Eine Telefon-Umfrage des Pew Forum on Religion and Public Life unter 3412 Amerikanern bestätigt das alte Klischee, dass “glauben” so viel heißt wie “nichts wissen” – und zwar vor allem auch über Religion. Laut der Pew-Umfrage – die ich via New York Times hier verlinken muss, da die Pew-Website während ich dies hier schreibe Probleme hat – hatten die meisten Befragten Probleme, mehr als die Hälfte der 32 Fragen zum Thema Bibel und Religion zu beantworten. Am besten wussten origineller Weise jene Bescheid, die sich selbst als Atheisten bezeichneten: Sie beantworteten im Schnitt 20,9 Fragen korrekt; gleich darauf folgen Juden, mit 20,5 richtigen Antworten, und Mormonen (20,3).

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Am anderen Ende des Spektrums stehen die Katholiken, zumeist lateinamerikanischer Herkunft: Ihnen fiel nur bei 11,6 Fragen die richtige Antwort ein; weiße Katholiken wussten zwar ein bisschen mehr, aber mit 16 Richtigen liegen sie noch klar hinter den Agnostikern, Juden und Mormonen. Selbst die evangelikalen Protestanten, aus deren Reihen sich ja oft jene Fundis rekrutieren, die in der Bibel die einzig gültige Antwort auf alles zu finden glauben, lagen in beinahe der Hälfte aller Fragen daneben (17,6 korrekte Antworten). Die vollständige Tabelle muss ich mir leider aus der NY Times “leihen”, da die Pew-Website immer noch offline ist …

Dies weckt zumindest in mir den Verdacht, dass der Atheismus nicht die Ursache, sondern die Folge des Wissens über Religion ist. Mit anderen Worten: je mehr man über Religion weiß, desto weniger kann man an sie glauben. Dies war auch schon eine Idee, die ich im älteren Blogposting mit der Forderung “Lehrt den Kreationismus” verknüpft hatte. Und so sieht’s, laut der New York Times, auch David P. Silverman, Präsident der American Atheists:

“I have heard many times that atheists know more about religion than religious people. Atheism is an effect of that knowledge, not a lack of knowledge. I gave a Bible to my daughter. That’s how you make atheists.”
Ich habe oft gehört, dass Atheisten mehr über Religion wissen als religiöse Menschen. Atheismus ist eine Folge dieses Wissens, nicht der Mangel an Wissen. Ich habe meine Tochter eine Bibel gegeben. So macht man jemanden zum Atheisten.

Wer sich die Fragen mal genauer anschauen will und Zugang zur New York Times hat (eine einmalige Anmeldung genügt jedenfalls hier in den USA, und hoffentlich auch in Europa), der kann diesem Link folgen.

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Kommentare (36)

  1. #1 PeteH
    29. September 2010

    hmmm… ob zB Michel Schumacher auch mehr über Motoren & Co weiß als seine Ingenieure und Mechaniker?

    Bei aller Freude ist eine solche Umfrage keine Bestätigung für irgendwas.

  2. #2 rolak
    29. September 2010

    Ein Rennfahrer trainiert Ausdauer, Fahrgefühl, Taktik und (nicht zuletzt) die Fähigkeit Fahrzeugprobleme so an die Crew zu übermitteln, daß die effizient+effektiv reagieren kann.

    Ein Gläubiger hat die Möglichkeit, sich mit seiner Religion auseinanderzusetzen (Gottesdienst, Bibelkreis etc pp).

    Insofern keine relativierende Aussage/Frage, PeteH, da es -soweit ich es verstehe- genau darum geht, inwieweit dies Anhänger einer Religion aus dem Umfeld der Bibel tun.

    Mich überraschen die Mormonen 😉

  3. #3 JV
    29. September 2010

    “hmmm… ob zB Michel Schumacher auch mehr über Motoren & Co weiß als seine Ingenieure und Mechaniker?”

    Abgesehen davon, dass Schumacher gelernter KFZ-Mechaniker ist, ist dieses Argument doch etwas merkwürdig: Die Gläubigen sind doch eigentlich – um im Bild zu bleiben – eher die “Ingenieure und Mechaniker” und nicht Schumacher. Warum sollten ausgerechnet die Nichtgläubigen die Mechaniker sein?

