Mit der Qualität unserer Lebensmittel geht es nicht so richtig voran. Wieder mal legt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) beunruhigende Zahlen vor.

Erst Ende Juli teilte das BVL mit, dass jede fünfte Fleisch- und Geflügelprobe zu beanstanden sei. Heute hat das Bundesamt seinen Bericht zum Lebensmittel-Monitoring 2007 vorgelegt (hier geht´s zum Download), der ähnlich unerfreuliche Zustände bei Obst und Gemüse belegt.

Im Rahmen des Lebensmittel-Monitorings wird bundesweit einheitlich ein “Warenkorb” an Produkten untersucht, der stellvertretend die gesamte Breite unserer Lebensmittel repräsentieren soll. Was Obst und Gemüse betrifft, so wurde in einer großen Zahl von Proben die zulässigen Grenzwerte von Rückständen aus Pflanzenschutzmitteln überschritten. Oftmals fanden die Prüfer gleich einen Cocktail aus mehreren verschiedenen Substanzen.

Kopfsalat, Äpfel, Zuchtchampignons sowie Grün- und Wirsingkohl enthielten laut Bericht “häufig” zu viel Rückstände. Bei einigen Proben von Kopfsalat, Grünkohl, Austernseitlingen und Tomaten habe die Belastung so hoch gelegen, “dass bei einmaligem Verzehr gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht auszuschließen sind.” Rund jede fünfte Grünkohlprobe (20 %) und rund jede siebte Wirsingkohlprobe (14,3 %) enthielt Pflanzenschutzmittel über den zulässigen Höchstmengen. Rückstände von gleich mehreren Pflanzenschutzmitteln wurden in 79 % des Kopfsalats und 72 % des Römischen Salats gefunden. Handel und Erzeuger müssten ihre Anstrengungen zur Verringerung der Belastung “deutlich intensivieren”, so das BVL – was mir angesichts der Zahlen eine doch recht freundliche Formulierung zu sein scheint.

Immerhin: Bei Äpfeln halbierte sich die Zahl der Beanstandungen seit 2004. Zu viel Pflanzenschutzmittel finden sich jetzt “nur” noch in 7,3 % der Äpfel. Deutsche Äpfel waren zu 2,9 % betroffen, südamerikanische Äpfel zu 17 %. Jede fünfte Probe enthielt dafür fünf und mehr Rückstände.

“Die Überschreitungen von Höchstgehalten werden von den Bundesländern verfolgt und gegebenenfalls geahndet”, heißt es in der Pressemeldung des BVL. Warum aber hat man dann das Gefühl, jedes Jahr die gleichen schlechten Nachrichten zu lesen?

Vergleichsweise sicher sind ökologische Produkte: Das BVL untersuchte laut dem ebenfalls heute vorgelegten “Bundesweiten Überwachungsplan 2007” ausländisches Bio-Obst und -Gemüse. In gerade mal einem Prozent der Proben fanden sich Hinweise, dass Pflanzenschutzmittel illegal eingesetzt oder konventionelle Früchte als Bioware verkauft worden waren. In 358 untersuchten ausländischen Proben fanden sich insgesamt zehn Mal Pflanzenschutzmittelrückstände. In sechs dieser Fälle deuten die nur geringen Mengen nach Meinung der Prüfer darauf hin, “dass sie aus der konventionellen Bewirtschaftung mit dem Wind auf Bioflächen getragen wurden”.

An der schlechten Qualität des Salats scheint sich seit Jahren nichts zu ändern. Schade, aber damit ist der von meinem persönlichen Einkaufszettel bis auf weiteres gestrichen. Und was Obst und Gemüse generell betrifft, so hat das BVL heute einmal mehr gute Argumente für Bio-Ware geliefert.

Kommentare (7)

  1. #1 MSmith
    Oktober 13, 2008

    Man sollte allerdings auch bedenken, dass Bio-Ware nicht die einzige Lösung dieses Problems sein kann. Denn bekanntlich wird beim Anbau von Bio-Nahrungsmittel wesentlich mehr Nutzfläche benötigt. Man kann deshalb ohnehin nur einen Teil der Landwirtschaft auf biologische Produktion umstellen.
    Man darf also nicht einseitig auf Bio setzen, sondern muss sich verstärkt darum bemühen, dass auch bei allen konventionell erzeugten Lebensmitteln die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittelrückstände nicht überschritten werden.

