Sachlich-nüchterne Betrachtungen homizidaler Tendenzen und Handlungen sind ja eher die Domäne meines ScienceBlogs-Kollegen Cornelius Courts. Doch aus gegebenem Anlass (womit gemeint ist: weil ich es heute hier gelesen habe) will ich mich auch mal mit dem Thema befassen. Die Idee, mal ein globales Ranking der tödlichsten Ereignisse der Weltgeschichte zu erstellen und dies dann auch in Buchform zu publizieren, ist so makaber, dass es ein Wunder ist, dass sie bisher von niemandem umgesetzt wurde. Vielleicht ist es akademisch zu unappetitlich, oder methodisch zu vage – aber jedenfalls bleibt die Ehre, das erste umfassende Kompendium der Massenmorde und -Mörder in der menschlichen Geschichte verfasst zu haben, dem Archivar/Bibliothekar am Bundesgericht in Richmond (Virginia), Matthew White, überlassen. White ist zwar kein Akademiker, aber seine Sammlung von Gräueltaten hat akademische Ehren erreicht: Laut seinen Angaben (via New York Times, siehe oben) wurde seine Datensammlung in 377 veröffentlichten Büchern und 183 wissenschaftlichen Artikeln zitiert (durch Google Scholar finde ich auf Anhieb zwar nur 74, aber das mag auch daran liegen, dass ich zu enge Suchkriterien, wie beispielsweise die exakte Schreibweise seines Namens, vorgegeben habe). Derer werden es nun gewiss mehr werden: Sein mehr als 640 Seiten dickes Kompendium The Great Big Book of Horrible Things ist im amerikanischen W.W.Norton-Verlag erschienen (die britische Ausgabe trägt den Titel Atrocitology und wird von Canongate verlegt.

Die akademischen Weihen erhält The Great Big Book of Horrible Things durch den Harvard-Psychologen Steven Pinker, der das Vorwort zu Whites Buch geschrieben und sich für sein neuestes Buch Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit auf Whites Datensammlung gestützt hat. Pinker nennt Whites Sammlung, an der dieser seit zehn Jahren arbeitet, die “umfassendsten, unvoreingenommensten und statistisch detailliertesten Schätzungen, die es zum Blutzoll der schlimmsten geschichtlichen Katastrophen gibt”. In der Tat sind es aber nur sehr grobe Schätzungen: White beruft sich ausschließlich auf veröffentlichte Zahlen und Daten; seine Angaben errechnet er aus dem Mittelwert dieser – oft historisch umstrittenen – Angaben.

Einem Statistiker mag hierbei das Grausen kommen – und vielleicht ist es auch einer der Gründe, warum kein “echter” Akademiker sich an so etwas heran wagen würde. Die Methodik würde schon im Anfänger-Proseminar zerfetzt … Aber andererseits gab und gibt es wissenschaftliche Fragen, die durchaus berechtigt sind und auf die mit Hilfe von White, der sich selbst abwechselnd und ironisch mal als Atrozitologe, Nekrometiker oder Erfasser von Hämoklysmen (= griechisch für Blutvergießen) bezeichnet, wenigstens ansatzweise eine Antwort möglich wird: War das 20. Jahrhundert tatsächlich das blutigste der Menschheitsgeschichte? Wieviele Todesopfer forderte der Nationalismus, oder Religionen, oder er Kommunismus, oder der kapitalistische Imperialismus?

