Ich bin bestimmt nicht der einzige, den die Verwendung der Begriffe “Kaninchen” und “Östrogen” in einem Satz eher an Fruchtbarkeit als an Umweltschutz denken lässt. Um so überraschter war ich, als ich hier lesen konnte, dass es einer Forschergruppe der University of Cincinnati gelungen ist, durch den Zusatz von Kaninchenfutter in Kläranlagen den Östrogengehalt im Abwasser deutlich (= zu rund 80 Prozent) zu reduzieren. Wer einen Abo-Zugang oder genug Kleingeld hat, kann das Paper in Environmental Pollution hier anfordern. Wobei mich weniger die Lösung überrascht hat, als erst mal überhaupt das Problem (das Biologen sicher längst bekannt ist): Nicht nur synthetischen Östrogene (durch “entsorgte” Pillen und Medikamente, beispielsweise), sondern auch das natürlich vorkommende Hormon belastet, bedingt allein schon durch die Masse an selbiges ausscheidenden Menschen, die Gewässer derart, dass es zu Missbildungen bei Fischen kommt. Wenn sich das durch ein paar Schaufeln voll Kaninchenfutter im Klärtank beheben ließe, dann wäre dies eine sehr patente Lösung.

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Kommentare (6)

  1. #1 BreitSide
    1. November 2010

    Das Problem ist schon länger bekannt, auch in populärwissenschaftlichen Magazinen. Mich wundert eher, dass man sich jetzt schon(Ironie aus) darum kümmert. Umso besser, dass die Lösung tatsächlich so einfach zu sein scheint. Ich dachte bisher, dass da nur was mit Aktivkohle zu machen wäre.

    Es wird aber noch viel dicker kommen. Die ganzen Antibiotika (die weggeworfenen und die ausgeschiedenen) bilden in den gut durchmischten Klärbecken ein ideales Reservoir zur Bildung prächtiger Resistenzen. Da ist noch viel zu tun.

  2. #2 BreitSide
    1. November 2010

    Das wirft noch ein weiteres Licht auf die angebliche Tatsache, dass wir zuwenig Wasser verbrauchen (wie unlängst Spon schrieb). Mit (fast) wasserlosen Systemen wie in Schweden (Vakuumtoiletten) wäre “der Käse schnell gegessen”.

  3. #3 roel
    1. November 2010

    @Jürgen Schönstein “Wobei mich weniger die Lösung überrascht hat, als erst mal überhaupt das Problem (das Biologen sicher längst bekannt ist)” Dem Vatikan auch.

    Aus https://www.welt.de/politik/article2973812/Warum-der-Vatikan-Maenner-vor-der-Pille-warnt.html

    “Ausscheidungen der Frauen, die Pillen nehmen, hätten inzwischen den gesamten Wasserhaushalt und damit auch die Nahrungskette für Männer mit deutlich erhöhten Hormonwerten entsprechend belastet. Die neue männliche Zeugungsschwäche beruhe also nicht zuletzt auf diesen objektiven ökologischen Nebenwirkungen der Pille, für dringend auf einen entsprechenden Erklärungsbedarf seitens der Hersteller hingewiesen werden müsse – ähnlich wie auf die krebserregenden Möglichkeiten verschiedener einschlägiger Präparate.”

  4. #4 BreitSide
    2. November 2010

    Naja, dumm ist der Vatikan ja nicht. Wenn´s nützt, geht man schon mal in die Untiefen der Wissenschaft und bedient sich deren Methoden.

    Aber das Problem liegt ja wie gesagt nicht nur bei den Hormonen, auch die Antibiotika schaden.

    Würde man die Abwasserbehandlung von dem vielen unnötigen Wasser befreien (ua Regenwasser, deshalb Trennkanalisation), wäre das Problem wesentlich kleiner.

    Und dass Medikamente nicht ins Klo gehören, ist Vielen noch lange nicht ins Bewusstsein gedrungen.

  5. #5 hanfi
    2. November 2010

    Man muss bei allem dem beachten, dass nicht nur weggeworfenen Medikamente, etc. schuld sind.
    Problem ist vorallem, dass der menschliche Körper auch wieder Antibiotika ausscheidet und diese dann auch wieder in den Kreislauf gelangen!

  6. #6 hanfi
    2. November 2010

    … also jene werden (ganz natürlich) zum Teil ausgeschieden.