Über den Laborjournalblog bin ich auf folgenden Beitrag gestolpert und möchte ich ihn Euch nicht vorenthalten.

i-edcd7f15312452b6bb8c7fbb6157fcbf-600px-Biohazard.svg.png

Die TOP TEN der schlimmsten Laborgerüche, vorrangig biologischer Labore, vielleicht haben Geologen andere “Empfehlungen”?
Es fängt an mit Einweg-Latex-Handschuhen, kann ich jetzt nicht so nachvollziehen, weil die spätestens nach dem Desinfizieren gewöhnlich nicht mehr so stinken. Es geht dann weiter über Nährmedien (auch ein ganz spezieller Duft, diese Hefemixtur für Drosophilas etwa), über autoklavierten Nährmedium-Abfall und Ammoniak zu dem auch von mir am meisten gefürchteten Gestank: Beta-Mercapto-Ethanol. Auch wenn meine Laborzeit schon etwas her ist, der Gestank hat sich einem förmlich ins Gedächtnis eingebrannt.

Tierhaus-Mäuse-Duft ist nicht auf der Liste, auch sehr einprägsam. In irgendeinem Praktikum mussten wir damals irgendeine fiese Brom-Phenol-Verbindung kochen, das hat noch Wochen später in den Gängen und Schränken nachgewirkt.

Was sind Eure Favoriten?

Kommentare (33)

  1. #1 Cornelius Courts
    Juli 13, 2011

    Ha! Ohne auf die Liste zu gucken hatte ich auf BME getippt und so ist es! DAS ist aber auch wirklich widerlich!
    Allerdings ist umme Wasserleiche mit offenem Darm auch kein echtes Geschenk…

  2. #2 Wookie Monster
    Juli 13, 2011

    Autoklavierte Mäusekäfige. Der übliche Tierstallgeruch, und dann auch noch gekocht. Das verpestet einen ganzen Flur für zwei Tage.

  3. #3 Chris
    Juli 13, 2011

    @Cornelius
    Irgendwie hatte ich geahnt, dass Du das noch irgendwie toppen kannst…

  4. #4 Chris
    Juli 13, 2011

    Hey,
    Kaltsiegelleimfässer, bis oben voll mit Ammoniak. Das kriecht so richtig schön durch jede Ritze…
    Meist gemischt mit fiesen, brennbaren, stark lösemittelhaltigen Farben für Kunststofffolien.
    Vergammelte Bohrmilch in älteren Dreh- oder Fräsmaschinen, da schwimmen schöne dicke Schimmelteppiche drauf rum. Müssen meistens die Stifte ausm ersten Lehrjahr sauber machen…

    Und schwedischer Gammelfisch!

  5. #5 docfalcon
    Juli 13, 2011

    Diverse Amine sind auch nicht schlecht dabei… wie ein ungewaschener Fischmarkt nach zwei Wochen Hitzewelle…. *wuarg*

  6. #6 Mr. Hatunien
    Juli 13, 2011

    Die Socken des Laborkollegen toppen doch wohl Alles!

  7. #7 ZielWasserVermeider
    Juli 13, 2011

    Zwar kein Geruch aus dem Labor…

    Aber in den Ferien und der vorlesungsfreien Zeit habe ich für einen Funierhersteller gearbeitet…. Wenn man die Grube in denen monatelang Baumstämme weichgekocht wurden, reinigen muss, hat man auch einen Duft in der Nase der fast nicht zu übertreffen ist…

    (Holz und Rindenreste, gut durchgekocht und in allen Phasen des Zerfalls und Gärung)

    Gruß
    Oli
    P.S.: Der Job war sehr gut bezahlt ….;)

  8. #8 Alexander
    Juli 13, 2011

    Agrobakterien. Der Nasenschocker für alle Praktikanten. Autoklavierte Pflanzenanzuchterde.
    Das komische Zeug, das wir im Organikpraktikum erzeugt haben und das extremst nach Knoblauch stank, dass das Labor geräumt werden musste.

