Der “weisse Kittel” oder auch Labormantel, gehört zur Arbeitskleidung von Ärzten und Wissenschaftlern und besitzt eine deutlich abgrenzende psychologische Wirkung. Ob sich diese Wirkung auch auf die kognitiven Fähigkeiten von Probanden auswirkt haben Forscher der Northwestern University in Evanston untersucht und kamen zu aufsehenerregenden Ergebnissen.

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Grundsätzlich wird diese Arbeitskleidung laut vorangegangenen Versuchen mit Aufmerksamkeit und Sorgfalt in Verbindung gebracht. Die Frage war nun: Lassen sich diese Attribute auch auf den physikalischen Träger des Kittels übertragen. Um dies zu untersuchen, wurden Probanden einem Stroop-Test unterzogen, bei welchem kognitive Leistungen ermittelt werden können. In Gruppen wurde den Probanden nun ein weißer Laborkittel überreicht, der einmal als der eines Arztes und in der zweiten Gruppe als der eines Malers vorgestellt wurde. Und siehe da, die Probanden im potentiellen Arztkittel schnitten deutlich besser ab als jene im profanen Malerkostüm.
In einem weiteren Experiment untersuchten die Psychologen, ob es bei diesem Effekt auch um das tatsächliche Tragen der Kittel ginge, oder ob das reine Vorhandensein des Kittels im Raum schon genüge. Dabei zeigte sich, dass die wahre Steigerung der kognitiven Leistungen nur beim tatsächlichen Tragen der magischen Uniform stattfindet.
Die Forscher kreierten auch gleich noch einen neuen Namen für ihre Entdeckung und nannten sie “enclothed cognition”, also soviel wie “eingekleidete Wahrnehmung” (anm. des Autors!).
Diese höchst sympathische Arbeit wurde im Journal of Experimental Social Psychology publiziert:

Adam, H & Galinsky, AD; Enclothed Cognition. (2012) JOURNAL OF EXPERIMENTAL SOCIAL PSYCHOLOGY. DOI: 10.1016/j.jesp.2012.02.008

Gefunden bei GIZMODO.de

Kommentare (13)

  1. #1 Arnd
    März 13, 2012

    Cool! Müssen wir bei uns in der Softwareentwicklung gleich einführen. Weisse Kittel für alle Programmierer. Aber ich vermute dass der Effekt nach einiger Zeit nachlässt…

  2. #2 rolak
    März 13, 2012

    Cloth Encounters of the Third Kind 😉 Hänge jemandem einen ‘mächtigen’ Kittel um und er trifft sein besseres Selbst.

  3. #3 roel
    März 13, 2012

    Das kam mir irgendwie bekannt vor. Habe zwar nicht genau das gefunden, wonach ich gesucht habe, aber hier wird in einem Buch von 2005 gezeigt, dass das ein alter Hut ist: “Dem Betrachter der SS-Uniform wurde ebenso kognitive wie auch emotionale Assoziation ermöglicht” aus https://books.google.de/books?id=bP-JRhrpy3oC&pg=PA180&lpg=PA180&dq=uniform+kognitive+assoziationen&source=bl&ots=bzD9a71BIz&sig=GZtAM6Eus_MiDWfXtKVTj9C4yYM&hl=de&sa=X&ei=wotfT6bwKo7FtAbEvJC8CQ&ved=0CCMQ6AEwAA#v=onepage&q=uniform%20kognitive%20assoziationen&f=false

    Ob es sich jetzt um einen Kittel oder eine andere Uniform handelt ist doch gleichgültig.

  4. #4 JK
    März 13, 2012

    Zum Artikel wird auf SciVerse verlinkt. Vielleicht wäre ein Link auf SCIgen bei dem Thema auch in Ordnung gewesen. Mich würde jedenfalls noch der Vergleich zwischen Arztkittel und Badehose interessieren.

  5. #5 roel
    März 13, 2012

    @JK Wahnsinn! Toller Tipp!

  6. #6 Felix
    März 13, 2012

    JK: SCIgen ist klasse, hab ich 2009 schonmal drüber geschrieben auf unseret alten Seite: https://www.science-meets-society.com/wissenschaft-gesellschaft/nonsense-publikationsgenerator/
    war grossartig was dabei rauskam!!

