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Wenn es das zu meiner Zeit schon gegeben hätte!
In Bonn kann man naturwissenschaftliche Forensik studieren. Dieser (sogar zweisprachige) Studiengang ist bisher in Deutschland einmalig. Nach drei Jahren winkt der Bachelor of Science. Nach Angaben der Homepage sind die wesentlichen Brötchengeber danach dann Kriminalämter und chemisch, materialwissenschafliche oder biologische Untersuchungsämter.

Es sollte eigentlich klar sein, dass die (deutsche) Realität mit den CSI Vertretern aus den Serien wenig gemein hat. So gut wie gar nichts, um es präziser zu formulieren…

Ich wollte es genauer wissen und habe Prof. Dr. Wolfgang Fink ein paar Fragen gestellt:




Prof. Fink, sie unterrichten Physikalische Chemie und Instrumentelle Analytik und geben die Studienberatung für den Studiengang Naturwissenschaftliche Forensik. Wie ist dieser Studiengang entstanden, er ist ja in Deutschland einmalig.
Wir wollten einen neuen und attraktiven naturwissenschaftlichen Studiengang konzipieren, der beste Berufsperpektiven bietet.

Wieviele Bewerber haben Sie, bzw. wieviele Studenten haben Sie pro Jahrgang?
Wir nehmen jährlich zum Wintersemester 60 Studierende auf. In diesem Jahr hatten wir etwa 480 Bewerber.

In einem anderen Bericht wurden Sie “CSI Rheinbach” genannt. Nervt Sie dieser Vergleich mit der amerikanischen Serie?
Natürlich beschreibt dieser Begriff nicht die Inhalte des Studiengangs, aber er erregt Aufmerksamkeit und stellt eine Gelegenheit dar, unseren Studiengang Naturwissenschaftliche Forensik zu erklären.

Gibt es Studenten, die Erwartungen aus der Serie haben und dann wegen der Realität frustriert abbrechen?
Nein. Unsere Studierenden informieren sich vor Beginn des Studiums.

Die ebenfalls amerikanische Serie Dr. House wird in Medizin-Vorlesungen besprochen, um seltene Fallbeispiele zu diskutieren. Sind die zahlreichen CSI Serien Thema im Studium?

Nein.

Bei CSI dauert eine PCR nur Minuten, Eppi in die Zentrifuge und der Drucker spuckt ein DNA Profil aus, auch die HPLC wirft direkt Ergebnisse in Form von Strukturformlen aus. Wenn Sie einen Wunsch hätten, welches Gimmick, welche Technik würden Sie gerne real nutzen

können?

Einen Detektor mit den Eigenschaften einer Hundenase.

Ich danke Ihnen für Ihre Antworten.


Kommentare (14)

  1. #1 Tim
    Dezember 28, 2009

    Vielleicht hätte im Artikel erwähnt werden sollen, dass es ein FH-Studium ist. Sowas “naturwissenschaftlich” zu nennen, ist gewagt. Der Studiengang wird seit 2008 angeboten. Bisher kein Absolvent. Daher sind die Brötchengeber vollkommen unklar. Die genannten potentiellen Arbeitgeber sind allesamt öffentlicher Dienst. Mit einem FH-Bachelor ist bestenfalls ein Einstieg in den gehobenen Dienst denkbar. Aber der öffentliche Dienst tut sich sehr schwer mit der Einstellung von BA-Absolventen, besonders von der FH. Wie mit einem so speziellen Studium erfolggreich ein weiterer Weg in einen Master-Studiengang möglich ist, bleibt offen – aber es wird sicherlich kein einfacher sein.

    Fazit: Der Studiengang ist ziemlich hip, nutzt die Popularität von CSI und TV-Krimi-Genre und hilft der Hochschule zu mehr Beachtung in der Öffentlichkeit. Ob das auf Kosten der jungen Leute, die dort studieren, geht, werden wir in 2 Jahren sehen, wenn die ersten Absolventen ihren Spürsinn auf dem Arbeitsmarkt verkaufen müssen. Von einem Wissenschaftsjournalisten-Profi hätte ich ein paar tiefergehende und auch kritischere Fragen erwartet.