  9. #9 Torsten
    Juli 13, 2011

    Für die Elektrotechniker: Explodierte Elkos, auch ein Traum von einem Duft, begleitet von hübschem, weißem Nebel 🙂

  10. #10 Spaceman_Spiff
    Juli 13, 2011

    Schon mal wer ne Winogradsky-Säule geleert? Das ist eine Methode anaerobe Mikroorganismen zu züchten
    Aus Wikipedia: “Zunächst werden dem Schlamm Kohlenstoffsubstrate beigemengt. In der Vergangenheit kamen dabei diverse organische Zusätze zum Einsatz. So unter anderem Heu, kleingeschnittenes Zeitungspapier, Sägemehl, zerkleinerte Blätter oder Wurzelmaterial, Hackfleisch, hartgekochte Eier und teilweise tote Tiere. Des Weiteren erfolgt der Zusatz von Calciumcarbonat (CaCO3) und Calciumsulfat (CaSO4) die im Schlamm als Puffer sowie als Sulfatquelle dienen. ”

    Das ganze dann 2-3 Wochen stehen lassen und voila…
    Das ist bis heute der einzige Geruch der bei mir ohne zusätzlich visuelle Stimulation einen Brechreiz auslöste.

  11. #11 Jules
    Juli 13, 2011

    Erklärt mal einer bitte für eine Geisteswissenschaftlerin: Wie riecht Beta-Mercapto-Ethanol (in etwa)?

  12. #12 Chris
    Juli 13, 2011

    Kann man nicht beschreiben… Einfach “chemisch”, kein in der normalen Welt vorkommender Geruch (wie faules Holz, Omas Dachboden o.ä.) Einfach widerlich. Brennt sich regelrecht in Deine Nasenschleimhaut ein.

  13. #13 Faustus
    Juli 13, 2011

    Beta-Mercaptoethanol riecht ganz ähnlich wie Schwefelwasserstoff – der typische Geruch nach faulen Eiern (entsteht bei der Zersetzung schwefelhaltiger Aminosäuren durch schwefeloxidierende Bakterien).
    Bei einem Chemie-Praktikum kommt es auch gleich viel schöner, wenn man morgens anfängt und jemand auf den Spind geschrieben hat: “Hach, ich liebe den Geruch von H2S am Morgen.”
    😉

  14. #14 Chris
    Juli 13, 2011

    Echt, meinst Du? Ich empfand das viel immer schlimmer als H2S. Es geht ein wenig in die Richtung, aber ist doch um Längen intensiver. Vielleicht habe ich aber auch nur nie in dem Ausmaß H2S geniessen müssen.

  15. #15 Redfox
    Juli 13, 2011

    Ich kann nur Schullaborerfahrungen vorweisen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Butters%C3%A4ure#Geruch

  16. #16 Lipper
    Juli 13, 2011

    AHhh-
    Biomuellvergaerung im Reaktor. Probenahme in der acetogenen Phase. K.A. was genau da alles gestunken hat – aber noch heute traenen mir nur beim Gedanken daran die Augen….

  17. #17 b-age
    Juli 13, 2011

    mangels labor kann ich nur einen aus dem hauseigenen labor – der küche – nennen: pfannkuchenteigrestehaltige schüssel, eingeweicht und vergessen, nach einigen tagen. ein echter bio-molotow-cocktail
    ist dieses BME sowas wie methylmercaptan? das mundgeruchmolekül?

  18. #18 richelieu
    Juli 13, 2011

    @b-age:
    Nee, normale Fäulnis ist gerade angenehm im Vergleich zu BME!

    @Faustus:
    Also den Geruch von H2S habe ich auch in angenehmerer Erinnerung als BME, kann natürlich sein dass ich das nicht mehr so richtig “in der Nase” habe da es jetzt mehr als 10 Jahre her ist dass ich nicht mehr im Labor tätig bin.

