Versöhnung auf Theaterbrettern: Das deutsch-israelische Schauspielprojekt „Familienbande” ist 21. Januar 2010 am Theater Heidelberg begeistert aufgenommen worden. Zu Beginn einer zweijährigen Kooperation mit dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv wurde die Uraufführung des Stücks „They call me Jeckisch” in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Hebräisch mit Untertiteln gezeigt. Dieses ist auch in Israel zu sehen.

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Die israelische Schauspielerin Hadas Kalderon im Stück „They call me Jeckisch”.

(Foto: Markus Kaesler/Theater Heidelberg 2010)


Es geht um die Aufarbeitung der Schoa durch die vier beteiligten, in den 1970er-Jahren geborenen Schauspieler Ute Baggeröhr, Frank Wiegard, Michael Hanegbi und Hadas Kalderon, die zusammen in Israel mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen haben…

Weiterlesen:
Korrespondenten-Bericht der dpa
(u.a. abgedruckt im „Südkurier” vom 23. Januar 2010)

Theater Heidelberg

Zusatz vom 24. Januar 2010 (Pressemitteilung des Theater Heidelberg):

Lautenschläger hilft!

“They call me Jeckisch” kommt wieder

Eigentlich hätte es aus organisatorischen Gründen nur vier Vorstellungen der israelisch-deutschen Koproduktion “They call me Jeckisch” am Heidelberger Theater geben können. Die Premiere des eindrucksvollen Theaterprojekts, das sich mit Geschichten deutschstämmiger Juden in Israel auseinandersetzt, war am Donnerstag in der Spielstätte zwinger1 gefeiert worden. Zuschauer wie Fachjournalisten zeigten sich beeindruckt von der intensiven schauspielerischen Auseinandersetzung, die auf mehr als 50 Interviews mit Zeitzeugen beruhte, aber auch Diskussionen der Schauspieler untereinander zum Thema machte. Die vorgesehene dritte Vorstellung am heutigen Sonntag musste dann aufgrund des Todes des jüdischen Dichters Abraham Sutzkever, des Großvaters der israelischen Darstellerin Hadas Kalderon, leider ausfallen – so dass es nur noch eine weitere Vorstellung im Rahmen des “Heidelberger Stückemarktes” im Mai gegeben hätte.

Aber bereits bei der Premiere und der gestrigen zweiten Vorstellung war der Ruf nach weiteren Vorstellungen groß. Jetzt sprang spontan die Manfred Lautenschläger Stiftung ein, zu deren Schwerpunkten die Völkerverständigung gehört. Der Stifter und eventuell noch weitere Spender, die von dem einzigartigen Projekt gehört hatten, stellen finanzielle Hilfe für vier weitere Vorstellungen – voraussichtlich im April – in Aussicht. Diese Unterstützung wurde vom Aufführungsteam wie von den Zuschauern, von denen sich über 100 an dem gestrigen Publikumsgespräch beteiligten, begeistert aufgenommen. Die Theaterkasse des Heidelberger Theaters führt bereits jetzt Wartelisten für diese Vorstellungen, deren Datum in den nächsten Tagen feststehen wird (Tel. 06221-5820000 oder tickets@theater.heidelberg.de). Auch die israelischen Gäste waren beeindruckt vom Heidelberger Mäzenatentum. “Ich bin außerordentlich froh”, so Intendant Peter Spuhler, “dass es in Heidelberg Menschen wie Manfred Lautenschläger gibt, die aus einem grundsätzlichen Vertrauen heraus in wichtigen Momenten das Unmögliche möglich machen.” Für die Darsteller und die beiden beteiligten Theater ist “They call me Jeckisch” eine der eindrucksvollsten Arbeitserfahrungen überhaupt. Ein “once in a lifetime-Erlebnis” so nennen es die Darsteller Ute Baggeröhr, Hadas Kalderon, Michael Hanegbi und Frank Wiegard, die mit ihrem sehr persönlichen Einsatz wesentlich zum Gelingen des Theaterabends beitragen.

Die Inszenierung “They call me Jeckisch” ist das erste von insgesamt sechs Projekten, die das Theater Heidelberg mit seinem israelischen Partnertheater, dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv, durchführen wird. Das Teatron Beit Lessin ist das zweigrößte israelische Theater. Es ist spezialisiert auf zeitgenössische Dramatik und hat ein Festival vergleichbar mit dem “Heidelberger Stückemarkt”. Die nächste gemeinsame Premiere wird am 30.04. das Projekt “Undercover Tel Aviv” sein, das der Regisseur Stéphane Bittoun wieder mit deutschen und israelischen Darstellern erarbeitet. Hier geht es um Menschen im “Untergrund” von Tel Aviv. Wieder liegen ausführliche Recherchen vor Ort dem Stück zugrunde. Wieder wird es nur wenige Vorstellungen in Heideberg geben können. Selbstverständlich werden die Produktionen auch in Israel gezeigt. Bereits nächste Woche wird es dort einen kurzen Ausschnitt aus “They call me Jeckisch” zu sehen geben. Man kann gespannt sein auf die Reaktionen des israelischen Publikums.