i-c0913fd9c904be842ec889da284066aa-500px-Pearl_Harbor_file2-thumb-300x241.jpg

Reden wir doch mal konkreter: Nach Whites Schätzung war der Zweite Weltkrieg in der Tat das tödlichste Ereignis der Menschheitsgeschichte – 66 Millionen Menschen kamen dabei (laut White) ums Leben, darunter 46 Millionen Zivilisten; hier sind der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg (der bereits 1937 begann und erst durch den Angriff Japans auf Pearl Harbor im Dezember 1941 Teil des Zweiten Weltkriegs wurde; Abb.), die stalinistischen “Säuberungen” , zumindest während der Dauer des Zweiten Weltkrieges, ebenso mit eingerechnet wie der Holocaust und die bengalische Hungersnot von 1934-44 (die darauf zurück geführt wird, dass die britischen Kolonialherren die Versorgung der Zivilbevölkerung zu Gunsten der Armee drastisch reduziert hatten). Doch relativ zur Gesamt-Weltbevölkerung waren andere Ereignisse drastischer:

i-ca4d0da1db9f15ac640a6bb987d402a6-Genghis_Khan-thumb-110x163.jpg

Der nach Whites Einstufung zweitplatzierte Dschingis Khan hat immerhin die Ausrottung von etwa 40 Millionen Menschen, das entspräche einem Zehntel der damaligen Weltbevölkerung zu verantworten (zum Vergleich: Der zweite Weltkrieg reduzierte nach Whites Zählung die Weltbevölkerung um etwa drei Prozent). Doch selbst Dschingis Khan verblasst noch gegen den General An Lushan (Rang 13), dessen Revolution in den Jahren 755 bis 763 unserer Zeitrechnung rund 36 Millionen Menschen das Leben kostete – Dreiviertel der chinesischen Gesamtbevölkerung und rund 17 Prozent der damaligen Menscheit.

i-e094ee906ce2e187fb78a37dca6482eb-De_Bry_1c-thumb-282x246.jpg

Die Frage, ob beispielsweise die 15 Millionen Todesopfer der Conquista Amerikas primär der Gier nach Reichtümern oder zumindest teilweise auch dem falsch verstandenen (?) Bekehrungseifer katholischer Kräfte zuzuschreiben ist, lässt sich anhand der White-Liste (in der allein die wirtschaftlichen Komponenten der Conquista aufgeführt werden) natürlich nicht entscheiden. Wie soll man die territorialpolitische Komponente der Konflikte zwischen Irland und England (die eigentlich seit Oliver Cromwells Zeiten bis heute ungebrochen anhalten und Menschenleben fordern) von der religiösen trennen? Darüber, ob der 30-jährige Krieg primär ein Kampf um Macht und Vormacht in Europa war oder ein Kampf zwischen Katholiken und Protestanten, lässt sich allein anhand von Opferzahlen keine Entscheidung finden. Und dies sind alles noch vergleichsweise gut dokumentierte und historisch erforschte Konflikte.

Der größte Mangel des Buches ist vermutlich auch seine Stärke: Gerade weil er sich um die Freiheiten der Methodik wenig Kopfzerbrechen macht – wobei White sich der Unzuverlässigkeit jeglicher Opferzahlen bewusst ist, ganz besonders aber bei Ereignissen die historisch weit zurück und räumlich weit entfernt liegen, wie etwa die blutige Episode der Xin-Dynastie kurz nach dem Beginn unserer Zeitrechnung, der er zehn Millionen Todesopfer zuschreibt – ist es überhaupt erst möglich, diese “Daten” unter einem Konzept zu erfassen. Oder, wie Carl-Friedrich von Weizsäcker mal gesagt haben soll (ich finde leider keine Quelle für das Zitat, auch keinen Hinweis mehr darauf, wo ich es gelesen hatte), “mit einem schmutzigen Lappen kann man einen schmutzigen Teller in schmutzigem Wasser erstaunlich sauber bekommen”.

Und selbst jemand, der die Daten anzweifelt, wird zugeben müssen, dass Whites Perspektive manchmal ziemlich erfrischend ist. Wer denkt schon daran, dass ausgerechnet in einer auf die männliche Linie beschränkten Erbmonarchie die Macht der (über die weibliche Seite angeheirateten) Schwiegerfamilie am größten ist, weil die Männer der eigenen Linie alle potenzielle Konkurrenten um die Erbfolge sind, die eigene Schwiegerfamilie jedoch bei einem Sturz des Monarchen jegliche Macht (und gelegentlich auch schon mal ihr Leben) zu verlieren hat – und daher dem Monarchen umso ergebener und förderlicher ist?

