Auf eine aktuelle Forschungsfrage von Forscherlein antwortet ScienceBlogger Dr. Florian Freistetter:

Ja, prinzipiell besteht die Möglichkeit, dass am LHC schwarze Löcher entstehen. Allerdings nur unter ganz speziellen Bedingungen. Unser Universum müsste mehr als nur 3 Raumdimensionen haben, damit die schwarzen Löcher entstehen könnten. Diese zusätzlichen Dimensionen werden etwa von der Stringtheorie vorausgesagt. Aber obwohl die Stringtheorie seit knapp 30 Jahren existiert, konnte sie immer noch keine einzige experimentell bestätigte Vorhersage machen. Es ist also mehr als fraglich, dass unser Universum noch zusätzliche kompakte Raumdimensionen hat.

Aber selbst wenn es diese Raumdimensionen geben würde (was extrem unwahrscheinlich ist), dann gehen die allermeisten Versionen der Stringtheorie Dimensionen davon aus, dass diese Dimensionen viel kleiner sind, als sie es sein müssten, damit schwarze Löcher entstehen.

Aber gehen wir mal davon aus, dass diese Hypothesen zutreffen und tatsächlich ein schwarzes Loch entsteht. Was passiert dann?

Wir brauchen uns auch in einem solchen Fall nicht zu sorgen, denn schwarze Löcher sind nicht stabil. Auch sie geben Strahlung ab und lösen sich im Laufe der Zeit auf (sie “verdampfen” quasi). Dieses Phänomen nennt man Hawking-Strahlung. Wie schnell sich ein schwarzes Loch auflöst, hängt von seiner Masse ab.

Und die schwarzen Löcher, die am LHC erzeugt werden könnten, sind winzig. Die Energien, die am LHC erzeugt werden, sind recht klein. Und das schwarze Loch kann nicht mehr Energie bzw. Masse haben, als reingesteckt wird. Das erzeugte schwarze Loch wäre also extrem klein. Und je kleiner es ist, desto schneller wird es durch die Hawking-Strahlung aufgelöst. Die Zeitspanne von der Entstehung bis zum Zerfall des schwarzen Loches ist so unvorstellbar kurz, dass man es anschaulich kaum darstellen kann. Das schwarze Loch kann uns also nichts tun.

Es gibt also wirklich absolut keinen Grund, Angst vor dem LHC zu haben. Sämtliche physikalische Theorien sagen klar und deutlich, dass am LHC keine gefährlichen schwarzen Löcher entstehen können. Und auch im unwahrscheinlichen Fall, dass unsere ganze Physik falsch ist, sehen wir durch die Beobachtung der Natur, in der seit Milliarden Jahren das selbe abläuft, was am LHC ablaufen soll, dass keine Gefahr besteht.

Weitere Informationen und Erklärungen, weshalb wir die Experimente am LHC in aller Ruhe erwarten dürfen, gibt es in diesem ausführlichen Beitrag.

Weitere Antworten und Diskussionen sind erwünscht!

 » Dr. Florian Freistetter ist Astronom und bloggt bei Astrodicticum Simplex i-c66df4677014542642eb2fafa2f9d5bd-Florian_Freistetter_45.jpg

Kommentare (8)

  1. #1 Ulrich Berger
    September 3, 2009

    Natürlich wurden am CERN schwarze Löcher erzeugt, und sie sind auch keineswegs harmlos! Vor fünf Tagen erst ist so ein schwarzes Loch an der Wiener Ringstraße aufgetaucht und hat einen Baum verschluckt: https://derstandard.at/fs/1250691538871/Kurios-Baum-an-der-Wiener-Ringstrasse-ploetzlich-versunken

  2. #2 Florian Freistetter
    September 3, 2009

    @Ulrich: Das kann aber dann nicht CERN gewesen sein, sondern höchstens VERA (das ist ein putziger kleiner Teilchenbeschleuniger, der sich versteckt im Erdgeschoß eines Wohnhauses an der Währingerstrasse befindet). Wahrscheinlich ist dem ein Loch ausgekommen und das ist dann in der Ringstrasse eingeschlagen 😉

  3. #3 Ronny
    September 3, 2009

    Eigentlich müsste man die Frage mit einem NEIN beantworten, denn erzeugt wurden sie sicher noch nicht.