  7. #7 Dr. Webbaer
    März 14, 2012

    Schreckliche Vorurteile!

    Ansonsten: Was glauben Sie warum Sozialstudien Betreibende und politisch Motivierte in den Kittel des Wissenschaftlers drängen, Beispiel: Armutsforschung, Vorurteilsforschung und was es da noch so gibt an politischen Aussagen, die sich im Apron des Wissenschaftlers einfach besser machen…

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. #8 ZetaOri
    März 14, 2012

    @JK· 13.03.12 · 20:48 Uhr

    […] Mich würde jedenfalls noch der Vergleich zwischen Arztkittel und Badehose interessieren.

    Oder der zwischen Geschäftsanzug und Narrenkostüm, z.B. bei unserer Classe politique. Wäre hier vielleicht einer realistischeren Selbsteinschätzung zuträglich (und würde ganz sicher die Zuschauerquote bei Bundestagsdebatten in ungeahnte Höhen katapultieren). ;o)

  9. #9 Andreas
    März 15, 2012

    Ob das bei den Mormonen mit ihrer magischen Unterwäsche auch so funktioniert?

  10. #10 BreitSide
    März 17, 2012

    Klar muss der reaktionäre WeBarsch seinen braunen Senf dazuseiern.

    Zum Thema: Dass Kleider Leute machen, ist ja nun nicht sooo fürchterbar neu? Jede gesellschaftliche Gruppe hat ihren – mehr oder weniger festen – Dresscode. Entspricht man formal dem Dress, fühlt man sich fast automatisch wie “Einer von denen”.

    Nicht umsonst muss amerikanischen Superheldenkostümen der Hinweis mitgegeben werden, dass sie NICHT das Fliegen ermöglichen… Mich würde dahingehend auch mal interessieren, wie sich der Hauptmann von Köpenick gefühlt hat.

  11. #11 Dr. Webbaer
    März 18, 2012

    Die Forscher kreierten auch gleich noch einen neuen Namen für ihre Entdeckung und nannten sie “enclothed cognition”, also soviel wie “eingekleidete Wahrnehmung” (anm. des Autors!).

    Ist das eigentlich ein neu gefundener Effekt, eine Entdeckung?

    Haben nicht seit eh und je Anbieter von Dienstleistung oder staatlicher Leistung Uniformen oder uniformähnliche Kleidung und bestimmte Accessoires getragen? – Die Vertrauensübertragung, die stattfinden soll und auch stattfindet, lebt doch geradezu davon. Egal ob Lehrer bspw. eine bestimmte Kleidung bevorzugen oder SW-Ingenieure (Jacket, offenes Hemd, vgl. auch mit dem hier)…

    Terry Pratchett bspw. hat oft die Wirksamkeit von Hexenkleidung thematisiert und Dilbert bzw. Scott Adams die Kleidung des SW-Ingenieurs.

    MFG
    Dr. Webbaer

  12. #12 threepoints...
    März 22, 2012

    “enclothed cognition”

    -> Wahrnehmung übersetze ich eher noch mit perception. Verwirrend: cognition übersetzt mein kleines Tool zu Erkenntnis. Umgekehrt aber zusätzlich noch in cognizance, insight, knowledge, notion und realization.

    Dabei ging ich immer davon aus, dass “cognition” das bewusste Denken sei. Wobei die Erkenntnis dann das Ergebnis sei und nicht der Vorgang, welcher die wahrgenommenen Bedingungen verarbeitet. Fehlt im Deutschen hier noch ein Begriff für “cognition”? (die Kognition fürs bewusste Denken, Abwägen, Auswerten, …)

    Ist ja eine sonderbare “Seelenwanderung” beim “Anziehen” eines weissen Kittels! “Kleider machen Leute” … mal ganz andersrum gesehen. Das klappt auch mit der Uniform von Soldaten, Polizei, …. und denen von Bestattern… in Bezug auf bestimmte Verhaltensmuster.

    Ist ein Verhaltensmuster von Ärzten also die optimale Haltung zur Konzentration?
    (ist vielleicht doch was dran an Hirschhausens lästerei über die Naht auf dem Rücken – die das Rückrat des Trägers zur aufrechter Haltung zwingt…!?)

  13. #13 Günstige Abendkleider
    April 12, 2012

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