Auf dem Titel der aktuellen Ausgabe des US-Magazins “Wired” prangt eine Todesmeldung, die über die Jahrzehnte und Jahrhunderte immer wieder mal zu hören ist: “The End of Science” – das Ende der Wissenschaft ist da! (Das Edward-Teller-Zitat im Motto dieses Blogs war eine Reaktion auf exakt diese These, die der US-Autor John Horgan als Titel seines Buches aus dem Jahr 1996 gewählt hatte).

Im Blattinneren wird diese Spitze dann ein wenig abgemildert, denn dort schreibt der “Wired”-Chefredakteur Chris Anderson nur noch vom “Ende der Theorie” im “Petabyte-Zeitalter”. Seine Argumentation ist, dass die massive Verfügbarkeit von Daten und vor allem die noch vor wenigen Jahren unvorstellbare Möglichkeit, diese Datenmassen – dank Google, vor allem – aufzubereiten, als seien sie eine einzige, umfassende Datenbank, die von Wissenschaftlern kultivierten Denkprozesse der Modellierung und Hypothesenbildung überflüssig gemacht haben. Zitat:

Petabytes allow us to say: “Correlation is enough.” We can stop looking for models. We can analyze the data without hypotheses about what it might show. We can throw the numbers into the biggest computing clusters the world has ever seen and let statistical algorithms find patterns where science cannot.

Aha. Und vermutlich ist die Antwort dann “42” … 😉

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Kommentare (4)

  1. #1 Soziobloge
    19. Juni 2008

    Da hat jemand wohl übersehen, dass ein statistischer Zusammenhang noch nichts über dessen Realitätsgehalt aussagt. Wenn dies das Ende des Denkens bedeutet, dann wirds Zeit für eine Veränderung.

  2. #2 Lila
    21. Juni 2008

    die Kunst des neuen Zeitalters ist, dass derselbe Datensatz herangezogen wird, um mehrere gegensätzliche sich gegenseitig ausschließende Hypothesen eindeutig und unumstößlich zu beweisen.

  3. #3 L. Carone
    23. Juni 2008

    Boah. Bei sowas geht mir die Hurschnur hoch. Was für ein Schwachsinn – also das Zitat – nicht der Artikel 😉 Mit so einer Einstellung kann man alles und nichts beweisen und Wissenschaft ist es schon mal gar nicht. Echte Wissenschaftler werden die Köpfe schütteln, weiterarbeiten und diese Großmäuler gepflegt ignorieren.

  4. #4 Fischer
    18. Juli 2008

    Was für ein Unfug.

    “Google’s founding philosophy is that we don’t know why this page is better than that one: If the statistics of incoming links say it is, that’s good enough. No semantic or causal analysis is required. That’s why Google can translate languages without actually “knowing” them.”

    Offensichtlich hat er das nicht ausprobiert. Dann wüsste er, welche Qualität die resultierende Übersetzung hat.
    Auf “Wissenschaft” dieser Qualität können wir sehr gut verzichten.