Der Winter ist sogar für skandinavische Verhältnisse früh angekommen. Im Norden Skandinaviens kommt heute eine ordentliche Ladung Schnee an, sodass man in Tromsø, Hammerfest, Kiruna und überall sonst in der Nähe des Polarkreises und nördlich hiervon die Schneeschaufel betätigen muss.

Wie kommt es dazu? Die Unterschiede in Europa sind am Mittwoch extrem: 27°C im Südwesten Deutschlands, 16°C an der Nordsee bei kräftigem Regen und ebenfalls kräftiger Schneefall in Richtung Lappland und Lofoten. Schon jetzt sieht es in Tromsø ziemlich schmuddelig aus, wie man an der Webcam sieht:

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Tromsø am 06.10.09 um 09:33 Uhr. Quelle: Universität Tromsø

Schaut man sich die Wettervorhersage für Kiruna, Nordschweden an, so sieht es auch berauschend winterlich aus: Am Mittwoch werden 10 mm Niederschlag als Schnee erwartet, entsprechend rund 8 bis 10 cm Nassschnee. Das kann man schon Winter nennen. Auch die Temperaturen sind rund 5°C unter den für diese Jahreszeit normalen Werten.

Woher kommt der Winter?
Verursacher sind natürlich Tiefs, genauer deren Lage. Ein umfangreicher Tiefdruckkomplex befindet sich zurzeit mit seinem Zentrum im Norden Russlands. Da sich die Luft hier gegen den Uhrzeigersinn um ein Tief bewegt, kommt es zu einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung, siehe hier:

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Wind in ca. 1,5 km Höhe, Analyse am 06.10.09, 02 Uhr MESZ. Quelle: MeteoGroup

Dementsprechend wird arktische Kälte angezapft, die sich im hohen Norden allmählich “bildet”:

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Äquipotenzielle Temperaturen in ca. 1,5 km Höhe. 12°C entsprechen Schnee bis auf Null m NN, 18°C 500m Schneefallgrenze usw. | Analyse vom 06.10.09, 02 Uhr MESZ. Quelle: MeteoGroup

Jetzt fehlt nur noch ein Schwung Feuchtigkeit, damit auch noch Schnee dazukommen kann. Das organisiert dann das nächste Tief, das man auf der oberen Karte schon nördlich von Schottland sieht. Das kräftige Tief zieht weiter in Richtung Skandinavien, dabei wird die feucht-mildere Meeresluft auf die kalte Luft aufgeschoben, und es kommt zu kräftigen Schneefällen.

Bei Wetter3 sieht man, wo der Regen in Schnee übergeht. Regen wird in Blautönen dargestellt, Schnee dagegen in Rosatönen. Hier die Prognose für die 6-stündige Niederschlagsmenge bis zum 07.10.2009, 20 Uhr MESZ:

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Niederschläge als Regen (blau) oder Schnee (pink), Prognose für den Nachmittag des 07.10.09. Quelle: Wetter3

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Schneefallgrenze und akkumulierte Schneehöhe in cm (in der Realität meist etwas darunter) am 09.10.09, 8 Uhr MESZ. Quelle: Wetter3

Tipp: In den nächsten Tagen mal die Webcams dieser Region besuchen. Zum Beispiel:

Kommentare (4)

  1. #1 Krishna Gans
    Oktober 6, 2009

    Nicht viel anders in Neuseeland:

    Wellington. Ungewöhnlicher Wintereinbruch im neuseeländischen Frühling: Mehr als 900 Menschen sind auf einer Autobahn der Nordinsel stecken geblieben. 700 Häuser und Bauernhöfe waren ohne Strom, nachdem mehr als ein Meter Schnee gefallen war.

    Neuseeland versinkt im Schnee
    Und auch in anderen Zeitungen natürlich…

  2. #2 Frank Abel
    Oktober 7, 2009

    Hallo Krishna,

    sicherlich gibt es Zusammenhänge mit den Stürmen in Australien in der vergangenen Zeit (siehe auch den Staubsturm), ich habe es mir allerdings noch nicht detailliert angesehen.

    Mein Fokus gilt heute mehr dem ungewöhnlichen Kälteeinbruch, der der USA ins Haus steht.

    Gruß
    Frank

  3. #3 Frank Abel
    Oktober 8, 2009

    Den Artikel zur Kälte in den USA findet man seit gestern hier:

    USA: Früher Winter.

  4. #4 Karl Mistelberger
    Oktober 9, 2009

    Die Serie von Wettermeldungen lässt sich fortsetzen:

    ARDText: Wetterkapriolen mit Wärmerekord

    Launisches Herbstwetter mit einem neuen Wärmerekord und heftigen Gewittern: Mit 30,9 Grad wurde am Mittwoch in Müllheim bei Freiburg ein Oktober-Rekord erreicht. Der bisherige Oktober-Spitzenwert war am 3.Oktober 1985 mit 30,8 Grad in Freiburg gemessen worden.

    Neben diesen Momentaufnahmen gibt es noch langfristige Trends:

    Fazit: die beobachtete Erwärmung im letzten Jahrzehnt ist 100% konsistent mit dem erwarteten anthropogenen Erwärmungstrend von 0,2 °C pro Jahrzehnt, überlagert von kurzfristigen natürlichen Schwankungen. In dieser Hinsicht unterscheidet es sich nicht von den Jahrzehnten davor.

    aus: https://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/klimadaten/2009-10-08/macht-die-erderwaermung-pause

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