Der VDE-Jahreskongress 2010 ist zu Ende. Am 8. und 9.11. ging es im CCL-Leipzig hauptsächlich um E-Mobility (und auch um das Konrad-Zuse Jubiläum). In 12 parallen “Sessions” auf drei Etagen wurden Vorträge und Poster präsentiert. Es gab eine Reihe von Beiträgen und “Events” für den Nachwuchs (e-Studentday, Karrieremesse, Schülerforum), und einige Firmen wie VW und Audi hatten Infostände mit Stellenangeboten eingerichtet.

Gesammelte Eindrücke von den beiden Kongresstagen von Roland Reichel

Das Haupt-“Event” – wenn man es so nennen darf – war am Montagabend der sogenannte “Technologiepolitische Abend” in der Glashalle mit anschließendem “Get-Together” aller Aussteller, Vortragenden und Kongressteilnehmer.
Hier wurden nach einer Reihe politischer Vorträge von Bundesbildungsministerin Prof. Anette Schavan, dem Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (Sachsen) und dem Präsidenten des VDA, Matthias Wissmann sowie von Prof. Maubach von der E.ON einige neue VDE Ehrenmitglieder und Ehrenringträger sowie die Gewinnder des VDE/BMBF Schülerwettbewerbs /Invent a Chip 2010 geehrt. Darüber, über die Erlebnisse des ersten Konferenztages sowie die E-Mobility ganz allgemein wurde dann beim anschließenden “Get-Together” ausführlich in kleinen Kreisen bis Mitternacht diskutiert.

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Zweiter Kongresstag, mittags, und wenig gesehen und gehört. Stimmt natürlich nicht ganz, aber es soll ausdrücken, dass es eine Überfülle an Informationen gibt. Es laufen 12 Sessions in 12 Räumen parallel, und es ist fast unmöglich, die Übersicht zu bekommen. Die Konferenz zieht sich etwas unübersichtlich über drei Etagen, und neben den Tagungsräumen gibt es in den Gängen und Foyers die Ausstellungstände der Industrie und Forscher sowie Programme.

VW und Audi zeigen einige Fahrzeuge, haben aber hauptsächlich ihre Personalleute geschickt, die an speziellen Ständen nach Ingenieurnachwuchs suchen. RWE stellt im Eingang wieder den TESLA und eine RWE Stromtankstelle aus sowie auf einem weiteren Stand seine “Autostrom” -Tankstelle und wirbt mit sauberem Ökostrom zum Autofahren. Im Aussenbereich kann man als fast einzigem Fahrzeug den BMW Mini probefahren. Der dort ausgestellte EWE existiert nur in in wenigen Exemplaren und ist hier ein reines Ausstellungsstück.

In der Ausstellung im Kongressgebäude sind Industrie und Forschung gleichermassen vertreten, ua. die Fraunhofer Gruppen, B.A.U.M. die Modellregionen zur Einführung der Elektromobilität, sowie eine Reihe von Zulieferern. Auf dem Stand der Modellregionen konnte man auch eines der wenigen in Deutschland gefertigten und tatsächlich erhältlichen Elektroautos, nämlich den STROMOS von german-e-cars, bewundern.

Direkt daneben steht das “lekker-mobil” (Foto unten), das durch seine Rekordfahrt mit über 600 km mit einer Batterieladung Aufsehen erregt hat. Bei der Eröffnungsveranstaltung am Montag hat Wirtschaftsminister Brüderle dieses Projekt als “Durchbruch” bezeichnet. Wir können nur hoffen, dass es so ist, und dass diese “Wunderbatterie” namens Kolibri wirklich das hält, was die Initiatoren versprechen, und dass ein Hersteller gefunden wird.

In Gesprächen am Rande wird freilich immer wieder moniert, dass die Firma bisher mit Informationen über die Batterie mehr als zurückhaltend ist, und dass die bisher verwendete Li-Metall-Technik möglicherweise keine hohe Lebensdauer verspricht. Man muss sehen, was die nächsten Monate hier bringen.

i-08914db9ecd388e306501f30dbb94e73-VDE-Leipzig-2010-11-02.jpg(* Das vielbeachtete Rekordauto. Ein Interview mit DBM-Energy-Geschäftsführer M. Hannemann haben wir auch geführt.)

Netzanbindung, Infrastruktur und immer wieder die Akkufrage

Das Zusammenspiel der Elektrofahrzeuge mit dem Versorgungsnetz ist einer der Programmschwerpunkte.

Ansonsten sind einige Stromtankstellen vertreten, z.B. von EBG aus Lünen (die z.B. im ebenfalls ausgestellten Projekt e-Tours Allgäu eingesetzt werden) und von Rhode und Schwarz (die auch die RWE Tanksäulen herstellen). In den Vorträgen kam ein deutliches Umdenken hinsichtlich der Geschäftsmodelle heraus, denn nach den ersten Erfahrungen sind die Umsätze an den Stromtankstellen so gering, dass man mit den bisherigen Preisen nur tiefrote Zahlen schreibt (wörtlich so von RWE in der Abschlusskonferenz berichtet).