  2. #2 Chris
    Dezember 28, 2009

    Deine Kristallkugel scheint wesentlich besser zu funktionieren als meine. Niemand kann wirklich sagen, wie die Chancen stehen werden, wenn man mit seinem Studium fertig ist. Prognosen sind daher etwa so verlässlich wie die Wetter-Vorhersage für 3 Wochen.
    Die Wattestäbchen-Affäre hat zum anderen sehr deutlich gezeigt, dass die Forschung und die Methodik durch ihre rasante Weiterentwicklung die reale, alltägliche Arbeit scheinbar überholt hat.
    Zudem nutzt der Studiengang die Popularität von CSI nicht wirklich, es taucht nirgendwo auf der Homepage oder deren Flyern auf. CSI ist schlichtweg ein Schlagwort, dass jeder sofort versteht und mit einem (vermeindlichen) Berufsbild verknüpfen kann, daher meine Wahl.
    Ich werde hier keine Prognose wagen, wie die Chancen für die Absolventen stehen werden. FHs haben eben historisch einen schlechten Ruf. Und gerade die Tatsache, dass es bundesweit noch keinen anderen Studiengang gibt, erhöht mE die Chancen!

  3. #3 Tim
    Dezember 28, 2009

    Die beste Kristallkugel hat wohl der Professor:

    Wir wollten einen neuen und attraktiven naturwissenschaftlichen Studiengang konzipieren, der beste Berufsperpektiven bietet.

    Ich halte es für problematisch, dass hier Berufschancen offeriert werden, die weder durch Erfahrungen – in Form von Absolventen – noch durch die Nachfrage der potentiellen Arbeitgeber gedeckt sind. Was sollen die Absolventen denn? Die BTAs/CTAs ersetzen?

    Ein paar detaillierter Fragen wären nicht schlecht gewesen.

  4. #4 Chris
    Dezember 28, 2009

    So rein logisch ist Deine Argumentation aber nicht wirklich. Der Studiengang ist neu und einmalig, auf welche Erfahrungen sollen die sich denn berufen?
    Ich behaupte jetzt mal, dass es einen nicht unerheblichen Aufwand bedeutet, einen komplett neuen Studiengang in Deutschland genehmigen zu lassen. Eine gewisse Daseinsberechtigung wird also durchaus vorhanden sein, sonst wäre das nicht möglich gewesen. Vielleicht meldet sich Prof. Fink ja noch mal selbst zu Wort…

  5. #5 Christian Reinboth
    Dezember 28, 2009

    @Chris:

    FHs haben eben historisch einen schlechten Ruf.

    Nun bin ich neugierig: Woran machst Du das fest?

  6. #6 Chris
    Dezember 28, 2009

    @Christian
    FHs galten als die “kleinen” Unis. Zu praktisch orientiert, ein Ing musste lange dazu schreiben, dass er “”nur”” ein Ing.(FH) ist. Ich habe einen (Uni-)Prof erlebt, der sich über FHs aufregt, selbst über die Tatsache, dass der englische Terminus “University of applied sciences” sich den Ruf einer Universität ergaunert, so seine(!!) persönliche Meinung.

    Generell hat sich das mittlerweile wieder gegeben, zu Recht, ist meine Meinung.

  7. #7 Christian Reinboth
    Dezember 28, 2009

    @Chris: Das Gehabe mancher Uni-Professoren (die sich auch gerne mal mit “Prof. univ.” abkürzen, um sich vom gemeinen FH-Professor zu unterscheiden) ist bekannt, ob sich daraus aber gleich ein schlechter Ruf ableitet… Die Unternehmen haben meiner Erfahrung nach die FH-Abschlüsse während der letzten Jahre jedenfalls als nahezu gleichwertig anerkannt, insbesondere da sich der höhere Praxisanteil im Beruf ja nicht unbedingt negativ auswirkt. Mit den Bachelor-Abschlüssen tun sich dagegen viele Firmen offenbar recht schwer – für “höherwertige” Arbeitsbereiche wird vielfach ein Master erwartet, wobei es hier schon fast unerheblich ist, ob der nun von einer Uni oder einer FH kommt. Ganz allgemein habe ich den Eindruck, dass das Standesdenken an den Universitäten allmähnlich nachlässt – möglicherweise einer der wenigen wirklich positiven Auswirkungen der Bologna-Reform, die ja zwischen dem Bachelor (FH) und dem Bachelor (univ.) keinerlei Unterscheidung mehr vorsieht…

    Den Forensik-Studiengang finde ich persönlich übrigens unheimlich interessant, auch wenn ich die “Marktchancen” nicht beurteilen kann. Ich vermute aber schon, dass die FH im Vorfeld den Kontakt zu Behörden gesucht hat – es dürfte sich kaum lohnen, einen kompletten Studiengang einzurichten, akkreditieren zu lassen (das kommt ja heutzutage noch verschärfend dazu) nur um ihn dann nach zwei oder drei Jahren wieder einzumotten…

  8. #8 S.S.T.
    Dezember 28, 2009

    Die Idee ist recht hübsch, nur dürfte es nicht leicht sein, einen passenden Arbeitsplatz zu finden.

