i-1abbefdd990b15779c63dedd24133707-logo_science_feed.pngEs sieht aus wie ein schlanker, eleganter Mix aus Twitter, Friendfeed, Blogkommentaren und Buzz. Und es ist – so jedenfalls die Idee – zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Wissenschaftlern, die sich zu aktuellen wissenschaftlichen Themen miteinander austauschen. ScienceFeed heißt diese neue Plattform, die seit wenigen Stunden online ist und tatsächlich mehr Raum bietet für das, was Forscher alltäglich beschäftigt.

Die Stärke und Faszination von Twitter hat ja viel mit den eingebauten Schwächen und Limitierungen des Microblogging-Dienstes zu tun. Ein Tweet bietet nunmal nur exakt 140 Zeichen Platz, um sich der Welt mitzuteilen. Und auf einen Tweet kann man eben auch nur wieder mit einem Tweet reagieren.

Für wissenschaftliche Diskussionen sind 140 Zeichen einfach zu kurz, oder?

Bei Twitter hat das – mehr zufällig, als geplant – zu wunderbar subtilen Formen der Micro-Kommunikation und der gegenseitigen Anschlüsse geführt und Twitkrit beweist, wie wunderschön Micro-Literatur ist. Aber für Statements zu wissenschaftlichen Diskussionen sind 140 Zeichen einfach schlicht zu kurz. Da sprengen manchmal schon die ellenlangen Fachtermini den Platz…

Faktor 3: Mehr Platz, mehr Möglichkeiten, mehr Microblogging für Wissenschaft?

Genau diese strikte Beschränkung auf 140 Zeichen hat ScienceFeed nicht. Dreimal mehr Platz – also insgesamt 420 Zeichen – hat man beim neuen MicroBlogging- und Diskussionsportal für Wissenschaftler, das heute offiziell gestartet ist. Außerdem lassen sich Bilder, Links zu Publikationen und andere notwendige Beigaben direkt in die Kurznachricht packen. Sicher eine gute Idee.

Hinter ScienceFeed steht ein kleines Team um Ijad Madisch, der vor knapp 2 Jahren auch schon zur Gründermannschaft von ResearchGATE gehörte. Das SocialNetwork für Forscher ist ein beachtliches Erfolgsmodell. Inzwischen haben rund 250.000 Wissenschaftler ein Profil bei ResearchGATE, wie Ijad erzählt.

Mit ScienceFeed soll dieser Erfolg natürlich wiederholt werden. Und dahinter steckt auch diesmal wieder eine wohlklingende Vision – ScienceFeed will den Austausch von Forschern, das veröffentlichen von Ideen und deren Diskussion und Kritik fördern – und das alles in Echtzeit:

“Das World Wide Web wurde ursprünglich dafür entwickelt, Forschungsergebnisse einfacher und schneller zu verbreiten. Ich glaube, mit unserem neuen Service geben wir dem Internet einen Teil seiner anfänglichen Bedeutung zurück”, erklärt Ijad Madisch.

ScienceFeed ist eine offene Schnittstelle für Diskussionen aus Twitter und Facebook. Allerdings gibt es zusätzliche Möglichkeiten…

Um dieses Ziel zu erreichen dockt ScienceFeed explizit an das etablierte Microblogging-Vorbild Twitter an. Alle ScienceFeed-Statements kann man direkt auch mit dem eigenen Twitteraccount koppeln. Dasselbe funktioniert per Klick für Facebook und Friendfeed. Das ist gut gelöst und wenn eine kritische Masse an Usern direkt von ScienceFeed Nachrichten absetzt, dann sollte das durchaus für Feedback und Aufmerksamkeit sorgen.

Das interessante an ScienceFeed ist – soweit ich das auf den ersten Blick für mich feststellen kann – , daß die Diskussion eines Statements auf verschiedenen Wegen erfolgen kann. Es kann einerseits Anschlußstatements bei Twitter oder eben durch einen ScienceFeed provozieren, es kann aber andererseits (und das ist neu) auch direkt auf der jeweiligen Seite weiterdiskutiert werden. Und das sogar ohne jegliche Zeichenbeschränkung. Und Diskussionen können auch in Gruppen organisiert werden – auch das muß bei Gelegenheit einfach ausprobiert werden.

Es sind also einige gute Ideen in ScienceFeed eingeflossen – bleibt abzuwarten, wieviele Fans das Portal finden wird.

—-

Und als ersten Test verlinke ich hier auf eine ScienceFeed-Diskussion:

Die Frage: Brauchen Wissenschaftler noch ein weiteres Instrument, um (in Echtzeit) miteinander zu kommunizieren? Genügen Mails, Skype, Google Wave + Buzz, sowie Facebook und Twitter nicht?

Kommentare (3)

  1. #1 Sören
    Februar 16, 2010

    Wirkt auf jeden Fall interessant – auch aus wissenschaftsbloggerischer Sicht. Da kann ich super Links lagern und einen kleinen Kommentar zu schreiben und das dann eventuell später verwenden. Und vielleicht entwickelt sich ja auch eine Diskussion vor dem Artikel…

  2. #2 Christian Reinboth
    Februar 17, 2010

    Ich gestehe mal, mich vor Jahren bei ResearchGate angemeldet, es aber nie wirklich gut gefunden oder darüber viele Kontakte gewonnen zu haben…

    Alles in allem stehe ich ScienceFeed auch eher skeptisch gegenüber, was vor allem einen Grund hat: Wer wissenschaftlich arbeitet, hat in der Regel eher wenig Zeit für Social Networking-Aktivitäten. Wenn man die Zeit, die man dafür hat, auf Dienste verwendet, die für “normales Publikum” eher wenig interessant sind, fällt der Aspekt der Außendarstellung und Kommunikation mit der Öffentlichkeit wieder flach…

  3. #3 Xenia
    März 16, 2010

    Außerdem wirkt der Film-Clip auf der Webseite eher abschreckend. Warum sollte man Wissenschaftler in Reih und Glied als anonyme, gesichtslose Crashtest Dummies darstellen. Wissenschaftler sind Menschen mit Gesichtern und Gesichtsausdrücken, also Gefühlen, Motiven und zwischenmenschlichen Beziehungen, die über den Austausch der Formel E=m*c^2 hinausgehen. Ich finde das ziemlich abschreckend.