Mit Besorgnis blicke ich über den großen Teich. Denn wenn es stimmt, dass gesellschaftliche Entwicklungen mit Verzögerung irgendwann hier in Europa ankommen, dann gute Nacht.

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich erwarte von jemandem, der demnächst das reichste und mächtigste Land der Welt führen will, ein gewisses Grundmaß an Intelligenz, sowie Kenntnisse in Politik und Ökonomie. Ein bisschen Geographie wäre auch nicht schlecht.

Stattdessen versuchen sich die beiden Politiker gegenseitig den Begriff “elitär” an den Kopf zu werfen. Als ob es “per se” ein Übles wäre, einer Elite anzugehören.

Sicherlich, wir wollen nicht zurück in die Zeiten, als nur reichen oder besonders intelligenten Menschen der Weg zu den Fleischtöpfen der Gesellschaft erlaubt und Bildung zur Abgrenzung gegen das “dumme” Fußvolk benutzt wurde. Aber irgendwie beschleicht mich gerade das Gefühl, dass das Pendel gerade in das entgegengesetzte Extrem ausschlägt.

Ich meine, es ist ja schön, dass man zumindest versucht, auf Gebieten, auf denen man sich nicht auskennt, sich irgendwie eine Meinung zu bilden. Aber wie um Gottes willen kann man denn glauben, dass jede Meinung gleichwertig ist? Wie kann man glauben, dass “ich hab mal da was in der Zeitung und im Fernsehen gesehen” auch nur annähernd gleichwertig ist zu einer fundierten Meinung, die auf einer jahrelangen Ausbildung und Berufserfahrung beruht? Das ist doch ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die Bildung noch für ein erstrebenswertes Gut halten. Bildung war gestern, heute zählt die Meinung und mag sie noch so bescheuert sein.

Das funktioniert schon in einem Elektronikladen nicht und in der Wissenschaft und in der Medizin soll auf einmal jedes Hirngespinst diskutiert werden? Muss ich wirklich heutzutage ernsthaft “die Erde ist eine Scheibe” diskutieren? Muss ich rassistische oder frauenfeindliche Meinungen ernst nehmen?

Was ist denn das für ein Form von falsch verstandener Meinungsfreiheit?

“Man wird ja mal eine eigene Meinung haben dürfen” wird dann als Totschlagargument verwendet. Wie bescheuert ist das eigentlich, die mühsam unter Blut und Tränen errungene Meinungsfreiheit zu verwenden, um die Grundlagen dieser Meinungsfreiheit, die Prinzipien der Aufklärung auszuhebeln. Das Ziel der Aufklärung war es Kritik und Vernunft als Grundlage des menschlichen Denkens durchzusetzen und eben nicht blinder Glaube und Gehorsam. Zeugt es denn von kritischem Denken, wenn man sachliche Argumente von sich abprallen lässt oder trotzig erwidert: “Ich hab aber meine eigene Meinung”, wenn man sich argumentativ in die Ecke gedrängt sieht? Sind wir jetzt eine Gesellschaft trotziger Kleinkinder, wo jeder mit dem Fuß aufstampfen und brüllen kann: “Ich hab trotzdem recht und Du bist doof?” Ist die Gesellschaft so weit, dass Ihr grundsätzlich die Kritikfähigkeit abgeht bzw. dass Kritik sogar als anstößig empfunden wird? Die Welt wird kein besserer Ort werden, wenn keiner es wagt, das Maul aufzumachen und Blödsinn auch mal Blödsinn nennt.

Eine Gesellschaft, in der alle darauf achten, bloß keinem wehzutun und sich in sinnentleertem Wohlfühlgeschwurbel ergehen und das auch noch für weiß Gott wie sachlich halten, während am Rand die Feinde der Aufklärung unbehelligt am Ast sägen, auf dem wir alle sitzen, die darf nicht wundern, wenn sie an ihrer eigenen Bequemlichkeit und Feigheit erstickt.

