Über das Image von Wissenschaft in den Medien wurde auf den ScienceBlogs ja schon oft und leidenschaftlich diskutiert. Ein Negativ-Beispiel für eine – diesmal völlig unpolitische – Darstellung fiel mir am Wochenende im TV auf: Die neue Werbekampagne von Coca Cola.

i-032c4317df5cfce5d7f8169520fc5164-cola-01-thumb-512x381.jpg
i-b0f26f43f26cca461fd24e5439d59a48-cola-02-thumb-512x379.jpg

Ja, wenn böse Wissenschaftler Waffen entwickeln und gute Mütter Kuchen backen, ist das einfache Werbe-Weltbild in Ordnung. Wer wollte da so kleinlich sein nachzurechnen, ob das 36-Stück-Würfelzucker-pro-Flasche-Getränk nicht am Ende vielleicht einen eindrucksvolleren body count aufweist, als die Arbeit der meisten Waffenentwickler…

Die sprachliche Auswertung der völlig sinnbefreiten “bessere Welt”-Analogien á la “Während in Nordkorea fünf Sklavenarbeiter erschossen werden, laufen in Deutschland dreiundzwanzig Elektroautos vom Band” überlasse ich übrigens getrost dem Kollegen vom Sprachlog

Kommentare (22)

  1. #1 radicchio
    16. Mai 2011

    ziemlich übel. vor allem weil auch das wieder den gegensatz zwischen bösem verstand (mann) und gutem gefühl (frau) konstruiert.

  2. #2 Dietmar
    16. Mai 2011

    Entsetzlich ist für mich, dass die Werbung ja versucht, möglichst breite gesellschaftliche Meinungsbilder einzufangen, und dies ja auch recht erfolgreich. Wenn dieses Bild schon derartig verbreitet ist, macht das nicht froh.

  3. #3 Georg Hoffmann
    16. Mai 2011

    Also ich hab mitgesungen.

  4. #4 cydonia
    16. Mai 2011

    Sieh es positiv: immerhin wird Rüstung zweimal als Negativbeispiel gebracht. Das ist für einen Spot, der auch in den USA läuft, nicht schlecht.
    Und Coca hat immer noch seinen Firmensitz in Atlanta, auch Heimatstadt von Martin Luther King. Die Leute sind dort traditionell halt sehr christlich, und da ist das Beispiel von der bösen Wissenschaft, die alles Schöne kaputtmachen will, halt schneller gezogen und abgefeuert als man denken kann.
    Übrigens höre ich bei Diskussionen mit Kreationisten recht oft Schokoladenkuchenvergleiche. Der Schokoladenkuchen als Bollwerk gegen die eiskalte, rationale und unmenschliche Wissenschaft scheint inzwischen sowas wie ein kleines Mantra zu sein.
    Ein Beispiel von letzter Woche: ” Ja, Wissenschaftler können zwar genau erklären, wie ein Schokoladenkuchen zusammengesetzt ist, WARUM er gebacken wurde können sie aber nicht erklären!” Copyright liegt wahrscheinlich bei den Zeugen Jehovas, von denen ich das Beispiel bereits zum dritten Mal hörte.
    Es wäre also interessant, sich zu überlegen, was den Schokoladenkuchen als wissenschaftskritisches Instrument so attraktiv macht.

  5. #5 Anke Bebber
    16. Mai 2011

    Hm also ich als Schokoladenkuchenbackende Mama stehe völlig zwischen den Stühlen. Zum Glück gibts bei uns keine Cola, sondern Club Mate. 🙂

  6. #6 Ex-Esoteriker
    16. Mai 2011

    MMh…lecker…Schokoladenkuchen, am liebsten ein Schokoladenstreußelkuchen 🙂

    Aber Cola kann ich nicht leiden :-(, eklig süss und die Wespen haben dabei ihren Spaß.

    @ cydonia

    Ein Beispiel von letzter Woche: ” Ja, Wissenschaftler können zwar genau erklären, wie ein Schokoladenkuchen zusammengesetzt ist, WARUM er gebacken wurde können sie aber nicht erklären!”

    verstehe es nicht, natürlich kann ein Wissenschaftler erklähren, warum ein Kuchen backen kann oder nicht?

