i-c9807be0ba34581ef12654c5a31d174c-IMG_2727_Steckdose_Auto_klein.jpgEine Million Elektroautos sollen bis 2020 auf den Straßen fahren, das wünscht sich zumindest die Bundesregierung. Aber was erwarten eigentlich die Käufer bzw. Fahrer? Und wie genau funktioniert dann das Aufladen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unter anderem Wilhelm Kistner von der Leuphana Universität Lüneburg.

Von Markus Gärtner

Er geht nach anderen Prognosen sogar davon aus, dass in zehn Jahren der Anteil der Elektroautos auf zehn Prozent ansteigt. Das Elektroauto bleibt jedoch vorerst ein Nischenprodukt und wird eher nur für kurze Strecken genutzt, die klassischen Antriebe sind weiterhin unverzichtbar.

Wie lange bleibt das Elektroauto ein Nischenprodukt?

Ergebnisse aus Umfragen bestätigen das: So benötigen von den 20-29-Jährigen 80 Prozent kein Auto in der Stadt. Nicht mal als Statusobjekt taugt der Wagen noch, für die meisten Jugendlichen sind Handy und Netz wichtiger. Die Menschen sind also nicht mehr so an das Automobil gebunden, sondern wollen es lieber flexibel nutzen (z.B. Carsharing) und vor allem die Übersicht über die Kosten behalten. Man müsse einen Markt entwickeln und den Käufern einen Mehrwert bieten, so Kistner.


Der Mehrwert von Elektroautos

Mehr Wert bekommt ein Elektroauto auch durch zusätzliche Funktionen, darauf weist Martin Braun vom Fraunhofer-Institut für Energiesystemtechnik hin. Aufgrund der Speichermöglichkeit der Batterien ergeben sich für den Verbraucher vielfältige Möglichkeiten, so könnte er unter anderem mithelfen, die Belastung des Stromnetzes zu kontrollieren und beim Ausfall eines Stromnetzes in kleinerem Umfang sogar als Notversorger auftreten.

Drei Strategien der Aufladung von E-Mobilen.

Für das Aufladen des Elektroautos differenziert er zwischen drei verschiedenen Strategien. Aufladen, wann man will, ist wohl die vom Kunden präferierte Version, aber nicht optimal für das Netz, da es dann zu starken Unterschieden in der Energiebilanz kommen würde. Um das zu umgehen, könnten Energieversorger zu bestimmten Zeiten billigeren Strom anbieten, um so das Netz ausgewogen zu belasten – die zweite Version. Bei einer dritten Variante würden alle Verbraucher die selbe, eventuell minimale Aufladung bekommen, das wäre allerdings die kundenunfreundlichste Alternative.

Die meisten Menschen würden wohl aufgrund der langen Ladezeit ihr Auto zu Hause aufladen, diese Variante vergleicht Benedikt Lunz von der Uni Aachen mit dem Angebot einer Station im öffentlichen Raum. Mit den 3,7 Kilowatt aus der heimischen Steckdose könnte man pro Stunde im Durchschnitt etwa 20 Kilometer Reichweite „laden”, bei einer Station wären 44 Kilowatt möglich, mit denen das Auto nach einer Stunde Ladung rund 240 Kilometer fahren könnte. Doch selbst wenn man zu Hause nur nachts aufladen könnte, wären laut einer Umfrage 86 Prozent aller Fahrten möglich. Besonders für die Menschen, die auf der Straße parken und nicht in einer Garage, die so genannten Laternenparker, müssen Lösungen gefunden werden. Gerade hier gibt es viele Hürden, nicht zuletzt die Zuständigkeiten und Genehmigungen. Andere Möglichkeiten, die Batterie zu laden wären am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder in Freizeitstätten, wobei bei letzteren hohe Investitionskosten anfallen.

Kommentare (10)

  1. #1 Torsten Werner
    November 9, 2010

    Nach Abschaltung der Kernkraftwerke werden wir die E-Autos nachts mit Solarstrom laden, oder?

  2. #2 BreitSide
    November 10, 2010

    Au weia, die Hochintelligenz hat zugeschlagen.

    Zum Beitrag: schön, dass man hier auch etwas über dieses Gebiet erfährt, was uns in den näxten Jahren erheblich beschäftigen wird.

    Ich sehe übrigens in den Ladestationen nicht die große Herausforderung. Steckdosen für Haushaltsstrom und auch für Kraftstrom sind ja nicht sooo teuer, auch nicht wetterfeste (IP 54). Und die Abrechnung sollte doch durch Netzimpulse machbar sein: jedes Auto/jeder Akku hat eine ID-Nr, die er übers Netz an die Abrechnungsstelle schickt.