Ein Politikwissenschaftler, der noch viel mehr unter dieser Meinungsdiktatur zu leiden hat, meinte mal frustriert zu mir: “Ich möchte solchen Leuten zurufen: Dann hab erst einmal eine eigene Meinung. Das allermeiste ist doch nur dumm irgendwo aus dem Fernsehen nachgeplappert.”

Kommentare (19)

  1. #1 Chris
    September 1, 2008

    Ich kann Dir bedingt zustimmen. Es ist eigentlich erstrebenswert, wenn jeder versucht, sich sein eigenes Bild von ihm eigentlich fachfremden Themen zu verschaffen. Das ist ja der Sinn und Zweck der Wissenschaftskommunikation. Das große Problem kommt dann aber, so wie Du auch schreibst, wenn diese DIY-Meinung gleichwertig sein soll. Herr oder Frau Müller-Meier-Schulz gucken “Clever, die Show, die Wissen schafft” und glauben danach, sie hätten gerade ein vollwertiges Naturwissenschaftliches Studium in 2,30min absolviert.
    Oder die Dauerwerbesendung Galileo….

  2. #2 Christian Götz (ChinaFan)
    September 1, 2008

    Ja, Ludmila, da nennst Du das Kind direkt beim Name! 🙂
    In so manchem Forum hat man das Gefühl, man müsse sich noch dafür entschuldigen, dass man es gewagt hat, bei einer Sache skeptisch zu sein, weil der offiziell anerkannte Forschungsstand etwas ganz anderes aufgezeigt hat.
    Man hat sowieso das Gefühl, als sei für Manche die wissenschaftliche Meinung einfach nur eine Meinung … eine Laune der Wissenschaftler.
    Nicht zuletzt deswegen, weil ja viele Leute gerne Verschwörungstheorien und der Esoterik anhängen. Da heißt es dann schnell: “Wach auf! Die stecken doch alle unter einer Decke! Die Dinge sind ganz anders, als es die Wissenschaftler erzählen! Es gibt schon lange Anti-Gravitationsantriebe usw. Es wird nur alles geheim gehalten.”

    Wenn ich immer Derartiges lesen muss, fehlen mir wirklich die Worte. Da wünsche ich mir dann schon manchmal, die Leute würden wenigstens Sendungen wie “Galileo” anführen und ihre Skepsis damit begründen. Dann wäre es wenigstens noch ein bisschen wissenschaftlich.

    Manchmal kommen auch so Argumente, wie: “Was wissen schon die Wissenschaftler? Sie hantieren doch nur mit Modellen herum. Aber wissen tun sie doch in dem Sinne gar nix.” (Da wird dann meist gerne die [noch?!] unverstandene Welt der Quanten angeführt, um das Argument zu stützen.)

    Und manche sind auch einfach gegen die wissenschaftliche Erklärung einer Sache, weil sie sich jene Thematik dahinter nicht vorstellen bzw. nachvollziehen können. Und was dann den eigenen Horizont übersteigt, kann dann auch nicht stimmen.
    (Berühmte Beispiele dafür sind z.B. die Relativitätstheorie und die Evolutionstheorie.)

    Das ist schon verrückt. :-/

    mfg

    Christian

  3. #3 florian
    September 1, 2008

    @Chris: Prinzipiell hast du recht – nur eine Anmerkung: “Clever” gehört noch zu den besseren Shows auf diesem Gebiet. Immerhin wird dort tatsächlich noch ansatzweise etwas erklärt – während bei Galileo und dem Rest nur noch Lebensmittel in Übergröße vorzukommen scheinen 😉

