Seit sieben Tagen zeigen wir auf ScienceBlogs die wunderbaren Nobelpreis-Porträts von Peter Badge. Täglich präsentieren wir im Blog Nobel Faces in alphabetischer Folge weitere Laureaten.

306 Nobelpreisträger hat Peter Badge seit dem Jahr 2000 bereits porträtiert – fast alle lebenden. Wir freuen uns sehr, dass wir diese faszinierende Sammlung beeindruckender und weltbewegender Menschen wie dem Dalai Lama, Peter Grünberg, Doris Lessing oder Christiane Nüsslein-Volhard hier auf ScienceBlogs zeigen dürfen. Das Besondere an Badges Bildern ist die unglaubliche Dichte und Nähe, die sie vermitteln. Wir sind mit ihm zu Gast bei den Meistern. Die Bilder sind jeweils für sieben Tage online. Herzlichen Dank an Peter Badge!

Im Interview gibt uns Peter Badge Einblicke zu seiner Arbeit:

Weshalb und wann haben Sie begonnen, Nobelpreisträger zu fotografieren?
Anlass war das anstehende 100-jährige Jubiläum des Nobelpreises im Jahr 2001. So bekam ich im Jahr 2000 diesen wunderbaren Auftrag vom Deutschen Museum und den Smithsosian Institution in Washintgon DC. Seit 2002 hat die Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen am Bodensee mit grosszügiger Unterstützung der Klaus-Tschira-Stiftung die Federführung des Projektes übernommen.

Wie reagieren die Nobelpreisträger auf Ihre Anfrage?

Mit den renommierten Institutionen im Rücken hat man Glück und nachdem wir die ersten 100 Laureaten hatten, war es noch einfacher. Manchmal haben sogar Nobelpreisträger untereinander Termine für mich koordiniert. So half etwa der ehemalige Präsident der Republik Südafrika Frederik Willem de Klerk bei dem Termin mit Nelson Mandela. (Anm.d.R.: Sie hatten im Jahr 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis erhalten.)

Gibt es noch unfotografierte Preisträger?

Seit dem Jahr 2000 habe ich versucht, alle lebenden Nobelpreisträger zu fotografieren. Das ist mir fast gelungen. 306 Nobelpreisträger habe ich nun fotografiert. Die Einzige, die mir traurigerweise fehlt, ist die Friedensnobelpreisträgerin von 1991, Aung San Suu-Kyi, die in Burma unter Hausarrest steht. Die Militärjunta riegelt ihr Haus hermetisch ab. Es gab bei unserem Besuch vor Ort keine Chance, sie zu sehen. Eine der wenigen sehr traurigen Geschichten auf den vielen Reisen. In diesem politischen Fall habe ich also eine andere Lösung gesucht und zeige nun eine Fotografie von ihr auf dem Schreibtisch des Präsidenten von Osttimor, José Ramos-Horta, der sich sehr für sie einsetzt.

Wie wichtig ist für die Preisträger selbst ihr Nationalstatus?
In der Wissenschaft war die Welt schon vor dem Fall des kalten Krieges viel stärker vernetzt. Es zählt, was und nicht wo geforscht wird. So enthalten viele Forscherbiografien Stationen rund um den Globus. Das hat Tradition. Chen Ning Yang zum Beispiel ist ein chinesisch-US-amerikanischer Nobelpreisträger für Physik des Jahres 1957. Auch werden die Preise häufig an mehrere Preisträger verschiedener Länder vergeben, die auf dem gleichen Gebiet geforscht haben. Heute ist es sowieso nebensächlich, woher jemand kommt.

Gibt es auffällige Unterschiede zwischen den Preisträgern, wenn sie vor Ihrer Kamera stehen?
Literatur- und Friedensnobelpreisträger reagieren eher wie Popstars. Sie sind durch ihren Umgang mit Medien geschult, haben aber wiederum nicht den Nimbus der Wissenschaftler.

Deshalb holen Sie die Forscher auch aus ihren Instituten.
Ja, ich suche bei allen eine private Atmosphäre und vermeide Laborbilder. Nur, wenn zum Beispiel wie bei John Cornforth, dem Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 1975, seine sehr spezielle „Kaffee-Bereitungsanlage” ein Teil in seinem Labor ist, konnte ich diesen einmaligen Ort nicht ignorieren und wir haben nach dem Genuss eines Kaffees diesen als Location gewählt. In diesem Fall erzählt der Ort ja auch eine sehr persönliche Geschichte, obgleich er auch sein Arbeitsplatz ist.

Wie erging es Ihnen vergangenes Jahr mit den beiden deutschen Nobelpreisträgern Gerhard Ertl (Chemie) und Peter Grünberg (Physik)?
Mein Onkel ist mit Gerhard Ertl bekannt und so haben wir recht zügig einen Termin in seinem Büro in Berlin-Dahlem vereinbart. Wir hatten ein großartiges Gespräch, er war entzückend.
Gleich am Tag danach traf ich dann Peter Grünberg in Jülich. Während des Mittagessens fiel mir sein feinsinniger, großartiger Humor besonders auf. Wenn Sie ihn lange genug auf meinen Porträt von ihm auf dem Sofa betrachten, werden Sie seine humoristische Ader darin entdecken. Übrigens bin ich nicht der Einzige, dem Grünbergs Humor sofort aufgefallen ist. Am Tag der Nobelpreisverleihung suchte ich noch kurz vorher irgendeinen Friseur in Stockholm auf. Als er mitbekam, dass ich aus Deutschland komme, sprudelte es aus ihm heraus. Vor ein, zwei Stunden sei Peter Grünberg bei ihm gewesen: „der hat ja so einen feinsinnigen Humor”.