Der Auslöser für das Sterben tausender Bienenvölker in Baden-Württemberg ist jetzt auch offiziell nachgewiesen. Der Verdacht gegen das Pflanzenschutzmittel “Poncho” hat sich bestätigt.

Ich bin noch einen Nachtrag zu Honigsammler unter Druck vom 15.5. schuldig. Wie das Julius Kühn-Institut in Braunschweig inzwischen mitgeteilt hat, löste tatsächlich der verdächtigte Wirkstoff Clothianidin im Pflanzenschutzmittel “Poncho” den Tod der Bienenvölker aus. Demnach gilt es jetzt als erwiesen, “dass der Wirkstoff während der Aussaat des Maissaatgutes von diesem abgerieben wurde und die entstandenen Stäube über Verfrachtungen in der Luft auf blühende und von Bienen beflogene Pflanzen gelangt sind.”

Der “Poncho”-Produzent Bayer CropScience hatte bereits Ende Mai indirekt die Verantwortung übernommen, als finanzielle Entschädigungen für Imker in Aussicht gestellt wurden – “auf freiwilliger Basis”. Verständlich, dass Bayer die Imker beruhigen und die Katastrophe möglichst geräuschlos bewältigen will, hofft das Unternehmen doch auf eine schnelle Wiederzulassung seines Pflanzenschutzmittels. Dazu wird man Methoden finden müssen, den Abrieb des Giftes vom Saatgut zu verhindern.

“Noch hat Bayer CropScience keine Umsatzeinbußen durch die Aussetzung, denn der Zulassungsstopp erfolgte, nachdem bereits die Maissaat im Boden gelandet war. Sollte das Pflanzenschutzmittel aber zur nächsten Raps- und Maisaussaat immer noch nicht freigegeben worden sein, dann könnte es schon zu Umsatzausfällen kommen, heißt es von Unternehmensseite.” Das schreibt die FAZ in einem sehr lesenswerten Artikel zum Thema.

Bei Bayer CropScience steht der Wirkstoff Clothianidin mit einem weltweiten Umsatz von 237 Millionen Euro auf Platz 4 der “Top 10-Produkte 2007”. Was sind dagegen schon 11.500 vergiftete Bienenvölker?

Kommentare (2)

  1. #1 Marc Scheloske
    Juni 18, 2008

    Du weist ja vollkommen zu Recht darauf hin, daß BayerCropScience natürlich explizit nur

    “auf freiwilliger Basis”

    Entschädigungen leistet. Ganz offenbar hofft man auf schnellstmögliche Wiedereinführung bzw. Rücknahme des vorläufigen Zulassungsstopps. U.u. hat man da durchaus Chancen, wenn sichergestellt ist, daß die Maschinen das gebeizte Saatgut künftig direkt “in” die Erde bugsieren und keine Staubwolke hinter sich herziehen…

    Was mich am aktuellen Fall aber mal wieder am meisten wundert und ärgert: Die Franzosen (dort warnte das Agrarministerium m.E. schon vor Jahren) und die Italiener (dort gab es das Bienensterben schon viele Wochen früher) haben doch Erfahrungen gemacht, die man doch auch registrieren hätte können – wieso mußten erst zu tausenden Bienenvölker sterben, bis man sich die Sache doch nochmals näher angesehen hat.

    Schaut man dann (auch seitens der Behörden) doch nicht sooo genau hin, wenn die Schäden vermutlich nicht allzu groß, das Produkt aber ein Umsatzbringer ist? (Und Bayer eben massives Interesse an der Vermarktung hat)?

  2. #2 Stefan Jacobasch
    Juni 18, 2008

    Mit der Vernetzung europäischer Behörden dürfte es zur Zeit noch schlecht aussehen. Was sich in Frankreich oder Italien tut, erfahren die bei uns viel zu spät. Übrigens ein schönes Argument pro EU; warum ein vereintes Europa auf so viel Ablehnung oder bestenfalls Gleichgültigkeit stößt, hab ich noch nie verstanden. Aber das ist ein anderes Thema.