    Ach ja noch was, lieber “nur einen” Wissenschaftler, der eine Waffe entwickelt, als 1 Mio backende Schokoladenkuchenmamis, die Übergewicht und Diabetes verursachen.

  7. #7 Dietmar
    16. Mai 2011

    Schokoladenkuchen verursacht Diabetes?! Wie macht der DAS denn?

  8. #8 Daniel
    16. Mai 2011

    the cake is a lie

  9. #9 Elemmakil
    16. Mai 2011

    *Hust*, Coca-Cola… Zwar ein älterer Artikel aber dennoch interessant:
    Sieben Morde bei Coca Cola: https://www.heise.de/tp/artikel/11/11271/1.html

    Zum Spot: schulterzucken, weitergehen – jedes bisschen Blutdruck ist verschwendet
    Klar es zeigt die Wahrnehmung, aber niemand bildet sich aufgrund eines Fernsehspots eine Meinung.

  10. #10 XYZ
    16. Mai 2011

    dazu sei gesagt, ich bin ja durchaus Wissenschaftsfreund, aber tolle neue Waffen die immer effizienter / immer mehr Menschen umbringen können müssen dann trotzdem nicht sein. Eventuell hätten die Leute, die die neuen Stealth Helikopter gebaut haben, mit denen z.b. neulich Osama umgebracht worden ist, auch besser Schokoladenkuchen backen sollen. Hätten Sie der Welt jedenfalls mehr Freude mit gebracht, als mit Mord und Totschlag.

  11. #11 radicchio
    16. Mai 2011

    … ich bin ja durchaus Wissenschaftsfreund, aber tolle neue Waffen die immer effizienter / immer mehr Menschen umbringen können müssen dann trotzdem nicht sein

    über die waffen sind wir einig. nicht aber über die generalisierende gleichsetzung waffen=wissenschaft bzw. wissenschaft=waffen, die du in deinem satz auch herstellst.

  12. #12 rolak
    16. Mai 2011

    niemand bildet sich aufgrund eines Fernsehspots eine Meinung.

    Steile These, Elemmakil, wenn ich es recht erinnere, ist genau dies der Sinn eines Werbespots: Zu erreichen daß zumindest bei einem Teil der Zuseher beim nächsten Einkauf die bisherige Entscheidung geändert wird.
    Abgesehen davon fände ich es schon schlecht genug, wenn ein bestehendes Vor- bzw Falschurteil zementiert würde.

  13. #13 nihil jie
    16. Mai 2011

    Bei Bau einer solchen Rakete sind auch andere Berufsgruppen beteiligt auch Ingenieure aus allen möglichen Bereichen, Zusteller, Andere Firmen die eigentlich kaum etwas direkt mit den Bau zu tun haben usw. Wer weiss… vielleicht arbeitet einer der kuchenbackenden Mütter in einer Firma in der z.B. elektronische Bauteile gefertigt werden, die irgend wo in der Elektronik einer solcher Rakete gebraucht und eingebaut werden.

    Eine ganze Berufsgruppe deswegen in die Sippenhaft zu nehmen ist etwas weit übers ziel geschossen. In erster Linie ist das ein politisches und ökonomisches Problem. Ein Wissenschaftler der irgend wo arbeitet ist daran weniger deswegen beteiligt weil er das als so was erstrebenswertes ansieht sondern weil solche Arbeitgeber gut zahlen. Das Geschäft mit Waffen und Kriegen zählt heute zu den lukrativsten… wie schon eigentlich seit je und her bloss unter anderen Gesichtspunkten. Wie aber die Wissenschaftler die an solchen Dingen arbeiten das mit ihren gewissen vereinbaren können das ist mir schon ein Rätsel. Weiss ich einfach nicht… kenne auch keinen der das tut und ich kenne auch einige Wissenschaftler in meinem Freundeskreis.

