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Ich war für ein paar Tage unterwegs. In Valencia habe ich zum Beispiel das Museo de bellas artes besucht. Hauptsächlich religiöse Kunst des Mittelalters.

Mit Kunst aus dem Mittelalter geht es mir wie mit mittelaltem Weichkäse. In Maßen genießbar, aber nichts, was ich mir selbst in meiner Wohnung an die Wände hängen würde.

Beim Betrachten der zahlreichen Gemälde der Dauerausstellung ist mir aufgefallen: Man sieht nie die Zähne. Egal ob auf den Gemälden am Kreuz gelitten wird, religiöse Themen diskutiert oder staunend das göttliche Zentralgestirn am Firmament betrachtet wird, es sind nie die Zähne zu sehen.

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Alle Künstler haben sich daran gehalten, bis auf einen: In einem Tryptichon von Hieronymus Bosch werden gleich mehrfach und deutlich die Zähne gezeigt.

Im linken Flügel wird ein Mann mit einem Krummesser herzhaft in den Arm gebissen, und wer das Gebiss des Mannes im rechten Flügel näher betrachtet – oder vielmehr das was davon übrig ist – erkennt, warum auf den Bildern der anderen Künstler keine Zähne zu sehen sind: Es ziemt sich nicht, verfaulte Zahnstümpfe zu zeigen. Weder bei Jesus noch den Jüngern oder anderen geistlichen Hochwürden und weltlichen Herrschern.

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Wie es um die Gebisshygiene der Mona Lisa bestellt war lässt sich dann leider auch nicht mehr feststellen. Aber immerhin lächelt sie – wenn auch mit geschlossenem Mund. Mysteriös oder einfach weil sie ein paar Zahnlücken hatte.

Kommentare (12)

  1. #1 Adromir
    8. Januar 2010

    Und dabei war die Zahngesundheit im Mittelalter wohl besser als angenommen. Sogar besser als in der (frühen) Neuzeit.

    https://www.g-o.de/wissen-aktuell-3339-2005-08-16.html
    https://www2.biologie.fu-berlin.de/humanbio/neutres.htm

  2. #2 sil
    8. Januar 2010

    Den Hieronymus Bosch finde ich schon ziemlich klasse.

  3. #3 Stefan
    8. Januar 2010

    Hmm, wer weiß, was uns alles erspart geblieben wäre, hätte der Mensch keine Zahnschmerzen.

  4. #4 nashorn
    8. Januar 2010

    Ich würde mir auch keinen mittelalten Weichkäse an die Wand hängen. 😉

  5. #5 Ute
    8. Januar 2010

    Mit der Mona Lisa hat offenbar so einiges nicht gestimmt, wie man der “Times” entnehmen kann: https://bit.ly/8A9ar1

  6. #6 Chris
    8. Januar 2010

    @nashorn
    Der gleiche Gedanke kam mir auch…

  7. #7 Marie
    9. Januar 2010

    Woher kommt deine Affinität zum Mittelalter?
    Weil du heute ein Jahr älter geworden bist?
    Herzlichen Glückwunsch & schönes Feiern!

  8. #8 Schüttguttechnik
    3. Februar 2010

    Ich finde den Beitrag sehr interessant. Mir selbst ist das nie so genau aufgefallen, dass man im Mittelalter selten Zähne malte. Nun ja wahrscheinlich ist es wirklich darauf zurück zu führen dass die Gebisse wohl eher verfault waren….eine ekelhafte Vorstellung…
    Lg

  9. #9 Karl Mistelberger
    3. Februar 2010

    “Wie es um die Gebisshygiene der Mona Lisa bestellt war lässt sich dann leider auch nicht mehr feststellen.”

    Zahngesundheit ist primär nicht eine Frage der Gebisshygiene sondern der allgemeinen Gesundheit. Da spielt die Ernährung an sich eine große Rolle. Ernsthafte Fehl- oder Mangelernährung, die früher weit verbreitet war führt fast immer zum Verlust der Zähne.

  10. #10 T.Paul -artinfo24.com-
    7. April 2010

    Die gute Mona Lisa presst schon sehr ihre Lippen zusammen. Ein weiteres Kunsträtsel? Habt Ihr mal auf die Augenbrauen geachtet? Die fehlen fast komplett. Was war da los bei Leonardo?
    mehr zum Thema:
    Mona Lisa – Geschichte des Raubes

  11. #11 Falo
    Winterthur
    11. Januar 2015

    Der Hinweis auf die Zähne bei Bosch und das “Ohne Zàhne” sonst, war sehr interessant. Nun hab ich nach dem Triptychon gesucht, hab es aber nicht gefunden. In Valencia auf jeden Fall schein es nicht zu sein. Könntest Du mir sagen, wo und vielleicht sogar wie es heisst? Da wäre ich sehr dankbar….

  12. #12 Tobias Maier
    11. Januar 2015

    Falo,
    Das Triptychon hing 2010 im Museum der schönen Künste in Valencia. Wo es jetzt, fünf Jahre später ist, weiß ich leider nicht.