Dieser Kongress wird vom VDE, also den “Elektrikern” durchgeführt., also nicht von Maschinenbauern, Batterieherstellern oder der Autoindustrie. Primär, und das wird in vielen Beiträgen deutlich, geht es um die Netzanbindung und das Zusammenspiel der Elektrofahrzeuge mit dem Versorgungsnetz. Neben den technischen Fragen werden auch Geschäfts- und Abrechnungsprogramme diskutiert. Einen “Stand der Technik – soviel wurde klar – gibt es noch nicht, hier ist noch alles offen und in der Entwicklung.

Es ist klar, dass die Versorgungsnetze (v.a. auf der Niederspannungsseite) verstärkt werden müssen.

Klar ist, dass die Versorgungsnetze verstärkt werden müssen, vor allem auf der Niederspannungsseite. Allderings ist es nicht so eilig, wie viele meinen, denn auch die Anzahl der Elektroautos wird nur langsam und stetig wachsen. Die Netze von heute, auch das kam heraus in Vorträgen und Diskussionen, reichen für die bis 2020 geplanten 1 Millionen Elektrofahrzeuge wohl noch gut aus. Sollten einstmals tatsächlich 10 bis 40 Millionen PKW elektrisch fahren, so wird auch die Energie nicht das Problem, sondern die Anschlussleistungen, die Verteillung und die Gleichzeitigkeit der Stromabnahme. Dann müssen die Netze tatsächlich verstärkt werden. Die Industrie ist bereit, technische Probleme werden laut Siemens nicht gesehen. Und – wie bereits erwähnt – Stromtankstellen werden bereits heute in grosser Zahl angeboten.

Die Einführung der Elektroautos steht und fällt mit der Verfügbarkeit geeigneter Akkus. Lithium ist nicht das Problem.

Bei aller “Smart-Grid” und “Smart-Metering” Euphorie steht und fällt die Einführung der Elektroautos mit der Verfügbarkeit geeigneter Akkus. Geeignet heißt: bezahlbar, haltbar und lieferbar. Insofern interessierte in der Session “Fahrzeugtechnik” der Beitrag über “Zukünftige Perspektiven für Energiespeicher, Anforderungen und Lösungen” besonders. In kurzen Überblicken wurde sehr sachlich die Technologie und die Haltbarkeit von Lithium-Akkus erläutert und auch auf die Kosten und Verfügbarkeit der Materialien eingegangen.

Lithium, das kam wieder zur Sprache, ist weder vom Preis noch von der Verfügbarkeit ein Problem. Bei einem Kostentanteil von nur 1 % am Gesamtakku und absolut gesehen von nur rund 8 $ für 1 kWh ist das Lithium nicht das Problem. Die anderen Materialien summieren sich auf rund 15 % auf, und noch erhebliche Kosten stecken im Seperator und der Fertigung. Da wird noch eine Kostenreduktion erwartet, und wie schnell die angepeilten Preise von rund 300 $ pro kWh erreicht werden, wird heftig diskutiert. Einige sehen dies erst in 10 bis 15 Jahren, andere meinen, dass es eher wenige Jahre sind und dass man bereits jetzt schon sehr nahe dran ist.

Ansonsten zum Kongress ein paar Bemerkungen: Sehr umfangreich mit über 1500 Teilnehmern. Überaus vielfältig mit 12 Parallel-Sessions auf 3 Etagen und einer gut besuchten Posterausstellung. Man kann nicht alles sehen und hören, aber sehr wichtig sind die Gespräche und persönlichen Kontakte in den Pausen. Teilweise erfährt man nur hier die wirklich neuen Entwicklungen. In der Gesamtheit ist der Kongress sicher einer der wichtigsten Veranstaltungen zur Elektromobilität mit der Spezialisierung auf den VDE-spezifischen Teile: Netzanbindung, Netzintegration, SmartGrid, Kommunikation. Hier sind die Stärken des VDE, weniger bei Fahrzeugen oder den Antrieben und Komponenten.

Roland Reichel, Herausgeber der “EMobile plus solar”, berichtet vom Leipziger Kongress auch auf www.solarmobil.net.

Kommentare (1)

  1. #1 oeyn@ktiv
    November 13, 2010

    Gibt es eigentlich eine brauchbare Ladestation für den Privatbereich, wobei die eigene solar erzeugte Energie zum Aufladen eines Elekrofahrzeuges genutzt werden kann? Ich selber habe auf meinem Haus eine Photovoltaikanlage, die noch etwa dreizehn Jahre an die EEG-Einspeisevergütung (Volleinspeisung) gebunden ist. Eine Vielzahl der ersten Photovoltaikanlagen kommt doch in etwa zehn Jahren in die Phase, wo die vertragliche Bindung zum jeweiligen Energieversorger ausläuft. Da wäre es doch prächtig, diesen Strom fürs eigene Elektroauto zu nutzen. Ein entsprechender Markt dürfte spätesten dann ja wohl bestehen. Bislang scheinen ja wohl nur die großen Energieversorger ihren Strom über eigene Ladestationen verkaufen zu wollen.