Spiegel Online hat sich wieder mal etwas aus der Kategorie “Musste das jetzt wirklich sein?” geleistet. Angeblich sei das Betriebssystem des LHC gehackt worden, fantasierte sich der Autor zusammen.

Wie auf diesem Blog dokumentiert wurde.

Ist ja klasse. Wie viele Leute wurden jetzt schon wieder damit in Panik versetzt? Nach all dem Weltuntergangsgeschrei der letzten Woche?

War natürlich völliger Schwachsinn. Es ist lediglich eine Webseite gehackt worden, was irgendwann auch SpOn merkte und korrigierte.Ja, das ist zwar peinlich für das CERN, aber weder besonders überraschend nach dem Hype der letzen Wochen, noch besonders gefährlich.

Inzwischen hat SpON auch die Gegendarstellung veröffentlicht und bezeichnen die Gegner des LHC als “Weltuntergangspropheten”. Allerdings wird auch vom “Urknall-Experiment” schwadroniert. Wahrscheinlich kriegen wir dieses Buzzword nie wieder los.*seufz* Es ist aber auch ein zu verführerischer Begriff.

Bei der verhunzten SpOn-Meldung habe ich schon wieder den Eindruck, dass hier jemand Wirklichkeit und Film nicht auseinander halten kann. Spontan musste ich an “War Games – Kriegsspiele” denken.
Damals wie heute gilt, dass das so nicht funktioniert. Man kann sich nur in etwas hacken, was auch physikalisch irgendeine Verbindung nach außen hat.

Außerdem, selbst wenn was mit der Steuerung des LHC schief gehen sollte, was dann schlimmstenfalls passiert, habe ich hier beschrieben. Dann gibt es ein Loch im Strahlrohr und einen dunklen Fleck in der Betonröhre. Das wäre zwar teuer, aber nicht wirklich welterschütternd.

Ich hoffe mal sehr, dass das die letzte “LHC ist gefährlich”-Meldung ist und bald eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird. Bei “Leonardo” hat ein Psychologe vorhergesagt, dass die Panikwelle nach spätestens einem Monat abklingen sollte.

Ich hab auch langsam wirklich keine Lust mehr.

Kommentare (13)

  1. #1 Marcus
    September 15, 2008

    … nicht ärgern, wundern …
    das hilft. 😉

    Das kann man nicht Spon alleine anlasten. Das haben wohl alle gebracht. Spon muss man sogar zugute halten, dass sie einen korrigierenden Artikel gebracht haben.

    Conflicting Interests:
    Ich habe in der Vergangenheit Artikel für Spon verfasst und kennen einen Teil der Redakteure.

  2. #2 Frank Quednau
    September 15, 2008

    Die Meldung lief so bis nach USA (erschien unter populären links in digg.com, was, zugegeben, eh nicht die verlässlichste Quelle ist). Jene SpOn-Meldung konnte ich eh nicht bis zum Ende durchlesen, da es ein Aufguss alter Nachrichten war, was darauf hindeutete, dass der tatsächliche Sachverhalt sehr unspektakulär sein musste.

  3. #3 Stimme
    September 15, 2008

    Was können 30.000 Schimpansen an 30.000 Schreibmaschinen leisten wenn man ihnen viel Kaffee gibt?
    Es dürfte jedenfalls unterhaltsamer sein als die Versuche der Studenten Bild am Wochenende eben schnell eine Schlagzeile zu bringen 😉

  4. #4 Ludmila
    September 15, 2008

    @Marcus: Ja klar. Einer bringt es und alle rennen hinterher. Aber “es haben alle falsch gemacht” kann ja nun nicht wirklich die Ausrede für irgendetwas sein. Es wird zuviel abgeschrieben und zuwenig nachrecherchiert. Was dann auch daran liegt, dass
    a) keiner hinterhängen will
    b) Recherche Zeit und Geld kostet, die anscheinend gerade kaum einer aufbringen möchte.

    Natürlich ist SpOn ein dankbares Ziel, weil es die meistangeklickte Nachrichtenwebseite Deutschlands ist. Wie war das? 1 Million Klick pro Tag?

    Die zunehmende Boulevardisierung macht es auch nicht unbedingt besser. Wobei SpOn fast noch Gold gegen andere Nachrichtenwebseiten ist.

    Nur wenn keiner denen mal sagt, dass man sich so seine Leserbasis versaut, dann wird es auch nicht besser. Mit Kritik muss man leben und umgehen können. Was soll man sonst tun? Im Geheimen lästern?

