Knowing what I know now, I could never write that book today. Sharks don’t target human beings, and they certainly don’t hold grudges.

Peter Benchley (†2006), Autor des Bestsellers “Jaws” (“Der Weisse Hai”)

Die reuevolle Einsicht, dass das Buch und der Film “Der Weiße Hai” mit dafür verantwortlich waren, dass Haie als gnadenlose Menschenkiller betrachtet und entsprechend schonungslos gejagt werden, hatte den Bestsellerautor Peter Benchley motiviert, sich für den Schutz der Haie stark zu machen: Von den rund 400 Haiarten sind immerhin 100 akut bedroht. Und ganz im Gegensatz zu ihrem Ruf sind Haie eben nicht die kaltblütigen Killermaschinen: Die Zahl der unprovozierten Angriffe von Haien auf Menschen liegt bei weit unter 100 (im Jahr 2010 waren es laut dieser Statistik 79); die durchschnittliche jährliche Zahl der Todesopfer durch Haiangriffe im vergangenen Jahrzehnt liegt weltweit bei 4,3. Im Vergleich dazu: Allein in Deutschland sterben jährlich 23 Menschen durch Pferde (= bei Reitunfällen).

Letztere Vergleichszahl habe ich in einer Pressemitteilung des Universum-Filmverleihs gefunden, die ansonsten wenig Positives für das Image der Haie befürchten lässt: Am 1. Dezember wird in Deutschland der Horrorfilm “Shark Night 3D – Das Grauen lauert in der Tiefe” anlaufen.

i-723310aec0e62200a420f48168dff9b1-500px-White_shark.jpg

Und darin sind die Haie – namentlich Hammerhaie, Tigerhaie und Weiße Haie, mal wieder die mörderischen Beißmaschinen. Okay, meine einzigen Begegnungen mit Haien beschränken sich auf einen völlig verschüchterten Ammenhai, der sich vor uns Schnorcheltouristen unter einem Korallenfelsen vor Cozumel versteckt hatte, und auf ein paar Katzenhaie in diversen Streichelbecken. Aber ich habe gewiss genug Zeit am und im Meer verbracht um zu wissen, dass Haie vermutlich die geringste Gefahr sind, die auf Schwimmer lauern (Quallen sind da erheblich gefährlicher). Und angesichts von 100 Millionen Haien, die alljährlich von Menschen getötet werden, sei es für Haifischflossensuppe oder auch nur zum Spaß, ist schlechte PR das letzte, was diese seit mehr als 420 Millionen Jahren in unseren Meeren schwimmenden Jäger heute brauchen.

Aber mir ist auch klar, dass Shark Night nur ein Film ist. Und ebenso wenig wie Hitchcocks Die Vögel dazu beigetragen haben, dass Stare oder Krähen plötzlich als blutrünstige Killer verfemt und zu Ausrotten freigegeben wurden, und ebenso wenig wie Stephen Kings Cujo dem Image von Bernhardinern nachhaltig geschadet hat oder The Shining alle schreibblockierten Schriftsteller auf ewig als Monster stigmatisieren konnte – ebenso wenig wird dieser Film (der voraussichtlich weitaus weniger Wellen schlagen wird als Stephen Spielbergs Weißer Hai) eine nennenswerte Mitverantwortung für das massenhafte Töten der Haie übernehmen müssen. Aber dennoch war es mir wichtig, noch einmal zu betonen: Haie sind keine Menschenfresser – aber Menschen sind unersättliche Haifresser.

Foto: Terry Goss (GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC-BY-2.5 ), via Wikimedia Commons

flattr this!

Kommentare (10)

  1. #1 rolak
    28. Oktober 2011

    unersättliche Haifresser

    Ich sag nur Schillerlocken…

    Pferde? 23? Da halten ja schon Bienen Bienen+Wespen in manchen Jahren locker mit. Das gefährlichste Tier hierzulande ist eindeutig bekannt. Auch letztes Jahr wieder mehr als 2.000 tödliche Angriffe.

  2. #2 Slammer
    28. Oktober 2011

    @rolak:

    Das gefährlichste Tier hierzulande ist eindeutig bekannt. Auch letztes Jahr wieder mehr als 2.000 tödliche Angriffe.

