Die Fans des Raumschiff Enterprise wissen was ein Traktorstrahl ist: im Prinzip so etwas wie das Abschleppseil der Zukunft mit dem sich ganz einfach Raumschiffe oder andere Objekte im Weltall einfangen, ziehen oder schieben lassen. Meine Lexikon der Enterprise-Technik (ja, als Teenager hab ich mir mal sowas gekauft 😉 ) liegt irgendwo auf einem österreichischen Dachboden, darum kann ich nicht sagen wie genau so ein Ding funktioniert – aber in der englischen Wikipedia habe ich folgende schöne Beschreibung gefunden:

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Eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit beschäftigt sich aber auch mit diesem Thema. In dem Artikel “Using a Gravity Tractor to Help Mitigate Asteroid Collisions with Earth” beschäftigen sich Don Yeomans und seine Kollegen mit der Frage, wie sich kleinere Asteroiden am besten abwehren lassen.

Wenn man lange genug vorher Bescheid weiß, dass ein Asteroid mit der Erde kollidieren wird, dann muss man seine Bahn nur minimal ändern um eine Kollision zu vermeiden. Um das zu erreichen kann man verschiedene Methoden anwenden. Man könnte knapp über seine Oberfläche ein paar Bomben explodieren lassen und ihn so auf eine andere Bahn schieben. Oder ein Sonnensegel an seiner Oberfläche befestigen und den Strahlungsdruck der Sonne dazu nutzen, um den Asteroid zu bewegen. Yeomans und seine Kollegen haben sich mit einer weiteren Möglichkeit beschäftigt: sie wollen die Gravitation nutzen.

Jedes massive Objekt zieht ja bekanntlich jedes andere massive Objekt an. Wenn man nun ein schweres Raumschiff nahe an einen Asteroiden heranfliegt, dann wirkt dieses Raumschiff auch gravitativ auf den Asteroiden. Diese Kraft ist zwar sehr gering – aber wenn alles gut geplant ist und man noch genug Zeit übrig hat reicht diese kleine Kraft möglicherweise aus um den Asteroiden auf eine ungefährliche Bahn zu ziehen. Yeomans und seine Kollegen haben diesen Vorschlag nun das erste Mal konkret durchgerechnet und sind zu dem Schluß gekommen, dass es tatsächlich machbar ist!
In ihren Simulationen untersuchten sie einen Asteroiden der einen Durchmesser von 140 Metern und eine unregelmäßige Form hatte. Das Raumschiff selbst war eine Tonne schwer und näherte sich dem Asteroiden auf 150 Meter:

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Illustration: Dan Durda (FIAAA/B612 Foundation)

Durch die dabei entstehenden Anziehungskräfte änderte sich die Geschwindigkeit des Asteroiden um 0.22 Mikrometer/Sekunde pro Tag. Das ist nicht viel – aber es kann reichen! Und vor allem lässt sich die Bahnänderung mit so einem “Gravity Tractor” sehr genau durchführen. Bei einer Explosion wäre das beispielsweise nicht der Fall – hier könnte man die Situation vielleicht sogar noch verschlimmern und den Asteroid erst recht auf einen Kollisionskurs mit der Erde bringen.

“Der Gravity-Tractor ist ein Schwächling. Aber ein sehr präziser Schwächling!”

meinte Rusty Schweickhardt, Mitautor des Artikels und Vorsitzender der B612 Foundation.

Im Moment besteht noch keine Gefahr für die Erde durch einen Asteroiden auf Kollisionskurs. Aber astronomisch gesehen ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein größeres Objekt auf der Erde einschlägt (die Bahn des Asteroiden Apophis könnte sich z.B. bei seiner Erdannäherung 2029 so ändern das er 7 Jahre später mit der Erde kollidiert). Da ist es gut zu wissen, dass sich die Wissenschaftler mit dieser Problematik beschäftigen!

P.S. Passend zum Thema hab ich noch einen Fernsehtipp: Heute abend um 20:15 läuft auf ARTE eine Dokumention zum Thema: Asteroiden – Die Gefahr aus dem Weltall


Ähnliche Artikel: (Kein) Weltuntergang in 28 Jahren, Zuständigkeiten: Wer rettet die Welt?, Tunguska, Riesenkrater und die Asteroidenabwehr

Kommentare (10)

  1. #1 isnochys
    30. Juli 2008

    Die Technik erinnert mich an Asimov “Nemesis”:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Nemesis_(Isaac_Asimov_novel)

    Nein, hast Du auch das Star Trek Technikbuch?
    Das haben sich glaub wirklich nur verrückte Nerds geleistet:))
    Hier noch schnell eine Traktorstrahlerklärung:
    https://memory-alpha.org/en/wiki/Tractor_beam