  4. #4 Nils
    29. September 2010

    @rolak:
    Ehrlich gesagt, mich überraschen die Mormonen nicht. Es ist erstaunlich, wie sehr und z.T. wirklich objektiv sie sich mit der Geschichte der Bibel auseinander setzen. Deren Bibel hat sogar einen Index und Glossar, der Übersetzungsfehler und Ungereimtheiten in verschiedenen Versionen hervorhebt. (Keine Ahnung, aber ich nehme nicht an dass das bei Bibeln generell die Regel ist, oder … ?)

  5. #5 Andrea N.D.
    29. September 2010

    Die Umfrage ist natürlich etwas schwierig zu interpretieren, weil offensichtlich auch noch Bildungsunterschiede bestehen und andere Faktoren eine Rolle spielen, die ich mich aber nicht trauen würde direkt auf die Religion(szugehörigkeit) zurückzuführen.

    Meine Anekdote dazu ist: 7. Klasse Ethik-kath.Religion am Gymnasium letztes Jahr: “Mama, stell Dir vor, meine Mitschüler und Mitschülerinnen aus dem katholischen Religionsunterricht wissen nicht, was Monotheismus ist!”

  6. #6 Helmut E.
    29. September 2010

    Die Aussage kann ich uneingeschränkt unterschreiben. Es deckt sich auch mit meiner eigenen Erfahrung. Keiner meiner gläubigen Freunde und Bekannte hat (im Gegensatz zu mir) je die Bibel gelesen. Die staunen oft nicht schlecht, wenn man sie mit den Inhalten konfrontiert.

  7. #7 Pan
    29. September 2010

    Ich weiß nichts über Baseball.

    Kämen jetzt aber ständig Leute an, die mir erzählen würden, wie supertoll doch Baseball ist, wie viel Spaß man im Stadion haben kann, wenn jedes Dorf seinen eigenen Verein hätte, jedes Wochende ein Spiel stattfände, über das Zeitungen, Radio und Fernsehen groß berichten würden – ja, dann würde ich Baseball zwar immer noch langweilig finden, aber ich würde die Regeln kennen.

    Genauso verhält es sich m.E. mit den Religionen. Es gibt praktisch keinen Ort auf der Welt – und ganz sicher nicht in den USA! – in dem man unbehelligt von jedweder Religion leben kann. Generell muss man sich also aktiv für einen Austritt entscheiden, weil man in einer religiöse Gesellschaft hineingeboren wird. Man beschäftigt sich als Atheist also automatisch mit Religionen und weiß demzufolge auch einiges über die jeweiligen Spielregeln. Schließlich muss man wissen, warum man das jetzt doof findet und nicht mit dem Mainstream mitbetet. Das Ergebnis ist also nicht nur nicht überraschend, sondern genaugenommen sogar zwingend.

  8. #8 Nils
    29. September 2010

    Hey, lass Baseball da aus dem Spiel! Das ist kein guter Vergleich, denn es ist spannend sobald man die Regeln kennt. Ehrlich. So spannend, dass man es ca. 6-mal die Woche sehen kann. (Nicht nur am Wochenende.) 😉
    Religion wird langweilig wenn man die Regeln kennt, weil man merkt dass die Regeln nicht gerade durchdacht sind.

    PS: Die mitunter spannendsten Baseballspiele, die ich bisher gesehen habe: World Series 2001 😉

  9. #9 rolak
    29. September 2010

    Tja, so hat halt jeder seine Bildungslücken, Nils – Mormonen sind mir bisher hauptsächlich als missionierendes MiB-Imitat untergekommen. Davon unabhängig läßt sich imho von der Umfänglichkeit der jeweils offiziellen Bibel wohl nicht auf die Kompetenz der sich darauf Berufenden schließen.

    Ich kenne wahrlich nicht alle Bibelvarianten, doch in dem hiesigen ⇒Standardnachschlagewerk (die anderen ‘brauche’ ich deutlich seltener) gibt es Angaben aus welcher Quelle übersetzt wurde, Worterklärungen, Fußnoten zu besonders kitzeligen Übersetzungen, Lücken wg unbekannter Wörter, endlos viele Querverweise uvam.

  10. #10 Gluecypher
    29. September 2010

    Das ist kein guter Vergleich, denn es ist spannend sobald man die Regeln kennt. Ehrlich. So spannend……..

    ……..wie Wandfarbe beim Trocknen zuzuschauen. 8]

    4 &frac12 Jahre USA, Mitbewohner Softballspieler und trotzdem konnte ich das nur mit genügend Promille ertragen. Was der Mitbewohner natürlich überhaupt nicht verstanden hat.