  4. #4 Tobias
    September 1, 2008

    In den Naturwissenschaften ist das sowieso so eine Sache mit der Meinung: das klappt nur sehr bedingt. Es kann ja jemand eine Meinung zu Gentechnik oder Klimawandel haben, nur wenn diese Meinung nicht auf (wissenschaftlichen) Tatsachen besteht, ist sie nicht viel wert. Ohne genaue Kenntnis der Faktenlage lässt sich im Grunde nicht argumentieren.
    Aber, hey, ich möchte keinen seine (vielleicht auch falsche) Meinung verbieten. Ich bilde mir als Naturwissenschaftler auch meine Meinung zu Dingen aus Politik, Gesellschaft und Medien. Wäre ja schlimm, wenn ich dieses Feld nur den Wissenschaftlern auf diesem Gebiet überlassen müsste. 😉

  5. #5 Chris
    September 1, 2008

    @Florian
    Ja, Clever erklärt Dinge und gehört mit Genial daneben zu den “Wissenschaftssendungen” bei Sat1. Habe mal bei ZeitWissen ein sehr schönes Interview mit Wigald Boning und Bernhard Hoe(:)cker gelesen.
    ABER mE wird dort eine Selbstverständlichkeit übermittelt der Art “So ist das, jetzt habt Ihr es verstanden, fertig”. Dabei kratzen die nur an der Oberfläche der Themen. Ein paar schlichte Hinweise, wo das Phänomen auch Anwendung findet, und was es noch für Zusammenhänge gibt, fänd ich sinnvoll. Das würde dann nicht den oben erwähnten “Ich weiß das jetzt, ich bin Experte” Effekt ergeben. DAS stört mich daran.

  6. #6 Ludmila Carone
    September 1, 2008

    @Tobias: Ja, ne das ist auch keine Frage. Kriminell wird es nur, wenn man versucht mit seiner Meinung aus Unwissenheit, Wissenschaft zu verbieten. Du kennst das doch von der Gentechnik her. Da wird auch gesundes Halbwissen verwendet, um die Forschung auf dem Bereich zu verbieten.

    In Amerika war es der Klimawandel, wo die Regierung massiv versucht hat, die Forschung unter Druck zu setzen.

    Da hört der “Spaß” dann einfach auf.

    Wenn die Leute nicht bereit sind, auf Experten zu hören und ihnen von vornherein kollektiv misstrauen, dann kann auch keine vernünftige Politik rauskommen.

  7. #7 aebby
    September 1, 2008

    vorab ein bedächtiges *hmmm von meiner Seite.

    Das ist ein dünnes argumentatives Eis. Den Ansatz, dass Meinungen unterschiedlichen Wert haben, halte ich für schwierig. Man müsste dann doch bewerten, wie jemand zu seiner Meinung gekommen ist. Bei dieser Bewertung würde man allzu leicht auch eine bestimmte Vorgehensweise (wie z.B. die naturwissenschaftliche) implizieren oder gar voraussetzen. Es gab in Europa eine Zeit in der die theologische Deduktion der allein zulässige Weg zur Erkenntnis war, Erkenntnis durch Beobachtung war damals ungültig. Die Wissenschaft sollte heute nicht den gleichen Fehler begehen.

    Ich nehme mal bewusst für ein Beispiel die Gegenposition ein, ich habe nur Physik studiert und arbeite heute in ganz anderen Disziplinen. Dennoch möchte ich meine Meinung z.B. zur Genforschung äußern können ohne dass sie von Genetikern abgetan wird, weil ich nicht über eine hinreichende Ausbildung verfüge. Ein gesunder Menschenverstand ggf. auch naiver Verstand kann sehr wohl wertvolle Aspekte in eine Diskussion einbringen. Auch die Intuition eines Kindes kann wertvolle Hinweise liefern. Das Unbehagen eines Kindes gegenüber Genexperimenten und Klonen von Menschen sollte auch einen Wert haben. Bei einem Zeitungsbericht über das Schaf Dolly reagierten meine Kinder völlig entsetzt ohne etwas von Genetik zu wissen, ich denke solche Reaktionen und Meinungen sollte man nicht als wertlos abtun.

    Mir ist klar, dass Du so etwas nicht gemeint hast, mir ist es jedoch wichtig auf diesen Aspekt hinzuweisen.