    Über forensische Laboratorien verfügen in öffentlicher Hand die Polizei, die Zoll und die Rechtsmedizin (im engeren, angesprochenen Sinn).

    Die einzelnen Bereiche der z.B. Kriminaltechniken der Landeskriminalämter sind üblicherweise spezialisiert. In einem chemischen Bereich werden z.B. toxikologische Analysen durchgeführt, ggf. auch in Körperflüssigkeiten und Haaren, in einem anderen u.a. Sprengstoffe, Lacke, Schusshand u. -entfernung, Brandbeschleuniger u.v.a.m. Biologen sind in Abteilungen tätig, die überwiegend Faserspuren untersuchen und in solchen, die sich um den genetischen Fingerabdruck kümmern.

    Fachübergreifende Kenntnisse sind dabei selbstverständlich, nur was Stellungnahmen angeht, heißt es ‘Schuster, bleib bei Deinen Leisten’

    Beim Zoll sieht es nicht wesentlich anders aus, ein paar Aufgaben kommen hinzu, ein paar andere fallen weg.

    Die Rechtsmedizinen sind logischerweise stärker ‘körperorientiert’, d.h. stark auf Blut-, Urin- und Haaranalysen ausgerichtet und nat. die Untersuchung von Leichenorganen. Für Gutachten sind u.a. zusätzlich tiefgreifende pharmakologische und pharmakokinetische Kenntnisse unerlässlich.

    Die Anforderungen an einen Prüfleiter, d.h. Gutachter, setzen i.d.R. ein abgeschlossenes NW-Studium voraus, mit Promotion oder einer mehrjährigen einschlägigen Praxis (vergl. hierzu Vorschriften zur Akkreditierung von for. Laboren/Bereichen, z.B. der AKS). Ein quasi halbes Diplom ist da nichts halbes und nichts ganzes, auch wenn es mehrere Fächer überdeckt.

    Wer sich übrigens für Forensic interessiert, sollte nicht übersehen, dass es dort eine ganze Menge von weiteren Bereichen gibt: Spurensicherung, Fotografie/Tatortrekonstruktion, Waffen-, Schuh- und Werkzeugspuren, Druckschriften und Schriftvergleich, Daktyloskopie, EDV-Beweissicherung. Alles Bereiche, bei denen KEIN naturwissenschaftliches Studium Voraussetzung ist. Ferner werden auch jede Menge ‘Indianer’ gebraucht, also die, die die eigentliche Arbeit verrichten, in den NW-Bereichen sind das überwiegend Chemisch/Biologisch-Technische-Assistenten/innen (CTA, BTA).

    Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es auch private Labore gibt, die sich mit Forensic beschäftigen. Vielleicht ist dort ein Allrounder besser aufgehoben, allerdings sollte dieser entweder sehr gut sein oder seine Grenzen sehr genau kennen; bekanntlich ist mit Goethe das letzte Universalgenie gestorben.

  9. #9 Wolfgang Fink
    Januar 4, 2010

    Der Schwerpunkt der Ausbildung im Studiengang Naturwissenschaftliche Forensik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg liegt auf den analytischen Arbeiten, speziell bei den analytischen Methoden der Chemie, der Biologie und der Materialwissenschaften. Ergänzt werden die analytischen Fächer durch einige Fächer mit einem spezielleren Bezug zur Forensik, wie z.B. Pharmakologie und Toxikologie, Qualitätssicherung und Recht.

    Wir bilden also unsere Studierenden für die Arbeit im Labor aus (daher der Name Naturwissenschaftliche Forensik), nicht für die Tatortarbeit (das macht die Polizei), nicht für die Computerforensik, nicht für die psychiatrische Forensik oder was Google sonst noch zum Stichwort Forensik liefert.