  11. #11 Jürgen Schönstein
    29. September 2010

    @Andrea N.D.

    Die Umfrage ist natürlich etwas schwierig zu interpretieren, weil offensichtlich auch noch Bildungsunterschiede bestehen und andere Faktoren eine Rolle spielen

    Stimmt, aber m.W. wurde dies bei der Auswertung der Umfrage berücksichtigt, und die bereinigten Resultate ergeben immer noch das gleiche Bild.

  12. #12 Christian W
    29. September 2010

    Das ist kein guter Vergleich, denn es ist spannend sobald man die Regeln kennt. Ehrlich. So spannend……..

    ……..wie Wandfarbe beim Trocknen zuzuschauen. 8]

    4 ½ Jahre USA, Mitbewohner Softballspieler und trotzdem konnte ich das nur mit genügend Promille ertragen. Was der Mitbewohner natürlich überhaupt nicht verstanden hat.

    Naja, das hängt halt davon ab, mit was für einer Art von Sportarten man sozialisiert wurde. Wer es nicht anders als mit ständigen Pausen und ohne Spielfluss (Ami-Sport, Rugby) kennt oder sogar mit Cricket und Golf aufgewachsen ist, für den ist Baseball vielleicht wirklich aufregend und interessant. Ungefähr so wie Schach auf Weltmeisterschaftsebene für den Hobby-Vereins-Schachspieler. Da würde auch niemand sonst behaupten, dass sei eine spannende Sportart – aber es gibt auch (zuindest außerhalb Asiens) kein Land mit ~100 Millionen begeisterten Schachfans.

  13. #13 Christian W
    29. September 2010

    Ach, ganz vergessen, weil so selbstverständlich:
    Natürlich wissen Atheisten am Meisten über Religionen im Allgemeinen und Speziellen. Das ist für mich ungefähr so überraschend, wie dass Kriminalpolizisten viel mehr Wege kennen, einen Menschen zu töten, als die meisten Mörder. Wer irgendetwas auf-/erklären will, ist doch automatisch dazu gezwungen, sich damit ausführlich zu beschäftigen.

  14. #14 Andrea N.D.
    29. September 2010

    @Jürgen Schönstein:
    Kann ich auf Basis dieser Umfrageauswertung dann auch davon ausgehen, dass geringere Bildung auch eine gewisse Gläubigkeit impliziert (und sogar umgekehrt)?

    Ich meine, für jemanden, die sich damit auseinandergesetzt hat, ist das ein logischer Schluss. Aber ist er auch zulässig? Im schönen Bayern gibt es einige sehr gläubige Menschen und ich denke doch, dass das Bildungsniveau hier ziemlich hoch ist. Und so verlockend der Schluss auch sein mag, es gibt einfach zu viele Leute, die trotz Bildung glauben. Zumindest in diesem Fall sind offensichtlich noch andere Faktoren ausschlaggebend. Das ändert aber nichts an Deinem zustimmungsfähigen Verdacht, “dass der Atheismus nicht die Ursache, sondern die Folge des Wissens über Religion ist. Mit anderen Worten: je mehr man über Religion weiß, desto weniger kann man an sie glauben.” Erklären kann ich mir dies dann nur mit einem gewollten Nichtwissen der gebildeten Gläubigen (die es eigentlich besser wissen müssten) oder “Gehirnwäsche” in der Kindheit.

  15. #15 Sven Türpe
    29. September 2010

    Mit anderen Worten: je mehr man über Religion weiß, desto weniger kann man an sie glauben.

    Wissen Ossis mehr über Religion als andere?

  16. #16 Basilius
    29. September 2010

    @Gluecypher, Christian W.
    Zwar völlig Off-Topic, aber: Baseball hat schon was, jedenfalls wesentlich mehr, als dieses öde Geholze der 2*11 Fußballer. Und, nein, ich wurde sozusagen davon entsozialisiert. Ich würde ja zu gerne meiner anderen Hälfte die Fußballvernarrtheit nach Baseball umbiegen… Die Japaner wußten schon, warum sie sich für Baseball als Nationalsport entschieden haben und nicht American Football oder Soccer nahmen. (Gleich vorweg als Prävention: Sumou-Ringen zählt hier nicht. Das ist kein Sport, das ist in Japan eher ein Heiligtum) Back to topic.

