Die ersten Vorträge der Preisträger sind gestartet. Professor Peter Grünberg zeigte Anwendungen seiner Entdeckung, Klaus von Klitzing sieht die Zukunft im Kohlenstoff und Professor Ivar Giaever hat das Geheimnis der Nobelpreise gelüftet: Wie komme ich eigentlich an so ein Ding ran. Dabei sei das gar nicht so schwierig – und die Auszeichnung verlängere bewiesenermaßen das Leben.

Auch die führenden Köpfe der Physik scheinen ihren Spaß an populärwissenschaftlichen Theorien zu finden, wenn auch mit einem Augenzwinkern. In einem Paper von 2007 untersuchten zwei Forscher den statistischen Unterschied zwischen Preisträgern und „nur” Nominierten. Ergebnis: Gewinner leben länger. „Allein deshalb lohnt es sich doch einen zu gewinnen.” ermunterte von Klitzing, Preisträger von 1985, seine jungen Zuhörer.

In ihren Vorträgen sind die Nobelpreisträger völlig frei. Ob Anekdoten aus dem eigenen Forscherleben, Tipps für lohnende Fachgebiete oder ein Vortrag über die eigenen Theorien. Alles ist möglich. Dabei hat sich eins gezeigt: Reden über die eigene Forschung sind – wenn auch sehr anspruchsvoll – überaus spannend. Richtig interessant wird es jedoch oft erst, wenn die Preisträger ihre eigenen Erlebnisse mit einstreuen. Theorien sind nachzulesen, in Lindau aber erzählen Wissenschaftler wie hochrangige Forschung funktioniert. Das ist eine einmalige Chance, wird aber leider nicht von jedem Redner genutzt.

Auch Professor von Klitzing sprach nicht nur von lebensverlängernden Maßnahmen durch Preise, sondern gab in seinem Vortrag über „Carbon Electronics” einen Ausblick auf die Zukunft des Kohlenstoffs. Dadurch, dass das Element als Molekül in unterschiedlichen Formen vorkommt, ist es vielfältig einsetzbar. Seiner Ansicht nach für die Nano- und Mikrotechnologie ein interessanter Aspekt: Graphen. Zwar bleibe Silicium weiterhin führend, aber „Kohlenstoff ist das Material der Zukunft”, sagt von Klitzing, „die Frage ist nur wann die Zukunft startet.”

Besonders schön anzuhören war Professor Giaever. Der Preisträger aus Norwegen erzählte wie es überhaupt dazu kam, dass ein mäßiger Student an der Uni Trondheim schließlich den Tunneleffekt bei Supraleitern entdeckte. Nach seinem Maschinenbau-Studium ging es für ihn bald in die USA, wo er das erste Mal mit der Quantenmechanik in Berührung kam. Besonders mit einer Theorie: dem Tunneleffekt. Giaever hatte ein schönes Beispiel. Wirfst du einen Tennisball gegen einen Zaun, dann springt er zurück. Das weiß jeder. Nach einem anderem Gesetz der Physik kann es jedoch vorkommen, dass der Ball auf der anderen Seite herauskommt. Das tut er natürlich nicht – außer vielleicht die kleinsten Teilchen, die wir kennen. Als sein Mentor ihm damals davon erzählte, habe er aber erst einmal „kein Wort geglaubt”. Trotzdem wollte er es probieren – und hatte Erfolg. Im Videostream erklärt er noch einmal welche Herausforderungen er meistern musste bis es soweit war. Sehenswert!
Wer nicht ganz bis zum Ende schauen möchte, jedoch mit dem Gedanken spielt eventuell auch einen Nobelpreis zu gewinnen, dem hat Giaever noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben: Du brauchst Kreativität, Sturheit, Selbstbewusstsein, Skepsis, Geduld – und Glück.

Kommentare (2)

  1. #1 Sprachspielerin
    Juli 1, 2008

    Also ich finde den Vorschlag, als lebensverlängernde Maßnahme einen Nobelpreis zu gewinnen sehr, sehr attraktiv. Alle anderen, sonst an anderen Stellen vorgetragenen Ideen dazu sind ja eher freudlos: von Sport über gesunde Ernährung bis hin zu anderen Quälereien. Dagegen ist der Nobelpreisgewinn doch wirklich eine angenehme Sache! Ob der Erwerb nicht allerdings noch mühsamer ist als andere Maßnahmen, wage ich nicht zu beurteilen…

  2. @Sprachspielerin:

    Sie sagen es. Allerdings taugt der Anreiz des Nobelpreisgewinns natürlich nur für einen begrenzten Personenkreis. Der Effekt dürfte sich jedenfalls kaum statistisch niederschlagen. Vermutlich müsste man einfach weitere Preise ausloben. 🙂