Und bei allem Respekt für die historische Forschung sollte man ruhig etwas Platz für die Ideen von Menschen wie White lassen (vor allem, wenn sie sich selbst nicht als Wissenschaftler ausgeben). Denn geschichtswissenschaftlich mag eine solche Karte – die hat nun nichts mehr mit dem Buch über die historischen Massenmörder zu tun, ist aber auf Whites Website zu finden – wie die nachstehende über die Balkanisierung Amerikas recht wertlos sein (weil sie die zugrunde gelegten Ereignisse nicht weiter kontextualisiert oder analysiert, sondern einfach mal einen veränderten Geschichtsverlauf zu Grunde legt, in dem jede spearatistische Bemühung erfolgreich war) – aber sie macht doch nachdenklich darüber, dass manchmal Kleinigkeiten große Wirkungen haben können:

i-52c6073b6147f75f975f84e0b4730ead-balkanus-thumb-550x359.gif

Abbildungen: Public domain via Wikimedia Commons (3)
Matthew White (1)

flattr this!

Kommentare (28)

  1. #1 MartinB
    10. November 2011

    Das Zitat mit dem schmutzigen Lappen ist meiner Erinnerung nach aus Heisenbergs “Der Teil und das Ganze”.

  2. #2 badhofer
    10. November 2011

    Die fähigsten Köpfe dieser Welt suchen als Wissenschaftler am Mars nach Wasser,
    während die größten Trotteln als Politiker die Geschehnisse auf der Welt lenken.

    Vielleicht sollte man die Politiker auf dem Mars schießen, um dort nach Wasser
    zu suchen und die Wissenschaftler die Geschicke dieser Welt in die Hand geben?

  3. #3 Karl Mistelberger
    10. November 2011
  4. #4 miesepeter3
    10. November 2011

    @badhofer

    “…und die Wissenschaftler die Geschicke dieser Welt in die Hand geben? ”

    Um Gottes Willen, das hieße ja vom Regen in die Traufe kommen.

  5. #5 Jaque de Roek
    10. November 2011

    @badhofer

    “…und die Wissenschaftler die Geschicke dieser Welt in die Hand geben? ”

    Du lässt doch auch nicht deinen Computer deine Frau vögeln.

  6. #6 Sven Türpe
    10. November 2011

    Vielleicht sollte man die Politiker auf dem Mars schießen, um dort nach Wasser
    zu suchen und die Wissenschaftler die Geschicke dieser Welt in die Hand geben?

    Nein, das würde zu einer Katastrophe führen. Politik darf man nicht mit Wissenschaft verwechseln, sie verfolgt andere Ziele unter anderen Randbedingungen und bedient sich deshalb anderer Methoden. Die Rechthaberei der Wissenschaftler und ihre Nerdkultur sind dort fehl am Platze, jedenfalls dann, wenn man demokratische Politik fordert: dann ist Repräsentation gefragt, und nichts ist die Randgruppe der Wissenschaftler weniger als repräsentativ für die Bevölkerung eines Landes. Was man unter andrem daran erkennt, dass Wissenschaftler auf dem Mars nach Wasser suchen, obwohl wir auf der Erde genug davon haben. Das ist schon sehr exzentrisch, gemessen an den Bedürfnissen der Bürger eines Landes.

    Ferner gibt es auch empirische Belege dafür, dass wissenschaftliche Ansätze keine gute Grundlage für eine erfolgreiche Politik sind. So hat sich etwa der Marxismus-Leninismus am Versuch verhoben, die Politik duch eine Staatsorganisation auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Weltbildes zu ersetzen. Das Ergebnis ist bekannt: die rhetorische Selbstimmunisierung mit dem Wissenschaftsjoker führte im Ergebnis lediglich zur Erstarrung und damit zum scheitern der darauf gestützten sozialisitischen Staaten. Weil sie sich, ganz wissenschaftlich, im Recht wähnten, waren sie nicht mehr in der Lage, gesellschaftliche Entwicklungen aufzunehmen und darauf zu reagieren. Das aber gehört zum Kern politischer Arbeit.

