Kennt Ihr diese Werbung, wo zwei Damen auf einen hohen Turm steigen und einer der beiden hinterher die Beine wehtun?

Hand auf’s Herz. Das kann den meisten von uns auch passieren. (Hmm, ich wollte doch unbedingt das Laufen wieder anfangen. Radfahren alleine bringt es nicht.)

Allerdings, wenn mich dann der Muskelkater erwischt, ertrage ich den Schmerz wie ein Mann eine Frau und stehe dazu, dass ich mich da ein bisschen überbeansprucht habe. Gewiss käme ich nicht auf die Idee, eine Aspirin zu schlucken; was ich alleine deswegen nicht tue, weil ich ab und an Probleme mit Sodbrennen habe und Aspirin bei mir ungefähr die Wirkung von Öl auf Feuer hat.

Ok, das ist natürlich Geschmackssache. Wer meint, dass er den Muskelkater nicht aushält, der mag meinetwegen die Tablette schlucken. So richtig schön bescheiden ist allerdings der Schlussatz der Dame, welche dank Schmerztablette wieder schmerzbefreit ist: “Also runter nehmen wir doch wohl auch die Treppe!”

Hallo? Mädel, Du hast Dich doch gerade eben beschwert, dass Dir die Beine sooo sehr wehtun. Was meinst Du wohl, was Dein Körper Dir damit sagen wollte? Sicher nicht: “Mach weiter, bis die Schmerztabletten nicht mehr wirken und Du wirklich einen Arzt brauchst.”

Schmerzen haben normalerweise durchaus einen Sinn und sind wie in diesem Fall ein Warnsignal des Körpers: “Bis hierhin und nicht weiter.” Den Schmerz mit Pillen mundtot zu machen, ist schon schlimm genug, aber dann auch noch einen draufzusetzen und den Körper noch mehr zu schinden…

Und sowas wird als erstrebenswert verkauft?

Tut mir leid! Die beiden Frauen in diesem Spot verhalten sich in meinen Augen nicht nur wie Memmen, sondern auch noch höchst fahrlässig ihrer eigenen Gesundheit gegenüber. Daran ist nichts erstrebenswertes.

Kommentare (5)

  1. #1 Nana
    März 6, 2008

    Ehrlich gesagt: genau diese Einstellung ist für mich der Grund, warum unser Gesundheitssystem nicht so ganz funktioniert.

    Die “Ich kann alles machen, gibt ja für alles irgend eine Tablette” – Einstellung ist teuer.

    Wie viele Leute fressen sich, mit Verlaub gesagt, fett und kriegen Diabetes Typ II o.ä., was sie beheben könnten indem sie gesund leben? Aber das tun sie nicht, sie fressen weiter und nehmen dann eben teure Tabletten und müssen zu teuren Untersuchungen.

    Es wäre schön, wenn die Menschen mal begreifen würden, dass sie möglicherweise wirklich nur EIN Leben und EINEN Körper haben.

  2. #2 ali
    März 7, 2008

    Das ‘Begreifen’ ist kaum das Problem. Die meisten Rauchenden wissen, dass es die Wahrscheinlichkeit Lungenkrebs zu kriegen massiv erhöht und tun es trotzdem. Wir Menschen tendieren wohl kurzfristige ‘Gewinne’ gegenüber langfristigen ‘Kosten’ stark verzerrt zu bewerten.

  3. #3 Nana
    März 7, 2008

    Zwischen “Wissen” und “Begreifen” liegt für mich ein Unterschied.

    Ja, das mit den kurzfristigen Gewinnen scheint wirklich das generelle Problem zu sein.

  4. #4 L. Carone
    März 10, 2008

    Ich denke die Probleme, die manche Leute mit ihrer eigenen Gesundheit haben, sind vielfältig.

    1. Die Risiken sind zu abstrakt. Ich kann niemandem mit Bestimmtheit sagen, dass wenn er heute eine Zigarette pro Tag raucht, er auf jeden Fall Krebs kriegen wird oder dass er 1 Jahr weniger leben wird. Wir können immer nur von Wahrscheinlichkeiten rechnen, weil wir nun mal keine Kristallkugel haben.

    2. Die Risiken sind zu weit weg und betreffen mich nicht jetzt hier unmittelbar. Wie Ali das schön darlegt. Bekämen wir für jede Zigarette sofort nach dem Verlöschen der Kippe eins auf den Kopf, ich glaub wir würden uns das dreimal überlegen, ob wir die nächste anzünden. Es ist aber nicht so. Der dicke Hammer kommt (vielleicht) in einigen Jahrzehnten. Wer hat schon eine Aufmerksamkeitsspanne von ein paar Jahrzehnten?

    3. Der menschliche Schweinehund und der Mensch als Gewohnheitstier. Einige Menschen wissen, dass sie sich nichts Gutes tun und schwören sich bei jedem Anfall von Kurzatmigkeit oder wenn die Hose nicht mehr passt, dass sie sich bessern. Aber das ist anstrengend, weil man seine Lebensgewohnheiten umstellen müsste. Stattdessen nimmt man eben lieber den Aufzug und nicht die Treppe und kauft sich neue Klamotten.

    4. Menschen sind nicht vernünftig. Ich halte mich selbst für einen ziemlich rationalen Menschen und selbst ich ertappe mich ab und an bei herzlich unvernünftigen um nicht zu sagen schädlichen Gewohnheiten, kleinen Sünden etc. Der Mensch denkt das eine, macht aber dennoch das genaue Gegenteil davon. Deswegen gibt es Berge von Ratgebern, die einem Tipps geben, wie man sich selbst austrickst.

  5. #5 knorke
    März 17, 2008

    Ähh, das war Werbung.
    Genau wie der Fuchs der seine Megaperlen durchs Haus kullern lässt und der Onkel, der Dank dem Deo mit den drei Buchstaben auf Frauen wirkt wie die berühmte Lampe auf die Motte.
    Klar dass das als erstrebenswert verkauft wird. Da wirbt der Hersteller.
    Sozial verantwortungslos und irredührend kann sowas ja sein. Aber mindestens genausoschlimm ist die Punica-Oase (noch schlimmer der Frucht Tiger), oder dieser Blödsinn mit dem Hustensaft, der sich wie Balsam auf die gereizten Stellen im Hals legt. Aspirin ist die Spitze eines hinramputierten, manipulierenden Mistberges.