… für das Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-Instituts sei hier einmal erlaubt. Warum: Weil vor 25 Jahren der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen noch zu Recht beklagt hat, dass es in Deutschland an aussagekräftigen Daten im Gesundheitswesen fehle, diese aber genauso wichtig seien wie die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
In der Tat war damals bei vielen Gesundheitsdaten absolut Fehlanzeige. Man wusste nicht, wie verbreitet Adipositas ist, wie viele Menschen an Depressionen leiden, wie viele einen Diabetes haben oder wie viele zu schwer heben und tragen müssen. Seitdem hat sich bei der Datenlage zur Gesundheit der Bevölkerung sehr viel getan. Einen erheblichen Anteil daran hat der Auf- und Ausbau des Gesundheitsmonitorings und der Gesundheitsberichterstattung am Robert Koch-Institut. Für die vom Robert Koch-Institut gemeinsam mit dem Statistischen Bundesamt betriebene Datenbank https://www.gbe-bund.de habe ich hier ja schon mehrfach etwas Werbung gemacht. Ein vergleichbares gesundheitsstatistisches Datenangebot gibt es sonst in Deutschland nicht noch einmal.
Vergangenen Donnertag hat das Robert Koch-Institut auf einer Tagung nun erste Ergebnisse der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS)” vorgestellt. Es waren wirklich erste Ergebnisse, keine Aufreger. Ein knappes Viertel der Erwachsenen ist adipös, gut 7 % haben einen diagnostizierten Diabetes mellitus, dazu kommen noch 1 % – 2 % mit einem unerkannten Diabetes, etwa 8 % leiden aktuell unter depressiven Symptomen und etwa die Hälfte der Untersuchten ist mindestens einmal pro Woche körperlich aktiv, was immer man davon auch zu halten hat. Viel mehr gibt es bisher auch auf der verlinkten Studienseite nicht. Aber da wird in der nächsten Zeit ordentlich nachgereicht. Das RKI hat für diese Studie über 7.000 Personen der Altersgruppe von 18 bis 79 Jahren einbezogen. Die Daten einer umfangreichen Befragung und einer ärztlichen Untersuchung samt Proben sind jetzt „im Kasten”. Zudem hat fast die Hälfte der Probanden bereits 1998 am Bundesgesundheitssurvey teilgenommen, so dass auch längsschnittliche Untersuchungen möglich werden. Das lässt bei den weiteren Auswertungen ganz interessante Befunde erwarten. Die nächste DEGS-Welle folgt dann in ein paar Jahren.
Die DEGS-Studie ist ein Baustein des Gesundheitsmonitorings am RKI. Ein zweiter Baustein ist die KIGGS-Studie, die Kinder und Jugendliche einschließt. Auch das ist im Prinzip eine Kombination aus Befragung und ärztlicher Untersuchung (die laufende Welle ist allerdings nur eine Befragung). Die erste KIGGS-Welle ist schon eine Weile her, die Ergebnisse wurden 2007 veröffentlicht, die Daten sind auch als public use file verfügbar. Die nächste Welle wird wieder Befragung und Untersuchung kombinieren. Der dritte Baustein ist eine jährliche Gesundheitsbefragung der Erwachsenen in Deutschland (GEDA), Daten aus mehreren Wellen liegen vor, teilweise unter www.gbe-bund.de abrufbar. Alle Daten des Gesundheitsmonitorings wiederum fließen ein in die Gesundheitsberichterstattung, die Daten für die Öffentlichkeit und die Politik aufbereitet. Bleibt nur zu hoffen, dass die Politik dieses Angebot wahrnimmt und etwas daraus macht. Bisher hat man nicht selten den Eindruck, dass die Politik auch mit dem Datenangebot von vor 25 Jahren gut auskäme, weil sie ohnehin nach ganz anderen Kriterien agiert. Der Hinweis des Sachverständigenrats, dass aussagekräftige Gesundheitsdaten so wichtig seien wie die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, hat sich in der Politik wohl noch nicht herumgesprochen, vielleicht, weil viele Politiker immer noch denken, dass die Banken und nicht die Menschen “systemrelevant” sind. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Ebenso wie die, dass manche ganz fundamentale Daten zur Gesundheit der Bevölkerung auch heute noch fehlen – dazu gibt es dann demnächst noch einen eigenen Blogbeitrag.
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