Beim Lesen der vielfältigen Meldungen, dass Eisbären in den USA nun unter Schutz stehen sollten, erinnerte ich mich sofort an Al Gores Oscar-prämierten, aber durchaus umstrittenen Katastrophenfilm “Eine unbequeme Wahrheit” aus dem Jahr 2006.

Kann es sein, dass der Film des Friedensnobelpreisträgers Gore der Auslöser der jetzigen Schutzbestimmungen ist?

Der ARD-Report München zitierte damals Al Gore (Zitate sind hier zu finden):

“Eine neue wissenschaftliche Studie zeigt, dass man zum ersten Mal ertrunkene Eisbären gefunden hat. Weil sie lange strecken schwimmen mußten – bis zu 100 Kilometer, um das Packeis zu finden. Das ist Ihnen vorher nicht passiert.”

Doch die Aussagen von Al Gore blieben nicht unumstritten, so äußerte sich etwa Prof. Josef H. Reichholf, Zoologeaus München, ebendort:

“Eisbären haben die letzte Warmzeit offenbar ohne Schwierigkeiten überstanden, in der es erheblich wärmer war, als in der Gegenwart, so warm, dass Nilpferde im Rhein und in der Themse lebten. Wenn der Eisbär, was tatsächlich der Fall ist, gegnwärtig gefährdet ist, dann weil ihn die Menschen abschießen, ausrotten, weil sie ihm die Nahrungsgrundlage wegfangen oder wegschießen, die Robben, und nicht weil das Eis zu dünn würde.”

In diesem Sinne wird den Bären nun in jedem Fall geholfen. Ob es ein Zeichen sei, dass die USA nun doch für den Klimaschutz eintreten, wie etwa Thilo Küssner in Mathlog vermutete, wage ich zu bezweifeln.
Berichte über den Eisbärenschutz gibt es unter anderem von New York Times, Island of Doubt, Netzeitung, Neue Züricher Zeitung, Video der FAZ .

Kommentare (4)

  1. #1 L. Carone
    Mai 16, 2008

    Na ja, aber wenn auf der einen Seite ständig der Mensch die Bären bzw. das Futter wegschießt und gleichzeitig der Lebensraum an sich zusammenschrumpft (die Eisdecke am Nordpol ist nun mal erheblich zurückgegangen), dann liegt doch auf der Hand, dass der Bär damit noch stärker unter Druck steht, als er es ohnehin schon ist. Muss das sein, nein? Das heißt natürlich nicht, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, wenn nur der CO2-Ausstoß sinkt.

    Mich stört sowieso diese monokausale Ursachenkette. Wir leben in einer vielseitig vernetzten und multikausalen Welt und die Klimaänderung ist “nur” ein Teil des Ganzen – ein wichtiger Teil zwar – aber dennoch sollten wir ruhig auch mal einen Schritt rückwärts gehen und versuchen, die vielseitigen Verflechtungen ansehen und auch entsprechend vielseitig eingreifen – im Großen wie im Kleinen.

  2. #2 blugger
    Mai 16, 2008

    Einige Artenschutz-Experten (ich bin keine!) kritisieren, dass hier andere Maßstäbe angelegt würden, als bei anderen Tierarten. So äußert sich etwa Scott Armstrong von der Uni Pennylvania, die Eisbärenpopulationen hätten dank Jagdverboten in den vergangenen Jahrzehnten sogar zugenommen.

    Von mir aus könnten wir alle Tierarten unter Artenschutz stellen, aber das ist dann wohl politischer Mumpitz. Insofern ist es schon wichtig, dass allgemeine Regeln für die Erklärung einer Schutzwürdigkeit exisieren und eingehalten werden, um die Ernsthaftigkeit zu betonen.

    Bei possierlich erscheindenen Eisbären, deren mediale und emotionale Wirkung wir mit Knut und Flocke hierzulande extrem belegt haben, mag man da vielleicht doch andere Maßstäbe anlegen?

