Ist eigentlich eher ein Lesetipp, denn andernfalls müsste ich hier den ganzen Artikel Digital Keys for Unlocking the Humanities’ Riches darüber (aus der New York Times vom Mittwoch) nacherzählen. Es geht darin um quantitative Methoden in der kulturgeschichtlichen Forschung – und die reichen von digitalen Karten der Schlachtfelder im amerikanischen Bürgerkrieg (um die Bedeutung des Terrains über Sieg und Niederlage herauszufinden) bis hin zu kartografischen Analysen der Ausbreitung von Ideen der Aufklärung. Letztere hatte Dan Edelstein, Professor für Französisch an der Stanford-University, entwickelt – dazu mehr hier und im folgenden Video:


Die Frage ist natürlich “Where’s the beef?” (etwa: Und was bringt das jetzt?) – und sie wird hier von Tom Scheinfeldt, dem geschäftsführenden Direktor des Center for History and New Media (George Mason University) gestellt – und beantwortet:

Eventually digital humanities must make arguments. It has to answer questions. But yet? Like 18th century natural philosophers confronted with a deluge of strange new tools like microscopes, air pumps, and electrical machines, maybe we need time to articulate our digital apparatus, to produce new phenomena that we can neither anticipate nor explain immediately. At the very least, we need to make room for both kinds of digital humanities, the kind that seeks to make arguments and answer questions now and the kind that builds tools and resources with questions in mind, but only in the back of its mind and only for later. We need time to experiment and even (…) time to play.

Mag ja sein, dass wir durch solche Methoden nicht wirklich etwas Neues über die Geschichte der Ideen erfahren; Edelsteins kartografische Verbreitungs-Charts von Ideen der Aufklärung beruhen ja nur auf dem, was man schon kannte (in diesem Fall beispielsweise die Korrespondenzen von Voltaire oder Locke), aber sie zeigt eben auch – und das ist für einen Geografen wie mich natürlich besonders befriedigend – mit einem kurzen Blick höchst anschaulich, welche Netzwerke an Ideen bestanden, und wie sie miteinander verknüpft (oder auch, wie im Falle von Voltaire und Locke, kaum überlagernd) waren. Aus der Lektüre alleine wäre dies nie so deutlich hervor gegangen.

Digitale Kulturgeschichte wird, wenn ich hier mal eine Vermutung äußern darf, die bisherige, an Ideen und Ideologien verankerte Kulturgeschichte nicht ersetzen. Aber sie wird im Idelafall um ein paar Facetten anschaulicher. Um den Wert dieser neuen Facetten werden sich die Kulturhistoriker aber sicher erst mal lange und ausgiebig streiten, schätze nicht

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Kommentare (1)

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    18. November 2010