  4. #4 Jörg Friedrich
    September 3, 2009

    @Ronny: Am CERN gab es auch vor dem LHC schon Teilchenbeschleuniger, ich verstand die Frage dahingegehend, ob bisher am CERN, z.B. im LEP schwarze Löcher erzeugt wurden. Wenn ich Florian Freistetters Antwort richtig verstehe, sind zumindest keine nachgewiesen worden.

  5. #5 Marco
    September 3, 2009

    Wie dieses Youtube-Video beweist ist der LHC doch brandgefährlich:

    🙂

  6. #6 Heinrich
    November 24, 2009

    Kann man den Physikern mehr trauen als den Bank-Managern? Letzteren vertrauten wir unser Geld an und wurden bitter enttäuscht. Sie hätten die Finanzwelt und die Wirtschaft in den Abgund gestürtzt. Nur durch die Anstrengung vieler Staaten und nationen konnte diese Katastrophe verhindert werden.
    Physiker haben meistens keinen Glauben, weil der Ihrer Wissenschaft widerspricht. Können wir Akademikern und Wissenschaftler , die keinen Glauben haben mehr vertrauen? Sicher nicht. Hier geht es auch sehr um Geld, Annerkennung und lockende Nobelpreise. ES gibt auch eine Gier nach Ruhm.
    Physiker haben mit ihrer Forschung zur Entwicklung der Atombomben beigetragen. Damit wurden innerhalb von Stunden und Tagen hunderttausende Menschen allein in Japan vernichtet. Haben die Pysiker Reue gezeigt über ihre unglückseelige Forschung? Mit der Atomerergie haben sie selbst bei friedlicher Nutzung eine schwere Hypothek für künftige Generationen und Jahrtausende hinterlasen.

    Hätte die Kirche nur halb so viel geld für eine Kathedrale ausgegeben, so hätte man sie angesichts des Hungers in der Welt angespien. Das Geld für den LHC hätte man besser für die Hungernden und Unterdrückten ausgegeben

    Ich habe jedenfalls kein Vertrauen in diese Technologie und die verantwortlichen Personen. Wie sonst kann ein Vogel durch seine verlorene Nahrung schon einen
    Störfall hervorrufen?

  7. #7 YeRainbow
    Dezember 3, 2009

    Offensichtlich bist Du nicht besonders gut informiert. Der einzige an der Entwicklung beteiligte Physiker, der sich nicht öffentlich distanziert hatte, war Edward Teller. und der hat wohl persönliche Gründe gehabt.

    Die Entscheidung zum Abwurf kam auch aus anderer Richtung (denn der Krieg war auch für Japan deutlich verloren). Und die Entscheidung, diese Bomben über dichtbesiedeltem GEbiet zu nutzen, war auch keine Physiker-Entscheidung.
    Das nämlich zeigt, daß es um Terror ging, gegen die Zivilbevölkerung.

    Es ist wahr, es gibt Wissenschaftler, die nach Ruhm und Ehre gieren. Aber heutzutage gehen solche Leute dorthin, wo man richtig verdient.
    Und das ist in der Industrie, nicht in der Forschung.
    Die meisten Forscher am Cern sind auch nur Gäste, die kommen, machen ihre Experimente, und gehen wieder.
    Das Cern selbst ist im Grunde ein Dienstleister für andere Forscher, so siehts aus.

  8. #8 YeRainbow
    Dezember 3, 2009

    nebenbei – es ist NICHT Atomendergie! herrgottnochmal…. es ist Kernenergie.