  7. #7 Wb
    10. November 2011

    @Martin Bäker

    Niels Bohr, Carl Friedrich von Weizsäcker und einige weitere Physiker wurden von Werner Heisenberg zum Skilaufen eingeladen. Sie wohnen in einer kleinen Almhütte und müssen sich um das Abendessen selber kümmern. Bohr bekommt die Aufgabe, den Abwasch zu übernehmen. Er zieht sich brav in die Küche zurück, klappert kräftig mit dem Geschirr – und stößt plötzlich einen Schrei aus. Aufgeregt rennt er zu den anderen, und während er seine Riesenhand gegen die breite Stirn klatscht, erklärt er den verblüfften Wissenschaftlern, dass er endlich herausgefunden hat, warum ihr Vorgehen überhaupt erfolgreich sein kann:“Wissenschaft ist wie Spülen“, erläutert Bohr, „beim Geschirrwaschen tauchen wir dreckige Teller in eine dreckige Brühe und reiben sie mit einem dreckigen Lappen ab. Und dabei werden sie sauber. In der Wissenschaft verwenden wir unklare Begriffe, die wir in unklaren Experimenten erproben, deren Ergebnisse wir in einer Sprache mit einem unklaren Anwendungsbereich mitteilen. Und doch gelingt es uns dabei, unsere Einsicht zu verbessern.“
    Böse Zungen behaupten, Bohr hätte diese Geschichte später um den Zusatz ergänzt, dass alle drei genannten Sphären zusammenfinden müssen, damit man etwas versteht. Wenn eine ausfällt, wie in der Philosophie, die meint, auf Empirie verzichten zu können, wenn also nur schmutzige Teller mit schmutzigen Lappen abgerieben werden, dann kommt kein Fortschritt im Verstehen zustande.
    Aus: Ernst Peter Fischer, Schrödingers Katze auf dem Mandelbrotbaum

    Die Weizes waren immer mit Vorsicht zu geniessen…

    HTH
    Wb

  8. #8 Wb
    10. November 2011

    Die fähigsten Köpfe dieser Welt suchen als Wissenschaftler am Mars nach Wasser,
    während die größten Trotteln als Politiker die Geschehnisse auf der Welt lenken.

    Die “fähigsten Köpfe” sind in der Wirtschaft unterwegs – sofern man sie lässt. Übrigens der entscheidende Grund, warum es mit dem Sozialismus nicht so recht klappt…

    Ansonsten ist Kollege Türpe natürlich, wieder einmal, zuzustimmen; so hohl wie sie wirken sind Politiker und wirtschaftlich gebundene Kräfte meist nicht – verglichen mit Wissenschaftlern wie diesen [1] beispielsweise.

    MFG
    Wb

    [1] wobei natürlich Vertreter der Humanities * streng genommen nicht als Wissenschaftler zählen, fürwahr!
    * entschärfend: es gibt viele positive Ausnahmen: Der Mitlesende oder sonstwie Präsente muss oder darf sich hier zu diesen Ausnahmen zählen, sofern im gemeinten Sinne fröhlich unterwegs…

  9. #9 Georg Hoffmann
    10. November 2011

    Sehr schoen. Eine Besprechnung Pinkers Buch “The better nature of our angels” ist in Vorbereitung.
    Er berichtet etwa, dass pathologische Untersuchungen von vorgeschichtlichen Menschen auf eine Totungsrate von ca 15% schliessen lassen, waehrend das 20ten Jhd gerade mal mit 1% daherkommt. Verblueffend, was der edle Wilde mit viel Handarbeit so hinbekommen hat. Wer glaubt, dass Autofahrer im Stau leicht durchdrehen (stimmt ja wohl auch), der soll sich mal diese Menschen der Stein und Bronzezeit vorstellen. Hochgefaehrliche Choleriker die jeden Moment wg einer Nichtigkeit den Knueppel rausgeholt haben.