    Was mich sehr wütend macht wie undifferenziert und schnell heute manchen Meinungen großes Gehör verschafft wird. Ich habe den Eindruck, dass bestimmten Meinungen sehr viel Gehör verschafft wird – nicht um zur Diskussion beizutragen – sondern um gezielt bestimmte Interessen durchzusetzen. Einen Teil dazu tragen auch die Medien bei, die sich von harschen Konflikten mehr Quote versprechen und dementsprechend radikal abweichende Meinungen bewusst in den Vordergrund rücken. Das wiederum beflügelt “exotische Meinungsträger” mit allen (un)möglichen Theorien an die Öffentlichkeit zu gehen.

    Schwieriges Thema :-/

  8. #8 MartinB
    September 1, 2008

    “Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf seine eigenen Fakten.” Ich weiß nicht, von wem das ursprünglich stammt, aber eigentlich sagt es doch alles.

  9. #9 Ludmila Carone
    September 1, 2008

    @aebby: Ich kann auch verstehen, dass die Leute eventuell die Sache am CERN in den falschen Hals kriegen, weil sie es nicht einordnen können.

    Dann muss man darüber reden und sich informieren.

    Aber richtig fies wird es, wenn Leute, die für einen Uneingeweihten kompetent erscheinen, Ängste schüren, die objektiv nicht vorhanden sind. Vereinzelt wurden auch Stimmen laut, dass einige Menschen erst darüber überhaupt in die Scienceblogs oder Astroforen kamen. Aber der Flurschaden ist meines Erachtens um einiges größer. Weil die wenigsten sich weiter informieren werden, sondern einfach nur die Meinung der Meinungsmacher übernehmen.

    Hier wird ein Feindbild über Experten jeglicher Art aufgebaut, das auf die Dauer gefährlich werden könnte.

  10. #10 student_b
    September 1, 2008

    @aebby

    Ich denke nicht dass Ludmilla sagen wollte, dass man nur dann eine Meinung über etwas haben darf wenn man über dieses Thema promoviert hat.

    Aber nehmen wir das Thema Gentechnik. Wenn jemand seine Ablehnung der Gentechnik in der Landwirtschaft damit begründet, dass dann in seinen Lebensmitteln Gene drin sind (selbst erlebte Anekdote), dann ist so eine Meinung nun mal nichts wert. Sie baut auf einer vollkommen falsch verstandenen Sicht der Wirklichkeit auf, ie. biologisch angebautes Gemüse hat folglich keine Gene, nur Gentechnik Gemüse hat Gene.

    Oder nehmen wir die Kreationisten. In Fachkreisen (und bei allen die einen gescheiten Biologieunterricht hatten und keine Fundamentalisten sind) ist die Evolutionstheorie absolut unumstritten.

    Je nach der “Härte” der Wissenschaft gibt es Dinge, die man nun einmal einfach zu akzeptieren hat, da sie (bestmöglich) der Realität entsprechen.
    Aussagen in der Mathematik z.B. sind entweder wahr oder falsch (im absoluten Sinne). Gewisse Theorien in der Physik wurden solange untersucht, dass sie als faktisch richtig (approximativ für gewisse Phänomene unter gewissen Voraussetzung, etc. zwar, aber trotzdem) gesehen werden können. Gut untersuchte Abläufe in Chemie und Biologie können als sicher angenommen werden. Usw. usf.

    Was ich damit sagen will ist folgendes: Wenn eine Meinung darauf beruht (oder darin besteht), dass sie grundlegendes Wissen über unsere erfassbare Realität verletzt, dann ist eine solche Meinung wertlos. Schliesslich sollte die von uns (und durch die Methoden und Instrumente der Wissenschaft) erfassbare Welt immer die Grundlage sein auf der wir uns eine Meinung bilden.

