Ich lese gerade auf Associated Press, dass der Nasa-Klimatologe Jay Zwally damit rechnet, dass der Nordpol voraussichtlich im Sommer 2012 zum ersten Mal eisfrei sein wird. Bisher hatten selbst die größten Pessimisten diesen Verlust der arktischen Eiskappe nicht vor dem Jahr 2040 erwartet.

Doch das Abschmelzen des Polareises schreitet schneller voran denn je:

“Greenland’s ice sheet melted nearly 19 billion tons more than the previous high mark, and the volume of Arctic sea ice at summer’s end was half what it was just four years earlier, according to new NASA satellite data”,

schreibt Associated Press. Leider ist es gerade in den USA finstere Nacht (und eine bitterkalte dazu, wo selbst im kalifornischen San Jose – wo ich mich gerade aufhaltte, dankbar für meinen Wintermantel im Reisegepäck – die Temperaturen sich gerade noch über dem Gefrierpunkt halten können), daher wird es frühestens ein paar Stunden dauern, bis ich Zwally erreichen kann, um mehr von ihm darüber zu erfahren. Aber laut AP ist es für ihn ein dramatisches Signal, dass sich der Klimawandel beschleunigt hat:

“The Arctic is often cited as the canary in the coal mine for climate warming,” said Zwally, who as a teenager hauled coal. “Now as a sign of climate warming, the canary has died. It is time to start getting out of the coal mines.”

flattr this!

Kommentare (5)

  1. #1 Fischer
    12. Dezember 2007

    *Bisher hatten selbst die größten Pessimisten diesen Verlust der arktischen Eiskappe nicht vor dem Jahr 2040 erwartet.*

    Seit Sommer diesen Jahres war schon von 2020 die Rede.

    Aber 2012 ist natürlich noch ne Spur heftiger. Ich frag mich vor allem, was das für Grönland bedeutet. Bis jetzt sagen ja alle, die Eiskappe wäre noch auf Jahrhunderte stabil – aber Hand aufs Herz: Sicher ist das nicht.

  2. #2 A.Stewowitsch
    12. Dezember 2007

    *Bisher hatten selbst die größten Pessimisten diesen Verlust der arktischen Eiskappe nicht vor dem Jahr 2040 erwartet.*

    Es werden immer mehr Berichte von der Klimasituation veröffentlicht. Aus meine subjektiven Wahrnehmung ist jetzt der Zeitpunkt zum handeln gekommen. Aber irgendwie sind die Maßnahmen die vorgeschlagen werden nicht wirklich kurzfristig umzusetzen.
    Hier muss meiner Meinung nach beachtet werden, dass wir nicht immer nur blind und kurzfristig reagieren dürfen, sondern zum Bewussten agieren mit Verantwortung, für Vergangenheit,Zukunft,Gegenwart, Umwelt und Mensch übergehen sollten.
    Und dazu ist die intellektuelle Aufgabe der Wissenschaft nicht nur die Antworten zuliefern, sondern die Fragen zu formulieren, die unsere Weltbild und unser Verhalten verändern.
    In unser heutigen Gesellschaft gibt es das Undenkbare kaum noch – aber dieses Undenkbare ist so weit weg vom Alltag, dass damit zu flüchtig umgegangen wird.
    Nur die richtigen Fragen im „heute“ verändern das „Jetzt“ und setzen Impulse in der Gesellschaft, die etwas bewegen, wo Bewegung not tut.

  3. #3 Bankenaufsicht
    16. Dezember 2009

    Es gab letztes Jahr den kältesten Winter in der Antarktis …
    Das Eis ist wieder stark am zunehmen.

    Wie ist das zu erklären ?

    https://www.cbc.ca/technology/story/2008/02/15/arctic-ice.html

  4. #4 Jürgen Schönstein
    16. Dezember 2009

    @Bankenaufsicht
    Dafür gibt es sicher eine ganze Reihe von Gründen, die Klimatologen besser verstehen und erklären können als ich. Aber neben allen möglichen Faktoren – zum Beispiel dem, dass die Antarktis eine große Landmasse ist, während unter dem Eis des Nordpols nur ein Ozean zu finden ist – die ich mir vorstellen kann, sehe ich hauptsächlich ein Argument: den Unterschied zwischen Wetter und Klima. Wetter sind kurzfristige, aktuelle Erscheinungen, Klima hingegen lässt sich nur langfristig (in Jahrzehnten) definieren. Und das heißt auch, dass es duchaus kältere Winter geben kann, obwohl die langfristige Durchschnittstemperatur steigt (weil eben auch die Sommer heißer werden, und das vielleicht ein bisschen extremer als die Winter kälter werden). Das ist doch wie beim Bergwandern, wo man auf dem Weg zum Gipfel auch nicht nur auf-, sondern immer wieder auch mal abwärts klettern muss (schauen Sie sich einfach mal eine Gratlinie in den Alpen oder sonstwo an). Doch trotz dieser gelegentlichen Abstiege würde doch niemand denken, dass der Gipfel niedriger liegt als das Tal, aus dem man aufgestiegen ist, oder?

  5. #5 ff
    16. Dezember 2009

    @JS
    Das Wetter ist vom Klima insofern zu trennen, das es ein kurzfristiges Klimaphänomen ist. Die Trennung macht u.a. bei der Wettervorhersage Sinn, diese ist möglich, weil die bestimmenden Faktoren und deren Zusammenspiel näherungsweise bekannt sind und Algorythmen bereitstehen, die bei einer gewissen Fehlerquote die oben genannte Vorhersage erlaubt.

    Jahreszeiten fallen nicht mehr unter den Wetterbegriff.

    Ihre Argumentation zielt auf eine Ausweitung des Wetterbegriffs, so könnte beispielsweise der seit ca. zehn Jahren nicht mehr gemessene/bestätigte Erwärmungstrend als “Wetter” bezeichnet werden; letztlich alles, was sich mit den Prognosen bzgl. der behaupteten Erwärmungstendenz nicht deckt.

    Ich denke, dass so klar wird, dass Ihre Argumentation, dezent formuliert, neuartig ist.

    Das Erdklima ist in seiner Gesamtheit, im Gegensatz zum Wetter, ein “chaotisches”, also sehr komplexes System. Man ist (war) unter Wissenschaftlern der Meinung, dass solche Systeme nicht prognostizierbar sind. Hier hat sich einiges geändert.

    Allerdings gibt es bisher keine chaotischen Systemen gewidmeten Prognosen, die erfolgreich waren und aus wissenschaftlicher Sicht Bestand hatten.
    Was dadurch erklärt werden könnte, dass das Klimasystem dann eben nicht mehr chaotisch wäre; Klimatologen, die auf der Erwärmungstrendprognose beharren, behaupten nicht weniger, als dass das Klima nicht chaotisch im Sinne der üblichen Definition ist.

    Ergänzend zum Stand der Debatte zum Klima/”Wetter” abschliessend noch eine kleine Präsentation.

    Grüssli!
    ff