  10. #10 Wb
    10. November 2011

    Verblueffend, was der edle Wilde mit viel Handarbeit so hinbekommen hat.

    Früher wurde wohl deutlich mehr geholzt und Vaterschaften stark an den Status gebunden, was u.a. erklärt, warum viele Menschen von ein und der selben Person abzustammen scheinen oder abstammen. – Weniger geholzt wird erst seit einigen Jahrtausenden und speziell seit einigen Jahrhunderten. Man kann die Pinkersche Sicht als bekannt voraussetzen, auch wenn politisch natürlich wenig korrekt. – Es wird also tatsächlich abnehmend geholzt und Vaterschaften werden homogener verteilt. Sie wissen vielleicht wovon Sie abstammen…

    MFG
    Dr. Webbaer

  11. #11 Andrea N.D.
    10. November 2011

    Musste auch sofort an S. Pinker denken. Gebührt White wirklich die “Ehre” des Ersten?

  12. #12 Andrea N.D.
    10. November 2011

    @webbie:
    Tja, im Gegensatz zu Dir weiß ich jedenfalls, von wem meine Kinder abstammen.

  13. #13 Georg Hoffmann
    10. November 2011

    @Andrea
    “Tja, im Gegensatz zu Dir weiß ich jedenfalls, von wem meine Kinder abstammen.”

    im Gegensatz zu allen hier, bist du aber auch die EInzige, die das interessieren koennte.

  14. #14 Jürgen Schönstein
    10. November 2011

    @Andrea N.D.

    Musste auch sofort an S. Pinker denken. Gebührt White wirklich die “Ehre” des Ersten?

    Verstehe ich jetzt ncht, worauf diese Frage abstellt. Pinkers Buch ist zwar einen Monat vor Whites “Great Big Book” erschienen – aber, wie er (Pinker) schon im oben zitierten Vorwort zu Whites Buch schreibt, unter anderem auf Datenmaterial gestützt, das White über zehn Jahre hinweg gesammelt hatte.

  15. #15 Made
    10. November 2011

    Der größte Mangel des Buches ist vermutlich auch seine Stärke: Gerade weil er sich um die Freiheiten der Methodik wenig Kopfzerbrechen macht – wobei White sich der Unzuverlässigkeit jeglicher Opferzahlen, ganz besonders aber bei Ereignissen die historisch weit zurück und räumlich weit entfernt liegen, wie etwa die blutige Episode der Xin-Dynastie kurz nach dem Beginn unserer Zeitrechnung, der er zehn Millionen Todesopfer zuschreibt – ist es überhaupt erst möglich, diese “Daten” unter einem Konzept zu erfassen.

    Da fehlt ein Teil, denke ich:

    Gerade weil er sich um die Freiheiten der Methodik wenig Kopfzerbrechen macht – (wobei White sich der Unzuverlässigkeit jeglicher Opferzahlen, (ganz besonders aber bei Ereignissen die historisch weit zurück und räumlich weit entfernt liegen, (wie etwa die blutige Episode der Xin-Dynastie kurz nach dem Beginn unserer Zeitrechnung, der er zehn Millionen Todesopfer zuschreibt) [bewusst ist?] )– ist es überhaupt erst möglich, diese “Daten” unter einem Konzept zu erfassen.)

    Die Klammern sollen hier die Satzteile wie eine Formel trennen. Die zweite Klammer wurde hier quasi nicht geschlossen.

  16. #16 Andrea N.D.
    10. November 2011

    @Jürgen:
    Danke, das hatte ich falsch verstanden.

