Forscher des Mars-Orbiters MRO haben in den letzten Wochen Bilder präsentiert, die zeigen: Man muss gar nicht mal zu den Polen gehen, um auf dem Mars Wassereis zu finden. Ein bisschen graben tut es aus.

ResearchBlogging.orgLeider gibt es derzeit keine Sonde auf dem Mars, die für uns Löcher gräbt. Zum Glück erledigt das aber die Natur für uns.

Die Wissenschaftler um Shane Byrne von den Lunar and Planetary Laboratory der Universität von Arizona in Tucson entdeckten auf Bildern frische Einschlagskrater von Meteoriten:

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Bild (NASA): Links war der Krater noch nicht da, rechts sieht man im Bild die Auswurfspuren des Einschlages als schwarze Verschmutzung.

Von diesen frischen Löchern auf dem Mars gab es mehrere in den Datensätzen.

Aber sieh mal einer guck, wie eine dieser Gruben in einem Abstand von drei Monaten aussahen:

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Ein frischer 6 Meter breiter und 1.33 Meter tiefer Marskrater. Links sieht man weißlich-blaues Zeug und rechts sieht man denselben Krater drei Monate später mit weniger weißlich-blauem Zeug.

Die Helligkeit und Farbe lässt ja schon drauf schließen, dass das Eis sein könnte. Spektren im Nah-Infrarot bestätigen diesen Eindruck. Offenbar kam das Wasser unter der Oberfläche durch den Einschlag nach oben, wo es gefror. Im Laufe der Zeit sublimiert das Ganze (d.h. geht direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über).

Wir sind hier noch nicht mal in der Nähe der Pole, wo bereits bekannt ist, dass es dort Wassereis gibt.

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Karte der fünf frischen Kraterlöcher, in denen teilweise Wassereis entdeckt wurde. Auf der Karte sieht man auch die Landestelle des Viking-Landers 2. Die damals in den 70ern ebenfalls nach Wasser auf dem Mars suchten und scheiterten. Der Lander hatte einen Roboterarm an Bord, der ein bisschen im Boden grub, Proben nahm und analysierte. Leider ohne Ergebnis.

Jetzt bekommt die Geschichte einen tragischen Hauch. Wenn das Loch nur tiefer gewesen wäre…10 Zentimeter hätten vermutlich genügt, dann hätten die Forscher bereits damals Wassereis finden können. Das hätte vielleicht das Feld der Marsforschung beflügelt, statt ihm einen Dämpfer zu versetzen.

So blieb es dem europäischen Mars Express-Instrument Omega vorbehalten, im Januar 2004 zu verkünden: Es gibt Wasser auf dem Mars. Marsis an Bord derselben Sonde fand Wasser unter der Oberfläche. So wandelt sich mal wieder unser Bild des roten Planeten: Inzwischen stellt sich heraus, dass sich das Wasser nur versteckt hat.
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Byrne S, Dundas CM, Kennedy MR, Mellon MT, McEwen AS, Cull SC, Daubar IJ, Shean DE, Seelos KD, Murchie SL, Cantor BA, Arvidson RE, Edgett KS, Reufer A, Thomas N, Harrison TN, Posiolova LV, & Seelos FP (2009). Distribution of mid-latitude ground ice on Mars from new impact craters. Science (New York, N.Y.), 325 (5948), 1674-6 PMID: 19779195