  5. #5 FRIGHTTAG
    September 15, 2008

    “Was können 30.000 Schimpansen an 30.000 Schreibmaschinen leisten wenn man ihnen viel Kaffee gibt?” *grööööööööööööööööööööhl* du hast mei Tag gerettet

  6. #6 Ulrich Berger
    September 15, 2008

    Die LHC-live-Kameras zeigen doch, dass in Genf alles in Ordnung ist. Oder? Oder?!?
    https://www.cyriak.co.uk/lhc/lhc-webcams.html

  7. #7 Zapp
    September 15, 2008

    Das mit dem “LHC-Betriebssystem” haben alle gebracht? Dann lese ich die falschen (oder vielleicht eher die richtigen) Nachrichtenseiten. Das was der Spiegel-Meldung am nächsten kam, war ein Süddeutsche-Artikel, in dem nicht unzutreffend vom “Informatiksystem” die Rede war.

    An der Spiegel-Meldung fand ich bemerkenswert, dass nicht mal Recherche notwendig gewesen wäre, um zu bemerken, dass sie so kaum stimmen kann. Allerdings – wer glaubt, dass die Leute vom CERN sehenden Auges eine Weltuntergangsmaschine bauen, traut ihnen wohl auch zu, das Ding direkt ans Internet anzuschliessen.
    Der korrigierende Artikel, bzw. die zwei Artikelversionen hat mich dann eher an das Vorgehen der Bild erinnert: Wir erschaffen einen Skandal und berichten dann erleichtert, dass es doch nicht so schlimm war.

    Die vergraulte Leserbasis ist der Punkt, in meinem Bekanntenkreis nimmt SpOn schon niemand mehr ernst. Langfristig machen die Hamburger sich so nachhaltig ihre Marke kaputt, was auch auf das Print-Magazin durchschlagen wird.

  8. #8 florian
    September 15, 2008

    Am VERA (Vienna Environmental Research Accelerator) kann (konnte? weiß nicht wie es im Moment dort aussieht) man auf die Steuerung wirklich übers Internet zugreifen. Aber das Ding ist auch wirklich nicht gefährlich 😉 Die Teilchen dort kommen nicht mal in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit – mit dem kann man nichts Schlimmes anstellen 😉

  9. #9 Eddy
    September 16, 2008

    Hallo an alle,

    Gibt es denn wirklich eine Panik? Ich habe den Eindruck, dass das Ganze sich nur in den Medien abspielt.

    Das Schlimmste was ich bisher zum Thema hören musste, kam von einem ehemaligen (aktuellen?) Sportreporter im Öffentlichrechtlichen, in so einer Art Talkshow … ob bei diesen wahnsinnigen Geschwindigkkeiten, diese Teilchen nicht als Geschoss über den Erdball rasen würden …

    Oder Stefan Raab, der immer erklärt, dass das schwarze Loch aus Antimaterie besteht.

    MfG, Eddy

  10. #10 Ludmila
    September 16, 2008

    @Eddy: Wenn ich schon an der Institutstür von einem Büroartikel-Vertreter, nachdem er einen Blick auf unser Türschild geworfen hat, aus dem Blauen heraus gefragt werde, ob das am CERN da gefährlich ist und ich buchstäbliche Dutzende Dankes-Kommentare erhalte, dass sich die Leser nach den Erklärungen beruhigt fühlen und ich in meinem Bekanntenkreis immer und immer wieder darauf angesprochen werde…

    Dann ja.

  11. #11 Eddy
    September 16, 2008

    Hallo Ludmilla,

    Ein guter Rat wäre schleunigst den Bekanntenkreis zu wechseln … 😉 Naja, hilft auch nicht weiter 😉

    Da sieht man wieder wie persönlich ein jeder von uns die öffentliche Meinung wahrnimmt. Ich dachte ja auch immer, dass niemand Mc Caine wählen KANN … Wahrscheinlich bin ICH bloss der doofe 😉 und dazu auch noch naiv …. und merke es nicht einmal!

    Liebe Grüsse, Eddy

  12. #12 Christian
    September 18, 2008

    Hallo Ludmilla,

    bei n-tv haben sie es heute – eine Woche nach der Hacker-Story – immer noch nicht begriffen (Zitat inklusive der Rechtschreibfehler):

    Kurz nach Inbetriebnahme hatte er bereits eine erste Panne gegeben: Wie erst am vergangenen Wochenende bekanntwurde, waren Hacker in das Informatiksystem des LHC eingedrungen.

    https://www.n-tv.de/Strompanne_im_CERN_LHC_abgeschaltet/180920080013/1025452.html

    (siehe auch: https://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2008/09/scienceflop-bei-ntv.php)

  13. #13 Eddy
    September 22, 2008

    @ Christian

    “er” müsste “Er” geschrieben werden. “Der Allmächtige” (ER) hat eine Panne “gegeben” um seine wundervollste Schöpfung, den Nacktaffen, vor dem Untergang zu bewahren, der intergalaktischen Autobahn der Vogonen 😉