    @Georg Hoffmann:
    Sicher, wenn Du es genau auf ein Individuum beziehst. Mir schien bei webbie jedoch eine gewisse männliche Urangst durch und die mag auch durchaus relevant für Jürgens Artikel sein.
    Wenn ich solche Dinge lese
    https://www.handelsblatt.com/technologie/forschung-medizin/forschung-innovation/kuckuckskinder-haeufiger-als-gedacht/3340380.html
    frage ich mich schon, wie hier evolutionsbiologische “Fehlinvestition” definiert wird und warum es so definiert wird/wurde.

  17. #17 morlock
    10. November 2011

    @Badhofer

    “Die fähigsten Köpfe dieser Welt suchen als Wissenschaftler am Mars nach Wasser,
    während …”

    Früher haben die fähigsten Köpfe dieser Welt nach Gott oder dem Sinn unserer Existenz gesucht, heute suchen sie nach Wasser auf dem Mars…

  18. #18 roel
    10. November 2011

    @Andrea N.D. Können Sie bitte die “gewisse männliche Urangst” definieren und deren mögliche Relevanz für Jürgens Artikel aufzeigen.

  19. #19 Jürgen Schönstein
    10. November 2011

    @Made
    Danke fuer den Hinweis. Ich hab’s im Text korrigiert.

  20. #20 BreitSide
    10. November 2011

    Sehr interessant das alles.

    Der Kontrast unserer Hochzivilisation zu den Urgesellschaften lässt mich an manche Dorfszene denken, bei der viel schneller mal die Hand “ausrutscht”.

    Ein Grund der wachsenden Friedfertigkeit ist mE, dass wir, je mehr wir besitzen – und also verlieren können -, desto mehr haben wir Angst, es eben zu verlieren. Und diese Angst mindert den “Mut”, aggressiver zu werden.

    Martin Walser hatte mal gemeint, wir wären nicht friedfertiger geworden, sondern nur müde. Ich denke, das hat er unter dem Eindruck von WW2 geschrieben. Heute sind wir nicht mehr müde vom Kriege führen, sondern satt und darauf bedacht, unsere Privilegien nicht zu verlieren.

  21. #21 SethSteiner
    10. November 2011

    Ich widerspreche der meinung, Politik müsse zwangsweise repräsentieren. Ich denke es gibt mehr als genug Momente in denen sie sich genau dem entgegenstellen sollte. Unter wissenschaftlichen Bedingungen jedenfalls hätte es nie eine Grundlage für den Jugendmedienschutz gegeben.

    Ansonsten sehr schöner Blogartikel, echt interessant und die alternative Amerikazeitlinie gefiel mir besonders gut.^^

  22. #22 Stefan W.
    11. November 2011

    Ich glaube gar nicht, dass sich von der Mentalität, dem Hormongefüge, der Aggressivität in den letzten 10 000 Jahren viel getan hat. So schnell schaltet die Evolution doch nicht.

    Author Profile Page Georg Hoffmann· 10.11.11 · 11:19 Uhr
    Er berichtet etwa, dass pathologische Untersuchungen von vorgeschichtlichen Menschen auf eine Totungsrate von ca 15% schliessen lassen, waehrend das 20ten Jhd gerade mal mit 1% daherkommt.

    Tötungsrate von 15% heißt, das 15% der Bevölkerung durch Mord und Totschlag, inkl. Krieg starben?
    Aber heißt das, dass sich 85% versammelt haben, und gemeinsam 15% lynchten, oder dass den 15% Opfern etwa 15% Täter gegenüberstanden, oder dass vielleicht 3 Täter je 20 Opfer fanden?

    Wenn man von 15% Tätern zu 15% Opfern ausgeht, dann verteilt sich das aber doch ganz enorm, auch über eine Lebenserwartung von nur 30 Jahren.

    Bei einem Dorf mit 100 Einwohnern wären das alle 2 Jahre ein gewaltsamer Tod – also für heißblütige Keulenträger besser, wenn sie ihren Queue in den Billardsalon getragen haben.

