Der Streit um genmanipulierte Lebensmittel – namentlich das als Roundup Ready vermarktete Saatgut-Sorten des Konzerns Monsanto, das gegen das Unkrautvernichtungsmittel Roundup (ebenfalls aus dem Haus Monsanto) resistent ist – verlagert sich vermutlich bald auf eine neue Ebene: Wie das Wall Street Journal in seiner Freitagausgabe berichtete (hier leider nur ein Link zum Artikelanfang – die volle Länge gibt’s nur für Abonnenten), sind im so genannten “Farm Belt” (namentlich: Iowa, Kansas, Minnesota, Nebraska, North Dakota und South Dakota) der USA inzwischen so viele “Unkräuter” (ein Un-Wort, zumindest aus botanischer Sicht) gegen das Herbizid resistent geworden, dass die Bauern wieder massiv auf die alten Unkrautvernichter zurück greifen. Und nun müssen, wie bei einem Rüstungswettlauf, die Biotech-Konzerne daran arbeiten, neue Saatgutsorten zu gen-erieren, die gegen diese alten Chemiekeulen resistent sind.

Zur Herbizid-Resistenz gibt es auch ein Paper von der Weed Science Society of America. Aber leider macht meine Netzverbindung jetzt aus unbekannten Grund dauernd schlapp, drum muss ich’s bei diesem knappen Hinweis belassen.

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Kommentare (3)

  1. #1 danker
    5. Juni 2010

    “Unkräuter” nennt man politisch korrekt “Beikräuter”, hat mir wenigstens mal ein bekannter Landwirt eingetrichtert. 😉
    Die Sache mit der Resistenzen hat irgendwie ein paar ungewollt komische Aspekte, oder besser gesagt seine ironischen Seiten.

  2. #2 Hans Brandl
    5. Juni 2010

    Für Pflanzenschutzmittelchemiker ist Resistenzentwicklung ein alter Hut. Die tritt immer dann auf, wenn man sich zu sehr auf ein Mittel verlässt. Nicht umsonst praktizieren wir in Deutschland integrierten Pflanzenbau, der neben einer Kombination verschiedener Spritzmittel auch viele andere Techniken anwendet, um a) Unkraut zu bekämpfen und b) Resistenzentwicklungen zu verzögern.
    Die beobachteten Glyphosat (Handelsname:Roundup)-Resistenzen sind beileibe keine “Superunkräuter” und es sind vor allem nach über 30-jährigem Gebrauch des Herbizids außerordentlich wenige. Bei anderen Wirkstoffen gibt es gut sechsmal so viele – ganz ohne Gentechnik. Glyphosat liegt erst an siebter Stelle.
    In Australien traten Glyphosat-Resistenzen bereits auf als es entsprechende genveränderte Pflanzen noch gar nicht gab.
    Übrigens, es gibt auch noch Pflanzen mit Herbizidtoleranz , die konventionell gezüchtet wurden und es gibt auch andere Breitband-Herbizide und dazugehörige tolerante Pflanzen , zb. der Wirkstoff Glufosinat von Bayer, die dann helfen wenn Glyphosat-Resistenz wirklich ein Problem wird.
    Da muß der Farmer unter Umständen auf andere Herbizide ausweichen. Was vorgekommen sein mag, ist Folgendes: Daß die Anwender – mit oder ohne Empfehlung des Herbizid-Herstellers – mit möglichst niedrigen Dosierungen gearbeitet und damit in wenigen Jahren die besonders empfindliche Arten zurückgedrängt haben. Damit war dann Platz für weniger empfindliche Arten, die natürlich höhere Dosierungen benötigten. Das hat es aber bei anderen Herbizid-Systemen schon vor Jahrzehnten gegeben, ist also nichts prinzipiell Neues und hat mit Gentechnik schon gar nichts zu tun.
    Eines verwundert aber, dass nach Ablauf des Patentschutzes ein offensichtlich bewährtes Herbizid ins Gerede kommt. Wer hat daran ein Interesse?

  3. #3 Hans Brandl
    5. Juni 2010

    Übrigens, noch etwas Grundsätzliches zu diesem Text:
    Die deutsche Übersetzung von Genetically Modified Organisms (GMO) lautet genveränderte Organismen (gv-). Soviel Zeit muss sein, auch wenn amerikanische Begriffe wie z.B. Pestizid wesentlich spektakuläre klingen , mehr Phantasie entwickeln und damit Journalistenfreundlich sind.
    Und Gentechnik hilft nicht gegen Bei-Kräuter, sondern gibt dem Wunschorganismus einen Vorteil gegen die Konkurrenz der Un-/Beikräuter. Gegen Beikräuter setzt man nach wie vor Herbizide ein oder jätet mühselig von Hand (das durfte ich in meiner Jugend noch in den Ferien tun), Gentechnik hin oder her.