    Ansonsten decken sich meine eigenen Erfahrungen (völlig subjektiv/unräpresentativ natürlich!) im Bekanntenkreis mit den Resultaten aus der Studie sehr sehr gut. Im Schnitt haben Atheisten mehr Wissen über die Religion als der Gläubige und darüber hinaus auch noch mehr Wissen über andere Religionen. Letzteres ist eine Disziplin, in welcher die Gläubigen, ich möchte schon fast sagen: naturgemäß, meist jämmerlich versagen.

  17. #17 klauszwingenberger
    30. September 2010

    Wie lautet das Motto zum Beitrag?

    Wir wissen zwar nicht, was wir glauben, aber das mit ganzer Kraft!

  18. #18 Kristin
    30. September 2010

    Wissen Ossis mehr über Religion als andere?
    ————-
    Das Lemma ist ja dermaßen bäh. Ohne Worte. Verfolgungswahn der Gläubigen.

  19. #19 Jürgen Schönstein
    30. September 2010

    @Andrea N.D.

    Kann ich auf Basis dieser Umfrageauswertung dann auch davon ausgehen, dass geringere Bildung auch eine gewisse Gläubigkeit impliziert (und sogar umgekehrt)?

    Das ist nicht gesagt. Der Bericht sagt (soweit ich es verstehe) nur, dass selbst wenn man das Bildungsniveau berücksichtigt (das ja in den einzelnen Gruppen ungleich verteilt sein dürfte), immer noch eine vergleichbare Diskrepanz zwischen den Religions-Kenntnissen der Atheisten und der Katholiken besteht.

  20. #20 Wb
    1. Oktober 2010

    Bei derartigen Umfragen nimmt man am besten den (hier nicht verlinkten) Bericht zK:
    https://pewforum.org/uploadedFiles/Topics/Belief_and_Practices/religious-knowledge-full-report.pdf

    Möglicher Schwachpunkt der Roboter-Telefonumfrage die Auswahl (p. 59), d.h. die Response Rate wird zwingend eine Vorauswahl treffen und das Umfrageergebnis beeinflussen, d.h. bestimmte engagierte Kräfte werden überproportional vertreten sein, auch mit ihrem Wissen überproportional vertreten sein, man lässt sich gerne fragen, wenn man weiß.

    Vom zweifelhaften Umfrageergebnis unabhängig:
    Es sollte klar sein, dass der interessierte Agnostiker mehr über Religionen total weiß, als der Spezialist. Der Atheist weiß zudem oft noch, dass Religionen per se schlecht sind.

    HTH
    Wb

  21. #21 rolak
    1. Oktober 2010

    ⇒Hier gibt es Myers’ Gedanken zu gewissen Reaktionen auf dieses Untersuchungsergebnis.

  22. #22 winihuber
    15. Oktober 2010

    Liebe Atheisten, ich bin 43 und seid rund 4 Jahrzehnten gläubig!

    Erklärt mir doch bitte woran ich glauben soll!

    Ich bin so orientierungslos! Hilfe! Ich bin auch ziemlich dumm!

    Bitte – ihr die ihr nicht glaubt – klärt mich doch mal auf woran ich glauben soll!

    Los, macht mal!

    Dieses blöde Argument, das hier im Titel wiedergegeben wird lese ich oft!

    Ich meine es ernst! Ihr seid dran!

  23. #23 winihuber
    15. Oktober 2010

    seit statt seid

  24. #24 Dr. Webbaer
    15. Oktober 2010

    Atheisten glauben daran, dass es keinen Gott gibt.
    Was eigentlich noch, sr an dieser Stelle, noch fragwürdiger ist – da der Glauben an den falschen Glauben eines anderen geübt wird; philosophisch ist das sicherlich ein Tiefpunkt.

    Allerdings würde das dann erklären, warum “Atheisten die besseren Religionskenner sind”, die kennen sich halt gut aus, das sind ja Rounder.
    Gute Anregung, winihuber!

    MFG
    Wb

  25. #25 winihuber
    15. Oktober 2010

    Ich möchte noch ein paar Zeilen schreiben, damit die Provokation von oben verständlich wird

    “… dass der Atheismus nicht die Ursache, sondern die Folge des Wissens über Religion ist. Mit anderen Worten: je mehr man über Religion weiß, desto weniger kann man an sie glauben.”

    Ich weiß sehr viel über Religion, aber ich glaube nicht an die Religion. Hier gibt es einen Denkfehler. Ich kann an Gott glauben, daran dass Texte aus den heiligen Schriften eine Auswirkung auf mein Leben haben etc. Aber die Unterstellung an eine Religion zu glauben heißt, dass man Gläubigen die Fähigkeit abspricht sich kritisch mit der Religion der man angehört auseinanderzusetzen.