    Sonst ist Buttersäure auch nicht schlecht was das Stinken angeht ;-)…

  19. #19 Mathias
    Juli 13, 2011

    Nicht im Labor, aber in einer Werkstatt die fossile Knochen etc zu Messergriffen verarbeitet aka schleift / sägt:
    Giraffenknochen stinkt wie die Pest
    Walroßpenisknochen ist auch uiuiui
    Kuh- und Büffelhorn
    Mammutknochen und -elfenbeine

    Anfänglich musste ich die Werkstatt fluchtartig verlassen wenn der Meister damit arbeitete; mittlerweile mag ich den Geruch von dem Stinke-Zeugs 🙂

  20. #20 MoritzT
    Juli 13, 2011

    Wunderbar sind auch
    – Mausmageninhalt
    – Isofluran-getränkte Mäuse, vor allem, wenns alte Männchen sind
    – Kollegen, die offenbar ein einziges Paar Schuhe und Socken besitzen und zwei Stunden in einem 5-qm-Zimmer mikroskopieren
    – und ein Samstagabend in der Notaufnahme bringt auch interessante Gerüche.

    Im übrigen find ich BME in normalen Mengen noch erträglich – bei uns ist vor etwa sechs Monaten mal ein ganzes Fläschchen runtergefallen, DAS hat gestunken! Natürlich wird da nicht einfach aufgehört zu arbeiten! Wo käme man denn da hin?!

  21. #21 DerHirntot
    Juli 13, 2011

    In meinem früheren Leben als Chemielaborant hab ich mir den Geruchssinn mit Ammoniak und Essigsäure/Essigsäureanhydrid gründlich kaputt gemacht.

    Tro-tzdem kann ich noch sagen: autoklavierter Abfall (Proben, Nährböden, usw.) aus der klinischen Mikrobiologie ist auf jeden Fall ein Spitzenkandidat, mein persönlicher Favorit sind autoklavierte Urinproben, da können selbst Stuhlproben nicht “dagegen anstinken”.

    Aus dem Privatleben ist mir ein nur grob entfleischter Schweinekopf in Erinnerung geblieben, den ich einige Monate (!) in einem dichten Plastiksack auf dem Balkon vergessen hatte …

  22. #22 Sinsemilla
    Juli 14, 2011

    Bin zwar ein chemischer Laie, aber was haltet ihr von Pivalinsäure ?

  23. #23 Philipp G.
    Juli 14, 2011

    DTT. Das Zeug kommt in milimolarer Konzentration in das Laufmittel für DNA für Agarosegele. Man benutzt jeweils deutlich unter 10µL. Wenn die Pipettenspitzen davon im normalen Laborabfall landet, stinkt das ganze Labor.
    (Jetzt stelle man sich vor, jemand lasse eine Flasche fallen …)

    Alternativ:
    An meiner Uni hat mal jemand Hefezellen im 100L-Fermenter wachsen lassen wollen. Leider war der nicht richtig geputzt, und irgendwelche obskuren Bakterien wurden mit angereichert. Unglücklicherweise war das a) am Freitag abend und b) produzierte die Mischung soviel Gas, das das Sicherheitsventil aufging. Montag roch die Uni unbeschreiblich. Am ehesten vergleichbar mit Festivalsocken, die man 2 Wochen lang feucht in einer luftdichten Plastiktüte verwahrt hat. x100.

  24. #24 Cornelius Courts
    Juli 14, 2011

    @Jules: ich schließe mich einigen hier an, daß man BME kaum durch Vergleich mit anderen Substanzen beschreiben kann. Aber blumig ausgedrückt ist dieser Gestank das Böse! Er ist unendlich fremdartig und zugleich bedrohlich und ekelhaft, lauernd und stechend, in einem winzigen Fläschchen davon sublimiert sich das ganze Elend der Welt, alle Fäulnis, alles Gären, alles Kranke, aller Verfall; man empfindet es als falsch, ja obszön, sich die gleichen Erde mit einem solchen Geruch zu teilen, man wünscht, zu vergessen, daß man ihn je roch.
    Vielleicht hilft das weiter 😉 🙂

  25. #25 Anadrea N.D.
    Juli 14, 2011

    @Cornelius:
    Deine Beschreibung erinnerte mich spontan an “Das Parfüm” – quasi als Gegenstück; sehr lyrisch.