    Und: Es wäre eine ganz andere Sache, wenn man in den USA nun sagte, um Eisbären zu schützen, werden wir jetzt aktiv für Klimaschutz eintreten.

  3. #3 IqRS
    Mai 19, 2008

    Das United States Department of the Interior hat seine Entscheidung in einem umfangreichen Dokument begründet, dort diskutieren die Autoren auch auf eine Vielzahl von Einwänden.
    Ab S. 171 nehmen die Autoren zum Argument, das auch von Reichholf vertreten wird, Stellung. Daraus u.a.
    Furthermore, according to the IPCC, while the average temperature when considered globally during the LIG was not notably higher than present day, the rate of warming averaged 10 times slower than the rate of warming during the 20th century (Jansen et al. 2007, p. 453). However, the rate at which change occurred may have been more rapid regionally, particularly in the Arctic (CAPE 2006, p. 1394). While the specific responses of polar bears to regional changes in climate during the LIG are not known, they may have survived regional warming events by altering their distribution and/or retracting their range. Similar range retraction is projected for polar bears in the 21st century (Durner et al. 2007). However, the slower rate of climate change and more regional scale of change during the LIG suggest that polar bears had more opportunity to adapt during this time in comparison to the current observed and projected relatively rapid, global climate change (Jansen et al. 2007, p. 776; Lemke et al. 2007, p. 351).

    Auch was L.Carone schreibt, lässt sich dort wiederfinden:

    Furthermore, projected rates of future global change are much
    greater than rates of global temperature increase during the past 50 million years (Jansen et al. 2007, p. 465). Derocher et al. (2004, p. 163, 172) suggest that this rate of change will limit the ability of polar bears to respond and survive in large numbers. Secondly, polar bears today experience multiple stressors that were not present during historical warming periods. As explained further under Factors B, C, and E, polar bears today contend with harvest, contaminants, oil and gas development, and additional interactions with humans (Derocher et al. 2004, p. 172) that they did not experience in previous warming periods, whereas during the HTM, humans had just begun to colonize North America. Thus, both the cumulative effects of multiple stressors and the rapid rate of climate change today create a unique and unprecedented challenge for present-day polar bears in comparison to historical warming events.

  4. #4 Maraite
    Juli 29, 2008

    Ich hasse die Leute am meisten, die alles verharmlosen. Es war ja schon viel wärmer als heute etc. Diese tragen ja nur bei, dass die Umwelt weiter zerstört wird. Will denn keiner sehen was heutzutage los ist? Die Katastrophen haben sich vervielfacht, alte Leute sagen : das habe ich auf die 89 Jahre noch nicht erlebt. Im Fernsehen wird uns jeden Tag vor Augen geführt was los ist und trotzdem sind noch Leute die alles verharmlosen. Wenn wir so weiter machen und nicht schnell beginnen umzudenken, dann sehe ich schwarz für unser Leben auf diesem Planeten. Zuerst sterben die Tiere und dann die Menschen. Sollten die Bienen aussterben, dann bleiben dem Menschen noch genau vier Jahre um zu überleben und dann ist Schluss.
    Die Trockenheit in verschiedenen Zonen nimmt rasant zu und in anderen Regionen regnent es immer mehr. Für mich ist der Planet schon jetzt aus dem Gleichgewicht geraten und die Änderungen nehmen rasant zu. Ich hoffe, dass auch Amerika mit dem neuen Präsidenten umlenken wird und sich den riesigen Herausforderungen bewusst wird, die für ein Überleben unseres Planeten notwendig sind. Jeder hat Knut bewundert, denkt aber nicht, dass solche Tiere sich am Nordpol wohler fühlen. Die Leute, die Knut besichtigen kamen, würden sich besser für den Erhalt des Lebensraum der Eisbären am Nordpol einsetzen. Für mich ist das alles nur noch zur Show geworden und hat mit den wahren Natürlichkeiten überhaupt nichts mehr zu tun.