Ich gehöre ja zu den Menschen, die zu Weihnachten hauptsächlich Bücher verschenken und sich auch am meisten über Bücher freuen (Socken sind auch ok; aber Bücher sind besser 😉 ). Deswegen bin ich natürlich immer für Anregungen und Tipps dankbar – und möchte auch selbst ein paar geben. Hier kommen nun also eine Auswahl der Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe und weiterempfehlen möchte.

i-5b0135097eb0a612e770cbb1f9b809b6-darkmaterials-thumb-200x317.jpg

His Dark Materials

Um ein ganz anderes Thema als Weihnachten geht es in der Trilogie “His Dark Materials” von Philip Pullman (in deutsch: “Der goldene Kompass”). Vorrangig handelt es sich um ein Fantasy-Buch. Aber was für eines! Im Gegensatz zu dem was da sonst noch so alles auf dem Markt ist, ist Pullmans Buch extrem originell. Keine kämpfenden Elfen, Zwerge und Orks in einer mittelalterlichen Welt. Nein, der erste Teil der Trilogie (“Northern Light” bzw. “Der goldene Kompass”) spielt in einer Art Steampunk-Parallelweltversion von Cambridge und in Spitzbergen, dass von intelligenten, sprechenden Eisbären bewohnt wird! Im zweiten Teil (“The subtle knife” bzw. “Das magische Messer”) findet die Handlung auch in unserer Welt statt und eine Physikerin die sich mit der Erforschung der dunklen Materie beschäftigt beginnt, eine der Hauptrollen zu spielen. Im letzten Teil schließlich (“The amber spyglass” bzw. “Das Bernsteinteleskop” springt schließlich von Parallelwelt zu Parallelwelt (bis hin in die Welt der Toten) bsi der Kampf zwischen Menschen aller Welten und Gott seinen Höhepunkt erreicht. Ich will über die Handlung nicht zuviel verraten. Das Buch ist ja außerdem auch schon einige Jahre alt und sogar mit Nicole Kidman und Daniel Craig verfilmt worden (leider nur der erste Teil) und vielen sowieso bekannt. Ich möchte es aber trotzdem nochmal ausdrücklich empfehlen! So eine originelle Mischung aus Fantasy, Science-Fiction, Religion, Wissenschaft und Philosophie findet man selten!

i-bbba68e8a47c5dd3590098ced20b374a-moonshine-thumb-200x305.jpg

Mathematik

Sprechende Eisbären und kämpfende Engel gibt es in den Büchern von Marcus du Sautoy nicht – trotzdem sind super! Du Sautoy ist Mathematiker und schreibt über Mathematik – das aber macht er auf hervorragende und mitreißende Weise. Sein vor einigen Jahren erschienes Buch “The Music of the Primes” (dt. “Die Musik der Primzahlen”) liest sich wie ein Krimi und führt einen von den alten Griechen bis hin zur Neuzeit der Mathematik und erklärt dazwischen leicht verständlich alles was man über Primzahlen und die Riemannsche Vermutung wissen möchte. Und wer dachte dass sich Gedanken über die Frage nach dem Wert des Realteils der nichttrivialen Nullstellen der komplexwertigen riemannschen Zetafunktion vielleicht etwas dröge oder langweilig lesen, der wird hier schnell seine Meinung ändern. Wenn du Sautoy eines nicht ist, dann langweilig.

Das ist auch in seinem zweiten Buch so. In “Finding Moonshine” (dt. “Die Mondscheinsucher”) schreibt du Sautoy über Symmetrie und den “monströsen Mondschein”. Ich probier erst gar nicht zu erklären, worum es sich dabei handelt. Du Sautoy kann das viel besser; lest einfach das Buch – es lohnt sich. Hier gibts einen kleinen Vorgeschmack:

Sein neuestes Buch – “The Number Mysteries” – ist bisher nur auf englisch erschienen. Wen das nicht stört, der sollte auch hier zuschlagen. Du Sautoy behandelt hier nicht nur ein einziges Thema sondern stellt 5 verschiedene mathematische Probleme und deren Bedeutung für unser Alltagsleben vor. Das reicht von der Architektur der olympischen Schwimmhalle in Peking über Kindergeburtstagsspiele bis hin zur Chaostheorie und den Freistößen von David Beckham.

