In diesem Jahr findet zum dritten Mal in Berlin die Versammlung deutscher Historiker statt. Nach 1964 war Berlin vor nunmehr 26 Jahren zuletzt Veranstaltungsort eines Historikertages. Im Orwell-Jahr 1984 trafen sich in West-Berlin die bundesrepublikanischen Historikerinnen und Historiker. Die Historiker-Kollegen aus der DDR blieben dem 35. Historikertag fern.

Von Martin Stallmann

Der damalige Vorsitzende des Verbandes der Historiker Deutschlands Christian Meier formulierte in seiner Eröffnungsansprache damals jedoch die Hoffnung, „daß es gleichwohl möglich sein wird, auf der Basis gemeinsamer sachlicher Interessen zu einer besseren Zusammenarbeit über die deutsch-deutsche Grenze hinweg zu gelangen.”1

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Fernsehturm Berlin (Foto: Jim Pfeffer / pixelio.de)

Freilich ahnte Christian Meier nicht, dass auf den Tag genau sechs Jahre später, am 3. Oktober 1990, die deutsche Wiedervereinigung vollzogen werden sollte. Die innerdeutsche Grenze wurde somit Teil der Geschichte. Bereits im September 1990 war es vielen Historikern, Geschichtslehrern und Geschichtsstudenten der DDR möglich, erstmalig seit den 1950er Jahren, wieder an einem Historikertag teilnehmen zu können, ohne Mitglied einer offiziellen Delegation zu sein.

Wie Winfried Schulze in seiner Einleitung zum Bericht über den Bochumer Historikertag berichtete, reisten fast 250 Teilnehmer aus der DDR ins Ruhrgebiet. In den folgenden Jahren entschwanden mehr und mehr die Spuren der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Touristen der bundesdeutschen Hauptstadt begeben sich mittlerweile auf die Suche nach den letzten Mauerresten. Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung findet in Berlin nun der 48. Deutsche Historikertag unter dem Motto „Über Grenzen” statt. Es wird spannend zu beobachten sein, welche Grenzen überschritten, überdacht oder auch neu bestimmt werden.

1 Meier, Christian: Eröffnungsansprache. In: Bericht über die 35. Versammlung deutscher Historiker in Berlin. Stuttgart 1985. S.18.

(Redaktion: CJ/MS)