Vor zwei Jahren entstand völlig überraschend auf Ost-Java der Schlammvulkan Lusi (Lars Fischer berichtete).

Der Geologe Chris Rowan hat dazu einen Blogeintrag geschrieben, der genau erklärt, was dabei eigentlich passiert ist, basierend auf der Arbeit von Abidin und anderen. Selbst wenn der Text auf Englisch ist, die Bilder sind sehr aufschlussreich.

Offenbar wurde durch irgendein Ereignis eine wasserundurchlässige Schicht durchbrochen, unter der eine große Menge Wasser unter hohem Druck gefangen war. Als die Schicht brach…Puff!… Das Wasser strömte mit Gewalt nach oben, pulverisierte förmlich das darüber liegende Gestein und ergoss sich als Schlamm an die Oberfläche. Tausende mussten bereits vor den Schlammmassen fliehen.

Hier ist zunächst mal ein Satellitenfoto der Region.

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Bild: © CRISP 2008

Wow! Also das ist mal ein dickes Ding.

Die Geologen haben GPS-Daten aus den Monaten Juni 2006 – September 2007 ausgewertet, sowie Radardaten aus dem Zeitraum vor und nach dem Ausbruch verglichen. Der Boden sank um 2-4 Zentimeter pro Tag in den ersten Monaten und selbst nach einem Jahr verschob sich der Boden um etwa einen Meter pro Jahr, was nach geologischen Maßstäben ziemlich schnell ist. Lusi ist anscheinend gerade dabei eine Caldera zu bilden – einen kesselförmigen Krater.

Hmm, was schrieb ich am Anfang? Der Ausbruch wurde durch “irgendein” Ereignis ausgelöst? Eine natürliche Ursache, z.B. der Bruch einer Sollbruchstelle im Boden – einer geologische Verwerfung – aufgrund eines Erdbebens fällt als Erklärung aus. Denn die Verwerfung bewegte sich nachweislich erst nachdem der Ausbruch bereits im vollen Gange war.

Es sieht ganz sieht so aus, dass vielmehr die Firma PT Lapindo Brantas dafür verantwortlich ist, die auf der Suche nach Erdgas bei ihren Bohrungen nicht darauf geachtet hat, die Löcher ordentlich zu versiegeln. Was nicht nur aus Umweltschutz-, sondern auch aus Arbeitsschutzgründen der helle Wahnsinn ist. Ich würde nicht in der Nähe eines Bohrloches stehen wollen, aus dem völlig unkontrolliert Wasser, Erdgas oder Erdöl ausströmt.

Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, warum GPS heutzutage so wichtig ist und wie anfangs unnütze Forschung sich Jahrzehnte später als äußerst nützlich erweisen kann. Hätte irgendjemand vor 40 Jahren vorhersagen können, dass die Raumfahrt dazu eingesetzt werden würde, um Vulkane zu überwachen? Wohl kaum.

Denn in der Entwicklung von Forschung und Technik ist es so, wie man letztens bei Florian von Astrodicticum Simplex letztens nachlesen konnte:
Die entscheidenden Anwendungen jeder hinreichend neuen und innovativen Technologie waren immer Anwendungen die von der Technologie selbst erst erschaffen wurden – und das wird auch in Zukunft so bleiben.”

Kommentare (1)

  1. #1 Müller Wolfram
    Juni 14, 2008

    Ich hätte mich gefreuht, wenn dem Bild noch ein Maßstab beigegeben worden wäre