Heute Morgen und Vormittag unserer Zeit ist im Osten der USA das passiert, was bei uns nur alle paar Jahre in der Form auftritt: Eisregen, in den Medien auch gerne öffentlichkeitstauglich “Blitzeis” genannt.

Dabei wurden die vom Eis umhüllten Bäume teils so schwer, dass sie auf Garagen krachten. Natürlich ist eine Eisschicht auf der Straße katastrophal. Wie kommt diese Lage zustande?

Grundsätzlich entsteht Eisregen dadurch, dass sich wärmere Luft in der Höhe über kältere schiebt, die am Boden zäh wie eine Honigschicht liegen bleibt.

Fällt also Niederschlag, so fällt er oft als Schnee, wird in der wärmeren Luft in der Höhe aber zu Regen. Auf dem weiteren Weg in die Kälte am Boden wird das Wasser dann unterkühlt. Es hat also eine Temperatur von unter 0°C, ist aber dennoch flüssig. Wenn die Zeit nicht ausreicht, wird dieses unterkühlte Wasser auf dem Boden schlagartig zu Eis.

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Es kommt auf der Straße zu einer spiegelglatten Schicht, und auch an den Bäumen lagert sich Eis ab, wodurch diese so schwer werden, dass sie umkippen können.

Wie ich schon gesagt habe brauchen wir für Eisregen also Luftmassen mit sehr unterschiedlicher Temperatur, die sich dabei begegnen. Und hier sind wir auch schon bei dem Grund, warum die USA anfälliger hierfür sind: Das Hauptgebirge, die Rocky Mountains, sind nämlich in Nord-Süd-Richtung orientiert. Unser Hauptgebirge, die Alpen, orientieren sich dagegen von West nach Ost.

Warum ist dies so wichtig? Weil in Nordamerika in dem Fall keine natürlich Barriere für die arktische Luft besteht. Sie kann ungehindert von Norden vordringen, und das auch sehr weit in den Süden, wo sie dann mit der feucht-warmen Luft vom Golf von Mexiko kollidiert. 

Dann haben wir es mit einer scharfen Luftmassengrenze zu tun, an der gerne auch Tiefs entstehen. Und diese Tiefs mischen alles durcheinander: westlich des Zentrums wird die kalte Luft herangeholt, östlich davon die warme:

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Wind in Bodennähe am 12.12.08. Quelle: MeteoGroup

Es gibt dann also eine Zone mit Schnee, dazwischen eine mit Eisregen, und eine weitere mit Regen, so wie hier zu sehen:

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Wettermeldungen vom 12.12.08, 9 Uhr. Grün: Regen, Rot: Eisregen, Lila: Schnee. Quelle: MeteoGroup

Am gefährlichsten wird es also im mittleren Bereich. Schön ist die Luftmassengrenze übrigens auch an den Temperaturen zu sehen:

Kommentare (5)

  1. #1 Samin
    Dezember 12, 2008

    Ist das jetzt im Westen passiert wie im ersten Satz erwähnt oder im Osten wie auf den Wetterkarten.. bin ich nur verwirrt oder hab ich da einen Himmelsrichtungsdreher drin?
    Aber zum Thema: Wird das Eis wirklich schwer genug um Bäume umzureißen? Das hab ich noch nie gehört.. hat das vllt was mit gleichzeitig auftretenden Winden zu tun, oder sind damit eher einzelne Äste von Bäumen gemeint (könnt ich mir eher vorstellen als dass es einen ganzen Baum wegzerrt)

  2. #2 Christian A.
    Dezember 12, 2008

    Ich weiß, dass wir vor ein paar Jahren hier im Elbe-Weser-Raum mal eine ähnliche Situation hatten, ich bin aber nicht sicher ob Schnee oder Eisregen. Jedenfalls musste unsere Dorffeuerwehr alle naselang ausrücken, um Äste abzusägen oder Bäume kontrolliert umzulegen, damit die keine Häuser beschädigen.

    Aber in den USA gibts alles, nur ein bißchen größer (bzw. häufiger). Wann war nochmal der große Blackout an der Ostküste? (Ich hoffe, ich verwechsle das jetzt nicht mit dem großen Schneemalheur im Osnabrücker Raum, auch erst wenige Jahre her) Da hat der Eisregen dazu geführt, dass die Strommasten umgeknickt sind, weil die Leitungen dermaßen mit Eis dicht waren, wenn ich mich nicht irre, hihihi!

  3. #3 Martin Breuer
    Dezember 12, 2008

    1: “Wird das Eis wirklich schwer genug um Bäume umzureißen? Das hab ich noch nie gehört” – “Da hat der Eisregen dazu geführt, dass die Strommasten umgeknickt sind, weil die Leitungen dermaßen mit Eis dicht waren” genau!

    2: die Amis haben keine Wintereifen… bzw. niemand benutzt sie.

    3: nur die Amis sind so stur und fahren wie in dem Video gezeigt bei so einem Wetter noch weiter (am besten ist der erste Fahrer, der immer wieder Gas gibt…)

    4: schöne grüße aus dem verschneiten Weimar (thüringen)

  4. #4 florian
    Dezember 12, 2008

    @Martin: “4: schöne grüße aus dem verschneiten Weimar (thüringen)”

    Schweinerei! Hier in Jena gibts nur Schneematsch! 🙁

  5. #5 Frank Abel
    Dezember 12, 2008

    Samin, ja, so etwas gibt es. Und übrigens: in diesem Fall gibt es das in den USA wirklich alles ein bisschen größer.

    Ich weiß von keiner Lage in Deutschland, in der Eisregen über mehrere Tage andauern kann. In den USA ist das erst letztes Jahr geschehen. Was es aber in Deutschland gibt, ist durch Eisregen umstürzende Bäume. Ein Zitat aus der Welt:

    Die Bahn wurde ebenso vom Wetter erwischt: Durch den Eisregen bildete sich ein dicker Panzer um die Oberleitungen. „Erst konnten wir die Oberleitungen noch freifahren. Dann stürzten Bäume um und blockierten die Schienen”, sagte Bahnsprecher Jürgen Frohns. Anfangs gab es nur Verspätungen, etwa auf der Strecke Bremen – Osnabrück.

    Natürlich wirkt der Wind etwas verstärkend; da die Blätter aber kein Laubwerk haben, benötigt es schon ordentliche Geschwindigkeiten, um überhaupt einen Effekt zu erzielen.

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