Nicht von du Sautoy sondern von Paul Hoffman und auch nicht neu sondern aus dem Jahr 1998 ist “The Man Who Loved Only Numbers” (dt. “Der Mann der die Zahlen liebte”. Dabei handelt es sich um eine Biographie von Paul Erdös. Der war einerseits ein Mathematiker wie aus dem Klischee: 19 Stunden Mathematik pro Tag – bis zu dem Tag an dem er starb. Als Mathematiker ein Genie war Erdös bei anderen Dingen – Autofahren, Frühstück machen, … – hoffnungslos überfordert. Aber trotz seiner klischeehaften Eigenschaften hat er ein äußerst interessantes Leben geführt. Abgesehen von Leonhard Euler hat kein Mathematiker mehr Artikel publiziert als Erdös. Er hatte keinen festen Wohnsitz sondern reiste von Mathematiker zu Mathematiker um dort für einige Zeit zu leben und mit ihnen zu arbeiten. Paul Hoffmann hat sich intensiv mit Erdös beschäftigt; ihn auch persönlich kennengelernt und sein Leben und seine Arbeit intensiv und mitreißend beschrieben! Unbedingt lesen!

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (9)

  1. #1 Anton
    6. Dezember 2010

    “unter dem grauenhaften Titel “Die Schöpfungslüge”. Keine Ahnung welchem bescheuerten Verlagsmitarbeiter dieser Unsinn eingefallen ist”

    Naja, du beantwortest dir die Frage selbst:

    “”Die Schöpfungslüge” will offensichtlich an den Erfolge von “Der Gotteswahn” anknüpfen. Dabei geht es in diesem neuen Buch von Dawkins nur am Rande um Religion. ”

    Offenbar bringt das nach Meinung des Verlags mehr Geld ein, als ein Buch über die (angeblich) langweilige Evolution.

    Immer wieder schauderhaft wie Verlage ein gutes Buch wenn schon nciht verpfuschen, aber zumindestens auf den ersten Blick unattraktiver machen können. Und selbst Starautoren haben keinen bis geringsten Einfluss auf Sachen wie Buchttiteln. Noch schlimmer schauts aus, wenn ein Verlag einen anderen verlag die Rechte gibt und die Erlaubnis zu übersetzen.

    Ich empfehle das Buch in Englisch, wie immer ist der Schreibstil und Dawkins wunderschönes Oxford-Englisch kein Hindernis das Buch in Englisch zu lesen (so man wenigstens ein bisschen Englisch kann ;-))

  2. #2 Void
    6. Dezember 2010

    Ach Flo,
    mit Dawkins bist Du wirklich bissi spät dran… Rate mal was letztes (sic!) Jahr unter meinem Weihnachtsbaum lag 😉
    Aber stimmt, Deine Empfehlung ist zeitlos gut – so wie das Buch (und stimme Anton zu, auf Englisch leicht verständlich und einfach auch nur schön zu lesen)

  3. #3 peer
    6. Dezember 2010

    NICHT empfehlen tute ich jedenfalls “13 things that dont make sense” – es sei denn du willst wieder was über Pseudowissenschaft schreiben…
    Hochgradig Empfehlenswert aber David Foster Wallace Buch “Die Entdeckung des Unendlichen” – vielleicht mein Lieblingsmathematikbuch…

  4. #4 Florian Freistetter
    6. Dezember 2010

    @peer: Also die 13 Dinger hatten wir hier schonmal: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/03/die-13-grossten-ungelosten-ratsel-des-universums.php

    Aber Wallace klingt gut! Danke!

