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Pünktlich zum Start dieser unsäglichen Serie mit den vielen Mädchen und der diesjährigen Wahl zur Miss Deutschland, überrascht Russland mit einer PR-Kampagne, die einem die Tränen aus beiden möglichen Gründen in die Augen treibt: Die russische Atomlobby sucht eine Miss. Miss Nuklear. Miss Atom 2009.

Nukleares Missverständnis? Njet.

Schon zum sechsten Mal dürfen sich junge Damen zwischen 18 und 35 bewerben – vorausgesetzt, sie arbeiten für „Rusatom” oder andere Nuklearenergieunternehmen oder auch wissenschaftliche Institute, die sich mit Kernenergie beschäftigen. Gewinnen können sie damit Reisen nach Kuba, Marokko oder Kroatien – oh, und die zukünftige Miss Atom ist natürlich Gesicht und Sprachrohr russischer Atomkraftwerke. Ist ja auch ein viel schöneres Aushängeschild als zwei Kühlturmklötze.

Wenn man optimistisch sein möchte, könnte man nun sagen: Ist doch toll, dann kommt die Förderung russischer Wissenschaftlerinnen auch mal in die Puschen. Kann ja auch ein Vorbild sein, so eine junge, ansehliche Physikerin. Aber man kann ja nicht “mannen”.

Knebelverträge für die nukleare Renaissance

Und schaut man sich die Missen der Jahre 2003 bis 2008 an, wird deutlich: Es geht hier nicht um erfolgreiche Ingenieurinnen oder ähnliches, die nebenbei auch noch gut aussehen. Es geht ausschließlich um Werbegesichter für die “nukleare Renaissance”. So steht schon in den Teilnahmebedingungen, dass die Bewerberinnen sich automatisch einverstanden erklären, unentgeltlich an Werbeaktionen des Wettbewerbs teilzunehmen oder auch für Partnerfirmen und Sponsoren im Laufe des Jahres für Fotosessions, Werbezwecke in elektronischen und anderen Massenmedien, Interviews für Magazine und Zeitungen, Radio und Fernsehen zur Verfügung zu stehen.

In welchem Bereich sie dabei genau arbeiten, ist zweitrangig – wichtiger sind eher ihre Träume, ihre Vorstellung der Familienplanung in den nächsten Jahren und Lieblingssportarten. Hmm.

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Am schönsten ist vielleicht noch der Hinweis: “Wer die meisten Stimmen bekommt, kann einen der Preise gewinnen.” Ja, was denn auch sonst? Ah, ich weiß was. Das “Wir bauen uns ein Atomkraftwerk”-Set von “Weihnachten bei Hoppenstedts”, für Mädchen und Jungen im Alter von 5 bis 10 Jahren. So ein Spiel wäre uns schlichten Gemütern zumindest noch zuzutrauen. Übrigens existiert die Todesstrafe in Russland zwar nur noch in der Theorie – davon ausgenommen sind allerdings Kinder, Behinderte und… Frauen.

Kommentare (4)

  1. #1 isnochys
    Februar 16, 2009

    Ach, wir haben hierzulande ja auch Weinköniginnen und Bierprinzessinnen.

  2. #2 DerOli
    Februar 16, 2009

    Sehe ich ähnlich wie mein Vorschreiber. Natürlich kommt die Vorstellung einer Miss Atomkraft etwas schräg daher, aber das tun die Kindermissen in Amerika auch. Das finde ich sogar noch schräger.

    In diesem Fall schwingt halt die böse Atomkraft und Tschernobyl mit, aber das Problem ist doch nicht, dass sie Missen wählen. Ohne dieses (radioaktive) Fass aufmachen zu wollen, möchte ich doch anmerken, dass zu viele Leute eine extreme Position bezüglich Kernkraftwerken (pro UND contra) einnehmen. Da ist zuviel Bauch drin und zu wenig Kopf.

  3. #3 Max
    Februar 18, 2009

    Russland muss Miss Gas und Erdöl suchen

  4. #4 isnochys
    Februar 18, 2009

    Noch eine Bemerkung:
    “Nukular, das heißt Nukular!”
    🙂