Es wird viel Hektik verbreitet in den Tagen vor dem zweiten Rio-Gipfel nach dem ersten im Jahre 1992. Zwar wissen alle, was passiert ist – nämlich nichts Gutes, und die Lage der Erde ist für Mensch und Tier und Pflanze schlechter als je zuvor und das in zunehmenden Maße -, aber es wird jetzt wieder viel Hektik verbreitet und viel geschrieben und gesagt. Ich habe einen Verdacht, was da bei allem guten Willen schief läuft, und den Verdacht findet man in dem Sprichwort, “Viele Köche verderben den Brei”. Ein Blick in die Ausgabe der Zeitschrift NATURE, die sich der “Second Chance for the Planet” widmet (7. Juni 2012) zeigt, was schief läuft. Wer nämlich die Beiträge liest, verirrt sich bald in einem Wirrwarr von Abkürzungen und Institutionen und deren Einsichten. Um nur ein paar aufzuzählen: Da gibt es das Scientific Committee on Problems of the Environment (SCOPE), da wurde vom United Nations Environment Programm ein Global Biodiversity Assessment in Auftrag gegeben, das mit einem anderen internationalen Programm dieser Art – DIVERSITAS – kooperieren soll, da meldet sich ein 2005 Millenium Ecosystem Assessment zu Wort, da wird ein Integrated Valuation of Ecosystems Services and Tradeoffs (InVEST) ins Leben gerufen, da etabliert sich eine Intergovernmental Science-Policy-Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES), da ist etwas von einem World Business Council for Sustainable Development zu lesen, da operiert irgendwo eine World Commission on Environment and Development – und so weiter und so fort, wobei sicher auch noch jede noch so kleine Universität inzwischen ihren Lehrtstuhl für den Klimawandel und seine Folgen hat und deren Vertreter wie die vielen Mitgleder der zahllosen Kommissionen nach Rio müssen, um für uns kleine Leute den Planeten zu retten und die maßgebliche Einsicht all der Gruppierungen zu verkünden, die da lautet, daß nämlich wir Menschen außerhalb der Fachbereiche mehr wissen müssen, um uns richtig zu verhalten und etwa auf Flugreisen nach Rio zu verzichten. Wir müssen vor allen Dingen wissen, daß wir vielfach für dumm verkauft werden von all den vielen Experten, die ein überflüssiges Paper nach dem anderen produzieren und in weiteren 20 Jahren, wenn sie sich zum dritten Mal auf den Weg nach Rio machen, erneut merken, wie verdorben und schlecht der Brei ist, den sie uns vorsetzen. Wie ging nochmal der Witz: Ich habe gelesen, daß Rauchen tödlich ist und sofort aufgehört – zu lesen. Ich höre auch mit dem Lesen auf, wenn wieder einmal ein neu eingerichtetes Kommitee eine neue Studie mit neuen Abschätzungen über neue Gefahren vorlegt und von uns verlangt, das alles zu verstehen und sofort danach zu handeln. Dann lieber Fußball. Da geht es fair zu.

Kommentare (3)

  1. #1 Dr. Webbaer
    Juni 17, 2012

    Zwar wissen alle, was passiert ist – nämlich nichts Gutes, und die Lage der Erde ist für Mensch und Tier und Pflanze schlechter als je zuvor und das in zunehmenden Maße -, aber es wird jetzt wieder viel Hektik verbreitet und viel geschrieben und gesagt.

    Wenn hier viele Köche den Brei ist es am besten, wenn der Brocken nicht ausgeliefert wird. – Das Gutgemeinte ist bekanntlich der größte Feind des Richtigen.

    Insofern ein guter Tag,
    möge der Ball mit Euch sein,
    MFG
    Dr. Webbaer

  2. #2 Dr. Webbaer
    Juni 17, 2012

    * Wenn hier viele Köche den Brei verderben

  3. #3 Spoing
    Juni 17, 2012

    Oha, soviel Humor bin ich hier sonst gar nicht gewöhnt. Gut geschrieben.
    Was den Inhalt angeht sehe ich es zudem genauso.
    Die meisten wissenschaftlich arbeitenden Menschen sind leider keine Pragmatiker. Nur zu sagen wie es laufen müsste bzw. wie es nicht mehr laufen darf bringt einen nun mal nicht mehr ein, als später sagen zu können: “Ich habs euch ja gesagt”. Effizienter Einsatz der Arbeitskraft geht anders.
    (Wobei ich da auch nicht sicher bin obs nun gut oder schlecht ist das da nicht viel bei rum kommt. So manch einer aus dem Bereich erhebt die Ökologie ja an die Stelle einer Ersatzreligion)