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Zur Abwechslung mal positive Meldungen: In der Landwirtschaft läßt sich oft schon mit einfachen Maßnahmen die Produktion von Lebensmitteln beträchtlich steigern. Zwei beispielhafte Entwicklungsprojekte zeigen, wie simple Technik indischen Bauern hilft.

Selbst im indischen Teil des Himalaja, wo im langen kalten Winter die Temperaturen auf minus 25 Grad Celsius sinken, lässt sich ganzjährig Gemüse anbauen. Zu verdanken ist das einem speziellen Gewächshaus, welches von der französischen Entwicklungsorganisation Geres den Bedingungen in 3.500 Metern Höhe angepasst wurde.

Das Solar Greenhouse setzt allein auf die Kraft der Sonne. Diese scheint immerhin an 300 Tagen pro Jahr prächtig, erwärmt den Boden aber nur für 90 Tage stark genug, um Landwirtschaft auf freiem Feld zu ermöglichen. In der restlichen Zeit des Jahres verlegen die Bauern ihre Produktion daher in Treibhäuser, die im Wesentlichen aus Polyethylen-Folien bestehen. Die Folien und die Rahmenkonstruktion im Wert von rund 450 Euro pro Gewächshaus werden von Geres gestellt, finanziert u.a. von der Europäischen Union. Das steinerne Fundament müssen die Betreiber in spe selbst errichten.

Dank schwarzem Anstrich speichern die Steine die Wärme des Tages und geben sie in der Nacht ins Gewächshaus ab. Im Herbst lassen sich so Tomaten, Gurken oder Trauben anbauen, im Winter wachsen Spinat und Erdbeeren und der Frühling wird für die Anzucht von Setzlingen genutzt.

Fast 600 Familienbetriebe haben im indischen Himalaja bereits ein Gewächshaus in Betrieb genommen und so die ganzjährige Versorgung ihrer Region mit frischem Gemüse ermöglicht. Geres erhielt dafür in der letzten Woche den Ashden Awards for Sustainable Energy 2009 – ein britischer Preis, mit dem jährlich Projekte zur nachhaltigen Energienutzung ausgezeichnet werden.

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Geehrt wurde auch die Organisation International Development Enterprises India (IDEI) für die Errichtung von rund 750.000 Wasserpumpen in 15 indischen Bundesstaaten. Die Pumpen setzen auf einfachste Mechanik und Körperkraft und machen die Bauern unabhängig vom Monsunregen.

Konnte früher nur einmal jährlich nach dem Regen geerntet werden, so erzielen die Bauern jetzt durch eine gesicherte Wasserversorgung drei Ernten innerhalb von zwölf Monaten:

Von den Pumpen profitieren bereits fünf Millionen indische Kleinbauern – fünf von geschätzten 98 Millionen, die auf die Landwirtschaft als Lebensgrundlage angewiesen sind.

Die einfachen Pumpen gibt es nicht gratis, sie sind aber eine preiswerte und zudem wartungsfreie Alternative für jene, die sich keine teure Diesel-betriebene Pumpe leisten können. Populär geworden sind sie übrigens durch die in Indien beliebten Bollywood-Filme. Gezielt in die Handlung eingebaut, spielen die Pumpen dort jeweils ihre Rolle für das glückliche Ende der Geschichte.

Man sieht: Es muss nicht immer High Tech sein, um die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln sicher zu stellen. Erfolgreich sind die Projekte, weil sie sich an der Ausgangssituation und den Lebensgewohnheiten der Menschen vor Ort orientieren.

Was einfachste technische Produkte noch so alles leisten können, davon vermittelt dieser Lesetipp einen Eindruck: Design for the Other 90 Percent

(via SciDev.net)
Foto: Ashden Awards for Sustainable Energy

Kommentare (1)

  1. #1 Alexander
    Juni 15, 2009

    Ich habe auch mal (ich glaube es war in nem TED Video) von einem Projekt gehört, bei dem der Brunnen über eine “Pumpe” betrieben wird, die eigentlich ein Karussel für Kinder ist. So haben alle im Dorf einen Vorteil: Kinder können spielen, und die Erwachsenen haben Wasser für den Acker. (Immer vorausgesetzt, sowas artet nicht in Kinderarbeit aus.)