    Könnte nicht jede Straßenlaterne so ausgerüstet werden?

    Die Ladevarianten lassen sich ja trefflich über den Preis steuern: ich gebe ein, zu wieviel % der Akku zu welchem Zeitpunkt mindestens/höchstens geladen sein soll, und der “intelligente Stromzähler” wählt für mich den billigsten Pfad. Der dann für den Stromversorger auch der günstigste ist. Wer immer spontan mit vollem Akku losfahren können will, muss halt dafür zahlen.

  3. #3 Newton
    November 11, 2010

    Ich glaube nicht, dass E-Auto für die Mehrheit eine Alternative sind.
    Großstädte fallen ja wohl weg. Oder wird jeder Anwohnerparkplatz mit einer Steckdose ausgestattet werden? Dann steht man jedes Mal woanders…
    Ich bin in Köln geboren und wohne nun etwas ländlicher, da habe viele ein eigenes Haus wo sie auch einen festen Parkplatz auf dem eigenen Grundstück haben oder eine Garage.
    Dann geht’s für jeden morgens zur Arbeit und da gibt es dann auch keine “festen” Parkplätze…
    Demnächst bekommt dann jeder Hausbesitzer noch die Kosten für öffentliche Streckdosen + Abrechnungssystem aufgebrummt!
    Dank Energie Mutis steigen die Preise für Strom ebenfalls weiter… Ich denke das mit der Mobilität hat sich bald erledigt.

  4. #4 Mr. Q
    November 15, 2010

    @Torsten Werner: um die Frage mal zu beantworten, obwohl ich nicht ganz sicher bin, dass es sich hier nicht um einen Witz handelt: Die Abschaltung der Kernkraftwerke dauert, nicht zuletzt dank eines “Geniestreichs” von CDU und FDP nocht etliche Jahre. ABER wer umweltbewusst Elektroauto fahren möchte, lädt es aus erneuerbaren Energien, das kann z.B. von Wind-, Solar-, oder Wasserkraftwerken kommen. Aber Nachts scheint selten die Sonne, daher wohl kaum mit Sonnenenergie 😉

    @Newton: Das mit dem mangelnden Platz ist durchaus ein logistisches Problem bei der Aufladung. Für Privatleute heißt das, entweder muss das Ladesäulennetz in der Stadt viel weiter ausgebaut werden, oder man hat einen guten Arbeitgeber, der auf dem Firmengelände Ladestationen bereithält. Ansonsten sehe ich jedoch schon die Stadt als ersten wichtigen Anlaufpunkt für Elektroautos.
    1. Fuhrparks von Firmen könnten eine wichtige Rolle spielen
    2. öffentliche Transportmittel wie Taxis, Busse etc. könnten auf Elektromobilität umsteigen
    3. Car-Sharing wäre ein interessante Option, gerade für Jüngere, die auch eher zum Umdenken bereit sind

    Und auch wenn unsere 4 Energieriesen gerne Geld schäffeln, wird der Strompreis auf absehbare Zeit weit unter dem Benzinpreis bleiben, welcher in den nächsten Jahren wohl eher exponentiell steigt. Weshalb sich unter diesem Gesichtspunkt ein Umstieg auf Elektroautos definitiv lohnt.

  5. #5 Newton
    November 16, 2010

    @Mr.Q
    Das sind doch alles Wunschträume ohne realität.
    1. Fuhrparks Firmen
    Unsere Firma gibt pro Standort 1.2mio € aus und die Leute fahren meist alle weit und sind mehrere Tage nicht vor Ort.
    2 Für Taxis und Busse ist es wohl überhaupt keine Alternative, da Busse schon viel länger fahren und schwerer sind und damit mehr Strom brauchen. Ein Bus, der heute z.B. mit Gas fährt, muss mit dem Gas schon einen Tag lang auskommen. Der kann dann nicht alle 2 Stunden für 3 Stunden Pause machen.
    Ein Taxi fährt wenig Langstrecken dafür viele kurzstrecken.
    Soll der quasi permanent an der Dose hängen? Das wird der Akku nicht lange mitmachen.
    3. Car-Sharing – Das gleiche. Wenn ich so ein Auto für ein oder zwei h miete, soll es dann für 5h erstmal komplett entladen werden, damit es wieder voll geladen werden kann ohne das der Akku kauppt ist oder soll der zweite vielleicht zwischendurch laden?

