Ich fang den Tag erstmal recht soft an und gehe zu einer Session, bei der ich sicher nichts verstehe. Sie heisst “The habitable zone” (HZ), und beschäftigt sich mit Überlegungen, wie man in einem x-beliebigen Sonnensystem eigentlich entscheiden kann, ob ein Planet, z.B. einer von denen die Ludmilla hier laufend entdeckt, potentiell Leben aufweissen könnte. Ray Pierrehumbert von Realclimate erläuterte einige Überlegungen, wie man möglicherweise den äusseren Rand der “life zone” weiter von dem jeweiligen Stern verschieben könnte. Die Idee der life zone ist einfach und sicher ein wenig terrazentristisch. Man geht davon aus, dass Leben flüssiges Wasser als Lösungsagent für alle Arten von chemischen Reaktion braucht. Also muss man es irgendwie auf eine Oberflächentemperatur bringen, die zwischen 0 und 100°C liegt (wahrscheinlich eher weniger, da die meisten chemischen C-basierenden Moleküle bei so hohen Temperaturen instabil sind.). Bei unserer Sonne scheint die HZ offensichtlich zwischen Venus und Mars zu fallen. Kommt man zu nah an die Sonne und man hat einen Planeten mit Atmosphäre, so läuft man, wie auf der Venus, mit ziemlicher Sicherheit in einen Runaway-Greenhouse effect herein, mit Temperaturen deutlich zu hoch für stabile C-Chemie.

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Bild 1:
Nein, ist nicht unscharf. Auf dem Titan gibt’s nämlich einen anti-Greenhouse effect und daher haben dort die Skeptiker auch das Sagen: Solare Strahlung kommt nicht richtig rein, aber IR kann raus.


Was ist mit dem äusseren Limit? Das scheint weit umstrittener in der Astro-Biologie zu sein. Pierrehumbert hat mal nachgeschaut, wieviel Treibhausgase man in eine Atmosphäre stecken muss, um den Mars oder gar Jupiter Monde “bewohnbar” zu machen. Ab 4 bar CO2 ist wohl Schluss und es treten nur noch sehr sehr merkwürdige Effekte im Strahlungstranport in so einer reinen CO2 Atmosphäre auf. Jedoch kommt man so mit der HZ schon mal ein ganzes Stück weiter weg vom jeweiligen Stern weg als bisher angenommen. Klar, man könnte dann leicht schlussfolgern, dass man dann halt noch ein paar andere Treibhausgase in das System schmeisst um weitere infrarote Abstrahlungsfenster zu schliessen und somit den Treibhauseffekt zu verstärken. Beim an sich sehr effektiven Methan stösste man da leicht an seine Grenzen. Wenn das Verhältnis von CO2 zu CH4 in der Atmosphäre einen gewissen Werte unterschreitet, fängt das Methan wohl an hochzusteigen und sich in der Stratosphäre zu sammeln. Dumm gelaufen, denn dort produziert es nun einen sehr starken negativen Greenhouse effect, da es dort eine Art Nebel bildet der das sichtbare Licht reflektiert. Fazit von all dem: Spannend ,aber nicht viel verstanden. Weiter geht’s.

Ich war dann in Kampfesstimmung und habe mich zu der offiziellen Skeptiker Session begeben. Sie wurde von NIPCC Autor Nicolas Scafetta ge-chairt, hatte aber nicht genug Beiträge eingeschickt bekommen, um ihnen einen Saal für mündliche Vorträge zuweisen zu können. Der völlig unprätenziose Titel der Veranstaltung:”Diverse Views of Galileo’s window: Solar Forcing of Climate Change Posters”. 14 Teilnehmer, wovon ein paar aber gar nicht wussten, auf welcher Veranstaltung sie eigentlich waren. Zehn ist, glaube ich, das untere Limit.

Film: Und so sause ich durch San Francisco. Regnet zwar dauernd, ist aber schön warm dabei.

Ich hatte einen kurzen Austausch mit unserem Home Skeptiker und Academie de Science Mitglied Vincent Courtillot. Er hat unter anderem versucht den CRU Temperaturverlauf in Europa nachzuvollziehen, fand aber einen “eigenartigen sprunghaften Anstieg”, der so nicht im entsprechenden IPCC Bild (Figure SPM 4) zu sehen wäre . Ich zeigte ihm dann die detailliertere Version im eigentlichen Bericht und, surprise surprise, die IPCC Nordeuropa-Kurve zeigte genau diesen sprunghaften Anstieg und da seine 44 Wetterstationen eher in Nord-Europa lagen, na ja, ma, kann es sich schon denken. Sogar in seinem gleichzeitig erschienen Paper, beschreibt diesen sprunghaften Anstieg, den der IPCC nicht zeige, als grosses Misterium. Na, dann haben wir jetzt wieder eines weniger.
Unser Austausch ging noch eine Runde weiter, diesmal um die Frage, was es eigentlich bedeutet, wenn die Modelle mit einem beobachten Temperaturverlauf nicht übereinstimmen. Aber ich will mal fair sein: Jede Darstellung dessen, was ich zumindest aus seinen Argumenten herausgehört habe, liefe auf eine Karikatur heraus, und da unser kleiner Austausch ja spontan und mündlich erfolgte, sag ich jetzt mal nichts weiter dazu. Er hatte dann auch schon bald genug und meinte nur “Thank you for your questions”. Yo, dafür nicht.

Danach ging ich in eine Session zu extratropischen Stürmen und hörte Jim Lawrence (University of Houston, Texas) erklären, dass 30-40% des Niederschlags in Südgrönland von tropischen Hurrikanes stamme. Ich kann das zwar immer noch nicht glauben, aber es lohnt sich vielleicht mal unsere Eiskern-Daten danach durchzuschauen. Danach (so hüpft man die ganze Zeit hier wild herum) hörte ich noch Dan Yakir (Weizmann Institut, Israel) eine Langzeit-Beobachtungsreihe in Israel interpretieren. Insbesondere gibt sie, wenn es auch sicher nur eine vereinzelte Beobachtung darstellt, einen Hinweis darauf, dass semi-aride Wälder einen negativen Feedback auf einem sich erwärmenden Planeten darstellen können. Dies Wälder sin des”gewohnt” mit Wärme und Trockenheit fertig zu werden und speichern womöglich nach Yakirs Berechnung eine ganze Menge Extra-Kohlenstoff in der Zukunft. Das Paper zum Vortrag ist wohl in Nature Geoscience angenommen. Wenn es dann rauskommt, vielleicht mehr dazu.
Soweit erstmal zum ersten Tag. Nein, halt, nicht ganz. In einem zweiten Teil gibt es gleich noch einen Nachschlag. Stay tuned.