    Für mich jedenfalls gilt die Umkehrung des oben zitierten Satzes: Weil ich mich mit Religion beschäftigt habe glaube ich.

    Religion kann viel mehr sein als Glaubenssätze und Regeln (an die man sich dann geffäligst auch zu halten hat) Und vor allem auch viel mehr als die blose Kenntis der religiösen Texte.

    Wenn ich mich Jahrzehnte mit der Religion in die ich hineingeboren wurde beschäftigt habe, und auch mit dem Einfluss (negativ wie positiv) den diese Religion auf mich ausgeübt hat, und trotzdem galube, dann aber Atheisten kommen die sich einbilden – mit Berufung auf die Hl Schriften – zu wissen, was ich zu glauben habe, und worin das Wissen über Religion besteht, wird es echt schwierig.

  26. #26 Kuchlbacher Rudolf
    15. Oktober 2010

    @winihuber

    Da steckt das Problem – “Erklärt mir doch bitte woran ich glauben soll!”
    Erstens – am besten selber nachdenken, zweitens – wie soll man “Glauben” rational “erklären”?

  27. #27 Sven Türpe
    15. Oktober 2010

    Die Front verläuft ja auch nicht zwischen Theisten und Atheisten, sondern zwischen Rechthabern und Toleranten.

  28. #28 Dr. Webbaer
    15. Oktober 2010

    Für mich jedenfalls gilt die Umkehrung des oben zitierten Satzes: Weil ich mich mit Religion beschäftigt habe glaube ich.

    Was ja auch OK ist – solange die Religion, an die geglaubt wird, OK ist.
    Dr. Webbaer selbst hat sich jahrzehntelang mit dem FC Bayern beschäftigt. Aus irrationaler Abneigung wurde Zuneigung, aus Zuneigung Liebe und aus Liebe Glauben.
    Nein, nur ein Spaß, eine Übertreibung, Glauben ist OK. Jeder Mensch glaubt an etwas. Man muss glauben, da die Wissenschaft vieles nicht recht erfassen kann (“wg. Komplexität”).

    Die These, dass die Leute glauben, weil sie sich nicht mit dem Objekt des Glaubens beschäftigen, ist natürlich ein wenig unreflektiert und auch ein wenig oberlehrerhaft.

    Was natürlich stimmt ist, dass in nicht aufgeklärten Systemen das Konzept der Wahrheit im Sinne der mod. Wissenschaftlichkeit unbekannt ist. Dort wird recht schnell geglaubt – ohne Sacharbeit. Vielleicht wars so gemeint.

    MFG
    Wb

  29. #29 winihuber
    15. Oktober 2010

    @Kuchlbacher Rudolf

    Ich hoffe das durch meinen zweiten Kommentar klar wurde, wie es gemeint war.
    Ich sehe das jedenfalls genauso wie Du.

    @Webbaer

    “Was natürlich stimmt ist, dass in nicht aufgeklärten Systemen das Konzept der Wahrheit im Sinne der mod. Wissenschaftlichkeit unbekannt ist. Dort wird recht schnell geglaubt – ohne Sacharbeit.”

    Das Problem ist für mich, dass man eingebettet ist in ein System aber trotzdem Aufklärungsarbeit (zumindest für sich selbst) leisten muss. Das System braucht lange.

  30. #30 Dr. Webbaer
    15. Oktober 2010

    @winihuber
    Jaja, da Sie sich selbst i.p. Sache und Sachverhalt bemühen kann eine Kritik, die mangelhaftes Reflektionsvermögen oder mangelhaften Willen zur Reflektion unterstellt, bei Ihnen nicht greifen.
    Was oft vergessen wird: Auch ein moderner Mensch kann glauben und religiös sein.

    Was noch zu prüfen wäre, ist die Hypothese, dass sich Atheisten durch ihre Ablehnung allen relig. Glaubens, der ja einer Prüfung vorangehen müsste, so wäre es jedenfalls zu erwarten, besonders gute allgemeine Religionskenntnisse aneignen oder angeeignet haben.
    Was plausibel scheint.

    Ander(er)seits kennt man ja auch viele Atheisten, die Religionen komplett ablehnen, nicht einmal zur Differenzierung bereit sind, und keine besonderen religionsbezogenen Kenntnisse haben…

    MFG
    Wb

  31. #31 winihuber
    15. Oktober 2010

    @Webbär

    “Jaja, da Sie sich selbst i.p. Sache und Sachverhalt bemühen kann eine Kritik, die mangelhaftes Reflektionsvermögen oder mangelhaften Willen zur Reflektion unterstellt, bei Ihnen nicht greifen.”

