeiten im Kiga ausgebaut werden. Die Kleinen haben definitiv bessere Chancen auf einen leichten Zugang zum späteren Schulstoff, wenn sie bereits sehr früh an das Lernen herangführt werden. Aus Erfahrungen mit meiner Tochter kann ich sagen, dass zum Beispiel das Sprachverständnis (sie lernte im Kiga spielerisch englische Grundbegriffe) erheblich beeinflusst wird. Auch kleine Schritte haben nachhaltige Auswirkungen.
    Für die wirtschaftliche Umsetzung ergeiziger Bildungsprojekte sehe ich auch die Gesellschaft in der Verantwortung. Auf privatwirtschaftlicher Ebene wird die Entwicklung diesbezüglich kaum voran getrieben, weil es sich einfach nicht “lohnt” oder…Ich denke, hier könnten die richtigen Impulse ganz neue Wege ebnen. Wir haben es in der Hand. Das ist meine Meinung.

    Ich wünsche schon mal ein schönes Wochenende (meines beginnt quasi Heute)!

    herzliche Grüsse

  4. #4 Chris
    Februar 22, 2008

    Aber genau darum geht es ja! Die Fördermöglichkeiten werden durch die neuen Regelungen nicht ausgebaut. Der Aufwand und die Verantwortung werden erhöht, der Personalschlüssel noch bescheidener und keiner hat mehr die Zeit für welche Fördermaßnahmen auch immer…
    Und die Gesellschaft hat natürlich eine Verantwortung, auch manche Projekte werden schon von der Wirtschaft unterstützt, aber das ist leider nur sehr sporadisch und in keiner Weise flächendeckend….