Der Journalist Jörg Lau (der auf dem Online-Portal der ZEIT einen hochinteressanten Blog betreibt), hatte kürzlich die Gelegenheit, Tom Daschle zu interviewen, den ehemaligen “Senate Majority Leader” (eine Art Fraktionsvorsitzender) der US-Demokraten. In dem Gespräch ging es natürlich hauptsächlich um die Kandidatur von Daschles Parteifreund Barack Obama – aber auch um Energiepolitik.

Daschle, der bei der US-Senatswahl 2004 seinen Sitz an seinen republikanischen Kontrahenten John Thune verlor, hatte von 2001 bis 2005 das Amt des “Majority Leader” im Senat inne, dem er seit 1987 angehörte. Seit seinem Ausstieg aus der Politik lehrt er als Professor an der Georgetown University in Washington. Dieses Jahr war Daschle zudem für eine kurze Zeit in Deutschland tätig – als Dozent an der von Richard von Weizsäcker (mit-)gegründeten American Academy in Berlin.

In diesem Zusammenhang kam es auch zu dem hochinteressanten Interview mit Jörg Lau, das allen US-Politikinteressierten nur zur Lektüre empfohlen werden kann. Neben vielen “insights” in die Obama-Kandidatur bringt Daschle auch das Dilemma der US-Energiepolitik (die unerwünschte Abhängigkeit vom Nahen Osten bei gleichzeitige enormem – und steigendem Verbrauch) sehr deutlich auf den Punkt:

“Im übrigen”, leitet Daschle über auf sein neues Arbeitsfeld [Daschle setzt sich im Auftrag des Lobbyisten Alston & Bird für neue Umweltgesetze ein], “zeigt uns auch der Konflikt mit dem Iran, dass wir eine Energiepolitik brauchen, die unsere Abhängigkeit von fossiler Energie verringert. Wir müssen mehr auf erneuerbare Energien und Effektivität setzen. Eine solche Politik ist nicht nur um der Umwelt willen nötig, sie macht uns auch sicherer. Leider sind wir Amerikaner bequem geworden und haben uns an billigen Brennstoff gewöhnt. Unser ganzer Lebensstil hängt daran, mitsamt der SUV’s und Hummer-Fahrzeuge. Amnerika muss in Energie- und Umweltfragen die Führung übernehmen. Sonst können wir auch nicht von den Chinesen verlangen, dass sie ihre Emissionen reduzieren. Sie sagen ganz zu Recht: Wenn die Amerikaner nichts tun, warum sollten wir dann voran gehen, wir sind neu in dem Rennen um Wohlstand.” [Quelle]

So überzeugend und “straight forward” sollte Politik ruhig öfter sein. Die Förderung der regenerativen Energietechnik ist eben nicht “nur” aufgrund der Klimaproblematik das Gebot der Stunde, sie trägt auch zur Sicherheit und Stabilität der westlichen Demokratien bei, indem sie ungewünschte und ungesunde wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten beseitigen hilft. Und dies gilt nicht nur für die USA – auch wir Europäer müssen uns hier mittelfristig umorientieren.

Aber so deutlich wird man als Politiker vermutlich erst im Ruhestand….