    Es braucht deutlich neue und bessere Akkus, damit sich das durchsetzt.
    Und bis der Benzinpreis so hoch ist, dass sich das keiner mehr leisten kann, da braucht es doch noch eine Weile.
    Schau Dir doch die Preise an. Super 1,40€/l
    Das ist doch lächerlich geschenkt! Früher wollten die Grünen 5DM pro l. Da hätte es angefangen weh zu tun.
    Selbst bei 3€ werden noch genug fahren da die Anschaffung für ein E Auto zu hoch sind. Nach ein bis zwei Jahren ist der Akku im Eimer und dann?
    Hätte wirklich jeder ein E Auto, dann will ich aber mal sehen was bei den Schrotthändlern mit den alten Akkus passiert. Alles Sondermüll.
    Ohne weitere Entwicklung sind die E Autos doch jetzt schon das nächste Problem und keine Lösung für irgendwas.

  6. #6 Mr. Q
    November 16, 2010

    @Newton
    Gerade Taxis mit ihren vielen Kurzstrecken sind doch ideal und kommen dem Fahrverhalten von Elektroautos entgegen. Innerstädtisch, mit viel Stop and Go entlädt sich der Akku nicht so schnell, wie bspw. auf Langstrecken mit hohem Tempo. Man muss ja nicht alle fünf Minuten an die Ladesäule, sondern schlimmstenfalls erst dann, wenn der Akku nur noch 10-20% seiner Energie hat. Das wäre für die Mittagspause, oder die üblichen Wartezeiten gut. Vorausgesetzt es gibt an den üblichen Stellplätzen Ladesäulen.
    Was andere öffentliche Transportmittel wie Busse angeht, so sind diese zwar größer und schwerer, bieten aber auch mehr Raum für die Unterbringung von Batterien. Busendhaltestationen, an denen auch mehr als 5 Minuten gestanden wird mit Schnellladestationen ausgerüstet, können einen solchen Bus innerhalb einer halben Stunde/Stunde wieder fit für die Weiterfahrt machen.

    Und was das Recycling der Batterien anbelangt, so hat gerade Deutschland ein gewisses Know-How, allein die Erfahrungen der letzten Jahre mit Notebook- und Handyakkus.

    Natürlich muss noch einiges verbessert werden, was die Dauerleistung bspw. betrifft. Doch die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen und wir können doch nicht mit der Umstellung warten, bis der letzte Tropfen Öl gefördert wurde und 5€ oder mehr pro Liter kostet.

  7. #7 Newton
    November 16, 2010

    @Mr.Q
    Gerade Taxis sind dafür nicht ideal.
    Klar für jemanden, der nicht weiß wie viel ein Taxi so fährt schon.
    Kauf Dir mal eine Maus Keyboardkombination mit Akku.
    Du wirst feststellen, dass Du nur während der Zeit wo Du die Tastatur benutzt, feststellst, dass Du die Tastatur nachladen musst. Das wird meist dann sein wenn Du sie brauchst.
    Jetzt musst Du Dir nur noch vorstellen, dass so ein Taxi nicht noch bis Abends durchhält wie Deine Tastatur sondern tatsächlich JETZT nachladen muss. Was dann wieder ein paar Stunden kostet.
    Und das Problem hast Du dann jeden Tag.
    Frag mal einen Taxifahrer wie viel er am Tag so fährt und wie lange er dafür braucht.
    Dann versuch mal dazwischen ein paar Ladezyklen zu stecken.

    Zum Thema schnellladen für 5 Minuten. Wie soll das gehen? Da steht dann überall eine Roboter Arm oder eine Oberleitung an jeder Haltestelle?
    Mal davon abgesehen, dass das wohl nicht gerade toll ist für einen Akku.

    Thema Recycling. Hast Du Dir mal das deutsche knowhow angesehen und die nicht entsorgbaren Sondermüllreste? Wohl nicht…

    Das ist alles so ein schönes Theoretisches Thema. All Deine Argumente könnte man auch bei den Wasserstoffautos wiederfinden. Trotzdem scheitert auch hier die praktische Umsetzung. Es reicht halt nicht bei all den tollen Vorteilen zu sagen, “Der Buss hat auch Platz für mehr Akkus”
    Frag mal Leute vom Fach dazu. Da kommen ein paar Kilos zusammen.
    Da aktuelle Busse mit Neigetechnik im Unteraum keinen Platz für irgendwelche Tanks haben, werden z.B. Gastanks oberhalb verbaut. Wenn man jetzt das ganze Dach mit Akkus vollpflastert, verschiebt sich der Schwerpunkt des Busses. Die Seiten müssen versstärkt werden, Bremsen usw. Es geht eine Gefahr von den Akkus im Falles eines Unfalles aus. Wenn die vom Dach kommen oder das Dach einstürtzt, möchte ich nicht darunter stehen. Da wird der TÜV einige Sicherheitsanforderungen stellen die sich wohl eher negativ auf die Enerieffizienz auswirken werden.