  26. #26 richelieu
    Juli 14, 2011

    @Cornelius:
    Super Beschreibung 😀 …

    Sonst was haltet Ihr von Isovaleriansäure? Kann mich da an ein kleines Missgeschick (etwa 5ml auf einem Teppich) erinnern, was trotz ausgiebigen putzen zu knappen 3 Monaten (ab Februar) 24/24 offenen Fenstern führte… Ist zwar nicht so brutal wie BME aber ist so “schön” wasch resistent ;-)…

  27. #27 DerHirntot
    Juli 14, 2011

    @Philipp: Stimmt, DTT ist auch schön.

  28. #28 Boson
    Juli 14, 2011

    Isocyanate,methanthiol,dimethylsulfid,propandithiol,trimethylamin,aniline….^^

    macht sich in der sbahn auch gut

  29. #29 weyoun
    Juli 14, 2011

    klingt alles sehr spannend:-D der schlimmste geruch in meinem elektroniklabor ist leider nur kabelisolierung:-(

    ich bekam zu ostern einen durian geschenkt, wo kann ich den auf der liste enordnen?

  30. #30 Mr. hatunien
    Juli 14, 2011

    stimmt, Durian ist auch nicht ohne, stinkt meilenweit gegen den Wind – und manche essen das auch noch… das konnte ich in Indo nie verstehen…

  31. #31 jitpleecheep
    Juli 14, 2011

    Ein Freund von mir hat mal in einem Methionin-Werk Praktikum gemacht. Wenn der sein Portemonnaie gezückt hat (das einzige “Kleidungsstück”, dass er auch im Werk trug), hat man spontan ein, zwei Schritte zurückgemacht…

    Auch nett: die Samen von Ginkgo biloba. Riechen ähnlich wie… frische Kotze…

    Aber lustig wie unterschiedlich das sein kann: Ammoniak z.B. find ich gar nicht eklig. Mein Dad hat damit früher Blaupausen entwickelt, und ich weiss noch, dass ich das als Kind sehr lustig fand, die Entwicklerbox aufzumachen und mal ne Nase zu ziehen… 🙂

  32. #32 threepoints...
    Juli 16, 2011

    Hat mal jemadn darüber nachgedacht, ob der jeweilige Geruch aus reiner olfaktorischer Wahrnehmung besteht?

    Schon die Idee mit dem Gaumen “riechen” zu können ist ja schon kein riechen mehr – eben eine Mischung aus Geschmak und Geruch.

    Da kenne ich einen Geschmacks-/Geruchswahrnehmung aus einer Fabrik, die Schweinskopfsülze hat hergestellt. Auf dem Hof unter freiem himmel ´lagen die abgekochten halben Schweinsköpfe…. bei 30 grad Celsius im Schatten…. Das hatte einen besonderen “Geschmack” … nicht eben nur Geruch, sondern eben auch schon der Anblick macht sonderbare Aufmerksamkeit frei.

    Ein paar stunden später habe ich an einem Imbis eine Wurst gegessen… mit entsprechend Gewürz und Ketchup… was alles nichts nutzte… ich habe diese Geschmacks und Geruchswahrnehmung aus der Schweinskopfsülzfabrik wieder in den Sinn bekommen und die “Curry-Wurst” in den Mülleiner abgelegt. Nach diesem Erlebnis habe ich erstmal einige Jahre keinen “Imbiss-Frass” mehr gegessen.

    Hat irgendwer eine Ahnung, welche Substanz diesen Geruch (diese Wahrnehmung) verursacht?

    Ob da durch Verwesungsabläufe Schwefelverbindungen auftreten? (dann sei es mit dem Fleisch in Würsten und der Frische wohl ziemlich weit her…Gammelfleisch … an jeder Ecke…?)

  33. #33 pulegon
    November 2, 2011

    Mein persönlicher Favorit sind auch Schwefelverbindungen. Thioacetale und Dithiane geben auch ein angenehmes Odör, gerade, wenn man gezwungen ist, sie durch Destillation vom Lösungsmittel zu befreien.

    Alternativ eine Reduktion eines Amids mit LiAlH4, bei dem das Ganze einfach ohne Quenchen durch nen Filter gekippt wird. Spätestens wenn der Filter kokelt und das reduzierte Amin und seine Pyrolyseprodukte durchs Labor weht, ist die Freude groß.