    Man kann sich leicht vorstellen, dass eine zu aggressive Rasse (ich darf hier Rasse sagen?) sich selbst längst ausgerottet hätte, denn mit 9 Monaten Schwangerschaft, und mindestens 14 Jahren bis zur Reproduktionsfähigkeit sind da gewisse untere Grenzen eingezogen – wir sind halt keine Fruchtfliegen.

    Wenn man außerdem bedenkt, wie schlecht die Heilungschancen früher waren bei Wundinfektionen usw. dann kann man sich ausmalen, dass früher ein besonnenes, friedliches Wesen, oder zumindest ein Wissen, wann Schluss sein muss, für Gemeinschaften essentiell war.

  23. #23 Georg Hoffmann
    11. November 2011

    @StefanW`
    “Aber heißt das, dass sich 85% versammelt haben, und gemeinsam 15% lynchten, oder dass den 15% Opfern etwa 15% Täter gegenüberstanden, oder dass vielleicht 3 Täter je 20 Opfer fanden? ”
    Na, wir sprechen ja hier von Skelettanalysen mit Hilfe typischer Mittel der Pathologie. Die Knochen sind ein paar tausend Jahre alt. Da kann man natuerlich schwer was ueber den Zusammenhang sagen. 15% der Koerper hat Spuren am Skelett die auf eine, wie wuerde Derrick sagen, nicht natuerliche Todesursache schliessen lassen. Kratzer von Speerspitzen, kaputtgeschlagener Schaedel, all das halt.

  24. #24 Sven Türpe
    11. November 2011

    Ich widerspreche der meinung, Politik müsse zwangsweise repräsentieren. Ich denke es gibt mehr als genug Momente in denen sie sich genau dem entgegenstellen sollte. Unter wissenschaftlichen Bedingungen jedenfalls hätte es nie eine Grundlage für den Jugendmedienschutz gegeben.

    Repräsentation muss keine exakte Abbildung sein. Repräsentation bedeutet lediglich, dass die relevanten Strömungen und Ansichten vertreten sind. Die politische Auseinandersetzung zwischen ihren Vertretern kann jedoch immer noch zu einem anderen Ergebnis führen als eine Auseinandersetzung der Vertretenen. Auch unterschiedliche Gewichtungen sind möglich.

  25. #25 miesepeter3
    11. November 2011

    Wenn man früher sein Besitz oder seine Macht mehren wollte, rüstete man ein Heer aus und überfiel irgend jemanden. Das kostete einige Leben, aber der Gewinn war oft recht ordenlich, so dass sich die Sache meist lohnte.
    Heutzutage ist das meist viel weniger blutig, statt Schwert und Schild und Nachbar überfallen nimmt man sein Scheckbuch und geht einkaufen. In den gekauften Unternehmungen achtet man darauf, dass die Synergieeffekte sich auch wirklich auswirken und läßt ein paar Leute über die Klinge springen. Natürlich nur bildlich gesprochen, sie bleiben immerhin am Leben. Das ist doch schon ein deutlicher Vorteil zu früher.
    Ach ja, der Gewinn ist immer noch recht ordentlich.

  26. #26 Wb
    11. November 2011

    @miese

    Heutzutage ist das meist viel weniger blutig, statt Schwert und Schild und Nachbar überfallen nimmt man sein Scheckbuch und geht einkaufen.

    Schöner und angemessener Vergleich, lernt man so zu vergleichen bei den Gewerkschaften?

  27. #27 michael
    12. November 2011

    > Schöner und angemessener Vergleich, lernt man so ..

    Gesunde Beobachtungsgabe reicht. Herr WB haben doch kein virtuelles Blut an den Tatzen, oder?

  28. #28 miesepeter3
    12. November 2011

    @Wb

    “…lernt man so zu vergleichen bei den Gewerkschaften?”

    Wie kommt man, pardon bär, hier auf Gewerkschaft?