  2. #2 Florian Freistetter
    30. Juli 2008

    @isnochys: also so ein richtiger Star-Trek Nerd war ich eigentlich nie 😉 Ich hab zwar alle Folgen gesehen (allerdings irgendwo bei der Hälfte von Voyager hab ich dann aufgehört…) – aber Star-Trek Bettwäsche, Kaffeetassen oder ähnliches hab ich nie besessen (Klingonisch konnte ich auch nie wirklich 😉 ) Das Technik Buch hab ich mir glaub ich gekauft, als auch mein Interesse für die Physik began. Ich wollte wissen, inwieweit das alles aus der Luft gegriffen ist oder nicht. Das Buch war dann aber nicht so interessant wie ich dachte – typisches Merchandising halt…

  3. #3 isnochys
    30. Juli 2008

    Ja, genau das hab ich bei meinen Eltern auch noch irgendwo in einem KArton liegen
    :)))
    *lach*
    Ne, die Bettwäsche hatte ich auch nie..nur die Schlafanzüge;)

    Im übrigen muß man ja nicht unbedingt eine 1t Rakete benutzen, sondern könnte einen kleinen Asteroiden mit einem Antrieb ausrüsten und den als Masse nehmen.
    Denn diese Tonne in die Umlaufbahn zu bringen, da Bedarf es auch einiger Raketen.
    Vorausgesetzt man weiß es früh genug:)

  4. #4 Jürgen Schönstein
    30. Juli 2008

    Diese Idee, Apophys durch einen “Walzer” mit einem Objekt von der Größe einer Raumstation abzulenken, wird auch in der Planetariumsshow “Cosmic Collisions” des American Museum of Natural History in New York (mit Robert Redfords Stimme im Originalton) illustriert. Siehe https://www.focus.de/reisen/reisefuehrer/americanmuseumofnaturalhistory/new-york-tipp_aid_20517.html
    Ich ewrinnere mich heute noch mit Vergüngen daran, wie der Leiter des AMNH-Hayden-Planetariums, Neil deGrasse Tyson, bei der Vorstellung der Show im März 2006 einen etwas widerstrebenden Astronomie-Kollegen zum Tanz aufforderte, um die Vorgehensweise zu demonstrieren …

  5. #5 Andylee
    31. Juli 2008

    ha!

    Und Gene hatte doch Recht! *höllisches, hallendes, schaurig-böses Lachen*

  6. #6 Florian Freistetter
    31. Juli 2008

    @Andylee: Aber du hast doch sicher Star-Trek Bettwäsche, oder ? 😉

    Ich fahr eh bald wieder mal nach Österreich – vielleicht find ich ja mein Technik-Lexikon wieder, dann kann ich mal schauen, ob bei der Star-Trek-Technik nochwas dabei ist, was ein wenig der Realität entspricht…

  7. #7 Andylee
    2. August 2008

    nein, habe ich nicht…

  8. #8 florian
    2. August 2008

    @Andylee: Schade 😉 Wer kauft denn dann dieses Zeug eigentlich? Das frag ich mich schon länger…

    Naja, ich hatte zumindest ein Enterprise T-Shirt (noch von der ganz alten Serie). Und (ich trau mich gar nicht es zu sagen…) ich hatte auch ein Akte-X T-Shirt… 😉

  9. #9 Arndt
    22. August 2008

    @florian: Betreffs Star Trek Technologie kannst Du ja mal “Sience vs Fiction” von und mit Prof. Harald Lesch anschauen. Der hat schon Einiges auseinandergenommen. Wie besagtem Traktorstrahl.

    Enterprise habe ich viel gesehen und schaue es auch heute noch. Allerdings nur zum Träumen… Es ist doch zu schade, das unser Universum zu groß ist, um mögliche andere Intelligenzen zu kontaktieren, geschweige den treffen zu können.

    Träumen ist notwendig, aber leider trennen immer weniger Menschen Phantasie und Realität (siehe auch Esotherik- und Homöopathie-Disskussion). Ein Däniken-Syndrom? Ergebnisse akribischer Forschungsarbeit werden grundsätzlich angezweifelt, der Glaube, die Wissenschaft wird alles Erdenkliche realisierbar machen, dagegen unerschütterlich. Und so ist es schön, hier eine Oase gefunden zu haben.

    Bin interessierter Laie und würde mich gern, wenn gestattet, in Zukunft am Austausch beteiligen. Gruß an alle, Arndt.

  10. #10 florian
    23. August 2008

    Hallo Arndt.

    Natürlich freue ich mich wenn du hier weiter mitreden willst! Je mehr sich beteiligen, desto interessanter wird die Diskussion!
    Ich bin allerdings gerade in Urlaub – danach freue ich mich schon auf interessante Diskussionen!