    Ansonsten ist ein Dialog ja doch gar nicht möglich. Wenn eine Seite behauptet die Klimaerwärmung gebe es nicht, ausserdem ist sie nicht vom Menschen verursacht und so schlimm ist sie auch wieder nicht und ausserdem können wir sowieso nichts machen (um mal ein kontroverses Thema aufzugreifen) und die andere Seite aus praktisch allen Wissenschaftlern besteht, die in dem Bereich Klima forscht, wie soll dann ein Dialog stattfinden? Die Leugner akzeptieren schliesslich die Fakten nicht (sehr verallgemeinernd natürlich).

    Oder wieder die Kreationisten, welche hauptsächlich aus Personen zu bestehen scheinen, die sich die Ohren und Augen zuhalten und laut “LA LA LA ICH HÖRE NICHTS” schreien. Deren Meinung? Nichts wert. Denn deren Meinung ist in Phantasie begründet, nicht in der Realität.

    Aber wenn man zum Beispiel gegen die Gentechnik ist, aus Gründen die nicht in direktem Konflikt mit elementarer Biologie stehen, dann muss man solche Meinungen wohl akzeptieren. Auch wenn man sie nicht teilt. Ohne aber eine zumindest Grundlegende Ahnung von Biologie zu haben, kann man ja gar keine auch nur in Ansätzen sinnvolle Risikoabschätzung machen.

    Dass heisst jetzt nicht, dass ich ein Befürworter einer Technokratie wäre, wo nur Wissenschaftler was zu sagen haben. Die meisten Phänomene in unserer Welt sind schliesslich zu komplex um verlässliche Aussagen darüber zu machen. (Ausserdem ist ein so ist es niemals ein so sollte es sein.)Aber in den Gebieten wo wir solche Aussagen machen können, muss man diese akzeptieren (Mathematik praktisch immer, Physik meistens, Chemie sehr oft, Biologie häufig, Politikwissenschaften selten, Philosophie sehr selten, etc.).

    Denn, auch wenn wir die paar Fakten über die wir sicher sind (so viele sind’s schlussendlich ja auch nicht 😉 ) als gegeben annehmen, gibt es immer noch genügend Unklarheiten, ethische Fragen und andere Kompliziertheiten die für die meisten Fragen keine eindeutige Antwort zulassen und wo man sich also eine eigene Meinung darüber bilden kann.

    Oder um mein ganzes Geschwafel auf den Punkt zu bringen:
    “You’re entitled to your own opinion, but not your own set of facts.”

    PS. Ok, aebby, das war schlussendlich eigentlich gar nicht mehr an dich gerichtet sondern eher allgemein gemeint… aber das musste ich mir einfach von der pechschwarzen Seele schreiben. 😉

  11. #11 aebby
    September 1, 2008

    @Ludmilla … ja, das Ängste schüren ist eine schlimme Sache. Vielleicht ein Beispiel dazu, bitte nicht lachen es ist nicht erfunden. Vor der Sonnenfinsternis vor einigen Jahren hat mich jemand gefragt ob jetzt die Welt untergehen würde, er glaube nicht daran, dass es danach wieder hell werden würde. Die Angst war echt auch wenn sie mir irrational und unbegründet erschien. Interessanterweise hatte auch meine Erklärung wenig Einfluss darauf. Erst hinterher bekam ich die Rückmeldung “ich hätte wohl recht gehabt mit dem Schatten. Ein “fieser” Agitator hätte dann wohl in die Kerbe gehauen hätte ein anderes Weltbild zitiert und die Angst vor dem Untergang geschürt. Ich denke zur Zeit haben solche Agitatoren Hochkunjunktur, manche davon sind vielleicht unwissend, andere agieren eventuell mit Absicht? Dass da vielleicht ein neues Wissenschaftsfeindbild entsteht hatte ich bisher noch nicht im Bewusstsein, liegt vielleicht daran, dass ich nicht mehr täglich mit Grundlagenforschung zu tun habe.

    @student_b … 100% Zustimmung, ich hatte ja geschrieben, dass Ludmilla das wohl nicht so gemeint hatte. Eigentlich hätte ich meinen Kommentar um das was Du noch geschrieben hast ergänzen müssen – danke.