  2. #2 klaus
    Oktober 14, 2008

    @MSmith:…und wiürde damit nicht Bio betrieben? Der Clou liegt eben doch woanders: es ist der enorme Flächenverbrauch zur Futtermittelerzeugung – neuerdings auch zur Biospriterzeugung! – der die Anbauflächen für eine flächen- und bedarfsdeckende Bio-Landwirtschaft so knapp werden lässt. Der tägliche Braten der reichen Länder ist nicht nur der Hunger der Armen, er ist auch der Rückstandscocktail für uns alle.

  3. #3 MSmith
    Oktober 14, 2008

    @Klaus: Das ist nicht ganz korrekt. Es werden ja keine Lebensmittel aus Afrika importiert, um bei uns Schlachttiere damit zu füttern. Im Gegenteil. Es wird eine große Menge an landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus der EU exportiert.
    Aufgrund der enorm hohen Agrarsubventionen in Europa wird der Markt für landwirtschaftliche Produkte in Afrika jedoch stark geschädigt. Die Preise werden dadurch kaputt gemacht, weshalb viele Bauern in Afrika ihre Produkte nicht kostendeckend verkaufen können.

  4. #4 klaus
    Oktober 14, 2008

    @MSmith: Da bist du nicht ganz richtig orientiert. Rohstoffe werden sehr wohl auch aus Drittwelt- und Schwellenländern importiert. Erdnüsse und Soja, als Futtermittel in der Intensivtierhaltung unverzichtbar, wachsen hier nicht. Die fertigen Billig-Erzegnisse (Hühnerschenkel, die hier nicht so beliebt sind, obwohl sie besser schmecken als trockene Brüste) wandern dann zu einem guten Teil in den Re-Export und unterminieren dort die Märkte.
    Ich meinte allerdings durchaus auch die Erzeugung um Inland und im EU-Raum. Intensivlandwirtshaft ist das Ergebnis der enormen Nachfrage aus der Intensiv-Viehhaltung, da beißt die Kuh kein Gras ab.

  5. #5 MSmith
    Oktober 14, 2008

    @Klaus: Ich habe mich bewusst auf Afrika bezogen. Soja kommt ja in erster Linie aus Südamerika. Außerdem ist Soja nicht zwangsläufig unverzichtbar. Es ist beispielsweise bei uns möglich, Erbsen anzubauen.
    Was das Problem der Billig-Erzeugnisse betrifft, gebe ich Dir recht. Ich denke, man sollte nur dann Fleisch essen, wenn es sich um sehr gute Qualität handelt. Es ist verwunderlich, welchen Dreck manche Menschen in sich hinein schaufeln.
    Ich halte die Agrarsubventionen in der EU jedoch nach wie vor für das Hauptproblem. Was Agrarsubventionen in den USA betrifft, kenne ich mich leider nicht allzu gut aus. Vielleicht kann ja jemand darüber ein paar Wort schreiben.

  6. #6 Stefan Jacobasch
    Oktober 14, 2008

    @MSmith: Die EU steckt jährlich 44 Milliarden Euro in die Landwirtschaft, in den USA summieren sich die Subventionen auf 20 Milliarden Dollar (Zahl aus 2005).

    Die Probleme der US-Landwirte sind unseren ähnlich: Die Höfe müssen ständig wachsen und effizienter werden, um die steigenden Kosten aufzufangen. Eine effizientere Produktion erhöht aber das Angebot auf dem Markt und lässt die Preise sinken. Diese Spirale hat dazu geführt, dass die durchschnittliche US-Farm heute 450 Acres groß ist (= 180 Hektar) und damit knapp in den schwarzen Zahlen produziert. Im Jahr 1970 betrug die Größe im Schnitt 200 Acres (= 80 Hektar). Seitdem hat ein Drittel der Farmer aufgegeben.

    180 Hektar groß sind auch die Betriebe in den ostdeutschen Bundesländern, oft Nachfolger der ehemaligen Kombinate. Die arbeiten jetzt mit Gewinn. Die Höfe der Einzelbauern in den westlichen Bundesländern sind wesentlich kleiner, unter 40 Hektar, wenn ich mich richtig erinnere (die Zahlen hab ich jetzt leider nicht parat).

    (Quelle der US-Zahlen: Paul Roberts, “The End Of Food”, Verlag Houghton Mifflin 2008. Sehr gute Lektüre übrigens.)

  7. #7 MSmith
    Oktober 14, 2008

    @Stefan: Danke für die Informationen!