Sich überwiegend von Fast Food zu ernähren, ist auf Dauer ungesund. Versuche, die das belegen, überraschen nicht. Trotzdem sollten Journalisten, die darüber schreiben, genau hinsehen, unter welchen Bedingungen die Testpersonen ins Schnellrestaurant geschickt werden.


Bei Focus.de, Spiegel.de und vielen anderen großen Portalen wird Agenturmaterial häufig ungekürzt oder mit nur minimalster Bearbeitung übernommen. Kann man machen. Profil gewinnt man so aber kaum. Und Fehler der Agentur übersieht man auch. So mal wieder in dieser Woche, in der wesentliche Details über eine Fast Food-Studie aus Schweden einfach weggelassen und so ein ziemlich verzerrtes Bild gezeichnet wurde.

Bei Focus.de können wir seit Donnerstag die ddp-Meldung Fast Food schädigt schnell die Leber lesen. Bei Wissenschaft.de lief die Geschichte unter dem Titel Was Fast Food so alles anrichten kann, bei Bild.de unter Zu viel Fast Food macht die Leber kaputt.

Die Geschichte liest sich bei allen gleich: Schwedische Forscher schicken 18 junge schlanke Studierende – 12 Männer, sechs Frauen – für einen Monat lang ins Fast Food-Restaurant. Dort müssen sie mindestens zwei Mahlzeiten täglich zu sich zu nehmen. Während dieser Zeit dürfen sie maximal 5000 Schritte pro Tag laufen. Nach vier Wochen hatten die Teilnehmer im Schnitt um die 6,5 Kilo an Körpergewicht zugelegt. Einer brachte es gar in zwei Wochen auf 12 Kilogramm. Blutproben sollen auf drohende Leberschäden hingewiesen haben.

So weit, so gut schlecht. Und doch wenig überraschend, oder? Denn wissen wir nicht spätestens seit Morgan Spurlocks sehr unterhaltsamen Doku-Film “Super Size Me”, dass Fast Food krank macht?

Leider verweist keiner der oben verlinkten Medien auf die Original-Studie, obwohl sie frei im Netz lesbar ist. Ich unterstelle mal, dass keiner der Redakteure sie gelesen hat. Denn sonst hätte ihnen einiges am Versuchsaufbau auffallen müssen: Die drastische Gewichtszunahme der Teilnehmer war von den Forschern vorgegeben, ihr Ziel waren bis zu 15 Prozent mehr Gewicht. Die 18 Freiwilligen hatten deshalb ausdrücklich ihre täglich aufgenommene Menge an Kalorien zu verdoppeln. Veränderte Leberwerte waren keine unerwartete Folge des Versuchs, sondern eben genau das, was die Forscher untersuchen wollten!

“Eine schwedisches Forscherteam hat das Szenario des Dokumentarfilms
„Super Size Me“ von Morgan Spurlock unter wissenschaftlichen
Bedingungen nachgespielt”
, schreibt Focus Online. Genau das aber war nicht das Ziel der Forscher. Denn ein Nachspielen hatte das gleiche Team bereits ein Jahr zuvor probiert. Was damals übrigens einige Zweifel an Spurlocks Selbstversuch aufkommen ließ.

Ich persönlich würde mir übrigens einen Versuch wünschen, bei dem die eine Hälfte der Freiwilligen ihren Fressauftrag im Fast Food-Restaurant erfüllt, während die andere Hälfte ihren verdoppelten Kalorienbedarf durch “gesunde ausgewogene Kost” anzufuttern hat. Oder so: Man nehme 18 betont schlanke junge Leute und verabreiche ihnen zweimal täglich bürgerliche deutsche Küche in großzügigen Portionen: Rheinischer Sauerbraten mit Klößen, Fleischrouladen, Eisbein,… Mit welchen Leberwerten hätten wir dann nach vier Wochen zu rechnen?

Und dann würde ich mir noch Journalisten wünschen, welche die Studien lesen, über die sie schreiben. Nein, halt, jetzt wird es unrealistisch…

Kommentare (1)

  1. #1 Monika
    Februar 15, 2008

    Wie war das noch mal ;-)) Ich glaube nur der Statistik, welche ich selbst “gefälscht” habe ;-)) vielen Dank für diese hilfreiche und notwendige Aufklärung.