    Das mit den Fakten ist ein guter Satz.

  12. #12 Ludmila Carone
    September 1, 2008

    @aebby: Ich will doch mal daran erinnern, dass MartinB den Satz zuerst gebracht hat. Die Angst Deines Bekannten vor der Sonnenfinsternis ist überhaupt nicht zum Lachen.

    Ich muss immer wieder an Carl Sagan denken: Er hat immer Wissenschaft mit einer Kerze in der Dunkelheit verglichen und eine Welt ohne Wissenschaft sei eine Welt, die von Dämonen beherrscht würde.

  13. #13 student_b
    September 1, 2008

    @MartinB

    In der Zeit in der ich meinen Rant schrieb bist du mir doch einfach so zuvorgekommen. Grrr.

    😉

    @aebby

    Ups sorry. Habe im Eifer des Gefechts wohl etwas fehlinterpretiert. Passiert mir oft. ^-^

  14. #14 ali
    September 2, 2008

    Tobias schrieb:

    Wäre ja schlimm, wenn ich dieses Feld nur den Wissenschaftlern auf diesem Gebiet überlassen müsste. 😉

    *räsuper*

    Wo sogar Ludmila scheint einen schlechten Umgang zu pflegen:

    Ludmila schrieb:

    Ein Politikwissenschaftler, der noch viel mehr unter dieser Meinungsdiktatur zu leiden hat, meinte mal frustriert zu mir

    ali (im Blödelmodus)

  15. #15 Theoretix
    September 2, 2008

    Meinungsfreiheit auch für Doofe?!

    Ich gebe zu, ich habe auch Sympathien dafür, doofe Meinungen zu verbieten.
    Wenn man den Gedanken aber zu Ende denkt, bedeutet dies, nur noch vollkommen richtige Meinungen zuzulassen. Dies wäre dann aber wohl das Ende der Demokratie, zumindest soweit es die Menschen ohne Hochschulabschluss in dem jeweils zu diskutierenden Fachbereich angeht. Dies wäre dann also die – unwidersprochene – Herrschaft der Spezialisten und Gelehrten.

    – Aber ist die Meinung “Gentechnik könnte gefährlich sein” dann auch verboten?
    – Was ist mit der “absolut sicheren” Atomenergie?
    – Und was ist mit dem Glauben an das Waldsterben? Ist dessen Leugnung oder
    Relativierung (der Wald steht noch) Ketzerei?

    Es könnte recht still werden bei uns…

    Ich denke, es bringt Nichts, Meinungen zu verbieten. Wenn man meint, man hätte die besseren Argumente, kann man diese gerne äußern. Das Problem ist nur: Die meisten Menschen hören leider nicht gerne zu bzw. sind Nachdenken nicht gewohnt. Daher haben wir schließlich auch Politiker, die der breiten Masse das Denken abnehmen.

    Es verwundert aber, dass ausgerechnet in der Politik keinerlei Voraussetzungen für die Einstellung gegeben sind. Jeder Idiot kann Bundeskanzler oder Minister auch Abgeordneter werden. Ein Konzern würde dies niemals zulassen.

    Oftmals werden politische Entscheidungen auch aus sachfremden Erwägungen (meine Parteifreunde haben ein Unternehmen in der Branche X, haben meiner Partei Geld gespendet…) getroffen (siehe Helmut Kohl).

    Eventuell müsste man an dieser Stelle ansetzen…

  16. #16 Ludmila Carone
    September 2, 2008

    @Theoretix: Na komm. Von Zensur war auch nicht im Entferntesten die Rede. Es ging darüber, welche Meinungen diskussionswürdig sind und welche vielleicht nicht. Ich weiß, eine ketzerische Hypothese. Aber muss man wirklich “die Erde ist eine Scheibe” diskutieren? Ernsthaft? Heutzutage?

