Randy Olson hat ein Blog! Er ist der Autor von Don’t Be Such a Scientist, dem Buch das über Wissenschaftskommunikation, das mir ausgezeichnet gefallen hat. Ok, aber ein Blog ist es eigentlich nicht, denn es hat keine Kommentarfunktion…mehr so ein Journal. Ein bißchen befremdlich finde ich das schon für jemanden, der der große Kommunikator sein will…
Nichtsdestotrotz kann man auch dort gute Einträge finden, also die ersten drei sind es jedenfalls. Das gute an Randy ist dass man ihm immer abnimmt was er erzählt. Er hat die meisten Fehler selbst gemacht, ist sich nicht zu schade die Anekdoten dazu zu erzählen und scheint – wenigstens in Flock of Dodos – umzusetzen was er vermittelt.
Im dritten Eintrag verweist er auf einen Artikel von Nichols Kristof: Advice for Saving the World.

Den Artikel kann man wirklich wärmstens empfehlen. Kristof ist Kolumnist für die New York Times. Er hat die schlimmsten Krisengebiete Afrikas bereist und über die grausamen menschlichen Schicksale berichtet – und doch kaum Resonanz gefunden. Im Artikel erzählt er, was er sich dann aus der Sozialpsychologie angeeignet hat, um zu lernen wie man Aufmerksamkeit gewinnt, um Unterstützung gegen schlimme Probleme zu erhalten. Das kann die Afrika-Problematik sein, AIDS, Hunger, Krieg, Rassismus. Aber das kann für uns auch der Klimawandel sein oder man kann es auch profan auf allgemeine Kommunikation übertragen, es geht hauptsächlich drum wie man Aufmerksamkeit erregt.
Das sind im wesentlichen drei Punkte:

1. Was wirklich wirkt, ist der Bezug auf das Individuum. Ich will jetzt nicht Mutter Teresa zitieren wie Kristof, die Frau ist weiß Gott Hitchens völlig verklärt. Nein, aber die Erfahrung und der Blick auf erfolgreiche Projekte lehrte Kristof, dass die Darstellung eines Einzelnen wirksam ist. Nicht die Gruppe von Menschen, sogar nicht mal das Individuum als Repräsentant einer Gruppe ist interessant. Die Leute helfen vor allem gerne einem konkreten Einzelnen.
Ein genanntes Beispiel: Ein Experiment fand heraus, dass ein Brunnenbauprojekt in einem Flüchtlingscamp, das 4500 Menschen hilft, mehr unterstützt wird wenn das Camp 10000 Menschen beherbergt, als wenn es 250000 sind.

2. Die Geschichte des Individuums, die erzählt wird, sollte mit Hoffnung verbunden sein. Die Menschen wissen, dass es eine Katastrophe gibt, aber sie bewegen sich wenn diese ein menschliches Gesicht bekommt UND ein Weg gezeigt wird der ein bisschen Hoffnung bringt, eine Verbesserung zu schaffen.

Natürlich, auf “normale” Wissenschaftskommunikation übertragen geht es nicht um Hilfe bekommen. Aber man will die Leute dazu bringen, sich zu interessieren. Und da kann man durchaus verstehen, warum Physik so oft mit Geschichten von Einstein und Feynman vermittelt wird – so scheint es einfach besser zu klappen. Leider haben wir heute nicht mehr unbedingt diese Galionsfiguren – ganz einfach weil die Wissenschaftler insgesamt mehr und besser geworden sind – so stechen die Genies nicht mehr so hervor. Das ist gut für den wissenschaftlichen Fortschritt, aber schlecht für die Kommunikation. Eine gute Erzählung braucht ein menschliches Gesicht.

Kommentare (2)

  1. #1 TSK
    01/12/2010

    Leider haben wir heute nicht mehr unbedingt diese Galionsfiguren – ganz einfach weil die Wissenschaftler insgesamt mehr und besser geworden sind – so stechen die Genies nicht mehr so hervor.

    Ich störe mich am Wort “besser”. Woher weiß man, dass die Wissenschaftler *besser* geworden sind und dass das der Grund ist, warum Genies nicht mehr so auffallen ? Bitte erklären.

  2. #2 Jörg
    01/13/2010

    @TSK: Da muss ich dich noch vertrösten, bis ich meine Stephen Jay Gould-Rezension schreibe!