Vorgestern war der MDR bei uns, um einen kurzen Bericht über unser LED-Straßenlampen-Projekt zu drehen. Es war eine interessante Erfahrung, so ein TV-Team bei der Arbeit zu beobachten – und zu sehen, wie Medienprofis wissenschaftliche Arbeit wahrnehmen.

Der eine oder andere Leser wird die Erfahrung vielleicht auch schon gemacht haben: Man hat einen Termin mit der Presse – aber was kann oder soll man vorführen? Arbeitsplätze, die aus Computern und Papierstapeln bestehen? Oder Tafeln voll mit Formeln? Das überzeugt visuell natürlich nicht, weshalb man sich auf journalistische Bitte dann anders behilft:

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Hier sitzt unsere Nachrichtentechnik-Ingenieurin und Hobby-Geo-Cacherin Daniela (im übrigen der lebende Beweis dafür, dass man sich als Frau auch ohne Spezialförderung in einem technischen Studiengang behaupten kann, wenn man was auf dem Kasten hat) von Aufnahmegeräten umringt an einem Lötplatz und lötet für den Kameramann auf einer Leiterplatte herum. So sieht LED-Forschung dann also im TV aus…

Tatsächlich hat das Kameratem natürlich noch etliche andere Aufnahmen gemacht, darunter vom Auf- und Abdimmen eines Lampen-Prototyps und ein längeres Interview zur Zukunft der LED-Beleuchtung mit Prof. Fischer-Hirchert, dem Leiter unseres An-Instituts.

Ich muss ehrlich zugeben, ich war äußerst überrascht, wie viele gute Detailfragen zu den ökologischen Aspekten der Lampen und zu den weiteren Entwicklunsgperspektiven der Technologie uns der MDR-Journalist um die Ohren gehauen hat – mit so viel offensichtlicher Vorbereitung für einen so kurzen Bereicht hatte ich gar nicht gerechnet, der Mann hatte von Straßenlampen deutlich mehr Ahnung als manche Stadtverordnete. Das zeigt mal wieder, wie falsch man die Medienarbeit als Laie manchmal einschätzt.

Mal sehen, wie viel von dem ganzen im Labor gedrehten Material es in den finalen Bericht schafft, der heute um 11.45 im MDR gesendet wird (laut Webseite des MDR unter dem wohlklingenden Aufmacher “Mitteldeutschland ist Forschungsland”), und den ich mir leider nicht werde ansehen können, da wir natürlich keinen Fernseher im Labor haben. Wir müssen schließlich arbeiten. Obwohl wir ja GEZ-Gebühren zahlen – für die Computer…

Kommentare (6)

  1. #1 Martin
    5. Februar 2009

    Ich empfehle einen DVB-T-Stick:
    https://geizhals.at/?cat=vidext;xf=801_DVB-T~800_USB%202.0&sort=p
    Ab 15€ ist man dabei.

    Natürlich nur um wichtige Leistungen in der Öffentlichkeitsarbeit zu dokumentieren und den Teamgeist zu fördern… 😉

  2. #2 Gluecypher
    5. Februar 2009

    Wissenschaftsdarstellung im TV. Das ist so ein zweischneidiges Schwert. Natürlich muss dann irgendwie was “wissenschaftliches” im Bild zu sehen sein, was auch noch richtig teuer aussieht. Auch wenn es mit der eigentlichen Arbeit gar nichts zu tun hat. Also wird halt die Aufnahme vor einem grossen Kasten mit blinkend Lichtern gedreht. Aber auf der anderen Seite WILL ja der Kunde – sprich Zuschauer – auch sehen, was da mit seinen Steuergeldern passiert. Und einfach einen Computerbildschirm zu zeigen, auf dem eine langweilige Tabelle zu sehen ist reisst natürlich auch keinen mehr vom Hocker. Auf der anderen Seite hift’s ja vielleicht auch dabei, dass sich der ein oder andere GEZ-Zahler dann näher mit der Materie beschäftigt. Aber damit wird natürlich wieder so ein Klichee genährt. Denn leider ist ja das Bild des Wissenschaftlers durchaus durch die Hollywood-Filme entstanden, a´la “Die Fliege” oder “Zurück in die Zukunft” oder sonstigen Unfug.

  3. #3 Christian Reinboth
    5. Februar 2009

    @Glucyper: Ist in der Tat eine schwierige Frage. Ich denke wir haben am Dienstag einen guten Mittelweg gefunden. Nur Bildschirme mit irgendwelchen Berechnungen zeigen ist halt wirklich schwierig. Das Thema würde vermutlich genügend Stoff für einen längeren Blogpost mit anschließender Diskussion hergeben: Wie präsentiere ich Wissenschaft im TV. Wieviel “blinkende Lichter” müssen sein, damit der Zuschauer nicht gelangweilt wegzappt? Wieviel wissenschaftlichen Arbeitsalltag lasse ich zu? Spannende Fragen…

    @Martin: Danke für den Tip. Wäre wirklich mal eine Idee wert…

  4. #4 Chris
    5. Februar 2009

    Die wesentliche Frage ist: Wer ist der Zuschauer? Bei Galileo & Co. geht man besser auf die Schiene “Sendung mit der Maus”, blinkende Lämpchen, idiotensicheres Schema.
    ZDF / Arte / Quarks&Co. kann auch “nur” der begeisterte Forscher in seinem chaotischen Büro sein, der sich in Rage redet, weil er von seinem Projekt und den Möglichkeiten überzeugt ist….

  5. #5 Gluecypher
    6. Februar 2009

    @Chris
    Also wenn ich Gallileo mit der Sendung mit der Maus vergleiche, dann weiss ich, wo mehr Inhalt d’rinsteckt. Und nur den Wissenschaftler zeigen, der von seinem Fachgebiet begeistert ist, das funktioniert leider nur mit ganz wenigen, wie zum Beispiel Harald Lesch. Alpha Zentauri war immer mein Sonntagsabendritual, bis mir mein Kabelprovider BR alpha gekappt hat. Das Problem ist meiner Meinung nach, den Zusammenhang zwischen “langweiliger” Laborarbeit und Anwendung zu zeigen. Beim GMR-Effekt kommt den meisten Menschen das große Gähnen, aber das auf diesem Prinzip die ganzen Speicher in Ihren iPods funktionieren wissen die wenigsten.
    Aber das Problem fängt ja leider schon viel früher an. Wie sollen Kids Interesse für die Wissenschaft entwickeln, wenn in der Physikstunde irgendein dröger Fuzzi vor der Klasse steht, der zwar ‘ne Menge von Physik versteht, aber nur 4 Semesterwochenstunden Didaktik im Studium hatte. Die Kinderuni ist schon mal ein gute Anfag, aber das müsste auf jeden Fall ausgeweitet werden. Fehlt natürlich wieder an Kohle, die schmeisst man lieber der HRE-Bank in den Rachen…..grmblmotzschei**verdammter.

  6. #6 Christian Reinboth
    7. Februar 2009

    @Gluecypher: Apropros Kinderuni – da gibt es hier in Wernigerode schon seit Jahren ein tolles Projekt genau in der Richtung. Der Titel der nächsten Vorlesung lautet “Die Physik macht den Ton – oder was hat Musik mit Physik zu tun?” Müsste eigentlich mal zu einer Vorlesung gehen und für SB berichten, würde aber zwischen den anderen Studenten sicher unangenehm auffallen…

    https://www.kinderhochschule.eu