    Ja. Aber aus irgend einem Grunde wird man schief angeschaut, wenn man zugibt, sich nachts allein im Wald bedeutend sicherer zu fühlen als zur gleichen Zeit im Zentrum einer beliebigen Großstadt…

    Wobei es mich aber wirklich interessieren würde, welche Tierart in Mitteleuropa für die meisten Todesfälle verantwortlich ist. So aus dem Bauch heraus würde ich entweder auf Heim-/Haustiere (wie zB die oben genannten Pferde) oder aber auf Insekten (indirekt als Krankheitsüberträger oder Auslöser eines anaphylaktischen Schocks) tippen.

  3. #3 Wolf
    28. Oktober 2011

    Ha, rolak, glaubst wohl ich mach die Seite vom BKA auf und lade mir den Bundestrojaner runter, was? Aber neee, ist nicht :-P. ;-)))

    Aber Recht hast du.

  4. #4 s.s.t.
    29. Oktober 2011

    Erinnert ein wenig an die Diskussion über Wölfe, spez. in Dt., die gerade bei SpOn läuft/lief. Dort wurde u.a. Rotkäppchen angeführt und ein Forist brachte einen Link, in dem die weltweiten + geschichtlichen Wolfsattacken penibel aufgelistet sind, als Beleg für die Gefährlichkeit von Wölfen. Dummerweise hatte er das Resümee ignoriert, in dem sinngemäß stand, dass das Risiko von Wolfsattacken zwar nicht Null ist, aber so gering ist, das es statistisch praktisch nicht erfasst werden kann.

    Aus dem Bauch heraus würde ich Hunde als bedrohlichste Tierart ansehen, wobei zahlreiche Angriffe natürlich nicht tödlich verlaufen, in Konkurrenz mit Zecken und Verwandten (Bakterien, Pilze, Viren zählen ja nicht zu den Tieren). Sicherlich findet man auch ein Statistik dazu, ist mir aber zu unwichtig danach zu suchen.

    Die gefühlte Gefährdung hat sich immer schon von der tatsächlichen unterschieden. In den 90igern (?) gab es mal im Spektrum der Wissenschaften einen Artikel über die gefühlte Gefährdung und die Einschätzung der Versicherungen dazu (Chance zu sterben 1 zu 1 Mio: z.B. Transatlantikflug = Tod durch kosmische Höhenstrahlung oder 5 Min. (o.ä.) 60 Jahre alt sein = natürliche Sterblichkeit).

    Nachts in einem Wald ist man sehr sicher, weil sich dort niemand herumtreibt. Und weil dort niemand ist, sucht auch dort ein Täter keine Opfer, es sei denn, es handelt sich um ein Wildschwein, was ebenefalls ein nicht zu unterschätzender Gefährder ist.

    Dazu noch ein alter Witz: Ein Mann geht mit einem kleinen Mädchen nachts in den stockdunklen Wald. Mädchen: “Hier krieg ich aber richtig Angst!” Mann: “Was soll ich dann erst sagen, ich muss den ganzen Weg allein zurück gehen.”

  5. #5 rolak
    29. Oktober 2011

    Aber nicht doch, lupus homini, wenn ich jemanden infizieren möchte, dann mit Fröhlichkeit. Und das ist beim Thema B-TR eindeutig nicht möglich.

    Tja Slammer, auf die Gefahr hin, unangenehm zu überraschen: Menschen sind Tiere. Und die erwähnten 2K+ in D sind nur die offiziellen direkten Fälle, nicht enthaltend Unachtsamkeit (z.B. Fehlmedikamentierung) oder sozial akzeptierte Kollateralschäden (z.B. Verkehrstote).

    Ja, die empfundene Lageeinschätzung kann schon ziemlich irreführen, s.s.t. wie z.B. die Anthropomorphisierung der nicht vorhandenen delphinischen Mimik zu ‘freundlich’.
    Oder wie letztens in einem nun wirklich nicht Wald zu nennenden großstädtischen Grünflächelchen, als in bewölkter Neumondnacht nach drei Schritten zuviel auf einmal gar keine Beleuchtung mehr vorhanden war. Da konnte ich zuschauen, wie die Panik versuchte emporzukochen. Schwere Zeiten für die Ratio 😉

  6. #6 Wolf
    29. Oktober 2011

    Da frag ich mich doch schon wieder, ob ich der Einzige bin, der im Zeltlager war und Nachtwanderungen gemacht hat. Oder der beim Bund war, und, nun ja, Nachtwanderungen gemacht hat. 🙂

    lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.
    https://www.stern.de/panorama/maedchen-in-china-ueberfahren-aerzte-koennen-die-kleine-yue-yue-nicht-retten-1741421.html

  7. #7 s.s.t.
    29. Oktober 2011

    @rolak

    Apropos, wäre nicht mal ein Artikel über die angebliche Heilwirkung der teuern Delfin-Theraphie interessant?