    Unter Benutzung solcher Muster könnte man auch gleich auch die Security Leute, die die Firmen beschäftigen in Rechenschaft ziehen wie auch Zusteller, haufenweise Kleiner Firmen usw usw usw. Aber wie Dietmar schon am Anfang des Blogs schreib…

    Entsetzlich ist für mich, dass die Werbung ja versucht, möglichst breite gesellschaftliche Meinungsbilder einzufangen, und dies ja auch recht erfolgreich.

    so denke ich auch da drüber. Und manchmal habe ich auch so das Gefühl, dass sie alles mögliche auf die Leinwand klatschen ohne sich irgend welche Gedanken über irgend welche Zusammenhänge zu machen.

  14. #14 nihil jie
    16. Mai 2011

    @Georg Hoffmann

    Also ich hab mitgesungen.

    Ich eher nicht… ist mich nicht Punk genug 😉

  15. #15 Stefan W.
    17. Mai 2011

    Cola enthält kaum mehr Zucker, als 100%iger Apfelsaft, Orangensaft, und anderer Süßkram.

    Gut – Apfelsaft hat dafür einiges an Vitaminen, aber dafür hat Cola Coffeein – auch nicht schlecht.

  16. #16 Philipp G.
    17. Mai 2011

    Um den Spot so ernst zu nehmen wie er es verdient:

    Die Frage ist, was sagt uns diese Statistik?
    Auf 1e6 Schokokuchen kommen 1e0 neuentwickelte Waffen.

    Sagen wir, 1e9 Mütter leben in Kulturkreisen, in denen man Schokokuchen bäckt. (Japan, USA, EU+Kulturepigonen), und jede Mutter bäckt mindestens für jedes Kind das sie hat einen Schokokuchen pro Jahr. Wären, bei der Anahme, das die Durchschnittsmutter aus diesem Kulturkreis 2 Kinder hat, 2e9 Schokokuchen. 2e9/1e6=2000 neuentwickelte Waffensysteme pro Jahr. Uiuiui.

    Die Mütter die ich kenne, backen aber häufiger – bis zu einmal die Woche. Das wären dann 1e9*52/1e6=52000 neuentwickelte Waffensysteme.
    Kommt mir auch unwahrscheinlich vor.

    Es kann natürlich sein, das die Daten sich nur auf Mütter in den USA beziehen, ich würde schätzen, in den USA leben ungefähr 1e8 Mütter, wären 200 neue Waffensysteme pro Jahr in den USA, wenn jede Mutter 2 Kinder hat und für jedes Kind einen Schokokuchen/Geburtstag bäckt.

    Wären immer noch jede Menge.

    Kann natürlich auch sein, das “eine neue Waffe” nur bedeutet, ein bestehendes Waffensystem zu modifizieren.

    Zusammengefasst finde ich die Zahlen fragwürdig.

  17. #17 Chris
    17. Mai 2011

    Also mir gehen solche Klischees mächtig auf die Nerven. Hätte ich zuviel Zeit, würde ich ein Gegenvideo machen, 1 Forscher hat Penicillin entdeckt und Milliarden Menschen gerettet,….

  18. #19 Benny
    17. Mai 2011

    Was passiert eigentlich wenn die bösen Wissenschaftler währenddessen Cola trinken und Muddis Schokokuchen essen? Ist dann die CCC und Muddi auch schuld am Massenmord?

  19. #20 BreitSide
    17. Mai 2011

    xxx

  20. #21 asdf
    17. Mai 2011

    Oh je,
    ich würds nicht so ernst und persönlich nehmen.
    Mir hat die Werbung irgendwie gefallen, und das Letzte woran ich bei den
    “Wissenschaftlern” gedacht hab waren Astronomen, Ärzte,Physiker,Geologen usw.

    Ich behaupt mal frei heraus daß 99% der Leute die diesen Spot sehen nun kein anderes Bild über Wissenschaftler haben.

    Ihr denkt viel zu viel nach!!1!!1!11 😉

  21. #22 g.k.
    1. Juli 2011

    Wie schööön!!! Cola light enthält Aspartam-schon gehört? -wie gesund!!!!!! Nur das “Beste” ist gut genug!!!!!