  5. #5 Crown House
    6. Dezember 2010

    “His dark materials” ist wirklich ziemlich gut, nur sollte man am besten 30 Seiten vor Ende des dritten Bandes zu lesen aufhören.

  6. #6 Stefan
    6. Dezember 2010

    Der Dawkings-Empfehlung kann ich uneingeschränkt zustimmen! Habe zwar die deutsche Übersetzung nicht gelesen, so gut wie das Original kann’s aber gar nicht sein. Habe zwar in der Zwischenzeit schon einige andere Bücher – auch zum Thema Evolution – gelesen, aber bei keinem soviel Freude gehabt. Meiner Meinung nach auch um einiges besser als “The Ancestor’s Tale” bzw. “Geschichten vom Ursprung des Lebens”!

  7. #7 noch'n Flo
    7. Dezember 2010

    Also die Pullmann-Trilogie hatte ich schon gelesen, lange bevor sie durch die (wirklich gelungene) Verfilmung des ersten Teils wieder in Mode kam. Absolut genial. Ich habe die Bücher im Sommer mal meiner Schwiegermutter ausgeliehen (die eigentlich vor allem auf Krimis steht) – sie war begeistert (und ist dank dieser Erfahrung jetzt auch endlich bereit, sich einmal an Tolkien zu wagen!).

    Dawkins ist auf alle Fälle immer für eine spannende und unterhaltsame Lektüre gut.

    Und mit den physikalischen und chemischen Grundlagen des Kochens beschäftige ich mich bereits seit 15 Jahren. Hierzu eine kleine Anekdote:

    Im Juni 1994 hatte ich zu einer kleinen Geburtstagsparty eingeladen. Dafür wollte ich ein Chili con carne zubereiten, hatte aber zum Anbraten weder Öl, noch Butter oder Margarine im Haus (wie das nun einmal in einem Studentenhaushalt immer wieder vorkommt). Da es aber Samstagnachmittag war (und das war zu einer Zeit, als die Läden am Samstag noch Punkt 14 Uhr geschlossen haben), musste ich eine Alternativ lösung finden. Also habe ich das Hackfleisch in Milch angebraten (nachdem ich mir überlegt hatte, dass Milch ja aus einer wässrigen und einer fettigen Phase besteht).
    Das Ergebnis war erstaunlich: die beim Anbraten verwendeten Gewürze kamen viel deutlicher zur Geltung, in Kombination mit dem Fond konnte ich eine mehrteilige Folge von sich abwechselnden Aromen beobachten.
    Dieses Verfahren habe ich dann über die Jahre verfeinert (heute verwende ich Emulsionen aus Milch mit Öl und Gewürzessenzen bzw niederpotenten ätherischen Ölen). Durch eine Freundschaft mit einem Pharmazeuten und Biochemiker stieg ich dann auch immer mehr hinter die genauen Mechanismen meiner Technik. Und ich weitete sie auch auf andere Zubereitungsweisen aus. Irgendwann kam dann einmal die Molekularküche auf, und ich dachte mir: “Hmm, eigentlich alles ganz logisch – nur nicht wirklich neu”.

    Aber dennoch vielen Dank für den Buchtipp – werde es mal bei Gelegenheit meiner Frau stecken…

  8. #8 Kusi
    7. Dezember 2010

    Florian,

    Wenn Du die Pullmann-Trilogie gut fandest (was ich auch tue), dann lies mal ‘Otherland’ von Tad Williams. Sehr abwechslungsreich fand ich auch hier, dass die Geschichte an x verschieden Schauplätzen spielt. Ich fand’s sehr spannend. Wäre doch was für unter Deinen Weihnachtsbaum 🙂

  9. #9 Florian Freistetter
    7. Dezember 2010

    @Kusi: Otherland kenn ich natürlich 😉 Äußerst empfehlenswert!