    Moment einmal: Natürlich würde eine solche Kritik greifen! Gibt es einen Anlass?

    Der “Sachverhalt” existiert doch nicht losgelöst von der Welt in der ich lebe, quasi nur in mir und aus mir selbst.

    “Was noch zu prüfen wäre, ist die Hypothese, dass sich Atheisten durch ihre Ablehnung allen relig. Glaubens, der ja einer Prüfung vorangehen müsste, so wäre es jedenfalls zu erwarten, besonders gute allgemeine Religionskenntnisse aneignen oder angeeignet haben.
    Was plausibel scheint.”

    Ich kann mir das durchaus vorstellen. Meine “Prüfung” hat allerdings nicht zur Ablehnung geführt.

  32. #32 Dr. Webbaer
    15. Oktober 2010

    @winihuber
    Alles bestens, alles im Grünen, es gab da wohl ein kleines Missverständnis, aber das ist so irrelevant, dass der Webbaer dieses nicht beabsichtigt zu klären (würde jetzt auch relativ viel Text erfordern, das hat sich nämlich ein verfestigt, also mindestens 6 Zeilen, die wir uns jetzt einfach mal ersparen :).

    Ja, das mit dem Sachverhalt auch schön erkannt, die Erkenntnis ist anthropogen, die mod. Wissenschaft eine Sammelmenge anthropogener Erkenntnis. Sehr schlau für eine relig. Kraft! 😉

    Beste Grüße!
    Wb

  33. #33 winihuber
    15. Oktober 2010

    @Webbaer

    Sie sind mir einfach zu sehr Philosoph. Ich verstehe nicht einmal das Wort anthropogen.
    “religiöse Kraft” finde ich allerdings witzig

    Man liest sich!

  34. #34 Kuchlbacher Rudolf
    15. Oktober 2010

    @winihuber

    Durch Ihren zweiten Kommentar ist mir immer noch nicht so ganz klar, wie Ihre Position nun eigentlich aussieht….
    “Glauben” kann man an allerhand – nicht nur an Religion – und je weiter man sich in seinem “Glauben” versteigt, desto tiefer kann dieser auch werden – ok…
    Beginnt man aber – ebenfalls nach intensiver Beschäftigung mit dem jeweiligen “Glaubens”thema – mit kritischem Hinterfragen, versucht Zusammenhänge herzustellen, versucht die Motivation und Herkunft für seinen “Glauben” zu durchleuchten,… so bleibt am Ende (zumindest für mich) nicht mehr allzu viel übrig, was ein reiner “Glaube” (vor allem religiöser) leisten könnte…

  35. #35 Dr. Webbaer
    15. Oktober 2010

    @Kuchlbacher Rudolf
    Och, durchleuchten Sie mal Ihr Freundes- und Bekanntenverhältnisse, Ihre Vorlieben und Einstellungen, denen Sie letztlich, auch wenn man stets bemüht ist, nur recht schwer den Stempel “Wissen” aufdrücken kann. [1]

    Religiösität kann auch von den Religionen abstrahiert verstanden werden.

    Wb jedenfalls kein besonders guter allgemeiner Religionskenner, Christentum und Islam schon recht gut, aber ansonsten…
    Judentum, Buddhismus, Scientology, Jehovisten, Dalai Lama, angeblich soll trotz freundlichen Auftretens nicht OK sein…

    MFG
    Wb

    [1] Nein, das war keine Wissenschaftskritik, ganz sicher jedenfalls keine grundsätzliche.

  36. #36 winihuber
    15. Oktober 2010

    @Kuchlbacher Rudolf

    Mein Glaube hat durchaus schon einiges geleistet. Zumindest ganz konkret auf mein eigenes Leben bezogen. Ich habe hier auf SB schon mal eine ausgiebige Diskussion über Glaube geführt. Das passt aber nicht wirklich zu diesem Thema. Im Blog von Florian Freistetter habe ich unter “Periodensystem des irrationalen Unsinns” einiges über meinen persönlichen Glauben geschrieben. Erster Eintrag 19.07.10 · 11:58 Uhr Letzter Eintrag 25.07.10 · 17:07 Uhr Ich will hier keine grundsätzliche Religionsdiskussion führen.