    Unsere Absolventen beherrschen die analytischen Methoden der Chemie, Biologie und Materialwissenschaften. Wer Cocain im Blut bestimmen kann, der kann im Prinzip auch Pflanzenschutzmittel im Klärschlamm nachweisen oder die Zusammensetzung eines Hustensafts bestimmen. Wer den genetischen Fingerabdruck beherrscht, kann auch Vaterschaftstests durchführen und wer Werkzeugspuren mikroskopieren kann, der kann auch andere Materialschäden analysieren usw. usw.

    Es ist also nicht „problematisch“ zu behaupten, dass für all diese Fähigkeiten eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im Öffentlichen Dienst und in der Freien Wirtschaft existieren, jenseits der relativ geringen Anzahl geeigneter Arbeitsplätzen bei Kriminalämtern und Gerichtsmedizinischen Instituten.
    Weiterhin werden in Deutschland und im Ausland geeignete Masterprogramme angeboten, die die Fähigkeiten der Absolventen vertiefen (z.B. Aalen, Hannover, Krefeld) oder eine weitere Spezialisierung darstellen (Toxikologie in Berlin).

    Das Wissen um die Erfordernisse des Arbeitsmarktes ersetzt die Kristallkugel…..

  10. #10 S.S.T.
    Januar 5, 2010

    @ Wolfgang Fink

    Unsere Absolventen beherrschen die analytischen Methoden der Chemie, Biologie und Materialwissenschaften.

    Ich würde sagen, die Grundlagen.

    Was mir immer noch nicht klar ist, wie das Berufsbild eines solchen Bachelors aussieht, d.h. was ist (grob) seine Arbeitsplatzbeschreibung? Ich sehe ihn für eine CTA/BTA-Tätigkeit für eindeutig überqualifiziert, für eine Prüfleiter-Tätigkeit eindeutig unterqualifiziert.

    Ferner leuchtet mir die breite Auffächerung nicht ein: ein wenig Tox., ein wenig Bio., ein wenig Material., wenn der Absolvent später ‘doch nur’ Cocain im Blut oder DNA ‘macht’.

    Mir ist bekannt, dass es es neben den KT’s und IfR’s weitere öffentliche und private Institutionen gibt, die sich mit Analytik beschäftigen, allerdings haben diese regelmäßig mit Forensic nur am Rande zu tun, vielmehr verweisen diese üblicherweise strafrechtlich relevante Vorgänge an die KT’s und IfR’s. Dass ein Bedarf an guten Analytikern besteht ist nicht von der Hand zu weisen, nur sehe ich nicht, dass dieser durch den Studiengang wirklich gedeckt werden kann.

    Die Probleme bei realen Analysen sollte man auch nicht unterschätzen; die Ergebnisse von int. Ringversuchen aus den diversen Fachgebieten sind mir ebenfalls bekannt.

    Ein anschließendenes Masterstudium, einschließlich einer Spezialisierung auf einen, und eben nur einen, Bereich, halte ich für unbedingt erforderlich (nicht zuletzt wg. der Eingruppierung in die ÖD-Gehaltsstruktur 😉 ), möglichst verbunden mit einer Promotion (vergl. die entspr. Anforderungen).

    Fazit: So ein Bachelor mag zwar eine Menge gelernt haben, aber auf die Menschheit kann man ihn auf keinen Fall loslassen. Als Prüfleiter würde er bestenfalls nach 2-3 Jahren zusätzlicher Qualifikation und praktischer Tätigkeit ‘durchgehen’, denn die eigentliche Crux liegt in der gerichtsverwertbaren Bewertung der Befunde, z.B. bei einem Materialvergleich, bei dem u.a. die Kenntnisse der Relevanz eine entscheidenende Rolle spielen.

  11. #11 p.c.
    Januar 18, 2010

    @ S.S.T.

    “Ich sehe ihn für eine CTA/BTA-Tätigkeit für eindeutig überqualifiziert, für eine Prüfleiter-Tätigkeit eindeutig unterqualifiziert.”

    Aber ist das nicht generell ein Problem des Bachelor-Master-Systems? Bei Biologie- oder Chemiestudenten ist es doch auch der Fall.

  12. #12 S.S.T.
    Januar 19, 2010

    @ p.c.

    Eben und meine Frage an @Wolfgang Fink war durchaus als Frage gemeint, nämlich wo er das Berufsbild eines CSI-Bachelors sieht. In seinem Beitrag behauptet er ja, dass er diesbezüglich den Arbeitsmarkt kennt, führt das aber leider nicht weiter aus.

  13. #13 Werner Reiter
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