  8. #8 rolak
    29. Oktober 2011

    Vor dem ‘oder’ mit Sicherheit nicht, zu dem danach kann ich nichts sagen, Wolf.

    Da besonders lichtempfindlich, habe ich üblicherweise wesentlich später Orientierungs-Probleme als Mitspazierer, was auch mal zu einem ‘geh voran, wir folgen, aber bitte nicht dieselbe Kneipe wie letztes Mal’ führen kann. Doch in der beschriebenen Situation war schlicht kein Licht mehr vorhanden, keine Leuchte, kein Feuerzeug, kein Streichholz und auch sonst nichts. scary. Aber es hat etwas…

  9. #9 Wb
    29. Oktober 2011

    Die Zahl der unprovozierten Angriffe von Haien auf Menschen liegt bei weit unter 100 (im Jahr 2010 waren es laut dieser Statistik 79); die durchschnittliche jährliche Zahl der Todesopfer durch Haiangriffe im vergangenen Jahrzehnt liegt weltweit bei 4,3. Im Vergleich dazu: Allein in Deutschland sterben jährlich 23 Menschen durch Pferde (= bei Reitunfällen).

    Wir müssen hier unterscheiden zwischen “Kulturunfällen” und dem Abbiss durch Terror. – Das ist überhaupt auch der Grund, warum man Minder- und Minusleistungen jener Kräfte [1] überhaupt anmängelt. “Kulturunfälle” sind Leben, anderes Sterben.

    HTH
    Wb

    [1] “Bärtige” bspw., können aber auch Linksextremisten sein; in den Dreissigern mängelte man auch die anderen an…

  10. #10 Slammer
    29. Oktober 2011

    @rolak:

    Doch in der beschriebenen Situation war schlicht kein Licht mehr vorhanden, keine Leuchte, kein Feuerzeug, kein Streichholz und auch sonst nichts. scary. Aber es hat etwas…

    Kommt mir irgendwo her bekannt vor 😉 Bzw erinnert es mich an eine Wanderung im Elbsandsteingebirge. Das Ganze war eigentlich nur als schnelle Feierabendtour abseits der “Touristenboulevards” geplant, aber wie das Leben so spielt: bissel mit der Zeit verschätzt, Dämmerung – und dann zog schlagartig ein Gewitter auf. Finster wie im A***, kein Stern, nix. Sicht gleich Null, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Dafür Regen. Und natürlich hatte (“wegen den paar Metern”) niemand eine Taschenlampe dabei. Andererseits ist die Landschaft nicht gerade blindfluggeeignet. Na ja, als zweckmäßigster modus openandi kristallisierte sich dann “Auf den nächsten Blitz warten – schnell die Umgebung einprägen – ein paar Schritte weiter.” heraus… Im Nachhinein war es eine lehrsame Erfahrung – aber eine Wiederholung muß nicht wirklich sein.

    @s.s.t.:

    es sei denn, es handelt sich um ein Wildschwein, was ebenefalls ein nicht zu unterschätzender Gefährder ist.

    Jepp – zumindest wenn man das Pech hat, einer Bache in den Wurfkessel zu stolpern (wobei “Mama Schwein” im Normalfall glücklicherweise weniger auf ein Blutbad aus ist als darauf, den Eindringling aus der unmittelbaren Nähe ihres Nachwuchses zu befördern). Und spätestens bei in die Enge getriebenem und/oder verletztes Schwarzwild ist unabhängig vom Geschlecht “schluß mit Lustig”. Es ist zB definitiv eine darwinawardtaugliche Idee, aus dem Auto auszusteigen, nachdem man ein Wildschwein angefahren hat, so lange man keine Gewißheit hat, daß das Tier entweder schon weit weg oder aber zu seinen Ahnen versammelt ist…