Der Microsoft Gründer war während seiner Zeit an der Spitze des Konzerns immer unter Beschuss, dass er seine Quasi-Monopolmacht missbrauchen würde. Man hätte denken können, dass er zumindest diesen Vorwurf ablegen kann, wenn er sich nun ganz seinem philantropischen Anliegen innerhalb der Bill and Melinda Gates Foundation widmet. Der gleich Vorwurf wird nun aber wieder laut.

Die Geschichte ist zwar ein Jahr alt, aber nach wie vor aktuell und es liegt eine interessante Frage zu Grunde: Ist es vielleicht schlecht für die Malariabekämpfung, dass Bill Gates so viel Geld reinsteckt?

Die Kontroverse wurde losgetreten als die New York Times den im vorherigen Abschnitt verlinkten Artikel ein internes Memo der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte. Darin beklagte sich der bei der Organisation für Malaria zuständige Dr. Arata Kochi über die Dominanz der Gates Stiftung im Feld. Er sah eine Gefahr für die Meinungsvielfalt unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und wohl nicht ganz unwichtig, die Funktionen der WHO selbst. Andere Kritiker sprangen damals auf den Zug auf und beschwerten sich zum Beispiel über das Zögern der Stiftung, anzukündigen wo sie investieren möchte. Dies halte andere davon ab in Nischen zu investieren, weil sie fürchten, von der Gates Stiftung darin später erdrückt zu werden.

Die Stiftung hat tatsächlich eine beträchtliche ‘Marktmacht’. Sie hat weit über eine Milliarde Dollar in Malariabekämpfung investiert seit dem Jahr 2000. Es gibt wohl tatsächlich nicht mehr viele Forschergruppen im Gebiet, die finanziell nicht auf die eine oder andere Art mit der Bill and Melinda Gates Foundation in Verbindung stehen.

Trotzdem war Kochis Kritik wohl übertrieben. Gemäss New York Times hat er seinen vorherigen Posten verloren, weil er wichtige Geldgeber verägert hat. Die WHO (Budget etwa vier Milliarden jährlich) steht eigentlich gar nicht in direkter Konkurrenz, da sie kaum Forschung finanziert. Ausserdem liegt die Bill and Melinda Gates Foundation mit ihrem Ansatz voll im Trend. Diese sogennanten ‘Öffentlich-Privaten Partnerschaften’ sind einer der neusten Hypes in den Internationalen Beziehungen. Vermutlich eine Konsequenz von knapperen öffentlichen Mittel (und ich spreche hier noch von vor der Krise) und einer ideologischen Verschiebung weg vom Staat, wird immer mehr ausgelagert oder versucht in Zusammenarbeit mit privaten Akteuren zu arbeiten.

Zum Monopolvorwurf gibt es drei Anmerkungen: Erstens ist dies genau was die WHO in vielen Bereichen macht oder gerne für sich in Anspruch nehmen würde. Zweitens ist es nicht ganz wahr. Die Gates Stiftung kooperiert mit anderen Stiftungen und Akteuren im Bereich und versucht nicht alles zentral selbst zu leiten. Drittens ist das ‘Monopolisieren’ eine bewusste Strategie im Sinne von einem Zusammenlegen der Ressourcen. Dies scheint durchaus Sinn zu machen, statt die beschränkten Mittel zu verzetteln.

Die Ankündigung vor kurzem, dass ein neuer Impfstoff nun mit Menschen getestet werden darf, ist wohl nicht auch zuletzt das Verdienst von Bill Gates’ Investitionen in diesem Bereich. Die Malaria Vaccine Initiative ist eine Partnerorganisation der Bill and Melinda Gates Foundation welche in Zusammenarbeit mit einem privaten Pharmaunternehmen die Bewilligung für die Tests erhalten hat. Es ist an der Zeit, dass der Serienkiller Malaria gestoppt wird und keine bürokratischen Grabenkämpfe sollten dies aufhalten. Es ist auf jeden Fall wesentlich mehr, als die WHO in diesem Bereich bisher zustande gekriegt hat.

Kommentare (2)

  1. #1 Quintus
    April 25, 2009

    Die Rolle von Bill Gates ist mir auch am Rande aufgefallen. Ich habe diesen Aspekt aber dann doch bewusst nicht weiter verfolgt, weil es zu weit geführt hätte. Aber hier ist das ja gut aufgegriffen :-).

  2. #2 Martin
    April 27, 2009

    Danke für den Artikel!

    Ich hatte in den letzten Jahren schon öfter das Gefühl, dass die Kritik an der Gates-Stiftung übertrieben ist.
    Meistens kommt die entweder von Journalisten, die beim Namen Microsoft misstrauisch werden und gezielt nach düsteren Motiven fischen, oder von klassischen Hilfsorganisation, die plötzlich sowas wie Konkurrenzdruck in ihren angestammten Kompetenzbereichen spüren.