Morgen werden wir in den Franckeschen Stiftungen in Halle unsere Forschungsarbeiten im Bereich der Energieeffizienz vorstellen – und dürfen auf den Hugo-Junkers-Innovationspreis hoffen. Muss ich nun selbst heimlich die Daumen dafür drücken, dass die präsentierenden Kollegen weniger eindrucksvolle Ergebnisse vorstellen – oder darf ich mich auch für ihre Arbeit begeistern?

Wem sind sie bei der Oscar-Verleihung noch nicht aufgefallen – die strahlenden, lachenden und wie wild applaudierenden Verliererinnen und Verlierer? Kein Kopfschütteln, kein ärgerlicher Blick, nicht einmal ein hörbarer Seufzer. Alles hochgradig professionell – und extrem unglaubwürdig. Im Grunde wäre jede andere Reaktion doch verständlich. Ich jedenfalls wäre mehr als nur ungehalten, wenn mir irgend so ein untalentierter Nachwuchs-Schauspieler die verdiente Trophäe im letzten Moment vor der Nase wegschnappen würde…

Eine Bekannte fragte mich am Wochenende anlässlich unserer Einladung zur Finalrunde des Hugo-Junkers-Innovationspreises, ob das bei der Verleihung von Forschungspreisen nicht ähnlich aussieht? Wünscht man sich da eigentlich auch, dass sich die Arbeit der Kollegen als Flop erweist? Kann man sich ehrlich für ihre Ergebnisse begeistern, oder muss man sich gegebenenfalls einen Applaus mühsam abringen?

Die Frage kann ich zwar nur für mich beantworten, vermute aber, dass auch viele Kolleginnen und Kollegen ähnlich denken: Zunächst einmal entscheidet sich vermutlich niemand aus Geltungsdrang für eine Karriere in Forschung oder Lehre (das wäre in der Tat ein “epic fail”, bedenkt man das Image der Wissenschaft in der breiten Öffentlichkeit).

Dies bedeutet nicht, dass man sich über Auszeichnungen nicht freut, das eigentliche Ziel bleibt aber stets die Arbeit an sich. Kein Projekt wird nur begonnen, um sich im Glanz der Ergebnisse sonnen zu können. Anerkennung und Lob sind natürlich willkommen, zumal man ja häufig Jahre in ein Vorhaben investiert. Wissenschaft ist jedoch mehr als ein Kampf um Anerkennung – es ist vielmehr ein Ringen um ein größeres Verständnis und die Suche nach Möglichkeiten der Verbesserung unser aller Lebensumstände – und letztendlich ist es das, was für den Forscher zählt.

Dazu kommt, dass man sich als Wissenschaftler der Faszination guter Forschung im Grunde nicht entziehen kann. In „unserer” Kategorie – Umweltforschung – ist beispielsweise noch ein weiteres Unternehmen aus Wernigerode – die PSFU GmbH – nominiert (PSFU = ProfilSchleif-, Fertigungs- und Umwelttechnik). Dort arbeitet man an neuen Methoden, mit denen sich das Aufladen der Batterien eines Elektroautos enorm beschleunigen lässt (Minuten statt Stunden). Man stelle sich nur mal vor, was eine solche beschleunigte Aufladung für den Einsatz von Elektroautos bedeuten könnte. Wie könnte mich das nicht begeistern?

Ich werde also natürlich am Mittwoch in Halle unserem Projekt die Daumen drücken – und mich dennoch für jeden Kollegen freuen, der an unserer Stelle auf die Bühne gerufen wird…


Disclaimer: Das Geschriebene gilt selbstverständlich nicht beim Kampf um schwindende Forschungsgeldsummen. Aber da geht es manchmal auch um die Existenz…