  8. #8 Mr. Q
    November 16, 2010

    @Newton
    Gut, dann kommen wir doch von der Therie ein wenig ab und wenden uns einem praktischen Test zu.
    Better Place hat in Tokyo sein Battery-Swap Konzept bei Taxis exemplarisch eingesetzt. In ein paar Minuten können die Batterien getauscht werden und der Taxifahrer wieder seinen Dienst aufnehmen. Rund 60.000 Taxis sind in Tokyo unterwegs und haben jährlich einen CO2-Ausstoß von mehr als einer Million Tonnen und Spritkosten von 600 Millionen Dollar (laut Better Place). Ich denke das man hier auch mit geringer Vorstellungskraft nachvollziehen kann, welche Einsparungen ein Elektrofahrzeug, ein Elektrotaxi, einbringen kann.
    Und richtig, jetzt kommt das Argument: Dann müssen doch Wechselstationen gebaut werden. Ja, klar! 300 Stück in etwa. Aber Tankstellen sind meines Wissens auch nicht aus dem Boden geschossen 😉 Und was das Verlegen von Stromkabeln anbelangt. Teilweise sind sie schon verlegt, oder müssen nachgerüstet werden. Dem Stimme ich zu. Tankstellen müssen wieder und wieder mit Treibstoff befüllt werden. Ich verbrauche also Benzin um Benzin an den gewünschten Ort zu bringen. Ob das nun auf Dauer effizienter ist, als einmalig eine Ladestation zu errichten, wage ich zu bezweifeln.

    Du hast recht. Elektroautos sind sicher noch nicht voll ausgereift. Aber das waren Dieselmotoren, oder Benziner zu Beginn doch auch nicht. Dennoch liegen sie schon jetzt was Unterhaltskosten (bei der Fahrt oder z.B. der Wartung) anbelangt vor Verbrennungsmotoren. Das Reichweiten und Infrastruktur noch ausgebaut werden müssen, ist doch keine Frage.

    Aber um hier noch mal den Bogen zu schließen. Benzin wird teurer. Es geht sogar zu neige und daher muss man rechtzeitig und nicht erst im letzten Moment auf Alternativen umsatteln. Und Akkus werden noch besser, sicherer und leistungsfähiger. Dennoch genügen schon jetzige Modelle für die meisten Menschen im Alltag, wie z.B. die BMW-E-Mini Studie gezeigt hat.

  9. #9 Newton
    November 16, 2010

    @Mr.Q
    Ja die Studie ist nicht neu.
    Aber auch nicht übertragbar, da in Tokyo so ziemlich jedes Taxi der KAO Corporation gehört.
    Solche Verhältnisse haben wir in Deutschland jedoch nicht! Hier gibt es viele kleine Unternehmer mit 5 Taxen oder selbständige mit einem Taxi.
    Dessweiteren ist Taxifahren in Tokyo auch sehr sehr teuer, so dass sich das dort bezahlt macht. (Die Fahrer bekommen natürlich nicht so viel)
    Ja ich gebe Dir recht. Es spart da CO2 ein allerdings auf kosten der kleinen und der unternehmerischen Freiheit.

    Um mal meinen Bogen zu schließen. Benzin wird teurer. Es geht sogar zu neige und daher muss man reichtzeitig auf eine ausgereifte Technik ausweichen und nicht bei jedem Hype auf jeder Welle mitfahren. (Siehe Wasserstoff)

    Bis der Akku sicher und leistungsfähig genug ist, ist noch ein Menge Zeit nötig.

  10. #10 Mr. Q
    November 16, 2010

    @Newton
    Dann haben wir jetzt wohl den kleinsten, gemeinsamen Nenner gefunden. Wir sind uns beide einig, dass sich etwas ändern muss, zwangsläufig.
    Das ist doch schon mal was.

    Ausgereift sind Elektroautos wahrlich noch nicht und die Batterien ebenso wenig. Aber wir stehen ja auch erst am Anfang. Und für Vorschläge zu ausgereiften Alternativen bin ich auch jederzeit offen.

    Und was die Menge an Zeit betrifft, bis Elektroautos, bzw. Batterien ausgereift sind, sind wir wohl unterschiedlicher Meinung. Wer möchte, kann schon jetzt “elektrifiziert” fahren im Alltag. Für lange Reichweiten bedarf es allerdings noch weiterer Anstrengung.