Zum Wochenende möchte sich das Medlog bei allen Ärzten bedanken.


Wie schon im vorherigen Beitrag vom Planeten Ludmila bemerkt, hat die Allensbacher Umfrage zum Berufsprestige ergeben, dass ihr die Nummer Eins seid.

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Und zwar nicht nur knapp, sondern mit doppelt so viel Stimmen wie die Berufsgruppe auf Platz zwei. 78 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie dem ärztlichen Berufsstand eine hohe Wertschätzung entgegenbringen. Ich denke das ist eine sehr schöne Bestätigung – angesichts der ganzen Schimpfe, die es sonst so gibt.
Die große Mehrheit in Deutschland liebt Euch und das ist auch gut so, denn wenn es wirklich ernst wird, ist jeder auf Euch angewiesen.

Scheinbar werden Ärzte sogar immer besser (im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Jahr 2003 haben sie um 6 Prozent zugelegt) doch noch besser ist die neue Broschüre der AOK. Die heißt: „Aus Fehlern lernen” und es gibt sie hier als .pdf-Download.
 
Obwohl das Dokument voller verlockender Sätze steckt wie „ich habe eine Klemme im Bauch vergessen” oder „offensichtlich hatte ich beim Absaugen mit der Spritze die Wand zur Lunge durchstoßen” verkneifen wir uns an dieser Stelle jegliche Spitzfindigkeit.
 
Denn diese öffentliche Selbstkritik verdient uneingeschränkte Anerkennung! Unsere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt sagte bei der Vorstellung. Es gehört Mut dazu, sich öffentlich zu Fehlern zu bekennen. Nur wenn Fehler benannt werden, können sie auch behoben werden. – Und wir sehen keinen Grund weshalb wir ihr widersprechen sollen.

Also tausend Dank an die mutigen Protagonisten, die ihre Fehler eingestanden haben. Sie haben gezeigt, dass sie keine Roboter sind. Menschen machen nun mal Fehler. Den Halbgott in Weiß will niemand zurück.
Das Medlog schätzt alle Ärzte, die von sich behaupten nicht perfekt zu sein, zugeben nicht jedem helfen zu können und sich eingestehen ab und zu mal Fehler zu machen.

Wir gehen davon aus, dass diese Mediziner in der Nacht besser schlafen, am folgenden Morgen ausgeruhter sind, insgesamt weniger Fehler machen und seltener zur Flasche oder zu Analgetika (Schmerzmittel) und Valium greifen.

Zwar möchte keiner gerne Opfer eines Kunstfehlers sein, aber nur weil man nicht darüber redet, heißt das doch noch lange nicht, dass kein Fehlgriff geschieht.
Der AOK-Vorstandsvorsitzende Hans-Jürgen Ahlers erklärte bei der Vorstellung der Broschüre, dass durch Kunstfehler jedes Jahr mehr Menschen sterben, als im Straßenverkehr. Nicht zuletzt deshalb fordert er einen Mentalitätswandel. Und als erster Schritt ist diese Broschüre entstanden.

Die Broschüre „Aus Fehlern lernen” schildert 17 Fälle, in denen sich Ärzte, Pfleger und Therapeuten zu Fehlern bekennen.

Das Medlog hofft, dass die öffentliche Selbstkritik Mut macht. Denn die Fälle zeigen, dass keiner der Fallautoren anschließend ins Leere gefallen ist. In den unangenehmen Fällen ist die Versicherung eingesprungen und genau dafür gibt es sie ja auch!

Schönes Wochenende.

Kommentare (1)

  1. #1 Monika
    März 1, 2008

    Da stimme ich Dir voll zu. Ich hoffe, dass diese öffentliche Selbstkritik zahlreiche Nachahmer findet, da in vielen bzw. vermutlich in allen Kliniken das “Kind bereits in den Brunnen gefallen” ist. Denn mitursächlich sind überarbeitete Ärzte und überarbeitetes Assistenz- und Pflegepersonal. In den vergangenen Jahren wurde bzw. musste wg. Geldmangel zunehmend Personal eingespart werden. Und es ist ja allseits bekannt, dass zu viel Stress die Fehlerquote ansteigen lässt. So ist diese Bekanntmachung aus meiner Sicht nur die “Spitze des Eisberges”, welche hier für den Normalbürger glücklicherweise einmal öffentlich gemacht wird. Dahinter steckt ein unterschätzter Qualitätsverlust, welcher paradoxerweise durch vermeintlich betriebswirtschaftlich gesteuerte Einsparungen im Gesundheitswesen, erst hervorgerufen wurde. Mehr hier: Der verschwiegene Notstand: Kliniken erleiden Qualitätsverlust: https://forum-gesundheit.blogspot.com/2008/02/der-verschwiegene-notstand-kliniken.html