    Für eine echte Diskussion ist dann aber auch beidseitiger Respekt nötig. Das geht aber nicht, wenn man den Experten von vornherein nur unlautere Motive unterstellt und wenn man nicht zu hört. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

    Das mit der Politik ist heikel. Ali? Übernimmst Du bitte?

  17. #17 Bonga
    November 11, 2011

    Experten, die diese Bezeichnung verdienen, sind eine aussterbende Species.

    Alle Macht den Scharlatanen!

    (brech)

  18. #18 Hannes
    Juni 27, 2012

    Habt Ihr mal bemerkt, wie schwierig es ist, Alternativen zur Demokratie zu diskutieren, ohne dabei kriminalisiert zu werden?
    Ich wette da hilft kein Physikstudium, um sich dieser dogmatischen Fessel zu entledigen.

    Es folgt daraus, dass die Schwachsinnigen und ihre peinlichen Bedürfnisse dank ihrer Kaufkraft bis zum ökologischen Holocaust von schwachsinniger und eigennütziger werdenden Politikern in “demokratischem” Konsens gehegt und gepflegt werden.
    Denn auch die studierten Physiker (und so alle anderen Studierten) können sich nicht gegen diesen grunddemokratischen Scheißdreck wehren – vielleicht ist das auch eine Art Blödheit?
    Oder ein spiralförmiger Selbstkontrollverlust: Demokratie ist wie Alkohol – die Gesellschaft fühlt sich gut dabei, wird aber immer kränker. Unsere Toleranz halten wir solange für eine tolle Sache, bis wir merken, dass es zu spät ist.
    Und wer – so wie ich – vorher sagt: “die Demokratie wird uns umbringen”, den hält man im Allgemeinen für einen Faschisten, Kommunisten, Extremisten, was weiß ich… und entfernt ihn aus der öffentlichen Disskussion. Habt Ihr’s bemerkt, wie Ihr mich bereits innerlich kriminalisiert? Habt Ihr bemerkt, dass Euch der Gedanke einer Nichtdemokratie schaudern lässt? Habt Ihr bemerkt, dass Ihr Sklaven Eurer Erziehung seid? Dass Ihr – trotz Physikstudium – NICHT zu eigenen Gedanken fähig seid, außer auf Eurem Sachgebiet?
    Das ist das eigentliche Problem.
    Die dummen Menschen sind – wie Rinder oder Schafe – eigentlich nicht böse.
    Aber wenn man ihnen ein Wahlrecht zugesteht, dann ist das so, als wollte man Schweinen im Stall ein Wahlrecht geben: was wollt Ihr heute fressen? Das gesunde oder das geschmacksverstärkte Fresschen? Ist es dem studierten Physiker zugänglich, dass die Schweine stets das geschmacksverstärkte Fresschen wollen würden? Dass eine Demokratie im Schweinestall der falsche Weg wäre? Was für ein erbärmlicher Gutmensch muss man denn sein, um dieses nicht zu erkennen?

    Und nun ein letzter Denkschritt: wiederum auf sachlichem Gebiet haben sie ja keinerlei Probleme (die Biologen diesmal) Forschungsergebnisse über Fett und Enzyme vom Schwein auf den Menschen zu übertragen.
    Bloß auf gesellschaftlicher Ebene ist man schlicht zu feige – verachtenswert feige – diesen Schritt zu tun, der doch so offensichtlich gegangen werden muss.

    Gute Nacht, ich habe Angst, die Sonne könnte im Meer verlöschen – und in Roddenberry sind übrigens auch Gene drin.

    Ach und was sollte man vor dem Schlafengehen auslöschen? Das Licht oder die Menschheit?

    [Antizipation]
    “Ihre menschenverachtenden Thesen können Sie sich…”
    “Man sollte Sie…”
    [/Antizipation]

  19. #19 michael
    Juni 28, 2012

    > Dass Ihr – trotz Physikstudium – NICHT zu eigenen Gedanken fähig seid, außer auf Eurem Sachgebiet?
    Das ist das eigentliche Problem.

    Nö, eher Ihre ach so gut begründeten Behauptungen.